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Neuenbürg.
Heute weitere
Bulterlibgabe
Nr. 266-421. Nr. 1-45.
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Neuenbürg.
Vor der Geurraloersa«» >Iuag
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Der Vorstand.
Neuenbürg.
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I vom Frühjahr 1921. ,
Rudolf MSüer.
Birkenfeld.
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Wild. Wal-, Schrein««!. Vor Ankauf wird gewarnt!
Daselbst kann ein tüchtig«
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irr HkeuerrSürg »««tag, den LS. Januar lAj . Sonntag nach dem Erjchr!»«^ fest).
1 Uhr Pretigt (Röm. t«, I-I«t Lied SS :
Dekan Dr. Megerli«. ,2 Uhr Christenlehre iTö-hierl!
Dekan Dr. Megerltr. Uhr Bortrog im Gemeinde» on Dr. Ströter Wie tom tE Volk wieder in die Höhe? ' Kittwoch abendSUHr.Bidelf reindebaus.
Deka n Dr. Negers
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SamStag, den 2.8. Januar ff —7 Uhr abds. BeiLtgeirgexe Sonntag, den 29. Januar «ff «.8 Uhr morgens FräbgoitM vorherund nachherB- ichigM heit und Austeilung der Kommunion. '
> Uhr Predigt und Amt. , /,2 Uhr nachm. Christenlehre ff Andacht
ln den Werktagen ist der dienst um >/«8 Uhr.
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»t. Gartenstraße Nr.
(Prediger E. Lang! !
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itttooch abend 8 Uhr Bidets
Zweites
Blatt.
Der Enztäler. s
^ 23.
Neuenbürg, Samstag, den 22. Januar 1922.
8V. Jahrgang.
volksfammlrrng für das notleidende Alter.
Zur Linderung der Notlage alter Leute, die infolge von Gebrechlichkeit oder Krankheit aus dem Erwerbsleben ausge. Weden find, nnd keine Möglichkeit mehr haben, einen Ausgleich »wischen ihren kärglichen Einnahmen und den riesenhaft „wachsenden Ausgaben herbeizuführen, hat die Reichsgcmein- «chaft von Hauvtverbänden der freien Wohlfahrtspflege eine Volkssammlung für das notleidende Alter vorbereitet. Der Gtaatskommiffar für die Regelung der Kriegswohlfahrtspfl.-ge in Preußen hat unter K. W. 1356 die Sarnmelgeuehmigung
1. S. 1921 erteilt.
Jnk^Januar werden, nachdem im Dezember Provinzial- „sschüsse bereits gebildet sind, Ortsausschüsse ins Leben ge- «rfen. Als Hauptsammelmonat ist der Februar vorgesehen. Z« Mär- und April werden nach Maßgabe der durch den Är- Gitsausschutz beschlossenen Richtlinien die Gelder verteilt. Die Prüfung der einlaufenden Gesuche von Personen und Anstalten erfolgt durch die Ortsausschüsse. In erster Linie werden Kleinrentner, Invaliden- und Mtersrentner bedacht. Der Neichskriegerbund wird dafür eintreten, daß auch die Altvrte- mmen aus dieser Sammlung bedacht werden.
Äse deitsch.s»dalMa«ische BerbrSdermlgsseier.
