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Reueubürg, Samstag de» 7. Juni 1919.

77. Jahrgang.

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Rundschau.

i Der Spartakistenprozeß gegen Hörnle und Genossen, ! gegenwärtig in Stuttgart verhandelt wird, ist ein Sa- ! imsplel vor unserer Hinrichtung durch die Feinde und er- M bei aller Hochachtung vor dem Gerichtshof selbst ein Gefühl des Galgenhumors in jedem ernsthaft denkenden Menschen, sicherlich aber in jedem Politiker, der die Ver­gangenheit und die Gegenwart einigermaßen überschaut. Nie Leute, die die Revolution vom 5. und 9. Januar für «ich extra gemacht haben, sind uns durchaus unsympathisch, cher sind alles nur nicht dumm. Zu ihrer Verteidigung jragen sie die jetzige Regierung, auf Grund welchen Rechtes bie Putschisten vom Januar des Hochverrates und Aufruhrs Mgeklagt werden durch die Männer, die am 9. November ihre Lehrmeister waren und ihnen gezeigt haben, wie man Putsche macht. Wenn ein buckliger Schuster a la Minzen­berg oder der Verse machende Schreiner, Rück und Genossen hch dagegen auflehnen, von dem Ministeriurtt Blos Heymann- Lindeniann etc. dem Gefängnis oder Zuchthaus überliefert zu werden, weil sie nichts anderes tun wollten, als angeblich bas von den jetzt an der Macht befindlichen Herren unvoll- nidete Werk zu vollenden, so ist das weder logisch, noch juristisch formgerecht, aber der schlichte Menschenverstand Md doch nicht ganz an der Frage vorbcikommen, ob schließlich dem einen nicht billig sein darf, was dem anderen recht war. Die Spartakisten a la Hörnle sagen kurz und bündig zur jetzigen Regierung: Ihr stellt Euch auf den Standpunkt des alten Rechts, denn nach dem neuen Recht der Revolution durstet ihr uns nicht anklagen. Nach dem alten Recht aber ist, da Wilhelm II. abgedankt hat, Herzog Brecht König von Württemberg und Ihr seid Hochverräter, die mindestens ebenso gut vor Gericht gehören wie wir.

Wir haben es dieser Tage wieder in den Stuttgarter Zeitungen lesen können, daß es so nicht weitergeht. Die Errungenschaften der Revolution auf der Eisenbahn haben die Freiheit der Reisenden durch die Frechheit eines großen Haufens von unbotmäßigen Menschen längst untergraben. Man hat in der Nähe von Stuttgart den Rotwildpark des Königs jedermann zugänglich gemacht, dazu die dort liegenden Seen für die Nutzwasserversorgung der Stadt Stuttgart. Jehl lassen die Repräsentanten des neuen Systems ihre Hunde dort baden und haben den Park in eine Stätte der Nacktkultur umgewandelt. Geht es so weiter, dann ist der Schaden gar nicht wieder gut zu machen. Da sind manchem die letzten Illusionen vom Sozialismus und der Revolution geschwunden. Bis tief hinein in die alte sozialdemokratische Partei kann man heute das Wort vernehmen: ja wenn wir gewußt hätten, daß diese Menschen so wenig reif für die Freiheit sind! Wie sagte gleich Haußmann in der National­versammlung?Ja wenn die Soldaten und Arbeiter am ü. November gewußt hätten, was sie heute wissen! Das eben ist der Weisheit letzter Schluß, daß die Männer, die alles mögliche versprachen, zweierlei nicht kannten, erstens die Leute, denen sie es versprachen, zweitens ob sie ihr Ver­sprechen überhaupt würden halten können.

