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1922.

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r und Leidesübungen.

>g, dev 1. April dtz. Js. »es Gasthofes zum »Baren«

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ere werten aktiven und passiven lreiches Erscheinen bitten, rdnung:

Vorstandes; 2) Bericht des l) Entlastung und Neuwahlen; tzherrichtung; 6) Beitritt zum 7) Anträge; 8) Verschiedenes. ;en Tagesordnung ist es Pflicht einen. Anträge sind bis spä- l. Mts., beim Unterzeichneten

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sitzende: Eugen Seeger.

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Wildhandiung.

HoHes dreköt

irr AeuerrvQvg Sonntag» den 26. März 1922. ^ ^Sonntag Läiare.) « 10 Uhr Predigt Leidensgesch. llt e Lied 394 ):

Dekan Dr. Megerlin.

>/,2 Uhr Christenlehre (Söhne):

Dekan Dr. Megerlin. Mittwoch abend 8 Uhr:Bibelstund,

im Gemeindehaus,

Dekan Dr. M-gerlin.^

Katholisch.

irr Meuenb-':^.7 Samstag, den 25. März 1922. U 67 Uhr abds. Beicktgelegenh-L Sonntag, den 26. März >922 r /48 Uhr morgens Friibgottesdien« vorher und nachher Beichtgeleg,«' heit und Austeilung der Hl Kommunion.

9 Uhr Predigt und Amt.

Opser sür die Erstkommunikant« der Psarrei.

i/z2 Uhr nachm. Christenlehre »»> Andacht.

Freitag abends 7 Uhr Fast,«' andacht.

An den Werktagen ist der Gotte»' dienst um 7 Uhr. ^

Wethcdistm-HemeiB

Nut Garteostraße Nr. 67'/, '«>»»>,inxr E. Lang). Sonntag vorm. 10 Uhr P"^< " .. ./, 1 S Uhr S°n°'^

MtUWIich abend 8 Uhr Bibrlflw^

Zweites

Blatt.

Der Enztäler. s

7L.

Neuenbürg, Samstag, den 25. März 1922

80. Jahrgang

Der Streit auf den Ruinen.

Von Franz Friedrich (Stuttgart).

Eine gewaltige Feuersbrunst hatte die Schwabenkolonte Michaelowlk in Südrußland in Schutt und Asche gelegt. Noch qualmten die Trümmerhaufen, noch lagen die geretteten Hab­seligkeiten der Einwohner auf der Straße. Da rief man schon nach den Schuldigen. Nicht nach dem Brandstifter natürlich. Einzelne Brände kommen immer vor. Aber an der Größe des Unglücks mußte doch jemand schuldig sein! Und so schwirr­ten vorwurfsvolle Reden durch Las Dorf und brandeten an der Kirchenruine mitten drin zu harten Anklagen auf. Der verstorbene Schultheiß habe die Häuser zu enge bauen lassen, weil dadurch seine Bauplätze wertvoller geworden seien. Der Zimmermann Müller habe sich stets gegen massive Backstein­wände gewehrt, um seinem Handwerk die Kundschaft zu er­halten. Gegen den Ersatz von Strohdächer durch Ziegel habe sich der Gemeinderat Maier immer wieder verwahrt. Der Schlosser Braun habe die Anschaffung einer Feuerspritze Hin­tertrieben.

Noch waren die Wellen dieses Streites nicht verebbt, da ent­stand neuer Zank um den Aufbau. Gruppen bildeten sich ge­geneinander, die Köpfe erhitzten sich über dem Streit um Neu­verteilung der Bauplätze, um Vorschriften für die Bauweise, um Vorrechte und Vergünstigungen. Wochenlang verzögerte sich so die dringlichste Arbeit. Schließlich mutzte der Druck der Gläubiger, die einst zum Bau der Kolonie Gelder vorgestreckt hatten, die Beschleunigung des Aufbaus erzwingen. Das Dorf verschuldete noch mehr, und seine Bewohner wurden ihres Le­bens nicht mehr froh.

Nur zwei Familien wählten ein besseres Los: Der sunge Schullehrer wanderte aus und fand sein Glück in einer Ver­nünftigeren Gemeinde. Der Schlosser Braun dagegen blieb fern von Hader und Zank, wühlte, schaufelte, zimmerte und baute abseits, und hatte schon nach zwei Monaten seine Habe wieder unter einem bescheidenen Dach.

