Galwer MatmiNn.
Donnerstag KeiLagr zu Uv. 46» 23. Marz 1905.
Der Spion.
Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Grosse.
(Fonsetzung.)
Damit nahm Sherwood eine ihm in Petersburg ausgestellte Podoroshna auS der Tasche und überreichte sie mir. Sie war für alle Städte des russischen Reiches auf drei Monate gütig und verpflichtete di« Posthalter, ihm Kurierpferde zu geben.
„Sie sehen jetzt, Herr Oberst, daß ich Ihnen ein Staatsgeheimnis entdeckt habe," sagte er, „und nur deshalb, weil Sie mich dazu gezwungen haben; aber dabei haben Sie zugleich die Verpflichtung übernommen, unerbrkchlichek Schweigen zu bewahre». Jetzt bin ich zu Ende, Herr Oberst. Handeln Sie nach Ihrem Gutdünken."
Nach all diesen Mitteilungen und Beweisen hatte ich keine Ursache mehr, irgend einen Zweifel in Sherwoods Angaben zu setzen, ja, ich gestehe, daß sein eigentümliches Auftreten vor dem Kaiser und seine männliche Haltung vor dem allmächtigen Grafen ihm meme ganze Sympatie wiedergewonnen hatte.
Gleichwohl konnte es mir kein besonderer Gewinn sein, Mitwisser eines so wichtigen Staatsgeheimnisses geworden zu sein. Als solcher trat ich gewiffer- maßen mit einem immerhin unberechenbaren und gefährlichen Mensche» in Gemeinschaft und gab mich in seine Hände.
Um nicht ebenfalls in diese verhängnisvolle Lage verwickelt zu werden, mußte ich mich mit äußerster Vorsicht benehmen und hielt eS für nötig, das äußerste Erstaunen erkennen zu geben. — Auf Sherwoods Gesicht sprach sich eine gewisse Selbstzufriedenheit und die Begierde auS, zu erforschen, wozu ich mich entschließen werde. Seine Augen folgten gierig allen meinen Bewegungen.
„Ohne weiter in die Beurteilung Ihrer Motive einzugehen," sagte ich, „will ich gern zugeben, daß Sie Ihre Pflicht erfüllt und dem Kaiser und Staat einen großen Dienst erwiesen haben, gewiß eins sehr lobenswerte Handlung. An Ihrer Stelle hätte ich ebsnso verfahren müssen. Jetzt bleibt Ihnen nichts zu tun übrig, als konsequent zu sein, wenn es mir auch dunkel ist, wie Sie auf der einmal betretene» gefährlichen Bah» fortgehe» wolle». Sir haben es dabei nicht mit dem Kaiser allein, Sie haben cS mit seinem despotischen Minister zu tun. WaS mich betrifft, so muß ich bitten, verwickeln Sie mich nicht in eine
mir völlig fremde Sache und verlangen Sie auch keinen, Ihnen übrigens völlig unnützen, Beistand von mir. Ihre Beschäftigung in der Kanzlei könne» Sie einfleken oder nach Belieben fortsetzen, das hängt ganz von Ihnen ab. Allerdings interessiert es mich, zu wissen, war Sie nun zunächst tun wollen."
„Das möchte ich nun eben von Ihnen hören, Herr Oberst," erwiderte er. „Der Kaiser hat mir überlassen, als ein Christ zu handeln. Ich werde also den Kampf mit dem Grafen Araktschejef aufnehmen, um die Verschwörung aufzulösen. Aber hier bin ich auf dem Punkt, wo ich mich nicht weiter wage, denn andererseits muß ich fürchten, daß mir der Graf keine Zeit läßt, sondern selbstständig handeln wird. Daß die Revue in Belaja-Tscherkow aufgeschoben ist, wie Sie selbst nun wissen, beweist zwar, daß man meinem Rat gefolgt hat, und ich hoffe, inzwischen meine Fäden spielen zu lassen.
„Wissen Sie denn, ich habe bereits dem General Lwowitsch, Licharew, Sochatzki, vor allen Bulgari und WadkowSki anonyme Warnungen zugeschickt mit der Weisung, sofort Urlaub zu nehmen und abzureisen — höchst ernstgemeinte Warnungen — hier sehen Sie das Formular dazu" — und er zog ein Blatt Papier heraus, welches er mir hinreichte."
Ich las: „Den Bundesbrüdern zur Nachricht: Kaiser Alexander weiß alle-, was im Vereine deS öffentlichen Heils beschlossen worden. Stellen Sie sofort alle Unternehmungen ein, und der Kaiser wird Ihnen verzeihen, denn er will Ihr Verderben nicht. Nehmen Sie so schnell als möglich Urlaub und reisen Eie ins Ausland. Dies ist Ihre einzige Rettung."
„Ich weiß," sagte Sherwood. „die meisten werden diesem Rat folgen, und so wird die glimmende Bombe gelöscht, bevor sie platzt."
„Ihre Schlauheit in allen Ehren," erwiderte ich, „aber Ihr Mittel scheint mir bedenklich aus hundert Gründen; doch mögen Sie eS immerhin versuchen. Eines aber finde ich wunderbar, daß Sie Ihr eigenes Interesse ganz vergessen haben. Sie hätten den günstigen Augenblick benützen sollen —"
„Da aber fuhr Sherwood fast heftig auf: „Ich bin ein Gentleman, Herr Oberst, und was meine Wünsche betrifft, so können nur Sie mir helfen."
„Das heißt?
„Führen Sie eS aus, was Sie mir vor einer Stunde selbst anboten — die Versöhnung mit meinem Schwiegervater."
„Recht gern, mein Bester, und so bald als Sie eS wünschen. ES freut mich, daß ich Ihnen gefällig sein kann. Ich will an Uschakoff schreiben."
(Fortsetzung folgt.)
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