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befand sich am 6. Juni d. I. als Bediensteter eines Karusselbcsttzers auf dem Schützenfest in Tutt­lingen. In der Nähe des KarusselS befand sich der verheiratete Athlet Endres aus Säckingen (Baden) mit einem Zirkus. Nach Schluß der Vorstellungen gerieten Endres und Schmold, welche sich nicht näher kannten, auf dem Heimwege aus geringfügiger Ur­sache in Streit. Der Athlet traktierte Schmold mit einem Stocksäbel, worauf der Angeklagte zum Messer griff und auf Endres einstach, ohne wie er angiebt, die Absicht zu töten gehabt zu haben. En­dres erhielt neben mehreren Schnitt- und Stichwunden einen tiefen mit Wucht geführten Stich ins Herz, der ihn auf der Stelle tötete. Die Geschworenen bejahten die Frage nach Körperverletzung mit nach­gefolgtem Tod. DaS Urteil lautete auf 3 Jahre Gefängnis.

Vom Bodensee, 29. Sept. In MeerSburg ist beim Gasthof zum wilden Mann ein Stück der Seemauer nebst dem Gartenhaus unter donner­ähnlichem Getöse in den See gestürzt. Der See hatte bei Meersburg die am Ufer zu Tage tretenden Molassefelsen unterspült. Auf diesen ist bekanntlich ganz Meersburg erbaut.

Frankfurt a. M., 28. Sept. (Christlich­sozialer Parteitag.) In einer Vertreter- fitzung gab Stöcker einen politischen Ueberblick. Reichstagsabgeordneter Burckhardt erstattete den Tätigkeitsbericht. Als Ort des nächsten Parteitages wurde Effen gewählt. M u m m - Berlin beschäftigte sich mit der Presse. Es wurden Resolutionen für die Mittelstandsbewegung, für die Unterdrückung des Herero-Aufstandes und für eine christliche Kolonial-Politik angenommen. Ferner wurde der Wunsch nach einem Heimstättengesetz ausgesprochen. Heute vormittag hält nach einer einleitenden An­sprache von Stöcker Mumm-Berlin ein Referat über Ftnanzreform.

Dresden, 29. Sept. DaS Befinden des Königs Georg hat sich infolge fünfstündiger un­unterbrochener Nachtruhe etwas gebessert. Die Nahrungsaufnahme ist seit gestern etwas reichlicher und auch die Atmungsnot tritt in leichterer Form auf. Die Zusammenkunft der ganzen Familie am Krankenbett hat gestern nicht stattgefunden.

Trier, 29. Sept. In der vergangenen Nacht sprang der Unteroffizier Stahl vom Metzer Regiment 174 mit seiner Geliebten, der verheirateten Kellnerin Ballemen von der Georgsbrücke in Metz in die Mosel. Ein nachspringender Mann rettete den Unteroffizier. Seine Geliebte erkrank.

Braunschweig, 29. Sept. Bei Harzburg, wurde auf den Hauptmann von Matthiesen vom Infanterie-Regiment 135 ein Mord an fall verübt. Der Ueberfallene wurde durch einen Schuß im Rücken und an der Schulter verletzt. Der Täter ist unbekannt.

Berlin, 22. Sept. Wie dieNational­zeitung" erfährt, wird Gouverneur Leut wein anfangs Oktober mit einer ihm von General von Trotha zur Verfügung gestellten Ersatzkompagnie nach dem Süden von Dentsch-Südwestafrika in das Groß-Namaland abrücken. Dort findet er noch zwei Kompagnien und eine Batterie vor. Diese Streit­macht wird genügen, die Eingeborenen im Zaum zu halten.

Kiel, 29. Sept. Wie die Kieler Neuesten Nachrichten melden, ist der Vorsteher des Geheim- Bureaus der Marinewerft, Borkemeyer, heute mittag wegen Verrats militärischer Geheim­nisse verhaftet worden. Er soll eine Zeich­nung von Kriegsschiffen an eine fremde Macht aus­geliefert haben.

Paris, 28. Sept. Der Vertreter der Neuen Freien Presse" berichtet, daß er von der Prinzessin Louise ermächtigt worden sti, die Nach­richt zu dementieren, wonach sie mit der Abfassung ihrer Memoiren beschäftigt sei. Es sei auch un­richtig, daß die Prinzessin in Lindenhof ein Tagebuch geführt habe. Sie habe dort nicht einmal frei über Feder und Papier verfügen können, sondern erst jedes Mal bitten müssen, solches zu erhalten. Sie bedauert die Ausführungen in der Presse, welche ihr mehr schaden als nutzen können.

Nr« 7 " Krieg.