.Der Deutsche Verein in Bloemfontein hatte am 29. No- Nemder 1921 einen überfüllten Saal. Deutsche und afrikanische «Ke waren zahlreich der Einladung gefolgt, unter ihnen General Sertzog mit einer Reihe angesehener Afrikaner. Im Hinblick auf diese zahlreichen Gäste wurde das Programm »eutsch und afrikanisch abgewickelt. Nach einem kleinen Theaterstück „Traum", einer Darstellung aus der neueren Geschichte Südafrikas, in der ein deutscher Artillerie-Offizier eine Rolle wiest begrüßte Herr Schwind die Gäste. Die Deutschen hät- jm sich in diesem Lande, dem sie wertvolle Dienste geleistet Satten, zu den Afrikanern hingezogen gefühlt. Deutsche Missionare hätten das Land erschlossen, Deutsche hätten auch für keine Freiheit geblutet. Der Deutsche Verein 1921 wolle der Dankbarkeit, die die Deutschen den Afrikanern schuldig seien, stets Ausdruck geben. Der Redner überreichte sodann dem General Hertzog, der auf die Bühne kam, eine schöne Adresse, „f der das Frauenmonument von Bloemfontein und das Niederwälder National-Denkmal zu sehen ist, der Text der Adresse ist in deutschen gotischen Buchstaben geschrieben, in einer Mappe ist die Uebersetzung ins Afrikanische beigefügt. In der Adresse wird dem General Hertzog wie auch der Frau Präsident Stehn und «Frau Kreß Dank ausgesprochen, für die große Unterstützung und Freundschaft, die den Deutschen in einer Zeit des Elends und der Unterdrückung erwiesen wurde mid die namentlich den Kranken und den Kriegsgefangenen »alt. General Hertzog dankte in langer Rede für die Ehrung, Hie dem ganzen Afrikanervolke gelte. Das kleine Theaterstück Habe ihn tief gerührt. Die Deutschen seien den Afrikanern keinen Dank schuldig. Das, tvas die Deutschen in Afrika hätten Hurchmachen müssen und was das Afrikanervolk von Deutschland empfangen habe, verpflichtete im Gegenteil die Afrikaner zu Dank. Hertzog erinnerte an die moralische und an die materielle Hilfe vor 20 Jahren und betonte, er habe die Nolle, die die Afrikaner in diesem Kriege spielen mußten, schmerzhaft empfunden. Es tue ihm leid, daß den Deutschen in Afrika so schweres Unrecht zugefügt worden sei, freilich nicht durch das Volk, sondern durch diejenigen, die die Macht in Händen haben und das Land regieren, die aber nicht als die richtigen Vertreter des Afrikanervolkes betrachtet werden dürften. Ein Drittel der Afrikaner-Familien trage deutsche Namen, die Rolle, die die Deutschen in Südafrika gespielt hätten, sei nicht auszulöschen. Was der Deutsche in der Vergangenheit gewesen sei, das solle er auch in Zukunft bleiben. Der «roßherzige Geist, in deni die Deutschen das große Unrecht auffaßten, das ihnen angetan worden sei. gebe die Gewähr dafür. daß sie stets treue Bürger blieben. Die. Ansprache fand großen Beifall. Die deutschen und afrikanischen Gäste blieben Hann noch lange in an gereg ter Unterhaltung zusammen.
Württemberg.
Stuttgart, 26. Jan. (Das Litlw Milch 4,60 M.) Bei der Neufestsetzung der Milchpreise wurde berichtet, daß in Stuttgart mit einem Milchpreis von 3,90 M. gerechnet werden müsse. Dies beruht auf einem Versehen, es muß 4,80 M. heißen. Der bisherige Erzeugerpreis im Januar betrug 2,50 M., der Klein- Verkaufspreis 3,80 M. Durch die Verhandlungen des Milchausschusses des Städtetags wurde eine Erhöhung des Grundpreises um 90 Pf. für das Liter zugestanden (3,40 M.) Dazu ommen, wie bisher, 1,30 M. auf das Liter für Eisenbahn- «nd Fuhrwerksfracht, Kühlkosten, Milchhändlernutzen u. a. Die weiteren 10 Pf. sind durch die erhöhte Umsatzsteuer und dle ab 1. Februar erhöhten Bahnfrachten bedingt. Ab 1. Februar kommt also in Stuttgart das Liter Vollmilch auf 4,80 M.
Stuttgart, 26. Jan. (Vom Roten Kreuz.) In einer Sitzung des Verwaltungsrats des Landesvereins vom Roten Kreuz wurde an Stelle des wegen Krankheit und hohen Alters ßurückgetretenen Präsidenten Dr. Geher nach einem eingehen- ven Referat des Obmanns des Rechnungsausschusses, Ober- cegrerungsrat Dr. Schönmann (Göppingen). Staatsrat Dr. vegelmaier (Stuttgart) zum Präsidenten des Landesvereins -ewahlt. Der bisherige Präsident Dr. Geher wurde zum rhrenvorsitzenden ernannt.
