«Mig-warm-werden nach all dem kalten Wind der Welt und wieder diese stillen Lichter anzünden da tief innen in dem eige­ne« und der anderen Herzen und dies Wieder-Hören der alten Lieder leises Klingen und draußen ist der Winter und drinnen « der Stube ist der Kinder Seligkeit und der LiebeHeim­lichkeit und Erwarten und Friede, Friede.

O liebe Weihnachts-Heimeligkeit! R. B.

Wie ein Vogel nachts, wenn durch seine Träume die Strah­le« des neuen Tages leuchten, im Schlafe wenige klagend-frohe Töne dem warmen Glanz entgegensingt, um danach, den Kopf v«ter den Flügeln, weiterzuschlafen, so ahnt der Mensch f« Erdenleben dann und wann der Ewigkeit Freuden.

Paul de Lagarde.

Erweitere dein Herz, so gehet Gott darein;

dv sollst sein Himmelreich, er will dein König sein.

Ang. Silesius.

- Auf Grund der am 7. November d. I. und den fol­genden Tagen «-gehaltenen Volksschuldienstprüfung ist u. a. Mr ständigen Anstellung an evangelischen Volksschulen für be- sNhigt erklärt worden Schaible, Karl, von Dobel.

G Neuenbürg, 2. Dez. Von der Firma Krauth L Co. «Höfen ist für die Mittelfdandsnothilfe die erfreuliche Dumme von 5000 M. g espendet worden. __

Württemberg.

Stuttgart, 2. Dez. (Preiserhöhung.) Auf dem Viehmarkt haben die Schweinepreise wiederum stark angezogen. Die Folge M, daß die Fleischerinnung Stuttgart mit sofortiger Wirkung den Preis für Schweinefleisch von 20 auf 24 für das Pfund heraufgesetzt hat. Der Preis für Schweineschmalz soll dagegen bon 40 auf 36 herabgesetzt werden.

Heilbronn, 2. Dez. (Berufung.) Gegen das Heilbronncr Urten im Prozeß Rapp hat der frühere Landtagsabgeordnete Siapp Revision eingelegt.

Heidenheim, 2. Dez. (Guter Geschäftsgang.) Die General­versammlung der Paul Hartmann A.G. hat das Grundkapital um 2 Millionen Mark erhöht und die Ausschüttung einer Divi­dende von 100 M. für die Aktie (Vorjahr 90 M.) festgesetzt. Der Umsatz hat eine erhebliche Zunahme erfahren, weshalb auch die Zuweisung von 150 000 M. an den Fürsorgefonds der Firma möglich war.

Von der Ulmer Alb, 2. Dez. (Rcmhreifschäden.) Wir haben auf der sog. Ulmer Alb eine richtige Winterlandschaft, so weit das Auge reicht alles weiß und das alles ohne Schnee! Der Rauhreif, der seit Wochen Tag und Nacht hier herrscht und nachgerade katastrophal zu werden beginnt, hat alles mit einer mehrere Zentimeter dicken Decke überzogen. Am meisten haben darunter die Obstbäume, die noch ziemlich viel Laub trugen und darum auch viel vom Reifniedcrschlage auffangcn, gelitten. Es tut einem das Herz weh, wenn man die Verhee­rungen in Len Obstgärten sieht. Große Aeste sind unter der schweren Weißen Last herabgebrochen und Kronen hängen ge- kuickt da. Solche Sachen hat schon mancher schneereiche Winter »icht angerichtet. In der Allee an der Straße von Tomerdin­gen nach Beimerstetten steht keine einzige Pappel mehr heil und unbeschädigt. Die jungen Bäume mit ihren geknickten Wipfeln und gebrochenen Aesten sind anzusehen wie zerzauste Trauer­weiden. Daß wir die ganze Zeit ohne'elektrisches Licht sind, empfinden wir besonders hart. Und dann die beispiellose Trockenheit. Man möchte fast meinen, das Wetter habe sich unserer verdrehten Welt angepaßt.

Ulm, 2. Dez. (Der Explosionsschaden.) Zur Explosion in der MunitionsentlaLestclle wird noch berichtet, daß der Be­trieb beim Vorwerk 12 bis zur Klärung des Sachverhalts ein­gestellt ist. Der durch die Explosion bei der Stadt angerichtete Schaden wird auf 150- bis 200 000 M. geschätzt. Trümmer der Geschosse wurden weit in das Stadtinnere geschleudert. Be­trächtlich ist der Schaden an der Rahmenfabrik Aicham. Die Fensterscheiben wurden zertrümmert, der Dampfkessel beschä­digt, das Dach zum Teil abgedeckt. Ein Glück ist, daß die Ex­plosion spät nach Arbeitsschluß und bei Nacht ausbrach, sonst wäre Las Unglück unübersehbar gewesen.

