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Neuenbürg.

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Anzeiger für Sas Lnztal unS Umgebung.

Amtsblatt kür Sen DbLramtsbCZlrk IleuLnbürg.

Erscheint «Sstictz mit Kusnabme Ver L»onn- nn» .

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Neuenbürg, Samstag dM 5. Juni GW»

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Rundschau.

Nun ist der Wahltag da. Der Wahlkampf, der anfangs so ruhig und fast zögernd einsetzte, hat zuletzt stürmische, zum Teil sehr ungute Formen angenommen. Die Parteileidenschaft ist bis zur Siedehitze gesteigert worden. Gleichviel hört man, daß sich bei denen, um derentwillen die ganze Mühe aufge­wendet und so viel Energie vergeudet wird, die Wähler selbst, ausfallend wenig Interesse zeigen. Es ist, als ob eine gewisse parteipolitische Übersättigung, eine entsagende Wahlmüdig­keit vorhanden wäre. Allgemein wächst deshalb die Besorg­nis vor einer flauen Wahlbeteiligung. Das wäre verhäng­nisvoll, am meisten natürlich für das Bürgertum, und zwar namentlich das der Mittelstandsparteien, weil erfahrungs­gemäß bei den radikalen Strömungen der Drang zur Wahl­urne größer ist als der der gemäßigten Mitte. Wer Rechte hat, der hat auch Pflichten. Die Ausdehnung des Wahlrechts auf die Frauen und die Herabsetzung des wahlfähigen Alters auf die Jugendlichen von 20 Jahren, die Umgestaltung der Verfassung davon, daß das w ählen de Volk souverän, Quelle von Macht und Recht und Träger der Staatsgewalt ist, legt dem wahlreifen Volke eine ganz andere Verantwortung auf, als zu früheren Zeiten, wo der Monarch mit den von ihm frei ernannten Ministern im Rahmen seiner konstitutionellen Gren­zen den Hauptfaktor des Staates bildete. Wer also am Sonn­tag nicht wählt, fügt dem gesamten Staatswesen und damit auch sich selbst weit größeren Schaden zu, als ihm vielleicht bewußt ist. Jeder hat Gelegenheit, sich seine Meinung selb­ständig zu bilden; der Wahlkampf gibt ihm dazu mehr als genug Stoff und Aufklärung. Also bleibe niemand zu Hause. Wer es wirklich gut meint mit sich und dem Volksganzen, der gebe seinen Stimmzettel ab. Unsere ganze Zukunft hängt nicht blos davon ab wer, sondern auch davon, daß allgemein gewählt wird.

Es ist erstaunlich, welche Arbeitskraft jetzt auch die Mini­ster auf ihren Wahlkreisen entwickeln. Es will uns fast zu viel bedünken. Gewiß gehen die Minister aus den Parteien hervor, aber ihre Autorität wird nicht dadurch gestärkt, daß sie sich zu tief in den Wahlkampf verwickeln, bei dem es doch immer nicht ganz ohne Redeentgleisungen, voreilige Verspre­chungen, unsichere Behauptungen und dergl. abgeht. Vielfach drängt sich den Wählern das Gefühl auf, daß der eine und der andere Minister weniger aus Idealismus für sein Partei­programm, als aus Angst um seinen gefährdeten Minister­posten spricht. Wenn da neulich einer behauptete, die Zerstö­rung seiner Partei oder irgend ihrer Prinzipien würde eine Zerstörung des Reiches bedeuten, so ist das doch mehr als zu viel. Eine ganz besondere Schärfe haben die Gegensätze bezüg­lich der Zwangswirtschaft angenommen. Zwei Parteien, die in tausend Fragen so sehr auf einander angewiesen sind wie das Zentrum und der Bauernbund, sollten sich in ihrer Füh­rung nicht so sehr verkrachen, wie das neulich zwischen dem Ernährungsminister und einer großen Landwrrtschaftsgruppe geschehen ist. Beide haben nur den Schaden davon, und schließ­lich lacht der Dritte. Wem fällt da nicht das Witzwort Fried­rich Wilhelms IV- von Preußen ein, der einer Aufführung von Meherbeers Hugentotten beigewohnt hatte und dann sagte: Da schlagen sich die Protestanten und Katholiken den Schädel ein, und der Jude macht die Musik dazu. Unsere innerpoliti­schen Verhältnisse werden sich, wenn nicht alles täuscht, schon m sehr naher Zeit derart entwickeln, daß wir auf Gedeih und Verderb in allen Schichten des Bürgertums aufeinander ange­wiesen sind. Wenn wir aber einander doch gegenseitig brau­chen, wozu dann der blinde Hatz?

