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eiren bürg, Samstag, deu 8. März 1919.

77. Jahrgang

D«uttchlanS.

Gtuttgari, 6. März. Die württ. Landesversamm- lvng wird in dieser und in der nächsten Woche nur noch 4 Plenarsitzungen abhalten. Heute und Samstag soll das Gemeinbesteuergesctz und die Frage der Beschäftigung weib­licher Personen behandelt und dann noch verschiedene mit der Ueberleiiung in Verbindung stehende Staat-Verträge legalisiert werden. Am Mittwoch nächster Woche stehen 2 Nachtragsciats betr. den Bau von 12 Nebenbahnen und die Forderung für die neu errichteten Ardeits- und Er- nährungsministerien auf der Tagesordnung. Am Donners­tag loll dann noch die erste Beratung des Landwirischaks- kammergesetzes stattfinden, worauf die Landesversammlung sich aus- neue bis zum 2S. März vertagt, um dem Ver- fassungsausschuß Und dem Finanzausschuß Zeit für seine Arbeiten zu lassen.

Stuttgart, S. März. Der Buudesauslchuß der Soldatenräte Württembergs teilt mit, daß ab I. März ISIS nur noch di« roten Ausweise seiner Mitglieder Gültigkeit haben, die vom l. Vorsitzenden Betiinger und Kriegsmini­ster Herrmann unterzeichnet sind

München, 7. März. Der Münchener Rätekongrcß nahm gestern einen Bnt.ag an, wonach sämtliche Kommu­nisten, die sich in Schutzh -st befinden, sreizulassen sind, so- I «eit sie nicht wegen ehrenrühriger strafbarer Handlungen ' belangt werden können.

Weimar, 7. März. Inder gestrigen Fraklionssitzung der M hrhettssoziallst-n wurde mitgeteilt, daß auf eine Mehrheit von über 100 Stimmen in der Nationalversamm­lung sür die Verankerung der wirischastlichcn Arbeiterräte in der Reichsoerfassung zu rechnen sei.

Weimar, 7. März. Man hat aus Grund der bishe­rigen Beratungen mit den süddeutschen Staaten den Ein­druck, als werde es gelingen, den Gedanken der Reichseisen- bahnen unverwässert in der Reichsvcrsassung zum Ausdruck M bringen. Man glaubt auch annehmen zu können, daß sich in bezug auf das Reichsheer eine Lösung herbeisühr-n losten werde, die eine einheitliche Kommandogcwalt des Reiches sicher stellt.

Weimar, 7. März. Die Nachricht, daß wegen des Abbruchs der Lebensmlttelverhandlungen mit der Entente in Spaa eine Kabinettslrisis einyetrelen sei, entbehr! jeder Grundlage. Der Abbruch der Ve Handlungen zur Regelung des Schiffahrt-? Finanz- und Lebensmittelabkommens in Spaa hat in Weimar die parlamentarischen Kreise nicht überrascht. Man kennt die schweren Bedeuten, die die Reichsregierung und die Parteiführer geltend gemacht haben, als si§ den deutschen Unterhändlern ihr« Instruktionen für die Fahrt nach Spaa milgaben. Daraus war bereits zu ersehen, daß die Grenze erreicht war, von der irühcr der Ministerpräsivent Scheidemann und Graf Brockdorf. Rantzau erklär: hatten, daß sie unrer Umständen nicht mehr überschreitbar sei. Jedenfalls bewahrt man in den politi­sche» Kreisen Weimars völlige Ruhe, aber cs ist eivleuch-

Roman von Renttoh.

lNachdruck verboten.)

Hubinger beugte sich nieder.

Hier lief in der "Tat bestimmt ein Hund"

sagte er.Aber, wo ist er? Derselbe Hund, der so wütend bellte, als wir noch jenseits der Tür waren, scheint jetzt fort zu sein."

Es klang halb fragend, und der Beamte hatte dabei feinen scharfen, klaren Blick fest auf Ed­mund Hertons Antlitz gerichtet; nicht für eine Se­kunde ließ er die Augen von dein feinen, schönen Künstlerkopf, der sich seltsam blaß aus dem Dunkel abhob.