Mergentheim, 1. Dez. (Die opferbereite Landwirtschaft.) Dem Aufruf der landwirtschaftlichen Organisationen zur Ab­gabe von Kartoffeln und Getreide zu ermäßigten Preisen wurde «k Bezirk Mergentheim mit anerkennenswertem Opfermut Folge geleistet. Insgesamt sind an Kartoffeln 1042 Zentner, davon 190 Zentner unentgeltlich, sowie 52 Zentner Getreide, davon 28 Z entner unent geltlich, geliefert wor den. _

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 1. Dez. Dem Donnerstagsmarkt am hiesigen Bich- und Schlachthof waren zugeführt: 314 Ochsen, 20 Bullen. 200 Jungbullcn, 212 Jungrinder, 392 Kühe, 604 Kälber, 671 Schweine und 131 Schafe. Erlöst wurden aus einem Zentner Lebendgewicht: Ochsen 1 740 bis 810, 2 560 bis 700, Bullen 1 750 bis 800, 2 590 bis 700, Jungrinder 1 800 bis 900, 2 670 bis 760, 3 550 bis 640, Kühe 1 600 bis 720, 2 420 bis 520, 3 300 bis 400, Kälber 1 1020 bis 1100, 2 940 bis 1000, 3 820 bis 900, Schweine 1 1850 bis 1970, 2 1680 bis 1780, 3 1500 bis 1620, Hammelfleisch 950 bis 1050, Schaffleisch 700 bis 800 M. Ver­kauf des Mark tes: Kälber^lebhaft, sonst mäßig belebt._

Neueste Nachrichten

Essen, 2. Dez. Die Kommissionsmitglieder der Interna­tionalen Arbeiterkonferenz in Genf besichtigten heute unter Führung des ehemaligen Reichswirtschaftsministcrs Wissest die Kruppsche Gußstahlfabrik. Die Kommissionsmitglieder fanden Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß die zur Erzeugung von Kriegsgerät vorhanden gewesenen Werkzeugmaschinen, Werkzeuge und Einrichtungen zerstört oder umgearbeitet Wor­den sind. Die zerstörten Maschinen und Einrichtungen stellen ein Gewicht von 27 000 Tonnen dar, deren Wert, wenn sie beute wieder hergestellt werden sollten, 800 Millionen Mark betragen würde.

Dresden, 2. Dez. Der Hauptausschuß des Landtags nahm ein Gesetz an über Altersrenten für Kleinrentner Das Gesetz bezweckt, Kleinrentnern ein einigermaßen sorgenfreies Alter durch eine Rente zu gewähren. Die städtischen Körperschaften beschlossen ebenfalls. Minderbemittelten eine Beihilfe zu ge­währen, teils in natura, teils in bar. Ms minderbemittelt im Sinne dieses Beschlusses gilt jeder, dessen Einkommen den Betrag der ihm etwa zustehenden Erwerbslosenunterstützungen «icht überschreitet. Das sächsische Justizministerium hat beim Reichstag die Genehmigung zur Strafverfolgung des unab­hängigen Abgeordneten Puschta beantragt. Puschta soll sich als Verantwortlicher Redakteur der unabhängigenVolkszei­tung für das Vogtland" fortgesetzt schwerste Beschimpfungen der deutschen Justiz haben zuschulden kommen lassen. Der Mann, der sich bei der Dresdener Polizei als der Erzberger- Mörder Tillessen ausgegeben hat, hat eingestanden, Laß er der von der Staatsanwaltschaft Nlm gesuchte Verbrecher Bo- renbrock sei und mit dem Mord an Erzberger in keinerlei Ver­bindung stehe.

