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llfred Garrthier, Calmbach, Kriegsteilnehmer und deren ihres Betriebes M. 125000 aut" zur Verteilung gebracht, erständnisvolle Stiftung der ihr die Kriegsteilnehmer und ebenen den herzlichsten Dank

Kriegsteilnehmer Hinterbliebenen der Firma authier, Calmbach a. E.

Neuenbürg.

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de« 17. Januar 192« i« , thof z. Bären Post Zimmer Nr. 2 8

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;! Fuhrleute!

Phrleute des Bezirks Neuen- ebung werden auf nächsten 18. ds. Mts., nachmittags Gasthaus zumBahnhof" zu einer Besprechung betr. Fuhrlöhne, sowie sonstiger eingeladen.

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Neuenbürg, Samstag dm 17. Januar WO

78. Jabrgang

Rundschau.

«Mt dem 10. Januar, dem Tage, an dem der Friedensvertrag in Kraft trat, der schon am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeich­net worden war, hat das Elend Deutschlands erst recht begonnen. Wohl kann man seit dem Ratifikationsprotokoll endgültig sagen, der Krieg sei zu Ende, aber er äst nichts anderes als eine Fort­setzung des Krieges mit anderen Mitteln. Diesen Frieden kann kein Deutscher als rechtmäßig anerkennen: denn er ist ein furcht­bares Unrecht, und die deutschen Unterschriften sind nur erzwungen worden. Scheidemann sagte einst, die Hand möge verdorren, die diesen Frieden unterschreibe. Nun, es fanden sich andere Hände als die seinen aus der Koalition, die uns regiert, diesen ungeheuer­lichen und unmöglichen Vertrag zu unterzeichnen. Man verspricht uns jetzt, wir würden mit Hilfe des demokratischen Systems und nur mit seiner Hilfe aus dem Elend wieder herauskommen. War­ten wir es ab. So wie das System jetzt beschaffen ist, glaubt kein Vernünftiger daran. Der sozialdemokratische Führer und frühere Leiter des Reichswirtschastsministeriums, Dr. August Müller, ist es, von dom wir hören, daß der demokratische Parlamentarismus unfruchtbar und unfähig sei, unsere Wirtschaft neu zu ordnen. In dem Parlament der Parteisekretäre herrsche die Verquickung ge­schäftlicher und politischer Tätigkeit. Nicht nur die Zahl der Mi­nisterien ist verdoppelt, auch die Reichsministerien selbst wachsen sich immer mehr zu Wasserköpfen aus. Düs Rvicyssinanzmini- sterlum braucht 3000 Zimmer zur Unterbringung seiner Beamten. Im Rcichswirtschastsministerium sind ungefähr 1200 Beamte un­tergebracht. Etwa 15 von) Hundert der Gesamtbevölkerung stehen heute im Beamtenverhältnis, und die Zahl der Beamten wächst noch immer so rasch, daß man sich fragen muß, wer sie schließlich ernähren soll. Wohlverstanden, es ist ein sozialdemokratischer ehe­maliger Minister, -er das sagt.

Unsere Gefangenen kommen ja nun in Zeit von etwa 2 Mona- ten heim, dafür aber müssen wir Abschied nehmen von alten deut­schen Gebieten im Osten, Norden und Westen, wo jetzt mit oder ohne Abstimmung des Selbstbestimmungsrechtes fremde Grenzzei- ckM den deutschen Adler verdrängen. Die Reichsregierung Hat sich erschöpft in tönenden Abschiedskundgebungen. In solchen Sprü­chen, denen ke>ne Taten folgen, sind, die neuen Männer Meist-r Das alles vermag uns nicht über die Gewißheit hänwegzutäuschen, daß wir in die wirtschaftliche Sklaverei geraten sind, politisch ent­rechtet und wehrlos am -Boden liegend, ein Gespött der weiten Welt, die den Deutschen heute etwa auf die gleiche Stufe wie den Neger stellt. Die Hohe Interalliierte Rheinlandskommission schickt sich an, dauernd statt auf 15 Jahre von unseren blühendsten Jndu- striebezirken Besitz zu ergreifen, indem sie die meisten deutschen Gesetze aufhebt. Die Wiedergutmachungskommission aber zieh: überall auf ihre Posten, in Berlin und än sämtlichen anderen gro­ßen Städten, gleich Fronvögten, die für die pünktliche Ablieferung ron Zins und Kapital der Hörigen an den Herrn zu sorgen haben. Statt uns nun auf Arbeit und Sparsamkeit einzurichten, statt das mit so viel tönenden Worten verkündigte Werk des Wiederauf­baus im Zeichen der Freiheit unverzüglich zu beginnen, geben wir den höhnisch lachenden Feinden das erbärmliche Bild fort­schreitender Anarchie.

