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und fragt an, ob es nicht möglich sei, China zur Erfüllung seiner Pflicht anzuhalten. Abg. Storz (südd. Vp.) wünscht Aufklärung, ob es notwendig sei, das Expeditionskorps noch weiter beizubehalten. Staatssekretär v. Richthofen macht in dieser Angelegenheit vertrauliche Mitteilungen. Ein Regierungskommissar teilte mit, daß über die Auslegung des Pekinger Friedensprotokolls Meinungs- Verschiedenheiten obwalten, welche sich auf dis Art der Bezahlung bezögen. China habe in Silber bezahlt, während es in Gold bezahlen sollte. Indessen habe China die Differenzen ausgeglichen. Eine Verständigung sei indes zu erwarten. Auf eine weitere Anfrage erwidert der Staatssekretär, die Zurückziehung der Truppen werde erfolgen, sobald sich hiezu die Möglichkeit biete. Darauf wird der Etat sowie eine große Reihe anderer Positionen genehmigt. Morgen kleinere Etats.
Petersburg, 20. März. Hier macht sich neuerdings eine Bewegung bemerkbar, die darauf abzielt, den Zaren zu veranlassen, den Krieg gegen Japan als einen heiligen Krieg zu erklären. Dadurch sollen die außerordentlich reichen Klöster zur Hergabe ihrer Schätze bewogen werden. Das Gesamtkapital der Klöster wird auf 7 Milliarden Rubel geschätzt.
P e tersburg, 21. März. Das Schicksal des Generals Griepenberg gestaltet sich für diesen wenig erfreulich. Er ist zum Mitglied des Alexander-Comitös für Verwundete ernannt und damit kalt gestellt worden. Sein plötzlicher Entschluß, die Armee im kritischen Moment zu verlassen, wird hier noch immer stark verurteilt.
Madrid, 21. März. In ganz Südspanien dauert die Trockenheit an, die Hoffnung auf Regen ist geschwunden. Die Saaten find verloren. Furchtbares Elend herrscht unter den Landarbeitern, die der Verzweiflung nahe find. Viele sind bereits verhungert.
Tanger, 20. März. Die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm am 31. März hier eintreffen wird, verursacht hier unbeschreiblichen Enthusiasmus. Deutsche, Marokkaner, Juden und Spanier planen großartige Ovationen. Schon jetzt find verschiedene Kommissionen ernannt worden, die für die Ausschmückung der Straßen sorgen sollen.
New-Jork, 21. März. Präsident Castro beschlagnahmte die Naricaal-Minen, die
den verbündeten Flotten im Jahre 1902 Kohlen lieferten. Italien dürfte nunmehr ebenfalls diplomatische Schritte unternehmen. Die Bundes-Regie- rung hat die Möglichkeit einer amerikanischen Flotten- Demonstration längst erwogen. Die Entsendung des Kreuzers Colorado in das karaibische Meer wird als Einleitung dazu angesehen.
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Petersburg, 21. März. Gestern wurde in Zarskoje Selo unter dem Vorsitz des Generals Dragomirow ein Kriegsrat abgeholten, in welchem über die eventuelle Fortsetzung oder Beendigung des Krieges beraten wurde. Nach längerer Debatte, an welcher sich alle Mitglieder des Kriegsratcs beteiligten, wurde die Fortsetzung des Krieges mit allen gegen eine Stimme beschlossen. Der diesbezügliche Antrag besagt, daß der Krieg fortgesetzt werden müsse, obgleich die Aussichten auf Erfolg äußerst gering seien. Durch die sofortige Mobilmachung werde jedoch das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Jedenfalls dürfte die Tatsache, daß 300—400 000 Mann neuer russischer Truppen demnächst auf dem Kriegsschauplätze erscheinen werden, die Japaner zum Nachgeben veranlassen.
Petersburg, 21. März. Zur Betrauung Kuropatkins mit dem Kommando der 1. mandschurischen Armee werden folgende Einzelheiten bekannt: Kuropatkin befand sich bereits auf dem Heimwege nach Europa, als er plötzlich umkehrte. Nach einer Unterredung mit General Linjewitsch sandte er ein in rührenden Worten abgefaßtes Telegramm an den Zaren, in dem er sagte, es sei ihm unmöglich, den Kriegsschauplatz zu verlassen, der ihm heilig sei. Er sei bereit, als einfacher Soldat dort zu verbleiben und bitte den Zaren, ihn mit dem freigewordenen Kommando der 1. Armee zu betrauen. Er hofft, dadurch Gelegenheit zu bekommen, seinen Ruf als Heerführer wieder herzustellen. General Linjewitsch sandte ebenfalls ein Telegramm an den Zaren in dem er die Bitte Kuropatkins unterstützte, worauf eine zustimmende Antwort des Zaren erfolgte. Kuropatkins Vorgehen hat in militärischen wie in privaten Kreisen die größte Sympathie für ihn hervorgerufen.
Petersburg, 21. März. Die Nowoje Wremia meldet aus Gunschulin, die russische Armee gehe unter leichten Nachhutgefechten zurück und be
finde sich 40 Km. nördlich von Tieling. Die Japaner find scheinbar ermattet und folgen langsam. Beim Rückzug zerstören und brennen die Russen alles nieder, Brücken, Häuser und Niederlagen in den Dörfern.
Paris, 20. März. Der Petersburger Korrespondent des Echo de Paris berichtet in bestimmter Form, daß Kuropatkin vor einem Monat verlangt habe, den Rückzug vor Mulden antreten zu dürfen. Der Zar verweigerte die Erlaubnis und befahl Kuropatkin, anzugreifen. Kuropatkin sandte später seine Demission, die abgelehnt wurde und erhielt abermals den Befehl zum Angriff. Er traf seine Maßnahmen, aber der Angriff der Japaner kam ihm zuvor. Der Korrespondent fügt hinzu, es seien binnen Kurzem einige sensationelle Enthüllungen zu erwarten.