Für den Reichstag sind nicht weniger als 17 Parteien auf­marschiert. Echt deutsch! Bei den Vorbereitungen zur Reichs­tagswahl ist eines der albernsten aber vielleicht zugkräftigsten Wahlmittel das Putschgeschrei gegen die angebliche Reaktion, als ob diese von dem Kapp-Abenteuer nicht schon genug ge­lernt hätte. Eine große Rolle spielt auch die Frage der Koali­tion. Man ringt um die Seele der Deutschen Volkspartei, der wten Nationalliberalen, ob sie in die Opposition oder in den Regierungsblock eintreten werde. Diese Partei ist einst an dem vorsichtigen Abwägen nach beiden Seiten, an dem verhängnis­vollen Einerseits-Andererseits zu Grunde gegangen. Ihre Führer werden klare Entscheidungen treffen müssen, um zu be­weisen, daß sie aus der Vergangenheit etwas gelernt haben, ckm übrigen ist der Wahlausfall noch nicht zu übersehen; sicher w nur, daß er Neberraschungen bringen wird. Wer sich vor solchen möglichst schützen will, gehe hin und wähle und sorge oMr, daß auch keiner seiner Angehörigen und Freunde der Wahlurne fern bleibt!

Das Interesse für die ausländische Politik tritt jetzt na­türlich vollständig in den Schatten. Erwähnt sei, daß das französische Ministerium fast einstimmig ein Vertrauensvotum «er Kammer bezüglich des Friedensvertrages von Versailles M keiner demnächstigen Folgen erhielt, daß die Polen von den «olschewisten Schläge bekommen, daß der englische Premier- "fnsster Lloyd George zum Entsetzen Frankreichs den Bolsche­wisten Krassin wegen der Wiederanknüpfungen der Handels- Wehungen empfing und daß Präsident Wilson gegen die Er- si,?rung des Repräsentantenhauses für einen Friedenszustand mit Deutschland und Oesterreich sein Veto einlegte.

Deutschland.

Frankfurt a. M., 3. Juni. Der Oberpräsident der Rhein- Provinz hat vom Regierungspräsidenten in Köln einen ein­sehenden Bericht über die neuerlichen Schandtaten der Schwar­ten im besetzten Gebiet erhalten. Der Regierungspräsident Ewet zwei neue Fälle schwerer Sittlichkeitsverbrechen im Landkreise Euskirchen an zwei elf- und zwölfjährigen Kna- "dN-Und einem dreizehnjährigen Mädchen. Der Oberpräsident M?rt in dem Bericht an den Vezirksdelegierten der inter­nierten Kommission in Bonn, daß er bei einem elementaren MNuch der Empörung die Verantwortung ans die mili- APWen Kommandostellen abwälzen müsse, die entweder nicht Ä der Lage oder nicht gewillt seien, die ruhige deutsche Be­völkerung vor solchen Gewalttätigkeiten zu schützen.

Das billige Berlin. Süddeutschland hat längst aufgehört, «ne bevorzugte Gegend hinsichtlich der Versorgung mit Le- *ws«itteln und der Höhe ihrer Preise z« sein. I» Berlin

ist es jetzt weit besser als in dem Süden des Reiches. Das Warenhaus A. Wertheim veröffentlicht in den Zeitungen vom

1. Juni folgende Angebote: Frischer Spargel, erste Sorte. Pfund 1.95 Mk., holländischer Blumenkohl Kopf 2 Mk., junge Kohlrabi, 15 Stück, 3 Mk.. grüne Stachelbeeren, Pfund 1.69 Mk., frische Schellfische, Pfund 1.50 Mk., große Salzheringe, Stück 1 Mk., Delikateßheringe, Stück 30 Pfg., Neue italienische Kartoffeln werden zu 1.35 Mk. das Pfund angeboten. und mar­kenfreie Marmelade, mit 50 Prozent Zucker gesüßt, kostet 4.90 Mk. das Pfund.

München, 4. Juni. Die bayerische Regierung erläßt eine Bekanntmachung, in der jeder gegen die Koalitionsfreiheit sich richtende Terror oder Boykott verurteilt und mit Strafe be­droht wird.

Zweibrücken, 4. Juni. Teile der hiesigen marokkanischen Besatzungstrnppen haben in den letzten Tagen dis Stadt ver­lassen, nachdem zuvor mehrere große Paraden abgehalten wur­den. Wie verlautet, werden die zurückgezogenen farbigen Streitkräfte nach dem Orient transportiert.

