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Re«enbürg, Samstag den 4. Oktober lltll.
77. Jahrgang.
(Zweites Blatt.)
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den 6. Oktober, v-» Utesdienst zum M zsynode: StadtpB" renalb.
Rundschau.
Das Narrenschiff dieser Zeit schrvimmt fröhlich weiter. Noch immer nicht hat unser Volk den ganzen bitteren Ernst der Lage «saht. Ueberall gibt es Festlichkeiten, und wenn man schon von einem deutschen Elend sprechen kann, so ist es zum mindesten ein fideles Elend. Die Steuerzettel sind ja noch nicht verteilt. Beim Zahlen wir- es erst lange Gesichter geben. Jm Finanzausschuß des Landtags bekamen wir wieder einen kleinen Begriff von unserer wahren wirtschaftlichen Lage durch die Notwendigkeit, eine neue Schuld zur Gewährung einer Beschazsungszu- la ge an die Beamten aufzunehmen, weil, wie der Finanzminister Liesching zutreffend' ausführte, die notwendigen Summen selbst durch die gewaltig erhöhten Steuern nicht ausgebracht werden können. Das Opfer muß gebracht werden, auch für die staatlichen Pensionäre und für die Witwen und Waisen. Wie aber alles das noch fernerhin geleistet werden soll, ohne die Existenz des Staates zu gefährden, ist dem Finanzmimster ebenso wie den Parteien rin Rätsel. Der Landtag selbst ist tüchtig an der Arbeit und wird auch noch die ganze Woche beisammen bleiben, um dann in der ersten Hälfte des November die eigentliche Wintertagung zu beginnen. Die Hauptarbeit bildet zur Zeit noch das Jugendfür- sorgegesetz, das — man muß es immer wieder mit Bedauern sagen — gänzlich religionsfrei gestaltet wird. An neuen Forderungen liegen 10 Millionen laufende Ausgaben für die Polizeiwehr üiä für die Einwohnerwehr vor. Auch die jetzige Regierung hat e»gesehen, daß es ohne den Militarismus nicht geht. Dom nächsten 1. April ab beträgt der württembergische Anteil an der Reichswehr nur noch 4200 Mann. Vor dem Kriege waren es LS 868 Mann. Will die Regierung die Macht behalten and Herr im Lande bleiben, so braucht sie eine Polizeiwehr von rund 3000 Wen und dazu noch eine Einwohnerwehr, deren Stärke von den Milligen Meldungen abhängt. Niemand sollte ihr seinbleiben, der für geordnete Zustände im Lande ist. Um biese wieder herzustellen, brauchen wir auch Neuwahlen. Ein neues Landtagswahlgesetz muß noch im November verabschiedet werden, denn das Jahr darf nicht zu Ende gehen, ohne die Bildung einer der neuen Verfassung wirklich entsprechenden Volksvertretung. Außerdem haftet der Regierung immer noch ein provisorischer Charakter an. Der außerordentlich verdiente Justiz- minister von Kiene ist viel zu früh ins Grab gesunken. S. .n Nachfolger ist noch nicht gefunden. Die jetzige Besetzung des Kultmlnisters kann umnöglich auf die Dauer bestehen bleiben. Man stricht davon, Herrn Heymann als Intendanten des Landes- Iheaters unterzubringen, aber auch darüber sind die Ansichten sehr geteilt.