Die Landesversammlung, die am nächsten Dienstag ««der Zusammentritt, sollte sich doch einmal auch mit diesen Fragen befassen. Es wird ja gewiß sehr nützlich sein, wenn ft unserer Landwirtschaft eine eigene Standesvxrtretung M, und es harret auch noch so manche andere Aufgabe ihrer Lösung, aber in solchen Zeiten wäre eine gründliche politische Aussprache doch sehr am Platze. Den Anlaß da- zu gibt vielleicht die Ernennung eines mit der katholischen Kirche verfallenen Leiters des kath. Lehrerseminars in Rott­mil und die Tatsache überhaupt, daß die Interessen beider christlichen Konfessionen dem Kultminister Heymann anvertraut find. Auch der Ausfall der evangelischen Landeskirchen- vahlen, der überall einen gewaltigen Sieg der positiv christlichen Protestanten über die Anhänger der sogenannten freien Volkskirche ergab, ist doch eine deutliche Mahnung da­für. daß an die Spitze des Kultministeriums ein Mann ge­hört, der das Vertrauen der christlichen Bevölkerung des Landes besitzt. Selbst das neue bayerische Ministerium, das doch jetzt auch nach dem Koalitionssyftem gebildet wurde, hat einen solchen Stein des Anstoßes zu vermeiden gewußt.

Unter solchen inneren Schwierigkeiten sollen wir nun die seelischen Prüfungen des Gewaltfriedens ertragen. Da ist es doch kaum ein Wunder, daß am Rhein einige Hitzköpfe oder gar Verbrecher mit dem Gedanken spielen, das Rhein­land von dem künftigen Schicksal Deutschlands zu trennen, das jetzt auch noch das Rätesystem in seine Verfassung auf- »ehinen und damit jede wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeik untergraben will. Selbstverständlich haben die Menschen, die da am Rhein mit den Franzosen liebäugeln und das Va­terland verraten, unsere Achtung verwirft. Es gibt Verbre­cher, denen man mildernde Umstände zubilligt, die man aber

gleichwohl einsperrt. Und Verbrecher sind sie. Wie die weit

überwiegende Mehrheit über sie denkt, haben sie wiederholt am eigenen Leibe verspürt. Volksgericht, Gottesgericht! Die Lage ist so bitter ernst, daß unsere Oberste Heeresleitung neulich sich zu einer Rundfrage veranlaßt sah, ob das deut sche Volk wirklich noch willens und in der Lage sei, im äu­ßersten Falle wieder zu den Waffen zu greifen; aber man hat die Aussichtslosigkeit gleich eingesehen, als die Regierung in Berlin die Rundfrage verbot. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als unser Schicksal in Versailles abzuwarten.

Graf Brockdorff Rantzau hat einen ausführlichen Gegen Vorschlag gemacht, der die öffentliche Meinung der feindlichen Auslande lebhaft beschäftigt. Man hat sogar schon von einer Rückkehr Kaiser Wilhelms nach Deutschland gesprochen. Aehnliche optimistische Folgerungen waren'schnell bei der Hand. Aber wir haben nichts zu erhoffen, mögen auch in Frankreich und England Arbeiterunruhen ausbrechen, mag es sogar in Canada zum Streik gekommen sein, mögen die Mohamedaner in der Welt unruhig werden und selbst unter dem Viererrat in Versailles Meinungsverschiedenheiten an der Tagesordnung sein, die Beuteintereffen unserer Feinde sind alle gleich groß, nicht darum haben sie Streit unter­einander, ob und wie viel Beute gemacht wird, sondern wie die Beute zur Verteilung g> langt. Gemacht wird sie unter allen Umständen und genommen von uns. Mit diesem Pfingstgruß haben wir uns abzufinden. Das hehre Fest kann uns Heuer nichts besseres bedeuten, als daß wir aus den Tatsachen lernen und den Mut finden, wenigstens die Ehre der Nation zu retten, wenn alle anderen Güter verloren gehen.^

Deutschland.

Stuttgart, 6. Juni. Die sozialdemokratische Fraktion der Nationalversammlung Hut auf Antrag Keil beschlossen, folgende Interpellation einzubring-n: Ist der Regierung .bekannt, daß die großen Einkommen und Vermögen auf den verschiedensten Wegen, insbesondere durch Abwanderung, nach dem Ausland, der steuerlichen Erfassung entzogen werden? Ist ihr weiter bekannt, daß den Neichsfinanzen unabsehbarer Schaden zugefügt wird, durch die Annahme der Kriegsanleihe zum 'Nennwert beim Verkauf von Heeresgut? Ist die Regierung bereit, in kürzester Frist der Nationalversammlung Gesetzentwürfe zur schärfsten Erfassung der Kriegsgewinne und der großen Einkommen, sowie zur Erhebung einer all­gemeinen progressiven Vermögensabgabe vorzulegen? Ist sie ferner bereit, die Inzahlungnahme der Kriegsanleihe zum Nennwert sofort einzustellen? Als Redner zur Begründung der Interpellation wurde lautSchw. Tagwacht" Keil bestimmt.

