Donnerstag

Keilage ;n Ur. 194

8. Dezember 1904.

Nachdruck verboten.

Gisa's Antwort.

Eine lustige Pensionsgeschichte von Alwin Römer.

(Fortsetzung.)

Mittlerweile waren sie aus der Göthestratzs in die Georgsstraße gekommen, und statt des direkten Weges durch die Königsstraße an der Eilenriede entlang, von der die Fundstraße links abzweigt, führte er sie nun doch auf einem kleinen Umwege mitten in das schöne Porkgehölz hinein, dasdie E'lenriedc" heißt.

Bei der Tante bekomm' ich sobald doch keinen Kuß!" sagte er vergnügt, als sie es merkte und sich entrüstet pellte. Weitere Moralpredigten schnitt er aber energisch dadurch ad. daß er seinen Arm um ihren Hals schlang und seine Lippen auf ihren feinen, süßen Mund drückte

Und nun gehen wir ans Telephon, Schatz! Hier im Parkrestaurant ist sicher eins, und dann meinetwegen auch zur Tante!"

3.

Zu derselben Zeit, wo Gisa den ersten Lenztraum der Liebs träumte, wan­delte iyre Freundin Therese den Dornenpfad enttäuscher Hoffnung. Aber sie nahm es leicht, mochte die Katastrophe auch noch so gräßlich werden. Denn trotzdem sie fast ein volles Jahr jünger als Gisa war, lagen kleine Abenteuer ähnlicher Art schon verschiedentlich hinter ihr. Sie fühlte sich mit ihren sechzehn Jahren vollständig reif für den Flirr und die Tändeleien des schönen Lebens­maies, weshalb ihr der Aufenthalt in Madame Kießlings Pensionat doppelt em­pörend vorkam. Denn diese wackere Dam«, d-r selbst die wonnige Zeit der jungen Liebe nur geblüht haben mochte, fühlte ein wahres Grauen vor allem, was einen Schnurrbart hatte, oder sich einbildete, einen zu haben. Sie hielt eS für ihre oberste Pflicht, alle ihre Zöglinge gegen jeglichen Verkehr mit dem anderen Geschlecht abzuschließen. Selbst Tanzstunden wurden so gegeben, daß ältere Damen ihres Bekanntenkreises und dis Lehrerinnen des Instituts als Herren tanzen mußten. Außer dem Hausarzt und den Briefträgern kam ein männliches Jndioidium nur selten über die geheiligte Schwelle des Hauses in der Humboldtstraße weßhslb just Theres; Boblendorf, die leichr Entzündliche, ihr anvertraut worden war. Und nun hatte sie es doch verstanden, ihr ein Schnipp­chen zu schlagen, wie aus dem zerknitterten Briefennvurf deutlich hervorging, den Friederike heute beim Kleiderreimgen in einer ihrer Taschen gefunden hatte.

Natürlich waren die Zahnärzte daran schuld, denen sie schon lange miß­trauisch gegenüber gestanden hatte. Aber wohnte nicht gegenüber ein zuverlässiger Freund und Beobachier, der Prstor Hollmann, der jede verdächtige Begleitung ihres Zöglings bemerk! haben würde? Und dennoch, dennoch! Es war, um aus der Haut zu fahren, wenn nicht der bloße Gedanke an einen so unästhetischen Vorgang sie schaudern gemacht hätte!

Zweifellos war dieser Herr von Güsen ein Leutnant! Sein Adel sowohl als auch die Anspielung auf China und dis Boxerkämpfe wiesen deutlich darauf hin! Ach Gott, diese Leutnants! Konnte Hannover nicht gesperrt werden für die eingebildeten Bösewichter, die nur dazu geschaffen schienen, einer ehrbaren Pensionsvorsteherin das Leben schwer zu machen? Slalt dessen schick,e der Staat

alle halben Jahre neue dieser Schlingels in die Stadt, bald in blauen, bald in roten, bald in grünen Uniformen; mit weißen, gelben, goldenen und silbernen Schnüren, und alle mit diesem nichtsnutzig lebenslustigen Lächeln unter dem häufig noch höchst dürftigen Haby-Schnurrbart. Es war wirklich ein Jammer!

Voller Grimm nahm sie jetzt das Medaillon aus dem Pompadour und öffnete eS mit einem richtigen Druck. Natürlich war ein Bild darin, und natür­lich das eines Mannes, eines jungen ManneS, mit einem Haby-Schnurrbart und einem unverschämten Lächeln um die Lippen; allerdings nicht in Uniform, was bei den Leurnantsphotographien eigentlich ungeheuerlich erscheint. Indessen war der Mensch auch in Zivil von jener unheilvollen Eleganz und Schneidigkett, die junge Mäbchenherzen so leicht blendet.

Wer ist das?" fragte sie kurz und hielt ihrer Begleiterin das Bild unter die Nase.

Das?" erklärte Therese etwas langgczogen.DaS ist ein Bild von meinem Onkel Theodor, der mir das Medaillon vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt hat!"

Lüge!" fuhr es wie ein Blitz aus Madame Kießlings Munde.