Und dazwischen klang die Stimme der alten Frau weiter:Wie hieß nur der keine Hund? Oh, wie hieß er?" Eie stand grübelnd da, dann fuhr sie fort:Biel, viel spater hatte ich auch einen §iund und hatte ihn ebenso genannt

aus Zorn, aus Trotz; ich wollte zeigen, daß mir nichts mehr liegt an alter Zeit und alter Erinnerung: aber wenn ich den Hund rief meinen Hund, dann schüttelte mich immer ein Grauen! Es war rin dummer Name, Christa, sinnlos und töricht, doch mir schauderte davor." Sie tastete nach vorwärts, und Christa dachte zurück an ihre Kinüsrzeit, wo in diesem Haus ihr einziger Spielgefährte ein struppiger kleiner Hund gewesen.

Buz!" sagte sie plötzlich. Nun war thr der Name ein^fallen, und die Greisin nickte.

BuzI Min» Norberts kleiner Hund hieß B«1! Ja, ja I Nun weiß ich's auch I"

Hier ist «in Bändchen" sagte Hubinger, dAckte sich und darg «in schmutzig»», »erstaubte» Gdtdendand in Mn« Rxklasch«.

lend, daß jetzt noch weniger als vorher von einer längeren Vertagung der Nationalversammlung die Rede sein kann.

Berlin,?. März. Die Berliner Unabhängigen haben CriSpien (Stuttgart) und Haose in ihren Vorstand gewählt. Ursprünglich sollte Haose und Däumlg in ihren Vorstand gewählt werden, doch hatte Haase erklärt, daß er mit diesem nicht zusammenarbeiten könne.

Berlin, 6. März. Die Entente scheint willens zu sein, die Ablieferung auch de- letzten Restes unserer Kriegs­flotte zu verlang-n. Die Alliierten sche neu in ihrem Ver­nich ungswillen übersehen zu haben, daß die Erfüllung dieser Fordcrung-n eS Deutschland völlig unmöglich macht, den Schutz Westeuropas vor dem Bolschewismus zu übernehmen. Man darf sich nicht darüber täuschen, daß eine russische Ge­fahr uns auch von der Seeseite dioht. In der Ostsee be­sitzt Rußland noch 7 Linienschiffe, darunter 4 modernster Art? ferner 4 Panzerkreuzer, dabei noch 4 allermodernster Art Wir haben aber gar keine. Die Russen besitzen 85 große Zerstörer, wir von modernen keine mehr. Die älteren sind nur noch sür klcme Expeditionen brauchbar. Schließlich »erlügen die Russen noch über 20 U-Boote, wäbr-nd die unsr-gen aus ahmslos in den Gewässern und in der Gewalt der Feinde sind. Wir würden also nur dem Bolschewismus den Weg zu kampflosem Siegesmarsch bereiten, wenn die Wünsche der Entente in Erfüllung gehen solllen.

Württembergische^Landesversammung.

Stuttgart, 6. März. In der heutigen Sitzung wurde die Beratung deS Gesetzes über das Gemeindewahl­recht und die Gemeindeverireiung zu Ende gcsübri. Eine lebhafte Debatte entspann sich bei der Frage der Zahl der Gemeinderaismiiglikderfürdie einzelnen Gemeinden. Minister Lindcwann-warme vor einer unnützen Vergrößerung des Verwaltungslörpers und bat das Haus cs bei dem Aus­schußantrag z belasstn. Tue deuilche demokratische Partei hatte einen AbänderungSamrag eilige; rächt, der aber nickt die allseitige Zustimmung fand. Man einigte sich schließlich dahin, die Zahl der Gemeinderäte wie folg« sevzusetzen: In Städten von mehr als 100 > 00 Einwohnern 40- 72, in Siädien von mehr MS 50100000 Einwohnern ,24-44, in mittleren Städien >8 SO, in den übr'gen Gemeinden I. Kiasse 14-20, in Gemeinden 2. Klasse 10 18 und in

