werden, erklärt der Vorstand als Handwerks­betriebe; den einen (der hauptsächlich Kühlschiff­anlagen für Brauereien herstellr), weil er weder Großbetrieb ist noch die Arbeitsteilung durchgeführt hat, den andern (der nur automatische Maschinen für Uhrenfabriken liefert), weil er ebenfalls kein Großbetrieb ist, nicht bloß Teilarbeit«, sondern auch Schlosser beschäftigt und die Lehrlinge vielseitig ausbildet. 3) die Bäckergenossenschaft in Rott­weil wünscht: die Kammer möchte erwirken, daß die durch Verordnung des Bundesrats vom 4. März 1896 festgesetzte Mindestruhezeit der Gesellen und Lehrlinge auf eine halbe Stunde unterbrochen werden dürfe, damit das Anlassen besorgt werden könne; eine solche Unterbrechung sei unbedingt not­wendig. Der Vorstand richtet an die Zentralstelle f. G. u. H. das Gesuch, sich zu Gunsten dieser An­gelegenheit zu bemühen, wenn auch von anderer Seite darüber geklagt werde, daß die bundesrätliche Vorschrift über die Mindestruhezeit das Bäcker­gewerbe schädige. 4) Der Schutzverein für Handel und Gewerbe hat die Kammer ersucht, zu zwei Resolutionen, von denen die eine Staatshilfe gegen Warenhäuser und Konsumvereine, die andere Einschränkung des Gewerbebetriebs im Umherziehen verlangt, zustimmende Beschlüsse zu fassen, und diese Beschlüsse der Regierung zu unter­breiten. Der Vorstand entspricht beiden Gesuchen. (Die bezeichnete Staatshilfe wird in drei Formen gefordert: a) progressive Umsatzsteuer unter Aus­dehnung auf die Konsumvereine und Filialgeschäfte; b) Verbot der Teilnahme an Konsumvereinen sei­tens Beamter mit Gehältern von über 3000 e) Verbot der Teilnahme der aktiven und pensio­nierten Staats-, Korporations- und Gemeindebeam­ten an der Leitung und Verwaltung von Konsum- Vereinen.) 5) Auf eine Aeußerung zu dem Antrag des Abg. Erzberger, welcher Prägung neuer Dreimarkstücke wünscht, verzichtet der Vorstand, weil die Gutachten der Handelskammern genügen dürften. Uebrigens müßten, wenn auch die Hand­werkskammern eine Umfrage veranstalten wollten, wieder dieselben Geschäftsleute befragt werden. Zu­dem ist der Gegenstand wirtschaftlich nicht wichtig.

Tübingen, 17. Nov. Gestern nachmittag 4 Uhr find die kgl. Majestäten mit Jagdgästen und Gefolge hier eingetroffen und in 15 Equipagen nach Bebenhausen gefahren. Die Hochwtldjagden werden bis Ende dieses Monats dauern und dies­mal von dem Oberhofjägermeister von Plato ge­leitet werden.

Kirchheim u. T., 16. Nov. Gestern abend wurde in Oethlingen ein 13jähriges Mädchen, das seinem in der Müllerschen Fabrik beschäftigten Vater das Essen bringen wollte, in der Nähe der Lauterbrücke erschossen. Vom Täter hat man bis jetzt keine Spur. Als das Mädchen nach Ablauf einer halben Stunde noch nicht zurückgekehrt war, machte sich die Mutter auf, um noch ihr zu suchen. Sie fand sie ermordet in einer Ecke neben dem Weg lehnend. Das Mädchen war durch einen Schuß in die Stirn getötet worden. Neben der Leiche stand noch die brennende Laterne und der Korb mit dem Nachtessen. (Schw. M.)

Kirchheim u. T., 17. Nov. Der Täter, welcher dieser Tage in Oethlingen ein junges

Mädchen, durch einen Schuß getötet hat, ist in der Person des 15 Jahre alten Trauschweizer von Oethlingen entdeckt und heute Abend in das hies. Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert worden. Dem Landjäger Sauter von Unterboihingen, der ihn verhaftete, gestand er, daß er das Mädchen mit dem Revolver nur schrecken wollte. Er habe dem Mädchen den Revolver vor die Stirn gehalten und ihn 4-malschnappen" lassen, beim 5. mal sei der Schuß losgegangen; dann habe er den Revolver in den nahen Kanal geworfen. Der Kanal ist mehrfach abgesucht, der Revolver aber nicht ge­funden worden.

Ravensburg, 18. Nov. Bei der gestrigen Stadtschultheißenwahl haben von 1422 Wahlberech­tigten 1307 abgestimmt. Stiftungsverwalter Reichte erhielt 755 Stimmen, Städtschultheiß H a r r e r- Schramberg 551 Stimmen. Reichte ist gewählt.