München, 6. Juni. Nach der gestern erfolgten Voll­streckung des Urteils gegen Lewine-Nissen dürfte der Ge­neralstreik aufs neue zum Ausbruch kommen. Auch die Stimmung der großen Massen der Mehrheitssozialisten, de­ren Organ dieMünchener Post" ist, ist äußerst gereizt we­gen des Vorgehens der Regierung. Für die Besatzungstrup­pen ist erhöhte Alarmbereitschaft angeordnet worden. Das Organ der Unabhängigen, dieNeue Zeitung" ist von der Sradtkommandantur unter Vorzensur gestellt worden. In­folgedessen hat das Blatt sein Erscheinen eingestellt:

München, 6. Juni. Die Münch.-Augsb. Abendztg." gibt ein Privattelegramm wieder, wonach Clemenceau den französischen Arbeiterführern gegenüber erklärte, daß die deut­schen Kriegsgefangenen sofort nach Unterzeichnung des Vor­friedens heimbefördert würden.

Wiesbaden, 6. Juni. Der neuePräsident" Dor­ten hält sich in seinerResidenz" Biebrich auf, da ihm we­gen den Drohungen der Arbeiter Wiesbaden zu unsicher ge­worden ist. Bei seinen Ausfahrten begleiten ihn zu seinem Schutze stets 2 französische Offiziere.

Berlin, 6. Juni. Gestern Mittag reisten Oberbürger­meister Adenauer-Köln, Geh. Kommerzienrat Hagen, der Abgeordnete Naumann, Regierungspräsident von Starck und der Vertreter des Zentrums, Rechtsanwalt Lannartsch-Kob­lenz, nach Versailles ab, wohin' sie zu vertraulichen Be­stechungen geladen wurden.

Berlin, 6. Juni. Von den im Zusammenhang mit der Ausrufung der rheinischen Republik verhafteten Abge­ordneten und Lehrern sind gestern morgen 10 Leute als Ausgewiesene in Darmstadt eingetroffen. Die Behandlung einzelner durch die französischen Besatzungsbehörden wird zur schwersten Anklage. Man hat einen Teil der Verhafte­ten im Gefängnis 24 Stunden ohne jedes Essen gelassen. Namentlich die Lehrer hatte man besonders mißhandelt. Ein Zeichenlehrer, welcher den Krieg als Reserveoffizier mitge­macht hat, wurde von den französischen Offizieren mit der Reitpeitsche und Fäusten ins Gesicht geschlagen. Außerdem schimpften französische Offiziere ihn Schwein und Lump.

In gleicher Weise erging es anderen Lehrem, ebenso auch

dem verhafteten Vorsitzenden des Buchdruckerverbands. Alle diese Leute weisen im Gesicht noch die Spuren der Mißhand­lungen auf.

Berlin, 5. Juni. Heute mittag waren die Führer des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemokraten in dem parlamentarischen Ausschuß der Nationalversamm­lung zusammengetreten, um eine gemeinsame Stellungnahme für den Fall zu vereinbaren, daß die feindliche Antwort auf die deutschen Gegenvorschläge unannehmbar sei und der Friede nicht zustande kommen sollte. Es wurde zunächst über die in den Fraktionssitzungen der letzten Tage bei den verschiedenen Parteien-zu Tage getretenen Stimmungen und Pläne berichtet. Von Seiten der demokratischen Führer wurde nachdrücklich auf die Einstimmigkeit des gefaßten Fraktions­beschlusses hingewiesen, die Unterschrift unter den Friedens­vertrag zu verweigern, falls nicht wesentliche Zugeständnisse gemacht werden.