Was anders sind dse neuesten Vorgänge in Berlin? Die Na­tionalversammlung, die Erwählten des Volkes, beraten über das Detriebsrätegssetz. Ein Haufen verhetzter Arbeiter, untermischt mit dem Großstadtgesindel Berlins, will der Nationalversammlung den Willen der Kommunisten und Spartakisten aufzwingen, sucht Len Reichstag zu stürmen und muß mit Maschinengewehren in die Flucht geschlagen werden. Das kann sich jeden Tag und überall anderswo im Reiche wiederholen. Im Kleinen haben wirs ja im eigenen Lande. Die neuesten Demonstrationen von Blaubeuren und Ebingen sind auch nichts anderes als ein Versuch, die Herr­schaft der Straße in den Verwaltungen des Staates und der Ge­meinden einzuführen. Die hochbezahlten Versicherungsbeamten haben eine Woche lang gestreikt; die Eisenbahner der verschieden­sten preußischen Direktionsbezirke tun dasselbe. 3,50 Mark in der Stunde, darunter nimmt keiner mehr ein Werkzeug in die Hand. Das ist eine Stundenlohnerhöhung um 1 Mark, die auch noch bis zum 1. Oktober zurückbezahlt werden soll. Wie viele Milliarden Las kostet, ist nebensächlich. Jeder rechnet nur in seine eigene Ta­sche. Die Teuerungszulagen werden ebenfalls erhöht, natürlich auch die der Beamten und zwar im Reiche wie in allen Glied­staaten. Nur um 150 Prozent! Auch bei uns wird dem Landtag demnächst eine Vorlage zugehen, obgleich der Finanzminister schon Las letztem«! die Leistungsfähigkeit der Staatskasse als erschöpft bezeichnet hat. Uebrigens werden die württembergischen Bahnen samt der Post rascher an das Reich übergehen, als man ursprüng­lich wollte; die Usbernahmekommissionen tagen schon. Dabei stehen wir wieder einmal vor einer Katastrophe wegen des Kohlen­mangels, zu der sich, wenn wir nicht besonderes Glück haben, rasch auch eine solche wegen der Lebensmittel gesellen dürfte. Je mehr gestreikt, je weniger gearbeitet -wird, desto schneller das Ende. Was hat die Arbeiterschaft von den erzwungenen höheren Löhnen, wenn die ganze Wirtschaft zusammenbricht? Wer von dem Räte­system das Heil erwartet, blicke nach Rußland oder nach Ungarn and erinnere sich der Münchner Rätewochen; aber wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen.

In Bayern herrscht bereits wieder eine Personenzngssperre. Auch wir in Württemberg stehen dicht vor einer solchen. Vom Belagerungszustand, der über ganz Norddeutschland verhängt wer­den mußte, sind wir im Süden ja noch verschont. Auf wie lange? Es krieselt schwer bei uns. Die weiße Salbe der Nachgiebigkeit and der Veschönigungsphrasen wird von unserer Regierung fleißig «Handhabt, aber es fehlt der kräftige Dauniendruck, der den guten

Masseur ausmacht. Auch das neuekleine" Bolksschulgesetz ist

nichts als ein Beschwichtigungsversuch, von dem wir uns nichts Gutes versprechen, ehrlich gemeint, erfüllt von dem Bestreben, es den Neuen wie den Alten recht zu machen, aber zum Schicksal aller Kompromisse verurteilt. So ist es auch mit den neueren Versuchen, die östliche Gefahr zu beschwören, d. h. den polnischen Juden Zu Leibe zu gehen, die uns in den letzten Jahren überflute­ten und jetzt vom Schieben und Wuchern leben. ' Man wird einige arme Teufel über die Grenze schieben und nach dem berühmten Rezept die Kleinen hängen, aber die Großen laufen lassen. Wir wollen uns nur darüber nicht täuschen, daß die ärgsten Schieber und Wucherer keineswegs ausschließlich in jüdischen Kreisen zu suchen sind. Im Gegenteil weit überwiegend schon lange bei denen, die sich auf ihr Ariertum wunder was zugute tun. Das Taufwasser allein machts nicht, spricht der Apostel Paulus. Die neuen Wuchergerichte mögen sie alle greifen, die weißen und die chwarzen Juden, und ihre Namen in der Presse veröffentlichen; eher wird es nicht besser.