London, 28. Sept. Der Berichterstatter des Daily Chronicle drahtet von der Liaotung-

Halbinsel vom 26. ds., daß die Japaner jetzt über­mäßige Anstrengungen machen, um Herr von Port Arthur zu werden. Das Bombardement sei Tag und Nacht im Gange und werde täglich furchtbarer. Die Granaten erreichen auch den Hafen und fügen den Kriegsschiffen Beschädigungen zu. Die Trinkwasser­zufuhr ist abgeschnitten, die Mundvorräte find nahezu erschöpft. Die Russen gehen sparsam mit ihrer Munition um. Die japanischen Belagerungsgeschütze, welche auf der östlichen Anhöhe aufgestellt find, beherrschen einen Teil der Stadt und der Reede. Die Besatzung leistet heldenmütigen Widerstand und errichtet jede Nacht von Neuem Erdwerke.

London, 29. Sept. Aus Hsinminting wird gemeldet, daß nach dorthin gelangten Nachrichten der Vormarsch der Japaner auf Muk den in vollem Gange ist und daß Kuropatktn nicht im Stande sein werde, dort Widerstand zu leisten. Die Tatsache, daß große Mengen Vorräte von Hsin­minting nach Tienling 'geschickt werden, sei bezeich­nend für die Rückzugspläne der Russen. Alle Kulis, die bis vor Kurzem an der mandschurischen Bahn arbeiteten, werden zurückgeschickt. Falls die Russen Mulden räumen, wollen sie den chinesischen Gou­verneur mit nach Norden nehmen, um die Kontrolle über die chinesische Bevölkerung zu behalten.

London, 29. Sept. Aus Tokio wird ge­meldet: In Japan wacht sich zum ersten Mal seit Beginn des Krieges Unmut über das Fehlschlagen der Angriffe auf Port Arthur geltend. Einige Blätter raten dem General Nogi, Selbstmord zu begehen. Man glaubt jetzt, daß Port Arthur noch zwei bis drei Monate aushaltcn kann. Nogi erhält diese Woche 10 bis 12000 Mann Infanterie als Verstärkungen und mehrere neue Belagerungsgeschütze. Die zurückgekehrten Verwundeten berichten, die Russen leisteten geradezu wahnsinnigen Widerstand.

Mukden, 29. Sept. Die Japaner drangen auf der ganzen Front vor. Sie werden durch die Kosaken Mischtschenkos und Ssamsonows stark aufgehalten und zurückgedrängt. Angeblich gut unterrichtete Chinesen erzählen, daß hauptsächlich Frauen und Kinder aus den umliegenden Orten massenhaft nach Mukden ziehen, wo zur Zeit noch kein Anzeichen von Beunruhigung herrscht und der Handel seinen ruhigen Gang geht.

Tschifu, 29. Sept. Nach Mitteilungen einer russischen Dame, die mit einem Kinde und einigen chinesischen Dienern Port Arthur in einer Dschunke verlassen hat und vorgestern hier eintraf, befinden sich der französische und der deutsche Militär- Attachö noch in Port Arthur. Die Behörden ver­boten ihnen den Platz zu verlassen, weil sie befürch­ten, daß sie etwas über die Lage der Festung ver­raten könnten.

Wladiwostok, 29. Sept. Nach einem in den letzten Tagen aus Port Arthur eingetroffenen Bericht sind zwei japanische Torpedoboote und ein japanischer Dampfer auf Minen aufgelaufen und gesunken. Ferner wurde ein Kreuzer schwer be­schädigt. Zwei russischen Schiffen gelang es nach heftigem Kampfe, sich zweier japanischer Torpedo­boote zu bemächtigen, welche damit beschäftigt waren, am Eingänge des Hafens Minen zu legen. Die russischen Schiffe in Port Arthur sollen sobald als möglich einen Ausfall versuchen. Die Torpedoboote unternehmen täglich Ausfahrten aus Port Arthur. In Dalny und Talienwan sind die Spitäler mit Verwundeten angefüllt.

vermischtes.