DerReichstag ist jetzt wieder in Berlin versammelt. Das Interesse an seinen Beratungen tritt zunächst noch zurück hinter der Frage, ob und in welcher Art die Deutsche demokratische Partei wieder in die Reichsregierung eintritt. Die Verhandlungen gehen schon eine ganze Woche; sie haben nun insofern einen Abschluß gefunden, als die demokratischen Abgeordneten Schiffer und Koch sich bereit erklärten, dem Ruf des Reichskanzlers Bauer zum Eintritt in das Ministerium Folge zu leisten. Man hörte auch von Streitigkeiten in den Ausschüssen, so um die Kosten für das Büro des Reichspräsidenten Cbert und noch mehr um die großen Probleme des Reichsnotopfers und der Umsatzsteuer, wozu nachträglich auch noch die Frage der Betriebsräte kommt, die sich immer mehr zum Zankapfel herausbildet Ein änderet Zank Mischen den beiden hervorragenden Sozialdemokraten Scheidemann, dem früheren Reichsministerpräsidenten, und Noske, unserem Reichswehrminister, ist innerhalb der sozialdemokratischen Partei beigelegt worden. Noske war beschuldigt, Ä reaktionäres Osfizierkorps zu gründen, und aufgefordert Anden, es zum Teufel zu jagen. Er tut es nicht. In mannhafter NÄr hat er dargetan, daß dieRevolutionfür Taufende llureine Gelegenheit zum Stehlen war. Zu Offi- Steren braucht er charakterfeste, sachkundige Männer, keine Revolu- äonsjlinglinge mit großen Sprüchen und kleinen Fähigkeiten. Im Eigen konnte er sich auf das immer noch im ganzen Reiche herrschende Streikfieber berufen und auf die Schwierigkeiten mit dm Polen, wogegen er eine zuverlässige Truppe in der festen lland tüchtiger Führer braucht. Wohin der Mangel der Arbeitslust führt, geht auch aus der leidigen Tatsache hervor, daß demnächst eine weitere große EinschränkungdesPersonen- Sugsoerkehrs unvermeidlich geworden ist und voraussichtlich die Sonntage ganz eisenbahnlos werden. Alle diese Erscheinungen legen die Dringlichkeit baldiger Reichstagswahlen aufs neue ans Herz. Neulich hieß es, sie würden noch im Oktober erfolgen. Wenn dies aber auch wegen der Vorbereitungen nicht möglich ist, so ist doch umso dringender zu hoffen, daß wir, ebenso wie in Württemberg, auch im ganzen Reich noch vor Jahresschluß verfassungsmäßige Parlamente und Regierungen bekommen.
.Zu den mancherlei Darstellungen und Versuchen, sich von der Kriegsschuld reinzuwaschen und anderen die Schuld in die Schuhe su schieben, ist nunmehr der frühere Marineminister und Organisator derselben, Tirpitz., getreten. Seine Ausführungen, die er in einem mehrere hundert Seiten umfassenden Buch veröffentlichte W wonach hauptsächlich der verfehlten auswärtigen deutschen Po- «bk am Zeug geflickt wird, haben gewaltiges Aufsehen erregt. Kan hat den um die deutsche Marine hochverdienten Mann nach ven Tagen des Umsturzes vielfach angefeindet, wie die öffentliche Meinung leider nur zu rasch oft bereit ist, über andere den Stab
vrechen; heute wird mancher in seinem Verdammungsurteil wnlernen müssen. Wer endgültig recht hat und wo die wirklich schuldigen sitzen (Tirpitz schiebt unseren Feinden die Hauptschuld
zu, und damit wird er neun Zehntel aller Deutschen hinter sich haben), wird erst die Geschichte, wenn sie nicht durch Lügen, Verleumdungen und Vorurteile getrübt ist, lehren. An unserer schlimmen Lage ändern aber diese Auslassungen unserer früheren Führer ebensowenig, wie die in den letzten Tagen in die Oeffentlichkeit gedrungene Unterhaltung Mischen dem amerikanischen Admiral Sims, während des Kriegs Chef der amerikanischen Flotte in den europäischen Gewässern, und Jellicoe, zur selben Zeit oberster Chef der englischen Flotte, gepflogene Unterhaltung, wonach wir aus dem besten Wege waren, England mit dem Unterseebootkrieg auf die Knie zu bringen. Wir müssen uns auf den Boden der bitteren Tatsachen stellen und uns mit unserer Lage abfinden; ein einiges großes deutsches Reich mit einem erstklassigen Heer und einer dito Marine war einmal; der Umsturz mit seinen bitterbösen Folgen hat das anders gemacht. Uns kann nur durch Arbeit geholfen werden: das wird dem deutschen Arbeiter tagtäglich von seinen Führern mit dem täglichen Brot mundgerecht gemacht, statt dessen löst aber ein Streik den andern ab, bald in Berlin, bald an der Wasserkante, bald in den Kohlenrevieren. Das wird einen harten Winter geben. Der Bauer arbeitet, der Mittelständler arbeitet, nur eine gewisse Sorte verhetzter und nie zufriedener Arbeiter maßt sich ein Vorrecht zum Streiken an. Wir wiederholen allen Ernstes, das.Schicksal Deutschlands hängt lediglich von dem Arbeitswillen der deutschen Arbeiter ab; soll eine Besserung unserer wirtschaftlichen Lage eintreten, dann ist neben der eb e ns o nö ti - gen Zufriedenheit vor allem erforderlich restlos andauernde Arbeit! Statt ehrlicher Arbeit liest man umsomehr tagtäglich von Schiebereien, Wucherei, Diebstählen, Ausschreitungen und anderen Gewalttätigkeiten, die nachgerade deutsche Tugenden geworden zu sein scheinen. Wahrhaftig, ein großer Teil des deutschen Volkes ist tief, sehr tief gesunken!