— Stuttgart, 26. Jan. (Württ. Ltmdessparkaste.) Im Jahr ,„betrugen die Einlagen bei der württ. Landcssparkasse 142 Millionen Mark, die Rückzahlungen 93 Millionen Mark, Her Ueberschuß demnach 49 Millionen Mirk. Das Gesamtgut- yaben der Einleger betrug 517 Millionen Akark, 64 Millionen Mark mehr als im Jahr 1920. Diese Zunahme hängt damit »«lammen, daß die Landessparkasse nunmehr für jedermann »uganglich ist und daß die Höchstbeträge für Einlagen erheblich Hinaufgesetzt worden sind. Unter den deutschen Sparkassen netzt chx württ. Landessparkasse an vierter Stelle (nach Berlin, Köln und Hamburg).
. Stuttgart, 26. Jan. (Aus der Verbrecherwelt der Groß- Der Einbruch in der Marienstraße in der Neujahrs- bei dem die Diebe Pelzwaren im Wert von 32 000 M. «»wendeten, ist aufgeklärt. Als Einbrecher und Hehler wurden verhaftet der Händler Friedrich Steffan von hier, der 19 m? r Ee Bürodiener Albert Hampele von Plapphof, der »i ^r Eugen Schmauder, der Mechaniker Eugen Vollmer und me Echuhmachersehefrau Berta Englisch. Me von hier. Auch
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die Vorhangdiebstähle aus zwei Schulgebäuden sind aufgeklärt. Als Dieb wurde der 23 Jahre alte Metzger Eugen Beißwengcr von Schorndorf ermittelt und im Donautal bei Einbruchsdiebstählen festgenommen. — In Zuffenhausen wurde in eine Glasfabrik eingebrochen, eine Schreibmaschine u. a. im Werte von 12 000 M. gestohlen. Täter sind jugendliche Burschen aus Stuttgart, Eßlingen und Mannheim. Aus einer Ziegelei in Cannstatt wurden sechs Treibriemen im Werte von 16 000 M. entwendet. Als Täter wurde der Taglöhner Hermann Keller von Neckargartach festgenommen. Er hat außerdem im Oberamt Marbach mit dem Maurer Franz Comolli vier weitere Diebstähle verübt, bei denen ihnen ein Schwein, drei Ziegen, Geflügel und Stallhasen in die Hände fielen. In Weilimdorf und Kornwestheim hat der 20 Jahre alte Bildhauer Friedrich Klenk von Hirschfelden OA. Gaildorf Treibriemen gestohlen und außerdem hier, in Gmünd und Göppingen zusammen vier Fahrräder. Eine weitere Einbrecherbande unter Führung des 24 Jahre asten Taglöhners Eugen Huttenlauer von hier wurde festgenommen. Es gehüen ihr an der 16 Jahre alte Taglöhner Jakob Binder von Schönaich, der 18 Jahre alte Schuhmacher Josef Feifel von hier und der 18 Jahre alte Arbeiter Anton Hissest von Großeislingen. Sie verübten Diebstähle auf dem Schönbühl, in Waldhausen, in Stuttgart und an anderen Orten. In Obertürkheim wurde der 45 Jahre alte Packer Josef Häußle; von Schaffelkingen festgenommen, der auf dem Bahnhof drei Ballen wertvoller Stoffe gestohlen bat. Es handelt sich hauptsächlich um jugendliche Verbrecher, die die Unterbrechung des Strafvollzugs mit Aussicht auf spätere Begnadigung bei Wohlverhalten nicht abhält, sich alsbald wieder verbrecherischer Betätigung zuzuwenden.