Berlin, 6. Juni. Die Deutsch-nationale Fraktion der deutschen Nationalversammlung fbrdert, daß die National­versammlung beschließe, sowohl die Friedensbedingungen der Entente wie die Gegenvorschläge der deutschen Regierung als unerfüllbar und unerträglich und als mit der Zukunft und Ehre des deutschen Volkes unvereinbar abzulehnen. Der Eintritt Deutsch Oesterreichs in das Deutsche Reich soll ausschließlich durch Vereinbarungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Oesterreich geregelt werden.

Berlin, 6. Juni. Zur Nachricht über Zugeständnisse, die unter den Alliierten beraten würden, hinsichtlich der Volksabstimmung in Oberschlesien, der Aenderung der Finanz­bestimmungen und der Aufnahme Deutschlands in den Völker­bund sagt dasBerl. Tagbl.": Durch solche Zugeständnisse würde der Vertrag noch nicht annehmbar sein. Deutschland kann, was den Osten betnfft, ebensowenig Danzig wie Westpreußen und Oberschlesien einfach den Polen ausliefern lassen. Im übrigen haben die Franzosen durch ihr Vor­gehen im Rheinland uns und hoffentlich der ganzen Welt bewiesen, welche Zustände und welche Gefahren für den Frieden entstehen müßten, wenn man sie 15 Jahre lang das Rheingebiet besetzt halten ließe: Ferner müßten, damit der Vertrag annehmbar würde, nicht nur die finanziellen, sondern vor allem die wirtschaftlichen Bedingungen geändert werden.

Berlin, 6. Juni. Zu der Denkschrift des Reichs­wirtschaftsministeriums teilen die Morgenblätter mit, daß die Räteorganisation sofort durch ein besonderes Reichsgesetz noch vor Verabschiedung der Verfassung ins Leben zu rufen sei. Neben einer regierenden Organisation legt das Reichs­wirtschaftsministerium entschieden Gewicht auf eine sachliche Organisation, um die Wirtschaft auf ihrem Fachgebiet nach den von der Reichsgesetzgebung aufzustellenden Grundsätzen zu leiten. Auch Vertreter des Handels und der Verbraucher sollen Sitz und Stimme erhalten. Die Gesamtheit der Arbeitnehmer soll hinsichtlich der gemeinwirtschaftlichen Be­einflussung der Wirtschaft die gleichen Rechte und "damit auch die gleichen Verantwortlichkeiten zugestanden erhalten wie das Unternehmertum.

Berlin, 5. Juni. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" nimmt den Reichsminister Erzberger abermals gegen den Vorwurf in Schutz, für die vorbehaltslose Unterzeichnung des Friedens gesprochen zu haben. Wegen der Mannhei­mer Putsche am 22. und 23. Februar wurden von der Straf­kammer Mannheim die Meistbelasteten zu Gefängnisstrafen bis zu acht Monaten verurteilt.

Ausland.

Prag, 6. Juni. Hier erwartet man die völlige Zahlungs­einstellung Oesterreichs für Mitte Juli. Nach einem Be­schluß der Alliierten soll der Goldvorrat der bisherigen österreich-ungarischen Bank zwischen den neuen Staaten der alten Habsburger Monarchie aufgeteilt werden, soweit er nicht der Entente zur Sicherheit dienen wird.

Bern, 5. Juni. ImJournal de Geneve" weist der Genfer Großrabbiner ein vom polnischen Geschäftsträger in Bern herausgegebenes Dementi der Nachricht zurück, daß nach Einstellung der Feindseligkeiten an 450 Orten Progrome stattgefundeu hätten. In Wilna Härten, nach dem Zeugnis des Präsidenten der amerikanischen Judenkomitees, Marshall, die polnischen Legionäre nach ihrer Ankunft in der Sladt 200 Juden, Greise und Kinder, getötet,. alle Häuser ge­plündert und 10000 Juden aus der Stadt verjagt.

Versailles, 6. Juni. Seit einigen Tagen enthalten sozialistische französische Blätter Andeutungen über Zwischen­fälle in Toulouse. Auch haben sozialistische Deputierte die Absicht, über diese Zwischenfälle in der Kammer zu inter­pellieren. Es scheint, daß die dort stehenden Regimenter gemeutert haben.