Unsere auswärtige Lage, die sich täglich in dem Balutaelend wiederspiegelt, ist so schlimm wie je. Die verwickelten Zustände indenbaltifchenProvinzen haben unsere ganze Hilflosigkeit dargetan. Die Entente drängt auf schleunigste Räumung durch die deutschen Truppen. Clemenceau hat uns ein neues Ultimatum mit den schwersten Drohungen übermittelt. Ein großer Teil der deutschen Soldaten will aber nicht, weil ihm die dortigen Regierungen Landbesitz versprochen haben, als man die deutsche Hüte gegen die Bolschewistengreuel brauchte. Und nun soll es mit den Wiederaufbauarbeiten in Belgien und Nordfrankreich losgehen, derweilen unsere Gefangenen truppweise heimkehren und der Sklaverei entrückt werden. Dabei sind die Franzosen mit dem Frieden noch nicht einmal einverstanden. Clemenceau hat ihn in einer großen Kammerrede als unvollständiges, zum Teil oberflächliches Machwerk hingestellt. Wie wäre er erst ausgefallen, wenn er vollständig im Sinne der Franzosen ausgefallen wäre. Es ist ein Glück, daß die Feinde dieses Machwerks selbst nicht froh werden. Am meisten schimpfen die I t a l i e ne r, die sich absolut nicht von Fiume trennen wollen, wo sich der verrückte Abenteurer, Dichter und Maulheld, d'Annunzio, mit einer Schar Verwegener und Verführter, die seine Sprüche für bare Münze nehmen, niedergelassen hat, seine diktatorischen Weisungen erteilt, und der italienischen Regierung wie deren Alliierten nicht wenig Sorge bereitet. Jedem Narren gefällt seine Kappe; auch für d'Annunzio wird die Zeit kommen, wo er sich genötigt sieht, vom Schauplatz seiner „Heldentaten" zu verschwinden. Der Sieger aber in diesem Weltkriege, England, hat jetzt das Gespenst im eigenen Hause. Ein Riesenstreik der Eisenbahner ist ausgebrochen und stört Albion in seinen heiligsten Gütern, im Geldverdienen. LloydGeorge sowohl wie Clemenceau haben die Aufgabe, Neuwahlen vorzubereiten. Man kann gespannt daraus sein, wie sie dabei der Arbeiterbewegung Herr werden. Wir zweifeln aber nicht daran, daß beide es fertig bringen, jeder aus seine Art. Und daraus können wir Deutsche, wenn wir nur wollen, eine heilsame Lehre schöpfen.
Vermischtes.
Wird der Wein billiger? Nach der bayerischen Staatszeitung gilt es als nicht wahrscheinlich, daß der gute Ausfall der Weinernte ein Sinken der hohen Weinpreise zur Folge haben wird. Die Nachfrage nach Weinen auch in den höheren Preislagen sei so stark, daß die Erzeuger keinen Anlaß zu Preisermäßigungen hätten. Zwar sei die Einfuhr von ausländischen Weinen in nicht unbedeutenden Mengen zugelassen worden. So z. B. wurden aus der Schweiz (Wallis) 2 Millionen Liter Weißwein zur Einfuhr zugelassen. Bei dem Tiefstand unserer Valuta werden diese ausländischen Weine auf die Höhe unserer inländischen Weinpreise ohne Einfluß bleiben. Es sei dann aber auch möglich, daß man bei der zu erwartenden Beschränkung unserer Einfuhr aus unentbehrliche Waren ausländische Weine einstweilen nicht mehr zulassen werde.