Heilbronn, 27. Jan. (Den Vater erstochen.) Der 24jähr. Schuhmacher Wilhelm Hoffmann von Bückingen hatte sich wegen Totschlags vor den Geschworenen zu verantworten. Er übte zusammen mit seinem Vater Ernst Hoffmann und seinem Bruder Julius in Bückingen das Schuhmacherhandwsck aus. Der Vater schlug die Söhne öfters. Am 6. November 1921 fuhr der Angeklagte geschäftlich mit seinem Vater nach Kirch- heim. Dort tranken sie neuen Wein. Auch nach ihrem Rückgang nach Bückingen kehrten sie nochmals ein und gingen dann um 12 Uhr nach Hause. Dort setzten sie sich neben das Bett der Frau Hoffmann an den Tisch, um das Nachtessen einzunehmen. In dessen Verlauf kamen sie ins Politisieren, wobei sich beide Ansichten teilten, da der Vater rechtsdemokratisch gesinnt war, der Sohn sich jedoch mehr nach links orientierst. Diese politische Auseinandersetzung artete in einen Streit aus; es gab ein Handgemenge, wobei der Vater den Sohn an die Wand drückst und ihm gebot, binnen fünf Minuten das Haus zu verlassen. Der Angeklagte ging dann in seine im ersten Stock des Hauses befindliche Kammer, wo er mit seinem Bruder und einem Gehilfen schlief. Er wollte der wiederholten Aufforderung, das Haus zu verlassen, Nachkommen, verlangte aber von seinem Vater Geld und Zeit, um seine« Koffer zu Packen. Als er wieder nach unten ging, um Streichhölzer zu holen, schlug ihn sein Vater nochmals mit einem Spazierstock. In Verlauf dessen ergriff der Angeklagte ein Stiletmesser, das er bei sich trug und stieß es -seinem Vater bis ans Heft in die Brust. An den Folgen der Herzschlagaderverletzung ist der Verletzte gestorben. Der Angeklagte beteuert, daß es ihm bitter leid sei, diese Tat ausgeführt zu haben. Die Atutter gibt an, daß ihr Mann sehr streng gewesen und die Söhne oft geschlagen hätte, auch sie selbst sei oft in Lebensgefahr gewesen. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage nach erschwertem Totschlag und versagten dem Angeklagten mildernde Umstände. Das Urteil lautete auf 4 Jahre Gefängnis.
Schwenningen, 27. Jan. (Wiederaufnahme der Arbeit.) Nach erneuten Verhandlungen zwischen den Vertretern der Arbeiterorganisationen mit den Industriellen wurde eine Einigung dahin erzielt: Alle ausgesprochenen Maßregelungen gegen einzelne Streikende werden zurückgezogen mit Ausnahme des «Falles Schreckenhöfer bei der Firma Mauthe. Diese Angelegenheit soll vor dem Schiedsgericht ihre Erledigung finden. Die Arbeit wird Donnerstag früh wieder ausgenommen.
Mm, 27. Jan. (Eine Spukgeschichte.) Vor der hiesigen Strafkammer kam eine eigenartige Spukgeschichte zur Verhandlung. Bei einer Witwe im Schwarzwald, bei deren Verwandten in Böblingen und Feuerbach hatten sich Geistererscheinungen gezeigt. Allerlei Geräte des Hauses setzten sich in Bewegung oder wurden herumgeschleudert. Die Bewohner ließen einen Geisterbanner kommen, einen Hypnotiseur aus H., der mit einem Medium die Geister Vertrieb. Die Staatsanwaltschaft, die von der Sache erfuhr, erhob Anklage wegen Betrugs, da der Geisterbanner für seine Arbeit sich ziemlich reichlich hatte bezahlen lassen. Vom Schöffengericht wurde der Hypnotiseur zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Die hiesige Strafkammer verwarf die eingelegte Berufung.
Saulgau, 27. Jan. Landtagsabg. Sommer, der am letzten Montag auf dem Heimweg von Mengen nach Beizkofen einen bedauerlichen Unfall erlitt, befindet sich erfreulicherweise bereits wieder auf dem Wege der Besserung und kann zeitweise das Bett wieder verlassen. Bei dem Unfall hat sich Herr Sommer nicht einen Armbruch, wie anfänglich vermutet worden war, zugezogen, Wohl aber mehrfache Quetschungen und «Sehnenverzerrungen.
Ravensburg, 27. Jan. (Zur Stadtschultheißenwahl.) Ter Kandidat Rechtsanwalt Dr. Karl Schermann (Ulm) hat seine Bewerbung zurückgezogen.
Baden.
Bruchsal, 26. Jan. Infolge der Grippeerkrankungen batte die hiesige Ortskrankenkasse auch in der letzten Woche einen Aufwand von über 120 000 M. an Krankengeldern zu verzeichnen.