Berlin, 4. Juni. Die Annahme des Vermittlungsvor­schlags im Bankgewerbe unterlag gestern abend der Beurtei­lung einer von Tausenden von Angestellten besuchten Ver­sammlung, die stellenweise einen sehr stürmischen Verlauf nahm. Es gelang schließlich, der Ueberzeugung zum Siege zu verhelfen, daß nach Lage der Dinge jetzt ein Eintritt in den Streik zu einem Fiasko führen müsse.

Berlin, 4. Juni. Wie derVorwärts* meldet, haben die großen Warenhäuser Wertheim und Tietz mit Massenent­lassungen von kaufmännischen Angestellten begonnen. Bei Wertheim sind an einem Tag 150 Kündigungen ausgesprochen worden. Auch die übrigen Kaufhäuser und Spezialgeschäfte beginnen mit Kündigungen großen Umfanges. DieNeuest Nachr." melden, daß der Metzer Gemeinderat beschloß, die Ueberreste der Denkmäler von Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich, die nach dem Waffenstillstand von der Bevölkerung umgeworfen wurden, öffentlich zu versteigern. Die Ueberreste stellen eine Bronzemasse von 6000 Kilo dar.

Die Verminderung der deutschen Wehrmacht.

Berlin, 3. Juni. Aus einer Unterredung mit dem Reichs­wehrminister teilt dasBerl. Tgbl." u. a. mit: Die Durch­führung einer weiteren Heeresverminderung stößt auf aller­größte Schwierigkeiten. Die Wehrmacht verträgt es einfach nicht mehr, über ihr Schicksal weiter im Ungewissen zu bleiben. In Spaa werden hoffentlich die bezüglichen Fragen mit großer Sachlichkeit behandelt werden. !Die Lösung der Frage der Hee- resstärke etwa im Sinne der Verstärkung der Polizei finden zu wollen, erscheint wenig befriedigend.

Die abzuliefernde Tonnage.

Berlin, 3. Juni. Bezüglich der nach dem Friedensvertrag ablieferungspflichtigen, aber noch im Bau befindlichen deutschen Handelsschiffe von insgesamt 325 OVO Bruttoregistertonnen war im Vertrage die Frage offen geblieben, auf wessen Kosten diese Schiffe zwecks Ablieferung fertigzustellen sind. Nach Verein­barung mit der deutschen Schiffahrtsdelegation in London werden diese Schiffe nunmehr auf deutsche Rechnung fertig- gestellt. Die Alliierten erhalten von diesen fertigen Schiffen 325 000 Bruttoregistertonnen, Deutschland dagegen nur 100 000 und leider nur dieienige, die zurzeit den geringsten Fertigkeits­grad aufweisen. Abgelehnt wurden dagegen die Anträge auf Ueberlassung von weiteren 45 000 Tonnen an Deutschland. Es muß umsomehr der Erwartung Ausdruck gegeben werden, dahftdie Reparationskommission in Würdigung der in dem

2. Memorandum noch einmal nachdrücklich hervorgeh,wenen Momente in kürzester Frist Verfügung trifft, daß ein Teil des noch ablieferungspflichtigen Schiffsraumes Deutschland über- laffen wird.

Ausland.

Salzburg, 3. Juni. Der Kapitän der französischen Mis­sion, L'Epine, der vor einigen Tagen sich beim Landeshaupt­mann in Salzburg über die Aschlußbewegung informierte, hat mit dem Vorsitzenden der Deutsch-Freiheitlichen Partei, Professor Karl Wagner, über die Gründe der Anschlußbewe­gung gesprochen. Der französische Kapitän kam aus Bayern zu sprechen und sang ein Loblied auf den Kronprinzen Rupp- recht, dessen Charaktereigenschaften und außerordentlichen An­hang er hervorhob. Er ließ durchblicken, daß auch Frankreich nichts dagegen haben würde, wenn sich Oesterreich an ein unter der Herrschast Rupprecht stehendes Bayern anschließe. Darauf betonte Wagner die unbedingt republikanische Gesinnung seiner Parteigenossen. Zum Schlüsse erklärte L'Epine, die Entente sei bereit, den Anschluß Oesterreichs an Deutschland zu bewilli­gen, wenn der Beweis erbracht werde, daß Oesterreich allein nicht leben könne.