Neues Hochwasser hat uns heimgesucht. Schwere Sturmschä­den sind diesmal dazugekominen. Nach ungezählten Millionen beziffert sich der Windbruch in den Wäldern. Die Wintersaat be­ginnt auf den Feldern zu faulen. Frühlingswärme mit Blitz und Donner und milde Nächte im Januar! Sind wir,denn von allen guten Güstern verlassen? Einer unserer besten Schwaben, der letzte Kriegsminister, Generaloberst Otto von Marchlaler, ist an gebrochenem Herzen gestorben. Er hat sich erst im Dienste, dann im Kummer um Volk und Vaterland verzehrt. Unsere Hoffnung, bei den Gesandtschaften werde nnumchr gespart werden, war ver­geblich. Unter dem Deckmantel wirtschaftlicher Notwendigkeiten will man die Zahl dieser kostspieligen Persorgungspöstlein vermeh­ren. Zwar werden wir in Zukunft ganz einheitlich von Berlin aus regiert, damit die Errungenschaften der Revolution nicht etwa durch süddeutsche Stammeseigenarten gefährdet werden, aber unsere eigenen Gesandtschaften halten wir umso krampfhafter fest, je weniger unsere eigene Regierung zu sagen hat.

In der Zentrum-Partei hat sich etwas Merkwürdiges begeben: Die bayerische Volkspactei, wie sich das Zentrum dort nennt, tut nicht mehr mit im Einheitsstaat und macht Frone gegen, die Zenrtaüsierung des Reiches mit ihrer Steuer- nnd Wirtschafts­politik. Der bäuerliche Mittelstand erblickt in diesem Einheits­staat den Bringer vermehrter Lasten, und es schwebt ihm dunkel der Gedanke vor, irgendwie von diesen Lasten loszukommen. Man macht Front gegen die Ueberrumpelung der süddeutschen Staaten, aber nicht nur in Bayern, auch in Württemberg und in Baden. Die nächste Zukunst wird uns das deutlicher zeigen, wenn alle Warnungen ungehört verhallen. Bismarck hat den Föderalismus, das System der Bundesregierungen, nicht um der Fürsten, sondern um dec Völker Willen geschaffen. Die Fürsten sind verschwun­den, aber die Völker sind geblieben, nnd es kann die Stunde kom­men, wo man südlich des Mains ebenso wie vom Kaisertum auch von Berlin selber Abschied nimmt. Was ist heute noch Deutsch­land?

In Frankreich sind jetzt auch die Senatswahlen abgehalten. Clemenceäus Mehrheit scheint unbestritten. Nicht mehr ganz ohne Wettbewerb aber scheint er für den Präsidentenposten an Stelle Poincarees zu sein; was nicht zur Freimaulerloge gehört, neig! einer Kandidatur des Kammerpräsidenten Deschanel zu. In Ita­lien dürsten die Tage Viktor Ernanuels, des Verräters, gezählt sein. Von Norden her breitet sich ein gewaltiger Streik über das Land aus. Der Sozialismus nimmt immer radikalere Formen an. Es ist noch nicht klar zu sehen, wohin er steuert. In Ruß­land machen die Bolschewisten militärische Fortschritte im Osten und Süden. Odessa am Schwarzen Meer ist in ihrer Hand, Kolt- schak in Sibirien zusammengebrochen. Amerika und Japan liegen jetzt dort auf der Lauer. Je versöhnlicher die Noten lauten, die sie darüber in die Presse bringen, desto gefährlicher sind ihre Hän­del. Auch Wilson läßt wieder von sich hören. Seit dem Tage, an dem der Schmachfriede ohne die Unterschrift der Vereinigten Staaten ratifiziert wurde, ist er wieder gesund und macht in Völkerbundsgeschäften, denn es ist bekanntlich nichts so dumm, daß es nicht fänd' sein Publikum.

Deutschland.