Konstanz, 26. Jan. Gestern wurde vor dem Schwurgericht die Pfullendorfer Mordtat verhandelt. Angeklagt ist der 31jäh- rige Angeklagte Händler Andreas Schmitt aus Straßburg i. E. wegen Mordes, Mordversuch, Körperverletzung und unerlaubten Waffentragens. Er hat, wie wir seinerzeit berichteten, am 4. Oktober v. I. in Pfullendorf nach vorangegangenem Streit den Händler Leopold Duckheim von Pfullendorf erschossen und auf mehrere Personen sechs «Schüsse abgegeben, wodurch eine der beschossenen Personen schwer verletzt wurde. Schmitt hat u. a. beim Militär wegen Fahnenflucht sechs Jahre Zuchthaus erhalten, die er aber nur zum Teil verbüßte. Schmitt ist im übrigen übel beleumundet. Die Geschworenen erkannten nicht auf Mord, sondern Totschlag unter mildernden Umstän
den. Der Angeklagte wurde daraus zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. . ^
Heidelberg, 26. Jan. Vor dem Schwurgericht halst sich Hst Ehefrau Maria Menges aus Kirchheim wegen Tötnng ihre« Mannes zu verantworten. Die Verhandlung entrollte so trübe Sittenbilder, daß die Oeffentlichkeit zeitweise ausgeschlosse» werden mutzte. Die Angeklagte war von ihrem Mann, eine» notorischen Säufer, sehr schlecht behandelt worden. Die vor» den Eheleuten Menges geführte Wirtschaft war die reinste Animierkneipe. Aus den Aussagen der Angeklagten ging hervor daß sie von ihrem Mann mehrfach bedroht worden war. In der Nacht des 30. September v. I. hat die Frau dann ihr« Mann nach einem heftigen ehelichen Zwist mit einer Browning- Pistole erschossen. Der Mann war sofort tot. Die Geschwor^ neu verneinten die Schuldfrage, da sie der Ansicht waren, da» die Angeklagte aus Notwehr gehandelt habe. Darauf wurde die Angeklagte sreigesprochen. Die Zuhörer nahmen das Urteil mit Beifall auf. _
Heidelberg, 26. Jan. Ueber die Verhaftung eines Schiebers wird gemeldet: In Heidelberg wohnte schon seit einiger Zeit im Vorort Handschuhsheim der Kaufmann Gabriel Hubert, angeblich ein Franzose. Er nannte sich „Professor", war es allerdings nicht, denn er soll lediglich in Frankreich Lehrer gewesen fein, also dort die Bezeichnung Professor geführt haben. Er machst in Geschäften, wie sie sich gerade ergaben. Besonders handelte er bis gegen Ende des vergangenen Jahre- mit Lebensmitteln, d. h. er schob die ihm gebotenen War« weiter. Das Geschäft ging großartig. „Professor" Hubert hatte bald ein größeres Büro mit mehreren Angestellten und einem Prokuristen und lebte auf großem Fuße. Die Privatautos kamen kaum von seiner Türe fort und störten auch noch nachts Len Schlaf der Nachbarschaft. Wenn er einstieg, glaubst man, es könne ein kleiner «Fürst sein, so nobel trat der Herr Professor auf. Er beteiligte sich auch an einer Jagd, besäst einen Jagdhund, der manchmal bei der Fahrt ins Jagdgebiet allein im Waaen Platz nehmen durste und hatte in Eschcl- bronn einen «Jack mit feinsten Weißen Nudeln stehen, die nur für diesen vierbeinigen Freund bestimmt waren. Die Freundschaft des Professors war groß und mancher aus dieser Bekanntschaft hat sich wohl ebenfalls der Tätigkeit des Schiebens mit Erfolg hingegeben. Eschelbronn war der Mittelpunkt dieses Betriebes. Dort liefen die Waren zum Teil aus untz ein, dort erschienen in großer Zahl Kraftwagen, darunter nicht wenige aus dem Saargebiet und dort fanden auch die meisten der großen Sektgelage mit Damen statt. Im Dezember traf Hubert ein harter Schlag: Die Gerichtsbehörden beurteilten seine Verdienste um die Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung falsch und das Heidelberger Wuchergerichg verurteilte ihn wegen Verschiebens von Büchsenmilch zu vierzehn Tagen Gefängnis und 20 000 M. Geldstrafe. Das war unangenehm und desbalb mußte sich Herr Hubert nun wohl oder übel aus dem Geschäft mit Lebensmitteln zurückziehen. Er fand ausreichenden Ersatz in Leder- und «Schuhwaren, di« er bis dahin in nicht ganz so großem Moßstab getrieben hatte. Auch das ging eine Zeit lang gut; doch hat sich jetzt leider die Staatsanwaltschaft in Heidelberg wieder hineingemischt unH hat kurzerhand, als sie die Art der Geschäfte erkannte, dm Herrn Professor in Eschelbronn verhaften lassen. Die Staatsanwaltschaft nennt diese Geschäfte in wenig höflicher Weise wieder Schiebungen. Einen Lederhändler in der Gegend von Sinsheim soll Hubert bei seinen Geschäften um 65 000 M. betrogen haben.