Genf, 4. Juni. DasEcho de Paris", das führende Blatt der französischen Militärpartei, befaßt sich mit den deutschen Reichstagswahlen. Es zieht aus den Wahlen in Gotha den Schluß, daß auch die Reichstogswahlen am Sonntag euren großen Erfolg der Rechtsparteien ergeben dürften. Das Blatt fürchtet diesen Ausgang keineswegs. Er erweckt in ihm sogar weitgehende Hoffnungen. Die preußischen Konservativen wer­den. wie das Blatt aussührt, die Regierung wieder an sich reißen und durch Spitzel einige kommunistische Putschversuch,' Hervorrufen, und so Anlaß zu einer militärischen Unterdrückung und zur Wiederaufrichtung der Monarchie geben. Diese Ent­wicklung würde die glückliche Folge haben, daß Süddeutschland, wo das Mißtrauen gegen Preußen ohnehin stark ist, in eine föderalistische Bewegung hineingezogen würde, die allerdings nicht unter dem Schlagwort:Los von Deutschland!" sondern unter der Losung:Los von Berlin!" geführt werden müßte.

Paris, 6. Juni. Die Wiederherstellungsarbeiten in Nord­frankreich sind nach französischen Angaben schon sehr weit vor­geschritten.

Washington, 4. Juni. Der amerikanische Senat hat die Annahme des Mandats der Vereinigten Staaten über Arme­nien mit 42 gegen 23 Stimmen abgelehnt. Die Angelegenheit geht daher an das Repräsentantenhaus zurück.

Amerikanische Protestbewegung gegen de« schwarze« Schrecken.

I» viele» amerikanischen Städten erfolgten infolge der

Bewegung gegen die Verwendung schwarzer Truppen i« be­setzten deutschen Gebiet Massenproteste. Die Erbitterung übe» die schwarze Schmach ist, wie verschiedenen Morgenblättern ge­meldet wird, aufs höchste in deutsch-amerikanischen und katho- lische n Kreisen gestiegen. _^

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 5. Juni. In der Deutschen V o ltS - partet (Nationalliberalen Partei) sprach gestern abend i» derSonne" nach einleitenden Begrüßungsworten, In welche» Straßenmeister Baab u. a. mitteilte, daß die Zahl der einge­schriebenen Mitglieder der Partei infolge weiteren Zuzugs sol­cher deutscher Männer, welche nach den Ereignissen des Nov. 1918 in anderen Parteien nicht den gesuchten politischen An­schluß fanden, die zweite Million bereits überschritten habe, der Kandidat für die Landtagswahl, Gewerbelehrer Aldi re­ger, Calw, über die bevorstehenden Wahlen. Friede, Frei­heit, Brot hätte uns der mit den Feinden abgeschlossene Frie­densvertrag bringen sollen; er habe uns keines von diese» drei schätzbaren Dingen gebracht. Der Friedensvertrag sei nur zum Schein da, die Zustände seien eher schlimmer geworden als im Kriege, insonderheit was die Ernährung anlange, der Friede sei nur ein Scheinfriede und von Freiheit, die dem deut­schen Volke in Aussicht gestellt wurde, keine Spur. Daher sei es ein unabweisbares Bedürfnis für das deutsche Volk, daß der 1. Abschnitt des Versailler Abkommens, das sich auf die wirt­schaftlichen Bedingungen bezieht, in Bälde geändert werde. Wir müssen zu dem Zweck am 6. Juni Männer wählen, welche dev Regierung den Rücken stärken und ihrer Ueberzeugung bei den Feinden Geltung verschaffen. Mit der Abänderung deS Friedensvertrages müsse Hand in Hand gehen die schärfste Be­kämpfung des Wucher-, Schieber- und Spekulantentums, wel­ches die Lebensbedingnngen bis zur Unerträglichkeit steigert. Die Zwangswirtschaft, welche heute weder bei Erzeugern noch Verbrauchern ihren Zweck erfüllen, müsse baldmöglichst abge­baut werden. Das Betriebsrätegesetz habe, durch sozialdemo­kratische Schlagwörter angefacht, die Begehrlichkeit der Mas­sen in einer Weise gesteigert, welche weder Unternehmer noch Arbeitnehmer zum Nutzen gereiche. Der bedrohten Lag» des gewerblichen Mittelstandes müsse weitgehendste Rechnung getragen werden. Wie man in der Landwirtschaft die Fun­damente für den Wideraufbau unseres Wirtschaftslebens er­blicke, so müsse unter Berücksichtigung dieser Erwerbsstände, Bauernstand, Industriearbeiter und gewerblicher Mittelstand die Interessen derselben mit einander in Einklang gebracht werden. Der übertriebenen Verteuerung der Berkehrspolitil könne seine Partei nicht zustimmen; die nachteiligen Folge» derselben zeigen sich bereits in einem Rückgang des Verkehr-. Weitgehendste Fürsorge für die Opfer des Krieges sei eine Ehrenpflicht des Reiches, der es sich nie entziehen dürfe. Die Finanz- und Steuerpolitik Erzbergers wie die finanzielle» Verfechtungen aus dem Friedensvertrag stellen an die einzel­nen Berufe Anforderungen, welche ohne die größten Schädi­gungen kaum erfüllt werden können. Auch in dieser Richtung sei eine Aenderung des Friedensvertrages für das deutsche Bolk eine unabweisbaue Notwendigkeit. Die innere Politische Lage erheische gebieterisch Wiederherstellung der Ordnung und Rückkehr zur steten Arbeit. Der Sozialdemokratie lei der Vor­wurf zu machen, daß sie die Parole zum Generalstreik veraus­gab und die Demokratie habe sie darin unterstützt. Die Be­zeichnungFreie Babn dem Tüchtigen" dürfe nicht falsch a»- gewendet werden, nicht dem Politisch Tüchtigen, sondern dem in seinem Berufe Tüchtigen gelte dieser Satz. Geleitet von dem löblichen Gedanken, daß nur ein Vorwärtsstrsben mit dem Blick auf unser geliebtes Vaterland uns wieder besseren Zei­ten entgegenführen kann, wollen wir am 6. Juni zur Wahl­urne schreiten, wer gleichen Sinnes ist, möge sich «ns anschlie­ßen.

