macht imch jahrelangem, heldenhaften Ringen erlegen am Boden. Die beutegierigen Sieger, vorab der alte Erbfeind Frankreich, begnügen sich nicht damit; auch in seiner kommenden Generation soll es ins Herz getroffen, vernichtet werden, indem man deutschen Kindern und Müttern Milch und Nahrung und Kleidung entzieht; französischer Haß will das Kind schon im Aiutterleibe krank und schwächlich machen. Aber gerade, weil der Erbfeind unsere gänzliche Vernichtung anstrebt, wollen und dürfen wir nicht den Mut verlieren. Auch für Frankreich wird früher oder später die Stunde schlagen, wo es einsehen lernt, daß blinder Haß es verkehrte Wege gehen hieß.
Heute wollen wir jener schwäbischen Helden gedenken, die vor 50 Jahren in den Kämpfen von Villiers und Champignh mutvoll und in zäher Ausdauer französischer Uebermacht standhielten und in dreitägigen blutigen Kämpfen das Hun- derttausendmann-Heer des Generals Ducrot auf Paris zurückwarfen: Der Veteranen von 1870-7 l. Der Bericht über diese Kämpfe verzeichnet folgendes:
Nach einigen kleineren Ausfällen an verschiedenen Punkten der Zernierungslinie von Paris, um die deutsche Heeresleitung irre zu führen, erfolgte am Morgen des 30. November der große Ausfall gegen das an der Marne gelegene Plateau von Villiers, das von der württ. Division besetzt war, zu deren Unterstützung die sächsischen Division eben die Marne überschritt. Mit 3 Korps (über 100 000 Mann) ging Ducrot auf 8 Brücken über die vielfach gekrümmte Marne und warf sich auf die Dörfer Brie und Champignh, als eben die Sachsen Vorposten bezogen hatten, nahm die beiden Dörfer und drängte die Zernierungstruppen zurück. Die Kaonen der Forts Rosnh, Rogent und Mont Avron unterstützten den Ausfall. Alle weiteren Angriffe der Franzosen wurden zurrickgeschlagen. Der Feind zog sich abends nach Champignh und Brie zuriick, hielt diese Dörfer besetzt und führte den größten Teil der Truppen auf das rechte Marneufer zurück. Der Durchbruchsversuch war mißlungen und wurde am 1. Dezember nicht erneuert. Um die beiden Dörfer um jeden Preis den Franzosen zu entreißen, wurden schon am 1. Dezember starke Truppenmassen in dem Abschnitt zwischen Seine und Marne konzentriert, mit denen Prinz Georg von Sachsen die Franzosen über die Marne zurückwerfen sollte. Am 2. Dezember morgens 7 Uhr gingen die Württemberger gegen Champignh, die Sachsen gegen Brie vor. Jene drangen in das Dorf ein, kamen bis in die Mitte desselben und behaupteten diese Stellung, von Preußischen Bataillonen unterstützt. Die Sachsen nahmen Brie, litten aber sehr durch das Feuer der Forts und mußten abends das in Trümmern liegende Dorf räumen. Die Franzosen hatten auch das Plateau von Villiers von neuem angegriffen. T«r Kampf wurde bis nach Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt, schließlich behaupteten die Deutschen die Stellung. Ducrot hatte beim Einbruch der Nacht Brie und die eine Hälfte von Champignh noch im Besitz, brachte den 3. Dezember unter kleinen Scharmützeln hin, räumte in der folgenden Nacht und am Morgen des 4. Dezember beide Dörfer, ging zurück und brach die Brücken hinter sich ab. Der Plan des großen Ausfalls war gescheitert. Die Franzosen verloren an den beiden Schlachttagen 10—12 000 Mann, die Deutschen 270 Offiziere und 5500 Mann.
In Ehrfurcht gedenken wir heute schwäbischer Tapferkeit und Ausdauer; sie soll uns vorbildlich sein, in dieser Zeit der Unterdrückung und Schmach uns nicht unterkriegen zu lassen trotz all der bösen Absichten des welschen Erbfeinds. Wenn deutscher Mut und zähe Widerstandskraft, gepaart mit Einigkeit und nationalem Sinn uns nicht abhanden kommen, wird es auch für uns wieder einen Aufstieg geben,
Würnkmverg.