Das große Brandunglück in Bin-, darf beherrscht umso mehr die öffentliche Dis­kussion in Württemberg, als die Binsdorfer ungleich schlimmer daran sind als die Abgebrannten von JlSfeld. Gerade der Umstand, daß jetzt der Winter vor der Tür steht, zeitigt recht betrübende Erscheinungen. Die arbeitsfähigen Menschen müssen in Binsdorf zurückgehalten werden, während kränk­liche Leute und Kinder, letztere sogar unter Tren­nung von ihren Eltern in Nachbargemeinden unter­zubringen find. Dabei zeigt sich lt. Staatsanzeiger der arg betrübende Umstand, daß den Binsdorfern bis jetzt bei weitem nicht diejenige Opferwilligkeit entgegengebracht wird wie den Bewohnern von Jlsfeld. Mußte sich doch der Stadtschultheiß in Binsdorf darüber ausweisen, daß die Binsdorfer für Jlsfeld eine in Anbetracht ihrer eigenen Ver­

hältnisse recht ansehnliche Beisteuer geliefert haben, und da hatte man die Binsdorfer noch verdächtigt, sie hätten für Jlsfeld bloß vier Mark beigesteuert. Sehr erfreulich ist gegenüber solchen unangenehmen Erscheinungen, die hoffentlich bald verschwinden, die große Opferwilligkeit einzelner Personen und In­stitute. Außer den schon vor 8 Tagen genannten namhaften Beiträgen sind in der letzten Woche nochmals recht erfreuliche Summen von einzelnen Persönlichkeiten und Instituten geflossen. Kaisers Kaffeegeschäft in Viersen a. Rh. hat, wie den Jls- feldern so auch den Binsdorfern, die beträchtliche Summe von 1000 überwiesen. Verschiedene Gemeinden des Landes, voran Stuttgart, haben gleichfalls zusammen mehrere Tausende von Mark bewilligt, Kommerzienrat Behr in Balingen 200 die Tübinger Chronik 300 der Schwarzwälder Bote 300 die Städte Ulm und Heilbronn je 500 die Stadt Reutlingen 250 Große Not herrscht namentlich an Betten für Kinder. Man muß nämlich ein Kinderasyl für 120 Kinder errichten, und dazu fehlen noch alle Einrichtungen. Es darf deshalb wohl auch an dieser Stelle wiederholt die Bitte um gütige Zuwendungen für die armen Bins­dorfer ausgesprochen werden. (Wir sind, durch diese Darlegung angeregt, gerne bereit. Gab n für die Binsdorfer entgegenzunehmen. Red. d. Wochenbl.)

1000 Mark Honorar für ein Gedicht setzt dieGartenlaube" als Preis für das beste volkstümliche Moltke-Gedicht aus. Glücklich der Poet, dem der große Wurf gelingt; ein höheres Honorar wurde für wenige Verse bisher wohl noch nicht geboten. Näheres ist aus Halb­heft 23 derGartenlaube" zu ersehen.

Ein französischer General als Gastgeber deutscher Soldaten. Im Laufe dieses Sommers brachte General Pi stör aus Lyon auf seinem bei Bergzabern in der südlichen Rhein­pfalz gelegenen GuteVilla Pistoria" einen längeren Urlaub zu. Während dessen ereignete sich, wie pfäl­zische Blätter berichten, folgendes Vorkommnis: Bei einer Felddienstübung des 60. Infanterie-Regiments aus Weißenburg postierten sich zwei Flaggenstgnalisten in der Nähe derVilla Pistoria", und dabei geschah es, daß die beiden Marssöhne zwei Gefreite in den Hof des Anwesens gelangten. In diesem Augenblick erschallten von den südlichen Berges­hügeln die ziehenden TöneDas Ganze halt!" Es folgte ein Ruhestündchen, und während dort drüben die Offiziere zur Kritik versammelt waren, wurden die beiden Gefreiten von dem französischen General aufs freundschaftlichste bewirtet. Ein Ser­geant derSechziger", der später hinzukam, erhielt die Visitenkarte des Generals, übersah aber im Uebermaß der Freude über die reichliche Bewirtung, mit wem er die Ehre hatte, sich zu unterhalten. Erst als nach dem SignalSammeln" die Glück­lichen zum Regiment zurückgekehrt waren, nahmen sie genaue Kenntnis von dem Inhalt der Karte und waren nicht wenig erstaunt, zu ersehen, daß ein General des französischen Heeres ihr Wirt gewesen war. Natürlich kam das Vorkommnis auch den Regimentsoffizieren zu Ohren, die darüber auch er­freut gewesen sein sollen.

Gottesdienste.

18. Sonntag nach Hrintt., 2. Okt. Vom Turm: 272. Predigtlied: 270, Tut mir auf rc. 9Y- Uhr: Vor- mitt.-Predigt, Herr Dekan Roos. 1Uhr: Christen­lehre für die Söhne. 2 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Stadtpfarrer Schmid. Abends 8 Uhr: Vortrag im Vereinshaus von Hrn. Pastor Psend er aus Paris über die Evangelisation in Frankreich.

Donnerstag, 6. Okt. 8 Uhr abends im Vereinshaus: Bibelstunde, Herr Vikar Volz.

Ketkameteil.

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