Stuttgart, 16. Jan. In mehrtägigen Verhandlungen Mischen Vertretern des Reichsverkehrs- und Reichsfinanzministeriums und Vertretern der Regierungen von Württemberg, Baden und Hessen unter Zuziehung des Südwestdeutschen Kanalvereins u. der Stadt­vorstände der Neckarstädte sind alle grundlegenden Fragen der Neckarkanalisierung eingehend erörtert und soweit geklärt worden, daß die baldige Inangriffnahme des großen Kulturwerks als wahrscheinlich bezeichnet werden kann.

Karlsruhe, 16. Jan. Dem bayerischen Dauernführer Dr. Heim, der den Riß im Zentrum herbeigeführt hat und auch das einige deutsche Reich sprengen möchte, leuchtete der badische Finanzmini­ster Wirth ins Gesicht. In einer Unterredung mit demTauber­und Frankenboten" sagte Wirth:Es wird in Len Kreisen der Zentrumspartei seit der bayerischen Revolution manchmal behaup­tet, daß sich Herr Dr. Heim seinerzeit nach Württemberg geflüchtet habe und, daß er bei der Reichsrogierung für seine Person um Schutz nachgesucht habe. Es wäre an der Zeit, wenn Herr Dr. Heim darüber einmal Auskunft geben wollte. Ebenso wäre es interessant, einmal zu erfahren, welcher Art seine Besprechungen mit Marschall Fach gewesen sind."

Köln» 14. Jan. Die ZeitungAmern:" meldet, daß Holland Deutschland eine Anleihe von 80 Millionen Dollars bewillige. Holland würde eine Reihe von Wiren, Lebensmittel und Rohstoffe lresern. Deutschland dage-en Kehl«, kurz- und Manufakturwaren.

Dresden. 16. Jan. Es liegen Nachrichten vor. daß in den

nächsten Tagen große Demonstrationen in Sachsen beabsichtigt find. 7-«e Bevolccr M»wird gen arm, .r", daran zu bedingen

Berlin, 1-tzL^n. In der vergangenen Nacht wurde hier ein großes Waffel!» und Munitionsdepot ausgehoben. Im Norden Berlins wurden 4 schwere und 2 leichtere Maschinengewehre. !!2 Jnsanteriegewehre und 2 Kisten mit Munition entdeckt. Die Sicher­heitspolizei vermutet, daß noch mehrere solche gehe.me Munitions­lager bestehen und ist eifrig bemüht, sie aufzufinden.

Berlin, 15. Jan. Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Der DampferMain", mit dem alle in Vorderindien und Portugiestsch-Jndien befindlichen Kriegs- und Zioilgefangenen abbefördert worden sind, trifft am 24. Januar in Rotterdam ein. An Bord befinden sich 54 Offiziere, 40!) Mann­schaften und 1241 Zivilgefangene, darunter 64 Frauen und 65 Kinder.

Hamburg» 15. Jan. Die Bürgerschaft hat für einen würdigen Empfang der heimkehrenden Kriegsgefangenen 500 000 Mark zur Verfügung gestellt.

Demonskrakionen in Mannheim.

Mannheim, 15. Jan. Heute nachmittag von 1 Uhr ab fand hier ein Demonstrationszug der Arbeiter statt, an dem sich nach genauer Zählung rund 3300 Personen beteiligten. Im Zuge wur­den Plakate mit Aufschriften getragen, wieHoch die Weltreoolu- tion",Nieder mit der Regierung",Arbeiter laßt euch nicht pro­vozieren" usw. Die Arbeit wurde in größerem Umfange lediglich in den Venz'schen Betrieben um 12 Uhr niedergelegt. In diesen Betrieben.gehört bekanntlich die Mehrheit der Arbeiterschaft der U. S. P. und der K. P. an. In den übrigen Betrieben , fand jedoch keine nennenswerte Arbeitsniederlegung statt. Bei Lanz hatten z. B. nur etwa 300 Personen die Arbeitsstätte verlassen. Der Demonstrationszug bewegte sich zum Rosengarten, wo vom Balkon herab Mitglieder der U.S.P. und der Kommunistischen Partei Ansprachen hielten. Die Beteiligung an der Demonilration kann im Hinblick ans die Höhe der Zahl der Gesamtarbeiterschaft in Mannheim, die mit 40 000 nicht zu hoch gegriffen ist, als sehr ge­ring bezeichnet werden, namentlich wenn man berücksichtigt, daß die U.S.P. und K.P. in den letzten Wochen keine Gelegenheit zur Auspeitschung der Arbeiterschaft hoben varübergehcn lassen Die energische Gegenaktion der Mehrheitssozialdemokralen ilyeint einen guten Erfolg erzielt zu haben.