Vom Bodensee, 17. Nov. Ein in Lud­wigshafen in Arbeit stehender Italiener wettete mit einem dortigen Einwohner fünf Mark, wenn er eine Deckelschnecke samt der Behausung verschlinge. Der Einwohner stutzte einen Augenblick, besah sich das Fünfmarkstück und in wenigen Sekunden war das Weichtier mit Haus und Deckel verschwunden.

Wien, 17. Nov. Ein Lemberger Polen­blatt meldet aus Warschau: Am Sonntag fand hier eine polnisch-sozialistische Demonstration gegen den ostastatischen Krieg statt. Die einschreitende Polizei wurde mit Revolverschüffen empfangen, wobei 2 Polizisten getötet wurden. Nach dem Ein­treffen von Verstärkungen machte die Polizei von der Feuerwaffe Gebrauch. Auf beiden Seiten wurde ohne Unterlaß geschossen. Es entwickelte sich ein regelrechter Straßenkampf. Herbeigerufene Kavallerie veranlaßte schließlich die Menge zum Rückzuge. Insgesamt wurden 14 Personen getötet, über hundert verwundet und gegen 1000 Verhaf­tungen vorgenommen.

Petersburg, 17. Nov. An der hiesigen Universität gährt es seit einigen Tagen wieder, weil sich ein Student des Technologischen Instituts im Untersuchungsgefängnis erhängt hat. Trotzdem ein hinterlassener Brief Lebensüberdruß als Motiv des Selbstmordes angiebt, glaubt die studierende Jugend, daß qualvolle Behandlung den Studenten in den Tod getrieben habe. Verschiedene Demonstrationen, teils vor der Kasan'schen Kathedrale, teils auf dem Newskt-Prospekt, verliefen harmlos. Die Polizei redete den Studenten gütlich zu und erreichte damit den erwünschten Zweck. Die Studentenversamm­lungen gingen wieder auseinander. In der letzten Zeit wurden jedoch in den Hörsälen zahlreich be­suchte Versammlungen abgehalten, denen gegenüber der Rektor vollkommen ohnmächtig ist.

Odessa. 17. Nov. Die Polizei verhaftete eine 14köpfige Mädchenhändler-Bande, an deren Spitze ein gewisser Abramowskt stand. In den beiden letzten Jahren hatte sie über 300 Mädchen nach der Türkei und Indien verkuppelt.

kräfte gegen die russische Ostfront zusammen. Kund­schafter melden, daß sämtliche Höhen von japanischen Posten besetzt seien. Nachts lassen die Japaner Scheinwerfer arbeiten.

Lo ndon, 17.Nov. Gefangene Russen berichten, daß der Garnison von Port Arthur die täglichen Rationen abermals reduziert worden seien und daß der Vorrat an Pferdefleisch erschöpft sei.

Mulden, 17. Nov. Die beiden letzten Tage verliefen völlig ruhig. Verschiedene Mel­dungen bestätigen, daß die Japaner die Eisen­bahn von Dalny nach Liaoyang zweigleisig ausge­baut hoben. Es verkehren täglich 30 Züge. Der chinesische General Ma hat seine Truppen neuer­dings vermehrt und wiederum japanische Offiziere als Instrukteure angestellt.

Vermischtes.

Musterhafte Lokalnotiz. Ein Lokal­blatt in Wisconsin (Amerika natürlich) brachte kürzlich folgende Lokalnotiz:Gestern fand die Hochzeit von Fräulein Jennie Jones und Robert Henry statt. Die junge Frau ist die Tochter unse­res Polizisten Jones, der, weil ein sehr tüchtiger Beamter, im Frühjahr sicher wtedergewählt wird. Er hat, wie aus unserem Anzeigenteil ersichtlich, ein schönes Pferd zu verkaufen. Der junge Ehe­mann betreibt ein Spezerei- und Gemüsegeschäft in der Hauptstraße und ist ein fleißiger Inserent unseres Blattes. Gerade in dieser Woche offeriert er ganz besonders billige Ware. Den ganzen Sommer hindurch hat er 5 Pfennig mehr für das Pfund Butter gezahlt als seine gesamte Konkurrenz. Das glückliche Ehepaar reiste um 10 Uhr nach Milwaukee, um den Onkel der jungen Frau zu be­suchen ; er soll viel Geld und die Brightsche Nieren­krankheit haben. Jedenfalls versteht sich Robert aufs Geschäft.

«Kottesdteufre.