Leipzig, 2. Dez. Im Hochverratsprozeß gegen die Staß- furter Kommunisten, der seit dem 17. November vor dem ver­einigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts ver­handelt wird, wurde heute nachmittag das Urteil verkündet. Bon den 55 Angeklagten wurden 16 freigesprochen. Von den übrigen wurden 10 wegen Beihilfe zum Hochverrat verurteilt, darunter der Haupträdelsführer, Arbeiter Otto Bauersack aus Magdeburg, zu zwei Jahren Festungshaft, ferner der schon zu 14jährigem Zuchthaus verurteilte Melker Franz Junge aus Staßfurt zu vier Jahren Festungshaft und der Arbeiter Fritz

Schleh aus Atzendorf zu drei Jahren Festungshaft, die anderen zu Festungshaft von zwei Monaten bis zu 1>4 Jahren. Die übrigen Angeklagten wurden wegen Aufruhr, Gefangenenve- freiung, Beamtennötigung, Diebstahls usw. zu Gefängnis­strafen von drei Monaten bis zu iZ Jahren verurteilt.

Berlin, 2. Dez. Der wegen Beteiligung an den Spreng­stoff-Attentaten seit Frühjahr d. I. steckbrieflich gesuchte Kom­munist Loose, der gestern von zwei Polizeibeamten angeschossen worden war, als er nach der Verhaftung zu fliehen versuchte, ist kurz nach seiner Einlieferung in die Gefängnisabtcilung der Charite gestorben. Das Geschoß hatte die rechte Niere durch­bohrt, sodaß die Aerzte keine Hilfe mehr bringen konnten. Die Untersuchung des Falles durch das Berliner Polizeipräsidium hat ergeben, daß die Beamten vollkommen nach ihren Vor­schriften gehandelt haben. Der Polizeipräsident hat gegen die Redaktion derRoten Fahne" Strafantrag gestellt, weil sie be- harwtete, daß Loose von den Beamten ermordet worden sei.

Berlin, 3. Dez. Der Staatssekretär im Reichsfinanzmini­sterium, Fischer, der als Nachfolger des Staatssekretärs Berg­mann zum Vorsitzenden der deutschen Kriegslastenkommission er­nannt worden ist, hat sich vor einigen Tagen nach Paris bege­ben. Er verhandelt dort zurzeit über die Zahlung der am 15. Januar fälligen Reparationsrate,. insbesondere über ihre Sicherstellung.

Berlin, 2. Dez. Im Reichstagsausschuß für Verbrauchs­steuern wurde heute der Gesetzentwurf zur Abänderung des Zuckersteuergesetzes weiter behandelt. Die Mehrheitssozialde­mokraten brachten einen Antrag ein, daß die Zuckersteuer für 100 Kilogramm nur 50 Mark betragen soll, d. h. die Hälfte der von der Regierung veranlagten Steuer. Der Antrag wurde angenommen. Der deutsche Beamtenbund beabsichtigt zusam­men mit dem Allgem. Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Gewerkschaftsring der Negierung neue Gehalts- und Lohnfor­derungen in beträchtliche Höhe vorzulegen. Der für Zei­tungsverbote zuständige Beschwerdeausschuß des Reichchstags hat am 30. Nov. die Beschwerde derSchwäb. Tageszeitung" in Stuttgart wegen Verbots durch das württembergische Mi­nisterium des Innern für die Zeit vom 20. /bis 26. Nov. ver­worfen. In dem Mordprozeß Buchholz wurde gestern nach achttägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Nach kurzer Be­ratung verneinten die Geschworenen die auf gemeinschaftlichen Mord bezw. Begünstigungen und Beihilfe lautende Schuld­fragen. Die beiden Angeklagten Erren und Meher wurden da­her freigesprochen. Die Kosten wurden mit den den Ange­klagten entstandenen notwendigen Auslagen der Staatskasse auferlegt. Der Haftbefehl gegen beide Angeklagte wurde aufge­hoben. Gestern früh gegen 7 Uhr ist das große Verwaltungs­gebäude der Deutschen Evaporator A.-G., vormals Lünebur­ger Eisenwerk in Lüneburg, ein Raub der Flammen geworden. Es konnte nur einiges Mobiliar gerettet werden. Die Ent­stehungsursache ist noch unbekannt. Gestern vormittag brach in der Lokomotivhalle der Vulkanwerft in Hamburg Feuer aus, das sich schnell ausbrcitete. Von sechs Lokomotiven wur­den zwei stark beschädigt ins Freie gebracht; die übrigen und das Material wurden mit dem Schuppen ein Raub der Flam­men. Die Entstrhungsursache ist unbekannt. Auf der Braun­kohlengruben - Gewerkschaft Leonhard bei Magdeburg ex­plodierte ein Dampfkessel. Drei Arbeiter wurden lebensgefähr­lich, fünf schwer verletzt, In Kattowitz stellt das Organ der oberschlesischen Komunisten, dieRote Fahne" in Gleiwitz in den nächsten Tagen sein Erscheinen ein, da die kommunistische Zentrale in Berlin die erforderlichen Zuschüsse nicht mehr ge­währen will. Die Polen treffen Vorbereitungen dazu, das deutsche Kattowitz als Zentrale für das polnische Oberschlesien einzurichten.