Heidelberg, 26. Jan. Zum Siefertprozetz wird bekannt, daß die Wirtstochter Berta Kvatzmüller, die durch die Auffindung des Briefes der Frau Oberbürgermeister Busse den Täter entdeckt hat, die Belohnung von rund 20 «M M. auszuschlagen gedenkt, da sie mit dem „Blutgeld" nichts zu tu» haben wolle. Sie ist inzwischen verlobt und bestreitet energisch, daß sie etwa aus Eifersucht die Nachforschungen nach dem Briefe ausgenommen habe. Der Doppelmörder Siefert hatte infolge seiner nächtlichen Ueberführung nach Mannheim de» Eindruck gewonnen, daß er alsbald hingerichtet werden würde und erklärte einem ihn begleitenden Beamten, der ihn nachträglich zu einem Geständnis bewegen wollte: „Bitte lasse» Sie mich die letzten Stunden meines Lebens damit in Frieden!" — Wie verlautet, wird er gegen das Urteil keine Revision ein- legen und damit das Beispiel des Kleppelsdorfer Doppelmörders Grupen befolgen, der ja auch trotz des Zuredens seiner Verteidigung auf die Revision verzichtete. Es erschien zuerst auffällig, daß Siefert in feinem Schlußwort last dieselbe» Redewendungen wie der Angeklagte Grupen im Hirschberge» Mordprozeß gebraucht hatte. Sein Zuruf an die Geschworenen: „Möge Ihnen ein höherer Richter gnädig sein!" stimmst sogar im Wortlaut mit Grupens letzten Worten überein. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß der Angeklagte im Untersuchungsgefängnis Abonnent einer Heidelberger Zeitung war, in der er den Verlauf des Kleppelsdorfer Prozesses nachgelesen und sich das Verhalten des gleichfalls bis zum Schluß leugnenden Grupen offenbar zum Muster genommen hat. — Eine Perfügung des badischen Staatsministeriums aus dem Jahre 1855 besagt, -aß sofort nach Fällung eines Todesurteils durch das Schwurgericht die dabei tätigen Berussrichter zusammentreten und einen Bericht über ihren persönlichen Eindruck voll der Verhandlung und dem Angeklagten selbst niederzuschreibe» haben. Dieser wird alsbald versiegelt und zu den Akten genommen. bis das Urteil rechtskräftig geworden ist, alsdann wird es vom Staatsministerium geöffnet und gibt im Verein mit dem Bericht des die Verhandlung im Aufträge des Justizministeriums- berfolgenden Beamten den Ausschlag Lei der Frage, ob der Verurteilte zu begnadigen oder hinzurichten ist. Im Falle letzteres bei Siefert der Fall sein sollte, wird er voraussichtlich der erste Mörder sein, der nach dem neu« Lohntarif des badischen Scharfrichters vom Leben zum Tode befördert wird. Denn gerade in diesen Tagen hat der in Ladenburg bei Mannheim wohnende badische Scharfrichter im Justizministerium erklärt, daß er nach dem bisherigen Lohnsatz in Zukunft Hinrichtungen nicht mehr auSführen könne, und ist damit in eine Lohnbewegung eingetreten, die voraussichtlich, wie das jetzt so üblich ist, mit einer Bewilligung seiner Forderungen enden dürfte. Angesichts dieses Scharsrichterstreikerscheint die Frage nicht ganz unberechtigt: „Wann Werk« die Mörder einmal streiken?"
Mannheim, 26. Jan. In einer Gießerei ward« einige Arbeiter durch ausströmende Gase betäubt; hierbei fand der 32jährige verheiratete Taglöhner Nikolaus Häcker »on Gt. Leon den Tod.