Statt auf den Ruinen Deutschlands zu streiten, sollten wir alle ohne Unterschied des Standes oder der Partei opferbereit und weitherzig mit Hand anlegen zum Wiederaufbau.

Württemberg.

Stuttgart, 23. März. (Warnung vor einer dänischen Lot­terie.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: In letzter Zeit sind an verschiedenen Orten in Württemberg Losanteile der dänischen Landbrugs Klassenlotterie vertrieben worden. Diese Lotterie ist in Württemberg, wie auch sonst in Deutschland, nicht zugelassen. Wer in der Lotterie spielt, oder Lose, Los­anteile oder -abschnitte der Lotterie vertreibt, macht sich straf­bar. Es muß deshalb vor dem Vertrieb und Erwerb solcher Lose, Losanteile und -abschnitte gewarnt werden. In den bis jetzt in Württemberg festgestellten Fällen erhielten die Käufer keine Originallose, sondern lediglich Originalbelege über eine Spielnummer ausgefolgt. Es besteht daher keine sichere Ge­währ dafür, daß die im Ausland sitzenden Agenten, die diese Belege ausgeben, die Originallose auch tatsächlich in der Hand haben, und wenn dies der Fall ist. Laß sie die darauf entfallen­den Gewinne richtig zur Auszahlung bringen.

Stuttgart, 24. März. (Die Steuerschraube.) Der Ge­meinderat beschloß die Erhöhung des Wasserzinses um einen weiteren Teuerungszuschlag von 1500 Prozent, sodaß die Aus­gaben für Wasserzins auf das 16fache des Friedenspreises er­höht sind. Die Bäderpreise wurden verdoppelt, wodurch eine Mehreinnahme von 2,4 Millionen Mark erzielt wird, obgleich mit einem Nachlaß von 20 Prozent im Besuch gerechnet wer­den muß. Schließlich bewilligte der Gemeinderat auch die Ein­führung des Familienbads im Stuttgarter Schwimmbad. Die Hockersteuer wird vom 1. April ab verschärft. Für die beiden ersten Stunden nach 12 Uhr werden 15 Mark, für jede weitere Stunde 20 M. erhoben. Auch die Wohnsteuer wird von 10 auf 20 bezw. 5 auf 10 M. erhöht, desgleichen die Hundeabgabe auf 300 M. Kr den ersten und auf 450 M. sür jeden weiteren Hund heraufgeschraubt. Im übrigens hat man in Stuttgart jetzt 12000 Hunde (1920 : 7500). Für die Anschaffung von Lern­mitteln, infolge der Einführung der Lernmittelfreiheit mußten 1,8 Millionen Mark Lereitgestellt werden, im ersten Jahr waren es nur 60 000 Mark. Zum Schuleintritt haben sich 35119 Schüler gemeldet, die in 892 Klassen unterrichtet werden.

Stuttgart, 22. März. (Kleinhandelspreise sür Lebensmit­tel.) Nach der Statistik sind die Kleinhandelspreise sür Lebens­mittel in Stuttgart seit 1914 wie folgt gestiegen: Brot auf das 25fache, Zucker aus das 37-, Mehl auf das 33-, Grieß auf das 36-, Fleisch ans das 40-, Schmalz auf das 50-, Butter auf das 45-, Eier auf das 47-, Kartoffel ans Las 23-, Sauerkraut auf das 44fache usw.

Stuttgart, 24. März (DasAttentat" im Feucrbacher Tunnel.) Vor dem Schöffengericht hatte sich der Streckenwär­ter Gustav Uhlmann wegen unerlaubtem Zurückhalten von Waffen und falschem Notruf zu verantworten. Der Angeklagte erklärte als Grund für seine Handlungsweise, er habe ange­nommen, seine Kündigung würde zurückgenommen, wenn er einen solchen Anschlag auf den Bahnkörper verhüte. Er erhielt für Zurückbehalten von Waffen sechs Wochen Haft, sür den fal­schen Alarm 6 Wochen Gefängnis.

Zuffenhausen, 24. März. (Hohes Alter.) Am nächsten Montag, den 27. März feiert die Straßenwarts vitwe Mar­garete Siglach ihren 102. Geburtstag.