In Ergänzung der Ausführungen des Redners verbrei­tete sich ein Pforzheimer Parteigenosse, Herr Albers, über weitere politische Fragen, U. a. wurde der Regierung zum Vorwurf gemacht, daß sie es nicht fertig brachte, Ruhe i« Reich zu schaffen (Aufstand im Ruhrgebiet. Räuoereien des Kommunisten Hölz im Vogtland). Seit 40 Jahren Predige die Sozialdemokratie den Massen von Recht und Freiheit und allem Möglichen, ihre Versprechungen konme sie aber nicht einlösen. Mit dem Wort der Sozialisierung habe sie die Begehrlichkeit der Arbeiter aufs Schärfste gesteigert, am Montag tonnte man aus dem Munde des Reichsarbeitsmmisters Schlicke imAnker" hören, daß die Sozialisierung der Betriebe sich nur in den sel­tensten Fällen durchführen lasse, bei der niedergehenden Wirtschaft, in der wir uns befindm und die sich beängst-genb weiter ausdehne, sei der Gedanke der Sozialisierung cincs jener Mittel, mit welchen sie seit langen Jahren die Arbeiterschaft ködere Dieses Verhetzungssviel räche sich an der Sozialdemo­kratie selbst, wie der Ausfall der Wahlen unzweifelhaft zeige» werde. Jeder vernünftig denkende Arbeiter, welchem der Blick nicht durch die Parteibrille und sozialdemokratische Schlag- Wörter getrübt sei. müsse sich von einer solchen Partei wen­den. die nur ein Vcrhetzungsshstem trieb, das jetzt zu ihre» eigenen Lasten gehe. Das nachsichtige Verhalten der Regie­rung gegenüber dem unabhängigen Landesverräter Broß wurde gebrandmarkt, ebenso scharfe Kritik an dem Verhalten Erzbergers und der Männer im Untersuchungsausschuß gcübt, demgegenüber das vorbildliche Verhalten des früheren deut­schen Vertreters in Paris. Frhrn. v. Lersner, dessen Energie man die Nichtauslieferung der angeblichSchuldigen" zu ver­danken habe, als die befreiende Tat eines wahrhaft deutschen Mannes bezeichnet. Wenn wir solche Leute in die Regierung wählen, dann werde es mit Deutschland wieder vorwärts gehen und wir können dann wieder mit Recht das Lied singen:O Deutschland, hoch in Ehren!"

Nach einem kurzen Dankeswort an die Redner für ihre Ausführungen schloß hierauf der Vorsitzende die Versamm­lung.

Neuenbürg, 4. Juni. Das Fronleichnamsfest, ba­den Höhepunkt des kath. Kultus bildet, war für die hiesige kath. Gemeinde insofern noch ein besonderer Freudentag, als es in diesem Jahre hier zum erstenmal abgshalten werden konnte. Zwar konnte die ganze kirchliche Feierlichkeit und namentlich die Prozession infolge der beschränkten Räumlichkeit nur in