Mannheim, 15. Jan. Innerhalb des Terrains der Anilin- und Sodasabrik veranstalteten gestern die Arbeiter «ne Demon­stration, wodurch man die Zurücknahme der Kündigung von 1800 Arbeitern wegen Kohlenmangel erzwingen wollte. Verhand­lungen zwischen Direktion und der Arbeitsgemeinschaft wurde be­schlossen, die Kündigungen nach Möglichkeit durch Feierschichten der übrigen Arbeiter zu vermindern.

Mannheim, 15. Jan. In der Benzschen Fabrik spirrten gestern früh über die Vorgänge vor.dem Reichstag Gerüchte herum, die zur passiven Ressistenz der Arbeiter während des ganzen Tages führten. Im Anschluß daran sollte der allgemeine Generalstreik erfolgen. Die mehrhettssozialistischeVolksstimme" bezeichnet den ganzen Vorgang als eine Affenkomödie, wie man sie noch nicht er­lebt habe. Die Arbeiter würden hoffentlich bald Ansehen, wie schamlos man mit ihnen umgehe. . ;

kommunistische Kundgebungen in Frankfurt a. M.

Frankfurt a. M., 16. Jan. Eine gestern Abend von den Un­abhängigen im Schumann-Theater einberufene Versammlung, in welcher wegen des BerlinerMechelmordes" protestiert werden sollte, wurde von der Behörde untersagt. Die Umgebung des Schumanntheaters war durch Reichswehr und Sicherheitstruppen in weitem Umkreis abgesperrt. Mi den Treppenstufen waren Maschinengewehre postiert. Die Leitung der U.S.P. traf um 4 Uhr mit einer umflorten roten Fahne ein. Die Menge erging sich in heftigen Beschinipfungen und Hochrufe auf die Internatio­nale wurden ausgebracht. Etwa 1000 Personen beteiligten sich an einem Zug nach dem Bismarckdenkmal, wo Ansprachen gegen die Regierung gehalten wurden. Anrückende starke Kolonnen der Reichswehr und Sicherheitstruppen sperrten den Platz ab.

Die Menge, welche die Soldaten beschimpfte, mit Steinen be­warf und bespie, wurde abgetrennt. Hierauf versuchten einige der Zugteilnehmer den Soldaten die Gewehre abzunehmen und tätlich gegen sie vorzugehen. Der Abteilungsoorsteher ließ in einem Hoch­anschlag mehrere Schreckschüsse abgeben, worauf die Menge flucht­artig auseinanderstob. Später sammelten sich am Bahnhof und am Bismarckdenkmal abermals größere Trupps an, doch kam es nirgends mehr zu Zusammenstößen. Bei dem Vorgang am Bis- marckdenkmol sollen drei Personen aus der Menge verletzt worden sein. In den Hauptbahnhof drang bis 9 Uhr abends eine größere Menge ein, die aber durch die Reichswehr entfernt wurde.

Die deutsche Nationalversammlung.

. r.^rlin, 15. Jan. Die Umgebung des Reichstagsgebäudes hat fast ihr. gewöhnliches Aussehen erhalten. Der Verkehr ist wieder frei, nur Patrouill enbewachen die Eingänge des Hauses. Aber kem Mensch fragt mehr nach dem Wohin der Paffanten, soweit er sich nicht nach der immer noch sehr stark gesicherten Wilhelnlstraße wendet. Am Hause erinnert nur noch e'm Schußeinschlag an das schauerliche Ereignis des 13. Januar.

Haus ist gut besetzt. Auf der Tribüne fehlt heute die Ar­beiterbluse ganz. Am Regierungstisch nahm, als das Klingelzeichen ertönte, der Reichsarbeitsminister Schlick« und Dr. David Platz. Die allgemein« Aussprache über das Betr'iebsrätegesetz ist gestern noch zu Ende geführt worden. Heute tritt das Haus kurz nach 10 Uhr sofort in die lEinzelberatung ein. Di« Opposition will alsbald m itzrro -ester» «stgeLindiffte» Ansturm van Abänderungraxtrit-