Schwenningen, 24. März. (Käseschieber.) Von der Schutz­mannschaft wurde einem Fuhrwerksbesitzer, der 6^ Zentner Käse ins Badische verschieben wollte, die Ware abgenommen. Hier kostet ein Pfund Käse zirka 20, im Badischen 35 bis 40 M.

Friedrichshafen, 24. März. (Ein schwerer Junge. Aus­sperrung.) Raubmörder Gotthilf Reusch von Ailingen-Fried­richshafen war vordem u. a. auch Hausdiener im Saalbau der Zeppelin-Wohlfahrt. Eine Hausuntersuchung hat ergeben, daß er eine große Anzahl Eßbestecke im Saalbau gestohlen hat. Auch war er im Besitze von zwei Revolvern und zwei Stiletten. Der Verband württ. Metallindustrieller sperrt nun auch die Arbeiter des hiesigen Großkonzerns (Luftschiffbau Zeppelin, Mahbach-Motorenbau, Zahnradfabrik und Flugzeug-ZePP llin- Werke Seemoos-Lindau) aus, weil zwischen Arbeitgeber» und -nehmern eine Einigung betr. 48 Ärbeitswochenstundenzahlen und Lohnerhöhung nicht zustande gekommen ist. Sämtliche vier Großbetriebe haben den Arbeitern mit Ausnahme der Schwer­kriegsbeschädigten gekündigt. In Betracht kommen zirka 1500

Unterkochen. 24. März. (Die Notleine.) Zwischen hier und Oberkochen wurde im letzten Zug nach Heidenheim abends die Notleine gezogen. In einem Wagen hatte sich eine Schlägerei

entwickelt, in deren Verlauf ein Reisender blutig geschlagen wurde. Die Täter verließen, als der Zug hielt, auf offener Strecke den Wagen und entkamen unerkannt.

Baden.

Varnhalt (b. Bühl), 23. März. In einer der letzten Nächte wurde aus der Wohnung der Landwirtsleute Graus eine Geld­kassette mit einem Inhalt von 80 000 M. gestohlen. Der Täter konnte ermittelt und die gestohlene Kassette mit Inhalt beige­bracht werden. Der Dieb hatte seinen Raub bereits im Boden vergraben. Bei der Zählung des Geldes ergab sich die merk­würdige Tatsache, daß sich in der Geldkassette nicht 60000 M-, wie der Bestohlene zuerst angegeben hatte, sondern 80 000 M. befanden.

Waldshut, 23. März. Das Schwurgericht verurteilte den früheren Büroanwärter Karl Führer in Säckingen wegen Un­terschlagung und Urkundenfälschung zu 7 Monaten Gefängnis. Eine gewissenlose Mutter stand in der Perlon der ledigen Berta Wißler aus Muggenbrunn vor Len Geschworenen. Die Angeklagte war schon fünfmal Mutter geworden, von diesen Kindern sind aber vier gestorben, weil sich die leichtfertige Per­son um die Kinder nicht kümmerte und diese dann starben. Wegen Kindestötung wurde sie nun vom Schwurgericht zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

Durmersheim, 23. März. Der in den 40er Jahren stehende Johannes Bastian war mit dem Abladen von Fässern beschäf­tigt, als ein Faß sich überschlug und ihn auf den Kopf traf. Der Verunglückte, der schwer verletzt in seine Wohnung ge­bracht wurde, ist Vater von acht Kindern.

Heidelberg, 22. März. Eine Erinnerung an den Siefert- prozeß brachte eine Verhandlung vor dem Schöffengericht. Es hatte sich der Goldarbeiter Robert Keilhauer von hier wegen Hehlerei zu verantworten, weil er seinerzeit dem Raubmörder Siefert den Trauring des ermordeten Oberbürgermeisters Busse und den Brillanten aus dem Ring des Bürgermeisters Werner für geringe Beträge abgekauft hatte. Das Gericht nahm an, Keilhauer hätte sogleich zu der Annahme kommen müssen, daß an der Sache etwas nicht in Ordnung sei. Es verurteilte den Angeklagten zu zwei Monaten Gefängnis. Keil­hauer will dagegen Berufung einlegen.