Ader Madame!" entrüstete sich Therese kleinlaut.Wenn es doch mein Onkel ist!"

Warum wollten Sie dann das Medaillon vor mir verstecken?" inquinrte die Vorsteherin.

Das wollt' ich auch gar nicht! Es saß nur schlecht über der Schleife!" sagte Therese.

So? Ha Flausen, mein Kind! Dieser Mann ist nicht Ihr Onkel. So junge Onkels giebt's überhaupt nicht! Dieser Monn ist ein Herr Kurt von Güsen, ein Mensch, mit dem Sie schon früher in Beziehungen gestanden haben, ehe er nach China ging, ein" sie seufzte erst ehe st« das Wort herausbrachte ein Leutnant! Leugnen Sie nicht! Es nützt Ihnen nichts! Im Gegen­teil, Sie machen die Sache nur schlimmer!"

Therese hatte halblaut aufgelacht. Die Verwechslung kam ihr trotz aller Beklemmungen zu drollig vor.

Ihr Lachen zeugt nur davon, wie tief verdorben Sir schon sind! Oder wollen Sie vielleicht bestreiten, daß Sie jetzt nur zu Doktor Ellert gehen, um sich tm Wartezimmer ein Rendezvous mit diesem Menschen zu geben? Was?"

Theres s Lachen wich sitzt einer augenscheinlichen Verblüffung. Das wußte sie also doch! O weh, da «hatte sie wahrscheinlich den Brief gefunden, den sie für Gisa v-rfaßt und nachher törichterweise unzsrissen in die Tasche geschoben hatte! So eia Pech! Aber was nun tun? Ihr Ingenieur saß sicherlich schon oben in dem vertrakten Wartezimmer und gmg ihr womöglich mit einem kleinen enthusiastischen Hallo entgegen, sowie st« die Tür öffnete. Weigerte sie sich indes, mit hinauszugehen, so war das soviel wie ein Eingeständnis, und ob Madame schließlich nicht allein hinauf ging und dem Aermsten eine große Szene machte, war nicht vorhrrzusehen. Sie entschloß sich also kurz, der Erfahr kühn entgegen- zugehsr: undsich dem Augenblick frisch zu vertrauen," wie Schiller das aus­drücklich einem flotten Wall-nsteiner Jäger in den Mund gelegt hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Prmt-Alljche».

Feines Schmtzbrst

empfiehlt

G. Niethammer,

Bäckermeister, Marktplatz.

Reinen

Bienenhonig

empfiehlt

Lelilsiloss kläelits

verhütet man bei Zahnweh, wenn man stets etwas Oeo öötser'o Dsntils vorrätig hat (aber nur echtes).

Bestandteile: Guajac 1 x, Mastix V>° 8, Sandarax. Myrrhen ä "/:» x, äther. Pfeffermünz-, Anis-, Nelkenöl ä>'/'°° x, Weingeist bis zu 5 A. Per Flacon 50 ^ mit Gebrauchsanweisung in der alte« Apotheke von Lheodor Wieland in Calw und in der Apo­theke von Liebeuzell. l

Krockerres

Abfallholz,

Zweispänner-Wagen . 15.,

Einspänner-Wagen . ^ 8. frei vor's Hans, empfiehlt bei prompter Lieferung

L. Uaercher,

Sägwerk Hirsau.

Llarisnöl

präpariert für

Mmschim» u. MM«

von H. MöbiuS <L Loh«, Hannover. Verkaufsstelle Fr. Herzog b. Rühle.

Mse-Offert.

Sehr fetten Gchweizerkäse pr Pfd. zu 57, 65 u. 70 A, bei latbweise billiger. Limburgerkäfe ls. sehr haltbar pr. Pfd. 28 u. 30 A, Limburgerkäfe Hs. sehr haltbar per Pfund 2325 A versendet in Kistchen von 30 Pfd. an und in Postkolli unter Nachnahme die Käserei Rennirrgerr.

Suche für ständige Lieferung

M M WH

pro Tag, bei prompter Bezahlung. August Böffert, Milchhändler,! Dtllweißenstein b. Pforzheim, r)

nu>- snoriens

Aroliofi's 3srtb1rtmsnssiks

LLdns tLxliod mit^SroUsL's LöstdlüLSvSölkö

^potdslrorii unck Vroxistsv. In ÜLlv ru kudeu bsi IL. llärtLLvv, Nsus Xpotdsks; LslurloL (kütvsr; Lkl^ Lsnl, Lunkmalln.

Weilderstadt.

200 M. Dinkklstrich,

Maschinendrusch, liefert franko oder ab hier zu billigen Preisen

Xsnl Clolt,

Wirt.

6.L. Xssslsn 8 OS Xgl. ksslingsn.

deutsche 8cIiLumveemks!>eeel.

feinMSWsk

0

24 eests Ausrstcdiiunüsfi.s LsZnUncist- 1626.

2u dsbev bei: - Lmil keorxii t

^xotbelrer l'b. Lurtmaun ; o»I v.

ükü. IVieluvck, ^stts L.xc>tdsks s Iiouis 8okarpk )

^xotbeksr 6. AodI / I-ivbeu-vlI.