Münchner Bier zur Hebung der Valuta nach der Schweiz.
Münchner Hofbräuhausbier kommt in diesen Tagen in die Schweiz. Es ist erstklassiges Friedensbier mit 11—12 Prozent Stammwürze, das aus dem aus Amerika und der Tschecho-Slowakei gelieferten Malz hergestellt wurde und zur Hebung unserer Valuta in die Schweiz geht.
Die Hotelsleuer. Das neue Umsatzsteuergesetz sieht die Hotcl- steuer vor, die in Bayern als Gemeindesteuer eingeführt wurde und gute Ergebnisse bringt. Die Gewährung eingerichteter Schlaf- und Wohnräume in Gasthöfen, Pensionen oder Privathäusern zu vorübergehendem Aufenthalt, wenn das Entgelt für den Tag oder die Uebernachtung 2 Mark oder mehr beträgt, wird mit 10 Prozent des Entgelts besteuert. Soweit der Fremdenverkehr nicht mit den billigsten Zimmern vorlieb nimmt, wird er dadurch getroffen. Als vorübergehender Aufenthalt ist ein solcher anzu
sehen, der nicht länger als auf zwei Monate berechnet ist. Dt» Steuer ist für jeden Tag und für jede Nacht und für jede Person nach dem Wohnungspreis zu bemessen. Der Wohnungspreis ist daraus zu prüfen, ob das Entgelt 2 Mark übersteigt. Nimmt ekn Ehepaar mit einem Kind in einem Hotel ein Zimmer für 5 Mark, so ist Umsatzsteuer nicht anzusehen, weil der Preis für die Nacht und die Person nicht 2 Mark erreicht. Daß die Pensionen wie di« Gasthöfe aus der Zimmervermietung bei vorübergehendem Aufenthalt Umsatzsteuer zu zahlen haben, ist nicht mehr als billig. In Großstädten nimmt das Pensionswesen immer mehr „u und macht den Hotels und Gasthöfen fühlbare Konkurrenz.
Die Urkundenfälschung auf der Schuhsohle. Vom Landgericht Görlitz ist ein Schuhmacher wegen gewinnsüchtiger Urkundenfälschung zu einer Gefängnisstrafe von einer Woche verurteilt worden. Der Angeklagte fertigt nicht nur Schuhwaren nach Maß an, sondern verkauft auch Fabrikware. Auf den Sohlen dieser Schuh« waren gemäß der Bundesratsverordnung die Preise aufgedruckt, die im Kleinhandel gefordert werden sollen. Nun kauften zwei Frauen bei dem Schuhmacher ein Paar Damenschuhe zum Preise von 42.25 Mark. Erst als die Frauen zu Hause angekominen waren, bemerkten sie, daß der ursprünglich in die Sohle eing»- stempelte Preis von 35.25 Mark mit Tinte in 45.25 Mark «m- geändert worden war. Der von den Fabrikanten aus den Schuhen angebrachte Preisaufdruck ist als eine Urkunde im Sinne de» Strafgesetzes anzusehen, auch wenn der Name des Ausstellers nicht angegeben ist.
Ausbeulung von Kriegsbeschädigten. Geschäftstüchtige Unternehmer versuchen es, trotz aller Bekämpfung durch die Organe de» amtlichen Fürsorge und der Kriegsbeschädigten-Vereinigungm immer wieder, die Notlage der Kriegsbeschädigten ihren Erwerbsabsichten dienstbar zu machen. Die Notwendigkeit eines Berufswechsels bei vielen Kriegsbeschädigten erscheint diesen terllimen Freunden der Kriegsbeschädigten besonders vielversprechend. Aern- unterrichtskurse in Buchführung, Sprachen und sonstigen Kenntnissen sind nichts Neues. Jedem Fernunterricht ist iedich mit stärkstem Mißtrauen zu begegnen, besonders dann, wenn er sich aa Leute wendet, die für die neuen Kenntnisse, die sie aus dies» Weise erwerben sollen, keinerlei Vorbildung besitzen. Die Kriegsbeschädigten können vor solchen Unternehmungen nicht oft genug gewarnt werden.