Mannheim, 23. März. Einen Ueberschuß von nahezu 5 Mil­lionen Mark hat die Stadtgemeinde im Verwaltungsjahr 1919 erzielt, der zumeist auf Konto der Mehrerträgnisse beim städ­tischen Gas- und Elektrizitätswerk, zum Teil auch auf Konto der Lustbarkeitssteuer zu setzen ist. Der Betrag soll u. a. zur teilweisen Deckung einer Schuld von 20 000 Schweizer Franken, die für Lebensmitteleinkäufe entstanden ist, zur Vollendung des Kriegsfriedhofes u. Errichtung eines Denkmals auf demselben, zur Verstärkung des Fonds für Schnlhausneubauten, Elteru- heim, Säuglingspflege, zur Instandsetzung städtischer Gebäude und zur Errichtung eines Kinderheims in Mannheim-Rhema» verwendet werden.

Vermischtes.

Aussichten auf Erhaltung des Münchener Tierparks. Nach einer Mitteilung des ersten Bürgermeisters von München scheint die Rettung des Tierparks Hellabrunn, sür dessen Wei­terbestehen eine Aktiengesellschaft mit zehn Millionen Mark Aktienkapital gegründet wurde, gesichert zu sein.

Fetter Fang. Auf dem Bahnhof OffenSach a. M. wurde ein Eisenbahnwagen mit ausländischem Speck im Werte von 1400 000 Mark beschlagnahmt und dem Reich sür verfallen er­klärt. Die Specksendung stammte aus Belgien und war als alliiertes Heeresgut nach Deutschland eingeschmuggelt worden.

Diplom-Melkknecht." Unter den Stellengesuchen der Deutschen Tageszeitung" fand sich kürzlich auch die folgende Anzeige:Diplom-Melkknecht sucht Stelle, gefl. Offerte an usw." Diese Anzeige hat einen Mitarbeiter derSchwäbischen Tages­zeitung" zu den nachstehenden Versen begeistert: Gestern hörte ich durch Zufall ein Gespräch in einem Kuhstall, es be­sprach sich da muh muh, eine mit der andern Kuh, daß nicht zeitgemäß es wäre, ja. direkt gegen die Ehre, wenn man sich noch schlecht und recht melken ließ von einem Knecht, der nichts wäre als ein Mann, der geläufig melken kann, doch nicht höhern Ehrgeiz kenne, und sich einfachMelk­knecht" nenne, einer respektablen Kuh käme Wohl ein Melker zu, der, bevor man reicht das Euter, ausweist, daß er ein gescheiter Herr, befähigt durch Diplom aus-

zuzieh'n den weißen Strom,-Also redeten die Kühe,

und ich hatte große Mühe, ihnen darzutun, daß heute ein Diplom nichts mehr bedeute, weil, was kreucht und fleucht und rennt, heutediplomiert" sich nennt. Für Herrn Melkknecht wäre drum solcher Titel gar zu dumm, Dr. Melk" ging eher an, würdig wäre solch ein Mann dann zu melken weit und breit alles Rindvieh unserer Zeit!

Weiteres Steigen der Papiergeldflut. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. d. M. hat sich der Zahlungsmittel- umlaus während des Monatsmittel, wenn auch nur unbedeu­tend, weiter erhöht. Die Vermehrung entfiel ausschließlich aus den Banknotenumlauf, der um 190L Millionen Mark auf 122120,4 Millionen Mark anstieg, während der Umlauf an Darlehenskassenscheinen eine Verminderung von 80,4 Millionen Mark auf 7967,2 Millionen Mark erfuhr. Insgesamt hat also der Verkehr 109,8 Millionen Mark an papiernen Zahlungs­mitteln der Bank neu entzogen, in der zweiten Märzwoche des Vorjahres waren demgegenüber 684,7 Millionen Mark in die Bank zurückgeflossen.

Was ein Amerikaner in Berlin erlebte. Ein ungewöhn­lich kostspieliges Abenteuer erlebte am Freitag der vorigen Woche ein Deutschamerikaner in Berlin, der im Dollarlande eine ansehnliche Summe erworben hatte und jetzt nach Deutsch­land zurückgekehrt war. In einem Kafseelokal am Stettiner Bahnhof zechte er mit einer Anni Neumann aus der Acker­straße. Weil ihm das deutsche Geld ausgegangen war, mußte er schließlich seine Dollarnoten angreifen, die er in der Brief­tasche vorsichtshalber unter der Unterhose in einen Strumpf gesteckt hatte. Er b^ahlte den Kellner mit einer 20-Dollarnote und steckte dann die Brieftasche in seinen Uebsrzieher. Auf der Treppe zu einem kleinen Hotel stahl Anni Neumann dem An­getrunkenen die Tasche, nahm 1200 Dollar heraus und schob dann die Brieftasche wieder in den Ueberzieher. Nachdem der Deutschamerikaner eingeschlafen war, machte sie sich mit der reichen Beute aus dem Staube und suchte ihre Freundin Anni Lohse auf, bei der sie auch deren Freund traf. Dieser erhielt 200 Dollar, um sie am nächsten Morgen auf einer Bank umzn» wechseln. Jetzt rüsteten sich beide Mädchen zu einer Reise in die sächsische Heimat. Sie kauften sich Hüte für 5000 bis 6000 M., schöne Pelzkragen und Kostüme für 6000 M.. Unterröcke für