P aris, 21. März. Der Spezialkorrespondent des „Petit Parisien" will aus Petersburg erfahren hoben, daß General Linjewitsch an den Zaren telegraphiert hat, er sei ohne Nachricht über zwei seiner Korps. Andererseits fügt der Korrespondent hinzu, er sei informiert, daß die Armee einen Haufen von ca. 10 000 Soldaten hinter sich herziehe, welcher aus Maroden bestehe und zum Teil wegen Erschöpfung geistesgestört sei. Sie plündern alles, was sie unterwegs antreffeu, um nicht Hungers zu sterben. Den letzten Nach-' richten zufolge sind ganze Züge südlich von Charbin von ihnen geplündert worden.
London, 20. März. Die hiesige japanische Gesandtschaft erhielt folgende Kriegsdtpesche: Die Japaner besetzten gestern Kaiyuan, 32 km. nördlich von Tieling. Ein Gegenangriff der Russen wurde zurückgeschlagen. Die Russen zerstörten die Brücke an der Hauptstraße südlich von Kaiyuan und einen Teil der Bahnbrücke. Eine Anzahl vergrabener Geschütze wurden bei Mukden aufgefunden.
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Amtliche und Primtaiyeigeu.
Lieferung von Holzwaren, Legen von Riemen- und kiteL-kio«-Böden und Anbringen von Brüstungstäfer.
Zur Unterhaltung der Bahn- und Hochbauten der Bahnstrecken
„Weilderstadt—Calw—Hochdorf" und „Nagold—Altensteig"
i« Jahr 1905 find erforderlich:
eichene Brückenschwellen . . . rund 6,11 cdm forchene Brückendtelen .... „ 103,15 gm
„ Rahmschenkel .... „ 385,00 lfd. m
eichene Langriemenböden ... , 52,58 gm
klteb-I'ms-Riemenböden ... „ 69,30 „
tannene Brüstungstäfer ... „ 119,58 „
und wird dieser Bedarf unter Zugrundlegung der Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen, Bekanntgabe in Nr. 8 und 9 des Gewerbeblatts von 1903, vergeben.
Kostenvoranschlag und Bedingnisheft können bei der Unterzeichneten Stelle und bei den Bahnmeistereien in Weilderstadt, Calw und Nagold eingesehen werden.
Angebote find spätestens bis
Samstag, de« t. April 1905, vormittag» 1t Uhr,
schriftlich und mit entsprechender Aufschrift versehen, portofrei hier einzureichen. Calw, den 21. März 1905.
K. Eisenbahnbamnspektion.
Verdingung
von
Jahresbahn- u. Hochbanarbeiten ans der Bahnstrecke
„Weilderstadt—Calw—Nagold" und „Nagold—Altensteig".
Die Grab-, Maurer-, Steinhauer-, Pflaster-, Gipser-, Anstrich-, Zimmer-, Schreiner-, Glaser-, Schlosser-, Flaschner-, Schieferdecker« und Hafnerarbeiten für die Unterhaltung des Bahnkörpers und der Dienstgebäude in der Zeit bis 31. März 190« find unter Zugrnndlegung der Bestimmungen über die Ver
gebung von Arbeiten und Lieferungen, Bekanntgabe in Nr. 8 und 9 des Gewerbeblattes von 1903, im Wege des schriftlichen Angebots zur Ausführung zu verdingen.
Leistungsfähige Unternehmer werden hiemit eingeladen, von den Voranschlägen, den Preislisten und dem Bedingnisheft bei der Unterzeichneten Stelle oder den Bahnmeistereien in Weilderstadt, Calw und Nagold Einsicht zu nehmen und ihre mit Zeugnissen über Tüchtigkeit und Vermögen zu belegenden schriftlichen Angebote, welche in Prozenten der Voranschlagspreise ausgedrückt sein und die zu übernehmenden Arbeitsgattungen deutlich und getrennt enthalten müssen, versiegelt und entsprechend überschrieben, portofrei spätestens bis Samstag, de« 1. April 1905, vormittag- 11 Ahr, an die Unterzeichnete Stelle einzureichen.
Nachgebote werden nicht berücksichtigt.
Calw, den 21. März 1905.
K. Eisenbahnbamnspektion.
Calw.
ZSre«nHokz-DerkS«fe.
1. Am Mo«1ag, de« 27. Mär», vorm. V-10 Uhr in der,
Bierbrauerei z. Schiff hier aus dem Stadtw. Altweg §
Abt. Tälesbach: 10 Rm. buch. Schtr. «. Prgl., 34 Rm, Nadelholz-Prügel u. Anbruch, 80 buchene Wellen,
1540 Nadelholzwellen uqd 3 Flächenlose Schlagranm. ^
2. Am Di««Stag, de« 28. «är», vorm. V-10 Uhr, in
der Bierbrauerei z. Linde hier aus den Stadtw. Madig Abt. RohrleS- brunnen und Lärchen 86 Rm. Nadelholz-Schtr., Prgl. und Anbruch, 2350 Nadelholzwellen und 4 Flächenloose Schlagraum. . - .
GtIttsittbrrar.
Nettbulach.
Sanghorzverkauf.
>«,
Die Gemeinde verkauft am Mo«tag, de« 27. Mär» ds. Js «achmittags 2 Uhr,
>uf dem hiesigen Rathaus das pro 1905 in den Semeindewaldungen anfallende Langholz mit ca. iOO Fm. im öffentlichen Aufstreich, wozu Lieb- >aber eingeladen werden.
Den 21. März 1905.
Gerneirrderat.