Stuttgart, 30. Nov. (Das Urteil gegen Lorch.) Der Trikotpreffer Reinhold Lorch ist vom Schwurgericht wegen versuchten Mords an seiner Ehefrau (er hatte mit ihr eine Kriegsehe, eingegangen, war ihrer überdrüssig, weil er ein Liebesverhältnis mit einem Mädchen angeknüpst hatte, und Meß sie in den Neckar, wo sie gerettet wurde), zu 6 Jahren, Zpchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden. 5 Monate Untersuchungshaft werden ihm angerechnet.
Neckarfulm, 30. Npv. (Der Raubmörder in Bürg ist geständig.) Der Pole Franz Monköscha hat nunmehr ein umfassendes reumütiges Geständnis abgelegt. Daraufhin sind die übrigen in dieser Angelegenheit bereits verhafteten Personen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Nürtingen, 30. Nov. (Ein Zeichen unserer Zeit.) Sitzt da in einem hiesigen Cafe eine Gesellschaft mit zwei Hunden. Ein Herr bestellt unter beifälligem Necken der anderen für seine Hundeviecher Schiüerlocken. Und dabei wiederhott sich die Bestellung mehrmals. Das sagt genug in einer Zeit, in der nicht genug Schwarzbrot für hungernde Kinder beschafft werden kann.
Stetten OA. Tuttlingen, 30. Nov. (Einbruch im Hochzeitshause.) In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde ein Einbruchsdiebstahl im Hochzeitshause des Küfers Buschle verübt. Während der Schwiegervater der Braut die Angehörigen von Denkingen zur Bahn brachte, benutzten Diebe die Gelegenheit und entwendeten aus dem Weißzeugßchrank der Braut 70 Taschentücher, 3 Bettbezüge und sonstiges. Glücklicherweise blieb das Geld zurück.
Ellwangen, 30. Nov. (Schwurgericht.) Die 28jährige Baüerstochter Luise Feldwanger aus Schnait, die ihr uneheliches Kind erstickt und die Körpertelle verbrannt hat, wurde vom Schwurgericht zu 21l Jahren Gefängnis verurteilt.
Jsup, 30. Nov. (Tragischer Tod.) Frau Postinspektor Reichte, die schon längere Zeit mit einem schweren Nervenleiden behaftet war, begab sich auf den Fürst!. Quadt'schen Appreturweiher, der nur mit einer schwachen Eisschicht bedeckt war. Dort brach sie ein und versank.
Tagung des Württ. Waldbesitzer-Verbands.
Der Württ. Waldvesitzer-Verbanü hielt am Freitag im Oberen Museum in Stuttgart seine 3. Hauptversammlung ab, die von Privatwalübesitzern und Vertretern von Gemeinde:» aus allen Landesgegenden außerordentlich gut besucht war. Der Vorsitzende, Graf v. Rechberg, begrüßte die Erschienenen, besonders den Präsidenten der württ. Forst direkt:«:. Der. Verband zählt 2162 Mitglieder mit einer Waldfläche von 206 475 Hektar, wozu noch der hohenzollerische Zweig dsö Verbands kommt, der 99 Mitglieder mit 24 319 Hektar umfaßt. Im Geschäftsbericht wurde die Stellungnahme des Rgichsforst- wirtschastsrates eingehend Angelegt. Er lehnt die Sozialisierung des Waldes ab, auch einen Holzwirtschaftsplan und hat sich die Berücksichtigung der Waldbesitzer in der Frage der Holzausfuhr und der Holzlieferung an den FeiniMrnd zur Aufgabe gestellt. Der tvürtt. Verband will statt des