Straßburg r. E 2. Dez. Die Strafkammer hat fünf An­geklagte, die der Teilnahme an den Unruhen auf dem Kleber- Platz im August d. I. beschuldigt waren, zu vier bis zehn Mo­naten Gefängnis verurteilt. Dem Hauptangeklagten, einem Kommunisten, wurde zur Last gelegt, daß er gerufen habe: Es lebe Preußen!"

London, 2. Dez. ' England schlägt eine neue Konferenz des Obersten Rats unmittelbar nach Briands Rückkehr in Paris vor.

Funchal (Madeira), 2. Dez. Die Exkaiserin Zita hat die Erlaubnis erhalten, sich nach der Schweiz zu ihrem Sohn zu begeben, der sich einer Operation unterziehen muß.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 2. Dez. Die voraussichtlich letzte Sitzung des Landtags vor Weihnachten am Freitag abend war zugleich eine der politisch interessantesten und belebtesten der letzten Zeit. Wieder lag ein Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart auf Strafverfolgung des Abg. Schneck (Komm.) wegen Beleidigung des württ. Richterstandes und ein solcher von Privater Seite gegen Göhring (Soz.) wegen Beleidigung vor, die beide dem Geschäftsordnungsausschuß überwiesen wurden. Abg. Ulrich (Soz.) wurde in den Ausschuß für das Fideikomißgesetz ge­wählt. Dann wurde die zweite Lesung des Gesetzes über Far­ben und Wappen von Württemberg vorgenommen, über das Konrad Haußmann (DdP.) namens des Staatsrechtlichen Aus­schusses eingehend berichtete. Die Rechte stimmte Lurch Dr. Wolfs (B.P.) den schwarzroten Landcsfarben zu, lehnte aber die Lösung der Wappenfrage und schließlich das ganze Gesetz ab. Lediglich das Zentrum stand durch Abg. Bock zu den Ausschuß­anträgen des Gesetzes, die damals einmütig zustande kamen. Die Sozialdemokratie wünschte durch Heymann, daß die Hir­sche, die den Wappenschild tragen, in Wegfall kommen, die De­mokratie beantragte einen neuen Wappenschild: Drei schwarze Hirschstangen auf Gold. Abg. Egelhaf (DV.) lehnte die Ver­antwortung für das Gesetz ab und die äußerste Linke hatte nur Spott für die Vorlage. Die Haltung der Rechten führte zu lebhafter Auseinandersetzung, weil sie als Grund die fi­nanziellen Kosten angab, und außerdem die Meinung vertrat, daß die heutige Staatsform nicht von langer Dauer sei. Dem­gegenüber wurde von verschiedenen Rednern darauf hin­gewiesen, daß dieses Gesetz auf der Verfassung beruhe, in die seinerzeit durch Antrag Bazille diese Fassung hineingearbeitst worden sei. Bei der Abstimmung wurde nach vorausgegange­ner Unterstützung der Ausschußantrag durch Staatsrat Hegel­mayer und Staatspräsident Hieber Art. 1 des Gesetzes (Landcs­farben) und der erste Teil des Art. 2 (Landeswappen) ange­nommen, dagegen von Art. 2 Satz 2 (die goldenen Hirsche) ge­strichen. Die Regierungskoalition war auseinandergefallen, denn für den Ausschußantrag stimmten nur Zentrum (ohne Frau Rist) und Demokratie. Die Ueberraschung war groß, weshalb die dritte Lesung später erfolgt. Die dritte Lesung des Polizeiverstaatlichungsgesetzes brachte eine Sensation. Ent- yüllungen über kommunistische Spitzelarbeit durch Abg. Stein­mayer (Soz.) in Abwehr der kommunistischen Angriffe auf die Mehrheitssozialisten. Aus geheimen Rundschreiben der Kom­munistischen Partei legte Steinmayer dar. Laß die KP. im gan­zen Land Württemberg einen Kurierdienst eingerichtet hat, der über alle Vorgänge Politischer und militärischer Art die Zentrale unterrichtet und eine Organisation ihrer Parteigenos­sen' ins Leben rufen will nach der Eignung für kommende Unruhen. Ein Zufall hat das ganze Material der Soz. Partei in die Hände gespielt. Die Korruption in der KP. ist so groß, daß ihre eigenen Leute gegen Bezahlung die Geheimberichte der kommunistischen Zentrale an die Politische Polizei in Stutt­gart ausliesern. Der soz. Redner konnte mit Namen und Tat­sachen aufwarten. So hat der frühere Räteminister in Mün­chen, der bekannte Dr. Franz Lipp in Ulm, schon 200 Berichte ! der Politischen Polizei geliefert. Durch diese Enthüllungen