1600 M., feine Wäsche, goldene Armbänder, Uhren usw. Der Freund der Lohse begleitete sie nach Dresden, Meißen usw. Auf seiner Arbeitsstelle hatte er angegeben, daß er zur Regelung von Familienverhältnissen nach Sachsen fahren müsse. So kam die Kriminalpolizei auf die Spur. Ein Beamter beobachtete den Anhalter Bahnhof und nahm den Alaun in Empfang. Er berichtete ohne weiteres über die Vorgänge und behauptete, in gutem Glauben gehandelt zu haben. Anni Neumann hatte ihm versichert, daß sie das Geld von einem reichen Amerikaner geschenkt bekommen habe. Es gelang auch, die Mädchen zu verhaften, bei denen man noch einen Teil des gestohlenen Geldes fand, das dem Amerikaner zurückgegeben wurde. So­weit es ausgegeben war, kann er sich an den schönen Sachen, darunter auch wertvolles Meißner Porzellan, das Anni Lohse für ihre Hochzeit gekauft hatte, schadlos halten.

Raubzug im Schloß des Fürsten Lynar. Berliner Schloß­einbrecher haben wieder einmal einen großen Beutezug in die Provinz gemacht, diesmal nach der Uckermark. Ihr Ziel hier war das Schloß Görlsdorf des Fürsten Lynar-Redern bei An­germünde. Zur Beute fielen ihnen viele Teppiche, alter Fa­milienschmuck und Silberzeug im Werte von vielen Hundert­tausend Mark. Besondere Stücke, die die Einbrecher stahlen, sind silberne Schilder von Pferdehufen. Diese Hufe rühren von berühmten Hengsten und Stuten her, die in dem Gestüt von Görlsdorf gezüchtet worden sind. Die ringförmigen Schil­der erinnern an Liese Pferde und ihre Erfolge. Das Silber ist durchweg mit dem Familienwappen der Lhnar-Rednm ge­zeichnet. Die Einbrecher werden jetzt versuchen, ihre Beute in Berlin zu Geld zu machen. Für die Wiederbeschaffung des ge­stohlenen Gutes ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Zur Abwanderung unserer Dienstboten nach dem Aus­land. Bei dem Tiefstand unserer Valuta im Vergleich zu der holländischen, schweizerischen und nordamerikanischen ist der starke Drang unserer Dienstboten ins Ausland verständlich, und manche Mutter hat ihre Tochter gerne hinausgehen lassen in der Hoffnung, daß sie vom Ausland her ihr erhebliche Mittel zur Unterstützung zusenden könne. Diese Hoffnung hat sich lei­der nur in seltenen Fällen erfüllt. Konnte auch manches Mäd­chen zu Anfang, wo es noch keine Anschaffung nötig hatte, manchen Gulden, Franken oder Dollar ersparen, den es zurück­legen oder heimsenden konnte, so hörte diese Unterstützung der Angehörigen doch auf, sobald das Mädchen sich auch nur Klei­nigkeiten anschaffen mußte. Denn diese sind »ich: in deutschem Geld, sondern in der fremden Valuta zu bezahlen, und bei dem starken Angebot der deutschen Mädchen bekommen diese in der Regel nicht das gleiche Gehalt wie die landeseingeborenen Mädchen. Die Stellen werden meist durch Verwandte oder Be­kannte ausgemacht. Nach den dem Deutschen Auslandinstitut vorgelegten Briefen scheint neuerdings auch der holländische Dienstbotenmarkt ziemlich überfüllt zu sein, nachdem bereits Norwegen und die Schweiz in ihrer Aufnahmefähigkeit deut­scher Mädchen fast vollständig nachgelassen haben. Die Mäd­chen stellen auch meist nicht in Rechnung, daß sie als Fremde recht erhebliche Steuern und Krankengeld zahlen müssen, und daß Lei einer etwaigen Ausgabe der ersten Stelle sie nicht leicht eine zweite erlangen. Damit wachsen natürlich die Gefahren für diese Mädchen, die leicht Schwindlern und Madchenhändlern in die Hände fallen.