Wo kommt das deutsche Leder hin? Wie die „Daily Mail" mitteilt, ist neuerdings auf dem englischen Ledermarkt deutsches Leder von der bekannten Firma Cornelius Heyl in Worms eingetroffen, deren Fabrikat unter der Marke CH in England frühe, eine große Rolle spielte; in der vorletzten Woche wurde in L »ckwn deutsches Lackleder zu 7 sh. 6 d. pro Fuß angeboten, während Ar»- gebote von Boxkalf aus derselben Quelle den Schuhfabriken z« 5 sh. 5 d. und 6 sh. 3 d. schwanken. Das Blatt bemerkt dazu, daß rege Nachfrage nach deutschem Leder bestehe, doch seien keine großen Belieferungen in Aussicht zu stellen, La in Deutschland daran selbst großer Mangel herrsche. Die letzte Lieferung, di: die Agenten über Rotterdam nach England einführten, bestand aus 20 Kisten.
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Stockende Drolversorgung und Hungersnot?
Jedem Einsichtigen und Vernünftigen muß die drohende Krise in unserer Brotversorgung klar sein. Die Anlieferung von Brotgetreide ist bei uns in Württemberg derart minimal, daß, wenn die Mehllieferungen aus Norddeutschland nicht immer wieder einträfen, wir hier schon mitten in der gefährlichsten Brotnot ständen. Wohl hat sich die Ernte dieses Jahres um drei Wochen verzögert, auch ist die Kohlennot beim Druschgeschäft hinderlich, aber die mit Elektrizität betriebenen Dreschmaschinen in jedem kleinen Orte leisten doch weit über den eigenen Bedarf. Es einfach so, daß die von gewissenlosen Hetzern geleistete „Arbeit unter den Landwirten jetzt ihre für das Volk so nachteilige Wirkung ausübt. Die Geldgier, die von diesen auf dem Laude erweckt worden ist, fragt nicht darnach, ob schließlich Frauen und Kinder in den Städten verhungern, Kranke infolge ungenügender Ernährung unfehlbar zugrunde gehen. Der, welcher am meisten für Getreide bietet und wenn er noch so sehr im Wohlleben schwelgt, wird jederzeit Entgegenkommen finden. Der Grund der Nichtablieferung liegt also nicht so sehr, wie man gerne glauben machen möchte, in den technischen Schwierigkeiten, als in der Absicht, die Not des Volkes aufs Höchste auszunützen. Wenn heute die geringsten Betriebsstörungen eintreten, steht man in Württemberg infolge der unverantwortlichen Gewissenlosigkeit in Kreisen, in denen man sonst religiösen Sinn und Pflichtbewußtsein anzutressen gewohnt war, vor dem schlimmsten Brotmangel. Wer auch die Mehlbelieferung von der Reichsgetreidestelle hat Grenzen. Dort beträgt zur Zeit, wie wir von maßgebender Stelle erfahren, der tägliche Eingang 6—7600 Tonnen, der Ausgang aber 9000 Tonnen und noch mehr. Geld zum Ankauf von ausländischem Getreide fehlt. So ist man einfach auf die Lieferung unserer Landwirte unbedingt angewiesen. Bedenkt man denn in diesen Kreisen nicht, wie gefährlich ein weiteres Verharren im Ablieferungsstreik werden kann? Weiß man denn dort nicht, daß der Hunger den besten Menschen zur Bestie machen kann? Glaubt man denn, die Masse des Volkes werde eine solche Not und Entbehrung ohne VerMeiflungstaten über sich ergehen lassen? Hat man denn in diesen Kreisen aus den Ereignissen der letzten zehn Monate nichts gelernt? Man hat eben dort am eigenen Leibe von der heutigen Zeit nichts verspürt. Wenn man unter den geschilderten Umständen für die Zukunft ebenso davonzukommen glaubt, dürfte man sich eines Tages schwer getäuscht sehen. Aber dann wird ein Gutmachen des gewissenlosen Versäumnisses nicht mehr möglich sein
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