über die Tätigkeit der politischen Polizei dürste aber der württ. Regierung kein besonderer Dienst erwiesen sein. Das Polizei Verstaatlichungsgesetz wurde zum Schluß gegen drei Unabhän­gige (die Kommunisten waren verschwunden) angenommen. Die nächste Sitzung soll erst in der letzten Dezemberwoche statt- finden. Präsident Walter wünschte fröhliche Weihnachten.

Die mitteldeutschen Komunistenführer unter Anklage des Hochverrats.

Gegen die durch die Enthüllungen der bei Frau Zetkin be­schlagnahmten Dokumente belasteten Führer des mitteldeutsche» Aufruhrs im März d. I., Lemcke und Bowitzke, ist beim Reichs- gericht ein Verfahren wegen Hochverrats anhängig. Sie sind jedoch, bevor der Haftbefehl ausgeführt werden konnte, fluch- tig geworden. Das Reichsgericht hat weiter die Genehmigung zur Strafverfolgung des kommunistischen Landtagsabgeordneten Eberlein wegen Hochverrats beim Preuß. Landtag nachgefucht.

Zu den Wiener TeueruMskrawallen.

Wien, 2. Dez. Auch heute herrscht noch Panikstimmung Kaffeehäuser, Restaurants und alle Geschäfte sind geschlossen Auch die Börse blieb heute geschlossen. Der Handel ruht voll­ständig. Die Theater spielen nicht. Bei der großen Markthalle und einzelnen Kaufhäusern kam es zu neuen Ausschreitungen In Regierungskreisen hofft man, daß die Ruhe Haid wieder eintrsten werde, zumal der politische Nebenzweck, den die Kom­munisten mit ihrer gestrigen Demonstration im Auge hatten als gescheitert anzusehen ist. Die Kommunisten versuchten mit Gewalt, sich des Parlaments zu bemächtigen und darin einzu­dringen, doch alle ihre wilden Bemühungen, das Parlaments­innere zu erreichen, blioben erfolglos. Die Regierung hat alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Man glaubt, daß die Ex­zesse im Zusammenhang mit den Berliner Lebensmittelkrawal­len, vielleicht auch mit den dortigen Sowjetzentralen stehen.

Wien, 2. Dez. In allen Betrieben und Werkstätten ist di? Arbeit wieder ausgenommen. Nur kleine Gruppen kommu­nistischer Arbeiter agitieren für die Fortsetzung des Streiks. Die öffentlichen Gebäude, die Banken und die Börse wurde» unter Polizeilichen Schutz gestellt. Das kommunistische Orga» Die Rote Fahne" wurde beschlagnahmt. Die gestern bei Plün­derungen Ergriffenen werden dem Landgericht eingeliefert und die übrigen Verhafteten noch heute entlassen werden. Während der gestrigen Plünderung wurden insgesamt 10 574 Geschäfte und andere Unternehmungen beschädigt, zumeist solche in der inneren Stadt. Bei den gestrigen Ausschreitungen wurde» 334 Personen verhaftet, 20 Sicherheitswachorgane und 26 Zivi­listen erlitten Verletzungen. Das Ministerium des Auswärtige» drückte den Mitgliedern der diplomatischen Vertretungen, die bei den gestrigen Vorfällen zu Schaden kamen, oder deren Ex­territorialitätsrecht verletzt wurde, sein Bedauern aus und ord­nete eine strenge Untersuchung oarüber an, die eine Wieder­holung derartiger Ausschreitungen von Anfang an unmöglich zu machen.

Briand nach feiner Rückkehr aus Amerika.

Le Havre, 2. Dez. Briand ist heute vormittag )L11 Uhr

in Le Havre angckommen, wo er feierlichst empfangen wurde.