Die im Eise festsitzenden deutschen Dampfer abgetrieben?

Die im Eise bei Domosnäs eingefrorenen vier deutschen Damp­ferAlbis",Wilhelm Ruß",Martha Ruß" undRudolf" sind von ihrem bisherigen Lagerplatz verschwunden. Die im Eise eingefrorenen Dampfer wurden hin und her getrieben und man vermutet, daß sie mit den Eismassen vom Winde nach der estländischen Küste fortgetrieben worden sind.

Das Ende einer Nihilistin. In einer Irrenanstalt in der Nahe von Bern ist die russische Nihilistin Tatiania Leontieff, die im Jahre 1906 wegen eines von ihr begangenen Mordes viel von sich reden machte, gestorben. Bekanntlich erschoß sie in einem Hotel in Jnterlaken den Pariser Rentier Müller, in dem sie Len russischen Justizminister zu erkennen glaubte. Sie ist darauf zu 4 Jahren Zuchthaus u. 20 Jahren Landesverweis verurteilt worden. Bereits nach einem Jahr mußte sie in ein Irrenhaus gebracht werden, wo sie nun gestorben ist.

Märchenhafte Zahlen über den russischen Papiergeldnmlanf. Nach einer Statistik eines englischen Schriftstellers, der kürz­lich Rußland besuchte, imObserver", sollen heute für 5 Bil­lionen 605 Millionen Rubel Papiergeld im Umlauf sein. Die verausgabten Gelder der Notenpresse werden nur noch zentner­weise gebucht.

Triumphbogen für die gefallenen Engländer in Ypern. Der Stadtrat von Ypern hat die Pläne für ein Denkmal genehmigt, das für die gefallenen Engländer am Menin-Tor in Ypern er­richtet werden soll. Es soll die Form eines Triumphbogens erhalten, dessen innere Höhe 56 Fuß beträgt, während das Monument im ganzen 72 Fuß Höhe und 128 Fuß Breite er­halten soll. An den Seitenwänden sollen die Namen aller ge­fallenen britischen Offiziere und Mannschaften angebracht wer- den, die in den Kämpfen um Ypern gefallen sind.

Wochenplauderei.

Der Frühling kehrte amtlich ein am Dienstag laut Kalender, doch fing zugleich es an zu schnei'n! O März, du Hormungsschänder, hast du denn gar kein Schamgefühl?

Laß ab io tolles Treiben! Es schneite längst schon viel zu viel, laß solche Scherze bleiben! Wir wollen jetzt nicht langer mehr daheim am Ofen hocken, das Heizen fallt uns gar zu schwer, da jetzt die Kohlenbrocken,

der Koks, Las Holz etc. sind unerschwinglich teuer.

Frau Sonne, komm und bleibe da, gib Lu uns himmlisch Feuer! Die armen Blümchen tun mir leid, die, um die Flur zu zieren, hervor sich wagten vor der Zeit und nun zu Tode frieren! Mich dauert auch die Vogelschar,

sie sang gern Liebeslieder, doch liegen viele an Katarrh

und Grippe krank darnieder.-In Stuttgart sind seit

einem Jahr die Hocker streng besteuert; die Steuer bracht' viel ein in bar, drum wird sie jetzt erneuert. Sie führt Gewinn der Stadtkass' zu und bessert manchen Sünder,

Sie fördert nachts die Wirtshausruh und die Moral nicht

minder.-Jäh steigt der Dollar, sinkt die Mark durch

den Entente-Koller; der Feinde Druck ist gar zu stark, sie treiben's immer toller! was neuestens sie zurecht gedreht

an Reparationen, das ist verrückt, fürwahr das

geht noch über's Lied der Bohnen! Wdn.

Wilh. Wackenhut, Reuenbürg, Telefon M,

Tuchhandlung und Schneiderei.

Auch bei mir nicht gekaufte Stoffe werden billigst verarbeitet.