Gemeinden 3. Klasse 612. Die zwei.e Frage, über die eingehend debattier, wurde, bctras die Anwendung des Pro­porzes bei den Gemei deratswahien. Der von dem Zen- trumsabgeordneten Hanser eingebruchte Arttrag, die Verhält- N'swahl in Gemeinden mit mehr als >000 Einwohnern ein- zusührcn, wurde abgelehnt, der Ausschußantrag, der den Proporz aus Gemeinden mit mehr als 5 0 Einwohnern Vor­sicht, angevommen; ein Antrag Vorhölzer, den Provorz aus alle Gemeinden auSzudehnen, gegen die Sozialdemo­kratie obgelednt, dagegen ein Antrag Borhölzer (S ) auf A sckaffung des Panachierens angenom en, während das Kumuli-reu nicht beanstandet werden soll Nach einem Antrag des Abg. Vogt (Ztr.) soll die Reichsregierung er-

Die GreC"'. Ircheite flüchtig. -

Dort dort ist die Tür" sagte sie in ! geheimnisvollem Ton.Paß auf, Kind! Christa! I Eine kleine Holzkur! Siehst du die schmale -

Spalte? Hier ist ber Drucker." s

Mil leisem Geräusch schob sich ein Holzteil -

zurück, und nubinoer üderö.-ckte den Raum vor sich. Das zurück-escho: e»e Brett bildete die i Rückwand les großen, herrlichen Alt-Wiener s Schrankes, der g->»;lich leer stand; man trat eine ! Stagel hinunter und schritt durch den Schrank wie durch eine Tür.

Sehr seltsam!" sagte mit fester Stimme Doktor Robinson, als legier in das halbdunkle Zimmer tretend, durch öe, en ein iges au> die Nikolsdorferstraße gehendes Fenster ein zitternder Gasflammenschein hereinbrach, und dieser Schein zwängte sich durch den seinen Vorhang von Musse­lin, lag wie ein Streit aut der weißen Diele. Gerade in diesem hellbeleu.hteten Streif aber hoben sich einige dunkle, deutlich sichtbare Ab­drücke eines Fußes scharf ab.

Hubinger beugte sich rasch nieder.

Hier ist vor ganz kurzem jemand gegangen" sagte er,die Spuren sind noch feucht. War jemand in diesem Zimmer?"

Niemand antwortete. Edmund Herton schien ! die Frage gar nicht gehört zu haben; er stand abgemendet und blickte in die finstere, schachtähn- tiche Gangöffnung.

Und Hubinger dachte:Laß ihn! Besser, man spricht einstweilen gar nicht darüber."

» Die ulte Frau war auf das schmale Kanapee gesunken und blickte mit weitgeüssneten Augen um sich. Christa lehnte neben idr. Der flim­mernde Strahl lag voll aus ihrem feinen, lieb» liehen Gesicht, aus ihrem glänzenden Haar; sie »Ü«le lMding« tztunbec. tz,i»«r Rüg«»

sucht werden, auch den Soldaten, die Gemeinderatsmitglieder sind,"den nötigen Urlaub zu gewähren. Die Scklußabstim- mung über das ganze Ges-tz wurde nicht angenommen, da die Vorlage einer 3. Lesung unicrzogen werden toll; da« ist eine allerdings erst vom Geschäsisordnungsausschuß zu beschließende Neuerung, deren BedürlniS mil dem Wegfall des Eintanimcriystems begnadet wird. Künsiig weiden also alle Gesetze durch eine dreimalige Beratung gehen muffen. Die 1. und 2. Lesung deS Gesetzes über die vor­läufige Ausübung der Staatsgewalt in Württemberg sing rasch vonstatten; sie gab nur dem Verieier der Unabhängi­gen erwünschien Anlaß, die jetzigen parlamentarischen Arbeite« als eine dereinstige historische Erinnerung zu bezeichnen und den baldigen Sieg des Räiesystcms zu verheißen. Sei« Antipode Bazille (B P.) behielt sich namens seiner Freunde vor, evtl, gegen die Zahl der 8 Minister in dem Entwurf zu stimmen. Dos Gesetz fand hierauf Annahme. Nächste Sitzung Freitag 10 Uhr mit der Tagesordnuna: 2. Lesung über die Abänderung des Gcmeindeeinkommensteucrgesctzes.