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Zn Beantwortung der Begrüßungsrede erklärte Briand, seine ! Aufgabe in Washington sei infolge der ausgezeichneten Be­weisgründe, über die er verfüge, leicht gewesen. Diese Beweis­gründe hätten der Welt vorgelegt werden müssen. Frankreich habe einer Versammlung wie der von Harding «unberufenen mit dem edlen Ziele der Verminderung der militärischen Lasten, die so schwer auf den Völkern lägen und die nach dem grausamen Kriege vermindert werden müßten, nicht fernbleiben können. Die Initiative Hardings sei sehr edelmütig. Niemals sei Fraick- rcich taub gegen diese Rufe gewesen. Es habe in Washington wie früher in Haag geantwortet, wo der Wille eines Landes mit schlimmen Absichten allein die einstimmige Annahme der Vorschläge für die Wahrung des Friedens verhindert Hab«. Frankreich habe in der Vergangenheit alles getan, um einen > Krieg zu vermeiden. Es sei in dieser Hinsicht über jeden i Verdacht erhaben. In Deutschland seien nach wie vor 7 Mil- ! lionen Soldaten, 250 000 Offiziere und Unteroffiziere in der deutschen Polizei und ungeheure Fabriken vorhanden, die Ma­schinengewehre, Gewehre und Kanonen herzustellen imstande feien. Jenseits Deutschlands und Polens liege ein ungeheures Land im Zustand der Zersetzung, das zu unbekannten Zwecken eine Armee von 1 ^ Millionen Menschen unterhalte. Jedes Land trage seine eigene Verantwortung in voller natürlicher Souveränität. Aber wenn Frankreich sich selbst überlassen werde, dann müsse es auch von feiner Freiheit Gebrauch ma­chen dürfen. Die Sprache Frankreichs sei in Washington voll­kommen verstanden worden. Er habe also die feste Ueberzeu- gung, daß auf der Konferenz in Washington nichts erwachsen werde, was der Freiheit und der Sicherheit Frankreichs gefähr­lich werden würde.

Paris, 2. Dez. Briand ist heute nachmittag in. Paris an­gekommen. Er erklärte einem Vertreter der Havas-Agentur, Frankreich sei bereit, jedem Vorschlag zur Beschränkung der Rüstungen zuzustimmen, verlange aber als Gegenleistung greif­bare Bürgschaften.

Deutschlands Gesundung Voraussetzung des Wiederaufbaus

Europas.

Sir Edward Hachay Edger, Mitinhaber einer Londoner Bankfirma Sperling n. Co., erklärte in einer Unterredung, die Nachricht, daß die Regierung endlich das gesamte Problem der deutschen Reparationen neu erwäge, sei die beste Kunde seit dem Waffenstillstand. Wenn Deutschland nicht eine große Zeitspanne gewährt würde, so würde es entweder im Januar oder Fe­bruar seine Zahlungen cinstellen, und das Ergebnis würde sein der Zusammenbruch des Bank- und Finanzshstems in ganz Mitteleuropa. Das britische Interesse fordere gebieterisch, daß man Deutschland zur Zahlungsfähigkeit und Stetigkeit ver­helfe, und Laß die deutsche Kaufkraft wieder herqestellt werde. Das Wiesbadener Abkommen müsse sofort ratifiziert und alle weiteren Reparationszahlungen um wenigstens drei Jahre ver­schoben werden. Es sei eine vollkommen unmögliche Geschäfts- Politik, Deutschland für den Krieg zahlen zu lassen. Deutschland sei der Angelpunkt Europas, das nicht . gedeihen könne, so­lange Deutschland zwischen Reparation und Bankerott schwebe. Der ganze Kontinent sei unstetig, weil Deutschland unmögliche finanzielle Aufgaben aufgebürdet worden seien.Daily Te­legraph" meldet aus Washington, hervorragende amerikanische Bankiers und Geschäftsleute seien der Ansicht, daß die franzö­sischen und britischen Staatsmänner Deutschland zu schwere Reparationen aufgebürdet hätten.

Neuhork, 2. Dez. Der Vorsitzende der International Ac- ceptance Bank, Paul Marburg, erklärte, auf die Herabsetzung der Rüstungen müsse eine Aenderung der Reparationsbedingun­gen folgen, damit Deutschland in Len Stand gesetzt werde, sie anszuführen.

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