l bestehenden Holzausschusses einen die Interessengegensätze ausgleichenden Beirat für Holzwirtschaftsfragen anstreben. Der nichtstaatliche Waldbesitz habe in der Holzlieferung des Baugewerbes und Kleinhandelswerks keineswegs versagt. Zahlreiche Private und Gemeinden haben weitgehendes soziales Verständnis und Entgegenkommen gezeigt. In der Brennholzversorgung zielt der Verband auf baldiges völliges Fallenlassen der Zwangswirtschaft ab, zumal diese eine Verbilligung des Brennholzes für den Verbraucher nicht gebracht hat, wie ein zahlenmäßiger Vergleich mit Städten Norddeutschlands, wo nie eine Zwangswirtschaft bestand, deutlich zeigt. Der. Haushaltplan des Verbandes wurde einstimmig genehmigt. Der bisherige zweite Vorsitzende des Verbands, der Präsident der württ. Forstdirektion Dr. Wagner, wurde in Anbetracht der großen Verdienste, die er sich um die Gründung und Weiterentwicklung des Verbandes erworben hat, einstimmig zun: Ehrenvorsitzenden ernannt. An seine Stelle wurde Forstmeister Grammel-Freudenstadt in den VorstEnd berufen. In den Ausschuß wurden gewählt: Forstmeister Pfister, Ober-' förstcr Weitbrecht, Schultheiß Baier-Dischingen und als Vertreter des körperschaftlichen Waldbesitzes von Hohenzollern Bürgermeister Hänßler-Hechingen. Forstmeister Grammel- Freudenstadt legte sodann die' Forderung nach einer selbständigen amtlichen Vertretung der Forstwirtschaft dar. Daß in der württ. Landwirtschastskammcr nur 6 forstliche Vertreter seien, beweise die vollkommene Verkennung der Bedeutung, die der Forstwirtschaft in Württemberg ihrer Fläche nach zukomme. Nach einer Aussprache wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: 1. Der Württ. Waldbesitzerverband stellt sich in der Frage der Vertretung der Forstwirtschaft auf den vom Reichsforstwirtschaftsrat, Reichsverband und Deutschen Forstverein beschlossenen Standpunkt, nach dem eine Trennung der forstlichen Vertretung von der Landwirtschaft anzustreben ist unter Bildung von selbständigen Vertretungskörpern. 2. Solange der jetzige gesetzliche Zustand bestehe, ist eine Abänderung desLandwirtschastskammergesetzes anzustreben. Die vom Gemeinde- und Privatwaldbesitz aufzubringenden Gelder müssen wieder für die Zwecke der Forstwirtschaft (Waldbcsiher- verband) Verwendung finden und die Befugnisse des forstlichen Ausschusses erweitert werden. 3. Der Ausschuß soll gehalten sein, unter allen Umständen die Selbständigkeit des Waldbesitzerverbands zu wahren. In einem weiteren Bortrag behandelte Forstamtmann Danneker wichtige Fragen der Holzverwertung. Die dem Verband gemachten Vorwürfe der Preistreiberei und des Preiswuchers wurden zurückgewiesen. Geradezu auffallend sei das Zurückbleiben der Erlöse bei den Privatwaldungen gegenüber denen des Staates. Für mittlere und kleine Waldbesitzer empfehle sich Anlehnung an die großen oder Verkauf durch die Zentralstelle. Die Gegenbestrebungen der Sägewerke würden am besten zeigen, daß der Verband auf dem rechten Wege sei. Ein Vertreter einer Stadtgemeinde bestätigte das richtige Vorgehen des Verbands. Die Versammlung zeigte in allen Punkten das Gepräge einhelliger Uebereinstimmung und bekundete schöne Erfolge in der Er- reichung der gesteckten Ziele.
Baden.
Pforzheim, 29. Nov. Die von der Gemeinnützigen Baugesellschaft durchgeführte Erbauung von 10 Zweifamilien- und 16 Einfamilienhäusern für die Eisenbahnverwattung am Wartberg mußte wegen Erschöpfung der Mittel unterbrochen werden. Nm die Bauarbeiten alsbald wieder aufnehmen zu können, will die Eisenbahnbetriebskrankenkaffe eine Million Mark leihen, wenn Stadt und Eisenbahnverwaltung die selbstschuldnerische Bürgschaft übernehmen. Der Bürgerausschuß gab hierzu seine Genehmigung.