LS. Ssustag »ach Hriatt., 20. Nov. Vom Turm: 640. Predigtlied: 626. 9'/-Uhr- Vormitt.-Predigt, Herr Stadlpfarrer Schmid. 11 Uhr: Abendmahl im Vereinshaus für Gebrechliche und Leidende. l Uhr: Christenlehre für die Söhne. 5 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Dekan Roos Donnerstag, 24. Nov. 8 Uhr abends: Bibclstunde im Vereinshaus. Herr Dekan Roos.

Samstag, 26. Nov. >/-7 Uhr abends: Vorbereitung und Beichte im Vereinshaus, Herr Stadtpfarrer Schmid.

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Petersburg, 17. Nov. Nach einer Meldung aus Mukden ziehen die Japaner starke Streit-

StM' Der heutigen Nummer ist beigelegt ein Prospekt des Chemisch«« Laboratorium- Lauser in Regeu-burg.

an einem der Verandafenster stand ein einfacher Tisch mit einem Schreibzeug und einer großen Ledermappe darauf, davor ein leichter Korbsessel.

Mein Arbeitsplatz," sagte sie lachend,Tante Lotte, jetzt ist es behaglich bei uns."

Sie hatte den ersten Vormittag nach ihrer Ankunft mehrere Stunden da­rauf verwandt, das alles zu ordnen und einzurichten und sich rote Backen und einen Appetit geholt.

Dorothee war wirklich in einer fröhlichen Stimmung.Tante Lotte, es ist zu schön hier," sagte sie, als sie gegen Abend, vom Strande zurückkehrend, sich aufihren" Platz setzte, den Hut abnahm, auf das Meer, in die Ferne hinaussah und die erfrischende Luft einatwcte; das gleichförmige Brausen der Wogen tönte an ihr Ohr, dazwischen hin und wieder der pfeifende Schrei einer Möve. Dorothee lehnte das Haupt zurück und schloß die Augen; als sie eine Weile so gesessen, lächelte sie, und dies Lächeln galt Wasmer. lieber ein Jahr hatte sie ihn nicht gesehen seit jenen Ostern. Morgen würde er kommen, und sie freute sich so sehr darauf, daß diese Freude eine gewisse Unruhe in ihr wachrief.

Jetzt werde ich ihm anders entgegentreten", murmelte sie halblaut,jetzt wird er nicht mehr sagen können, daß ich keine Energie habe.Ich meine, ich habe eS ihm nun bewiesen."

Dann summte sie ein Liedchen vor sich hin. Tante Lotte, die behaglich auf der Sophabank saß, hörte sie singen, wie sie sie vorhin lächelnd gesehen hatte, und darüber war sie so glücklich, daß sie auch lächelte und der Nichte lächelnd zunickte.

Am nächsten Morgen erwachte Dorothee mit einem angenehmen, frohen Empfinden. Vorwitzige Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Vorhänge, und

die junge Frau blinzelte ihnen mit halbgeschloffenen Augen entgegen; die Arme unter dem Kopf verschränkt, blieb sie noch liegen. Sie hatte ein Gefühl, als ob sie sich auf etwas freue; das hatte sie lange, lange nicht gehabt, und eS überkam sie eine ungewohnte Behaglichkeit. Während d-s Ankleidens öffnete sie das kleine Fenster, dos nach dem Gärtchen hinaus ging; der Morgenwind trug ihr Blumendüfte herein, und sie sah Clas Nielsen, ihren Wirt, und seine Frau nebeneinander stehen und sich über eine Henne freuen, die ihren Küchlein das Futter zuscharrte. Alles das amüsierte sie, es machte ihr Spaß, und es regte sich ein teilnehmendes Interesse in ihr für das alte Ehepaar und seinem Haus­stand. Sie setzte ihrenjgroßen Hut auf ging hinaus. ES war schon spät und die Sonne stand hoch, und das Meer wälzte seine Wogen ans Ufer; eS blitzte und funkelte in den Wellen, es gleißte und glänzte, und auf den Schaumköpfchen schaukelten sich die Waffervögel.

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* * *

Den großen Sonnenschirm aufgespannt, die Wangen gerötet, die Augen leuchtend, schritt Dorothee am Strande entlang und gewahrte schon von Weitem in ihrem Strandkorb neben Tante Lotte einen Herrn. Sekundenlang hemmte sie ihren Schritt, und das Herz schlug ihr rascher; dann eilte sie doppelt eilig vor­wärts und stand Stephan Wasmer gegenüber.

Endlich, endlich," rief sie, ihm die Hand entgegenstreckend, mit frohem Ton und Blick.

Endlich!" sagte auch er, ihre Hand fassend; aber sein Ton war bewegt, und sein Blick war tief und ernst.

Wie schön, daß Sie da find, daß man sich einmal wiedersieht," fuhr Dorothee fort,eS ist ja eine unendlich lange Zeit verstrichen, seit wir uns zu­letzt gesehen haben." (Fortsetzung folgt.)