Die Sireikbeweguvgen im Reich.

In Leipzig dauert der Generalstreik fort. Die Zustände spotten jeder Beschreibung. Die Sladt ist von Hungersnot bedroht; trotzdem hat der Leipziger Arbeiter- und Soldaten­rat jede Verhandlung mit der Regierung abgelehnt. Doch sollen gestern die Verhandlungen zu seiner Beilegung be­gonnen haben. In Borna ist ausgiund getroffener Ver­ständigung aus sämilicken Gruben die Arbeit wieder aus­genommen worden. Eine Beteiligung an dem poliiischen Generalstreik haben die Bergorbeber durch Abstimmung abgelehi-t. Der Generalstreik in Erfurt ist beendet. In Meiningen hat sich die ostthüringische Ardeiterschasi gesckloffen gegen den Generalstreik ausgesprochen. Die Kommunisten ford.rn in Lübeck zum Generalstreik sür Montag auf. ES fanden zahlreiche geheime Versammlungen unier Teilnahme vieler Mairosen statt. Die Truppen in den Kasernen sind in Alarmbereitschaft.

KuslanS.

Wien, 7. März. Hier haben spartakistischc Auf- wiegelurigsv'rsuche begonnen. Flugblätter in den Staats­betrieben, Fabriken und Groß-E'abliffements fordern zum Generalstreik sür die komm-nde Woche auf.

Basel, 7. März. In politischen Kreisen der Schweiz hält man die Gegensätze zwischen Clemenceau und Wilson für uKüberbrückbar. England scheint irotz aller offiziellen Versickerungen Neigung zu haben, den Veimittler zu svie- len. Man glaubt, daß Wilson über kurz oder lang seine Verbündeten vor die Alternative stellen werde, entweder sich zu seinen Grundsätzen zu bekennen, oder den Siegfrie­den allein durchzwühren.

Paris, 6. März. Es verlautet, daß hier jetzt Borbe- reimng n >ür die Unterbringung der deutschen Bevollmäch. tigten getroffen worden. Es iti bestimmt worden, daß Cle­menceau, Lloyd George und Wilson den Deutschen die Frie»

redeten eine stumme, doch deutliche Sprache mit­einander.

Ruhig!" Besonnenheit!" mahnte Hu- bingers Blick, und (christas Augen eittgegneten: ßurcktte dich nicht! Ich werde klug sein, still und ruhig. Cs gil- ja sein Leben, sein Schicksal!

Es gilt dis Zukunft des Mannes, den ich liebe!"

Sekundenlang hatte die Greisin wie erschöpft ihren Kopf an die Lehne des Sofas gedrückt, aber ihre Augen blieben weit offen; flimmernd, leuchtend blickten diese seltsamen, lodernden Augen in das Halbdunkel des Raumes hinein.

Die Gegenwart versank, und nur eines blieb: das holde, süße und doch furchtbare Einst stieg aus seinem Grabe, wurde lebendig, nahm noch einmal Gestalt an und zog alle, die hier waren, in seinen Bann.

Hans Norbert!" flüsterte die alte Frau, und eine Weichheit und Zärtlichkeit klang in ihrer Stimme, die man ihr kaum zugetraut hätte. Ob, nun bin ich bei dir! Bei dir! Sieb nur» wie der Mond voll am Himmel steht! Und dort die grünen Felder und die Garten voll blühender Mosen! Es war Sommer, Hans, und die Welt war schön wie noch nie. Leise, ganz leise schlichen wir nach dem Garten; die Nachtigallen schlugen so süß, hie und da klang ein Lied von serne ein Liebeslied.",

Sie erhob sich halb von ihrem Sitz und streckte die Hand nach einer an verblichenem Bande an der Wand über dem Sofa hängenden Gitarre aus; als sie aber daran rührte, zerriß das Band, worauf Christa das schmächtige Instrument ge­schickt auffing.

(Fortsetzung folgt.)