Frei bürg, 28. Nov. Eine versuchte Vergiftung mit Zyankali wurde in der gestrigen Sitzung des Schwurgerichts aufgerollt. Angeklagt des Mordversuchs war der 27jährige Mechaniker Maier aus Falkau (A. Neustadt). Nach Ijähr. Ehe mit seiner 4 Jahre jüngeren Frau kam es zu unerquicklichen Szenen, woran die Schuld auf beiden Seiten zu verteilen ist. Nach Einreichung der Scheidungsklage, der die Trennung der Eheleute folgte, besuchte Maier immer noch hin und wieder seine in Altglashütten wohnende Frau. Bei einem dieser Besuche schüttete er in die Salz- und Zuckerdose ein kleineres Quantum Zyankali, das ihm bei seinen Arbeiten in der Fabrik zugänglich war. Ehe das ausgestreute Gift aber Unheil anrichten konnte, war es von der bedrohten Familie entdeckt worden, gerade noch rechtzeitig, um das eigene Kind des Almer, das seiner Frau verblieben war, vor der Vergiftung zu retten. Die Geschworenen erkcmüten Maier des Totschlagsversuchs, verübt unter mildernden Umständen, für schuldig. 'Die gegen ihn verhängte Strafe beträgt 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust. /
Konstanz, 29. Nov. Wegen Nichtablieferung von Getreide war der Landwirt Franz Xaver Weitzhaar von Kirchdorf mit einer Gefängnisstrafe von einem Monat und 1000 Mk. Geldstrafe bedacht worden. Auf seinen Einspruch ermäßigte das Schöffengericht Villingen diese Strafe auf eine Geldstrafe von 1500 Mark. Gegen dieses Urteil legte aber die Staatsanwaltschaft Berufung ein und die Konstanzer Strafkammer verurteilte den Landwirt Weißhaar zu 10 000 und 500 Mark oder 1 Jahr Gefängnis und zur Tragung sämtlicher Kosten. Am Zoll in Konstanz wurde, das Lastautomobil einer dortigen Firma einer Untersuchung unterzogen, bei der man im Motor 1500 Mark in Silber fand, die der Chauffeur und ein in Kr erklingen wohnender Helfershelfer in die Schweiz zu schmuggeln versuchten.
Konstanz, 29. Nov. Schon mehrfach ist über die Tätigkeit von Werbern der französischen Fremdenlegion Mitteilung gemacht worden. Letzter Tage kamen nun über Genf drei junge Deutsche in Konstanz an, darunter ein verheirateter Mann aus Karlsruhe, die im Rheinland, wo sie Arbeit suchten, von einem Fremden angesprochen wurden, der ihnen Arbeit im Wiederaufbaugebiet zusagte. Sie schenkten den Angaben des Fremden Glauben und fuhren mit ihm. Tie Reise ging über Metz nach Marseille und nach Afrika. Als sie dort sich weigerten ihre Unterschrift für die Fremdenlegion zu geben, wurden sie mit 20 anderen kriegsunfähigen Deutschen wieder nach Marseille äbgeschoben, von wo aus sie über Lyon nach der Schweiz entflohen.
Mannheim, 28. Nov. Tkr Handelsmann Josef Kaufmann, in Firma Gebr. Kaufmann in Nierstein, hatte vom Winzerverein in Dalheim 8 Stücke Wein zu 15 000 Mark das Stück erworben und für 18 000 Mark das Stück an einen Gutsbesitzer weiter verkauft. Kaufmann kam also nur als Vermittler in Betracht und hatte demgemäß eine Provision vo» 3 Prozent zu beanspruchen. Diese 2608 Mark waren ihm >sür das Geschäft nicht genug, mch so schlug er auf die Kauf- >
summe 24 000 Mark, sodaß ihm das Geschäfte nahezu 30 00» Mark einbrachte. Das Urteil lautete auf 5000 Mark Geldstrafe. Der überforderte Gutsbesitzer verlangt außerdem die 24 000 Mark im Wege der Zivilklage zurück.
Heidelberg, 29. Nov. Der Bürgerausschuß von Rohrbach beschloß, die Frage der Eingemeindung nach Heidelberg vorläufig zurückzustellen.
Alle Rüder stehen still.
Ein Bilderbuch, der „Technischen Nothilfe" gewidmet, l.
Aus Norwegen fährt Anfang Juli ein Dampfer ab, schwer beladen mit 5000 Tonnen Heringen; sein Bestimmungsott ist Königsberg. 5000 Tonnen Heringe: das ist nicht nur ein Vermögen heute, das bedeutet, bei der gegenwärtigen Ernährungslage, die Stillegung des Hungers einer ganzen Stadt, würde in Rußland die Tagesration für eine halbe Million Bürger bedeuten ...
Der Kapitän dieses wertvollen Danrpfers erfährt auf der Fahrt nach Ostpreußen, daß in Königsberg — wieder einmal — ein Hafenarbeiterstreik ausgebrochen ist. Und er nimmt andern Weg, denn er kennt seine Leute und fürchtet für seine Ladung. Er fährt, die Heringe zu retten, nach Stettin. Am 15. Juli läuft der Dampfer „Rußland" im Stettiner Hafen ein.
Vor allen: die Heringe entladen, gleichgültig, ob sie ihren Besteller erreichen. Hunger ist heute überall, und 5000 Taimen Heringe sind überall willkommen . . . denkt der Kapitän.
Der Dampfer liegt zwei Tage im Hafen und wird nicht ausgeladen. Denn in Stettin ist es ruchbar geworden, daß die Heringe nach Königsberg bestimmt waren, und daß in Königsberg die Genossen streiken. Und in Stettin weiß man, was man der „Solidarität" schuldig ist. Die Hafenarbeiter beraten und beschließen: wir laden nicht aus!
Der Dampfer liegt eine Woche im Hafen und wird nicht ausgeladen. Wir haben fast keinen Schiffsraum mehr, und hier liegt ein Dampfer tatenlos, hier liegt eine ganze Schiffsmannschaft tatenlos: weil die Hafenarbeiter von Stettin genau wissen, was „Solidarität" ist . . .!
Der Dampfer liegt vierzehn Tage im Hafen und wird nicht ausgeladen. Die Heringe in seinem Bauch, 5000 Tonnen Heringe werden „lebendig", vom Dampfer her weht über den Hafen ein Hauch verfaulender Fische. Aber die Hafenarbeiter sind „solidarisch".
Der Dampfer liegt drei Wochen im Hafen und aus seinem Bauch steigt ein entsetzlicher Gestank. Das sind 5000 Tonnen Heringe, die verfaulen. 5000 Tonnen Heringe gehen Deutschlands Ernährung verloren, ein ganzes Schiff rostet und verkommt in Fäulnis, weil die Hafenarbeiter von Stettin „solidarisch" sind,
Der Dampfer liegt vier Wochen im Hafen und har neue Ladung bekommen: Millionen von Fliegen, die sich an den faulen Fischen gütlich tun. Und genuß-geschwollen verbreiten sich die fetten Insekten über die Stadt, tragen das Gift der Fäulnis in alle Schiffe im Hafen, in alle Straßen, alle Wohnungen, auch in die der Hafenarbeiter. Aber die sind „solidarisch" . . .
Der Dampfer liegt . . . Und der Magistrat der Stadt Stettin berät; er schickt einen Kreisarzt auf das stinkende Schiff: die Schiffsbesatzung zeigt ihm gefährliche Beulen, von Insektenstichen. Der Kreisarzt besichtigt die Heringe, eine Anzahl dicker Fliegen umschwirrt ihn, und er stellt fest: Seuchengefahr! Wenn diese Millionen Fliegen von den verfaulenden Heringen hinüberfliegen zu Menschen, in die Stadt hinein, wenn sie ihr Gift in Menschenblut spritzen . . . Seuchengefahr! Da rafft sich der Magistrat auf — Magistrate müssen sich immer „aufraffen", bevor sie eine Entscheidung fällen! — und gibt Weisung ans städtische Arbeitsamt: sucht Arbeitslose! Es gibt Tausende Erwerbslose in Stettin, und ein paar Hundert melden sich wirklich. Der Kapitän atmet auf, der Magistrat atmet auf, die Stadt atmet auf . . Trotzdem man den Arbeitslosen 54 (vierundfünfzig!) Mark für den Achtstundentag bezahlen mutz.
Stinkend liegt der Dampfer im Hafen, nun seit sieben Wochen. Die Arbeitslosen rücken an; der .Kapitän ist froh, wenigstens einen Teil seiner Ladung retten zu können, empfängt die Arbeitslosen als Erlöser und Retter . . .
Aber angesichts des stinkenden Dampfers halten die Erwerbslosen schnell noch eine „Betriebsversammlung" ab und beschließen, sich „solidarisch" zu erklären. Und ziehen ab, trotz 54 Mark Tagelohn, trotz verfaulender Schiffsladung, trotz Seuchengefahr! Sie sind eben „solidarisch"!
Der Dampfer „Rußland" liegt, nun fest sieben Wochen Wetter im Hafen; die Heringe verfaulen weiter, die Seuchen- kLfahr wächst. Die „Technische Nothilfe", stets bereit, wo es gRt, Leben und Lebenswichtiges zu retten, wird endlich gerufen; sie hatte sich schon vor sechs Wochen zur Verfügung gestellt; aber der Magistrat hatte abgewinft. Magistrate sind immer ängstlich und Winken ab! In Berlin hat der hoch- löbliche Magistrat mit Herrn Wermuth an der Spitze sogar die städtischen Hafen- und Kranenanlagen für die „Technische Nothilfe" gesperrt, als sie, während des Schifferstreiks, Kähne mit verderbenden Lebensmitteln entladen wollte! Dafür haben die Unabhängigen Herrn Wermuth auch als „ihren" Oberbürgermeister von Groß-Berlin präsentiert . . .
Der Dampfer mit den stinkenden Heringen liegt also noch immer im Hafen, und da endlich ruft der Magistrat von Stettin die Nothelfer. 24 Mann melden sich, die trotz Gestanks und Insektenplage, trotz Seuchengefahr und drohender Hafenarbeiter den Dampfer entladen und retten wollen, was noch zu retten ist. Der Kapitän atmet auf . . .
Aber bevor die Arbeit noch begannen ist, sind die Hafenarbeiter beim Magistrat „vorstellig" geworden, er beginnt neue Verhandlungen, und die Technischen Nothelfer müssen abziehen.
Am nächsten Tag kommt die Nachricht, daß in Königsberg der Hafenarbeiterstreik beigelegt ist. Da macht der verzweifelte Kapitän sein Schiff reisefertig und segelt davon ...
Und wenn inzwischen nicht die Hafenarbeiter in Königsberg sich mit ihren Stettiner Kollegen „solidarisch" eElärt haben, dann ist — vielleicht; — der Dampfer „Rußland" entladen, dann stnd^— vielleicht! — von den 5000 Tonnen Heringen drei Fische noch genießbar in hungernde Magen gelangt. >
Jedoch: vielleicht . . .1
Vermischtes.
Oberhaufen, 29. Nov. Durch ärztliche Untersuchung churdc festgestellt, daß in den hiesiger: Volksschulen die Hälfte der Kinder mit Tuberkulose behaftet ist.
Berlin, 29. Nov. Dku gestrige» Sonntag hat chie Ein-
trecherzunst w Uhrengeschäft t einer Bande ge worden. Der Berlin, 29 verdorbener M noch lagern ho Aktivum im B . nnrtes wird no j Millionen W Berlin, 28. Spandauer Zit im Wert von - erst später ent schäften geriet n Verdacht, sich d schuldigten nach einen außerord lichen Beträgen bmg ergab kei hauptsächlich de< nach seiner Ve wurde. Die üb schlagung und Zähren verurte
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