Berlin, 12. Dez. Der „Lokalanz." meldet «us St«ckholm: Laut „Mötsch" (früher „Djen") «rbeitct der Arbeiterrat ein Dekret' aus, wonach die Kriegsgefangenen die gleichen Rechte genießen sollen wie die übrigen in Rußland wohnenden Ausländer. Im Petersburger Militärbezirk gab man Bereits die Gefangenen frei, die sich auf Ehrenwort Verpflichteten, an de» Kämpfen wicht mehr teilzu- »ehmen. — (Mit Vorsicht aufzunehmen!)
Berlin, 13. Dez. Bon der russischen Grenze wird berichtet: Der „Prawda" zufolge hat die russische Regierung die bisherigen Botschafter in Paris Washington, Madrid und Rom, ferner die Gesandten in Bern, Kopenhagen und Stockholm ab- gesetzt.
Basel, 13. Dez. „Daily Chronicle" meldet aus Petersburg, das Justizdepartement bestätigte den Haftbefehl der Regierung gegen Kerenski wegen der Fortsetzung des Krieges auf Grund von annullierten Geheimverträgen.
Lugano, 13. Dez. Das „Giornale d'Jtalia" »erbffentlicht einen ausführlichen Auszug aus den Erklärungen Nitis. Nichts werde die Alliierten retten können, wenn es den Deutschen gelingen »erde, Italien auszufchalten. Die Hilfe müsse schnell kommen. Anstatt 250000 Mann in einem Jahre, sollten die Alliierten 500000 Mann in zweieinhalb Monaten schicken. Ferner brauche Italien Kanonen, Munition und Brot.
Basel, 13. Dez. In der Montagausgabe macht der Berichterstatter des „Echo de Paris" an der italienischen Front einige verschleierte Angaben Iber die Art, wie sich die französische Hilfe in Italien »erwirklicht hat. Darnach führten gegen den 10. Nov. gewisse französische Truppenbestünde »ine taktische Bewegung gegen Vicenza aus zur Deckung des Passes von Ricaro und des Tales der Spica, immer noch ohne daß bisher Franzosen i» die eigentliche Schlachthandlnng einbezogen wären. Nun aber sollen die Franzosen in einen Frontabschnitt eingesetzt worden fein, und zwar an einem der kritischsten Punkte, wo ihnen der Gegner am zahlreichsten gegenübersteht. Diese Bewegung hat sich unter den bestehenden Bedingungen nur langsam vollzogen und die Franzosen hätten die Italiener in Stellungen getroffen, die erst noch gebaut «erden müssen. An diese Arbeit, von der nicht «ehr gesprochen werden dürfe, hätten sich die Franzosen gemacht und sie zum Teil schon verwirklicht und schon sei bereits neuerdings französisches Blut auf italienischem Boden geflossen.
Bern, 13. Dez. Die amerikanische Presse veröffentlicht beunruhigende Nachrichten aus Südbrasilien, denen zufolge die dortige deutsche Bevölkerung, die auf 400—500000 geschätzt wird, eine förmliche Revolution durch eine Anzahl größerer Streiks verursacht habe. Der gesamte Eisenbahnverkehr in Südbrasilien mußte eingestellt werden.
Bern, 14. Dez. Lyoner Blätter melden aus Sevilla: Infolge der Einschränkung des Elektrizitätsverbrauchs wegen Kohlenmangels ist die Industrie beinahe vollkommen lahm gelegt worden.
Steine am Weg.
Roman aus schwerer Zeit von Hans Kurd.
31) (Nachd-uck verboten)
Krachend flog die Tür ins Schloß, die Beamten fuhren aus und blickten ihm erschreckt und ängstlich nach.
Werner warf Mantel und Hut zur Erde, setzte ^ sich an seinen Tisch und stützte schwer seinen Kopf ^ in die Hände. ^
„Was soll ich tun?" fragte er sich halblaut. > „Wie soll ich ihn zurüügewinnen? Wo ist er jetzt? j Was macht er?"
All die Fragen überstürzten sich, er fand keine Antwort. —
Nur mit Mühe konnte er seine Gedanken zur Ruhe bringen und auf die geschäftlichen Obliegenheiten konzentrieren.
Der Lnreaudiener brachte ihm die eben sin» gegangene Post. —
Mechanisch öffnete er die Briefe, legte die Bestellungen zusammen und gab sie dem Wartenden.
Unter den Schreiben war auch eines von Eberhard Kliem. Der Grosiist machte den Konkurrenten nochmals auf die Borteile eines Zusammenschlusses aufmerksam, erinnerte wiederholt an das seit Jahren bestehende gute Einvernehmen der Häuser Kliem und Werner. Zum Schluß des Brieses war noch eine private Notiz, Paul be- ! Messend.
Mit finsterer Miene las Werner das Schreiben, und wieder quoll eine Bitterkeit in ihm empor, die ihn zur Arbeit fast unfähig machte. Oh, er las sehr deutlich zwischen den Zeilen, welche Beziehungen zwischen Kliem und seinem wohne bestanden, er verstand Le» leisen Wink, sich, falls er nicht mit von der Sache sei, auf einen scharfen Kampf gefaßt zu machen.
Es sind Unrrchen ausgebrsche». 30000 Arbeiter versammelten sich u»d drangen in eine Fabrik ein. Weitere Einzelheiten fehlen. (WTB.)
WürttLmLsrs»
Hon der Post. Die Kgl. Generaldirektion der Posten und Telegraphen teilt mit: Mit Rücksicht auf die in den letzten Monaten eingetretene erhebliche Zunahm« des Wert- und EilpaketverkehrS, durch die sich die während des Krieges ohnehin bestehenden Schwierigkeiten im Postbetrieb in empfindlicher Weise gesteigert haben, ist vom Reichspostamt zur Sicherstellung der glatten Abwicklung des PäckereiverkehrS während der Weihnachtszeit für den Verkehr innerhalb des Reichspostgebiets und der Wechsel»erkehr zwischen den drei deutschen Postgebieten die Anordnung getroffen worden, daß in der Zeit vom 17. Dezember bis einschließlich 23. Dezember zur Beförderung unter Wertangabe von Privatpersonen nur solche Pakete angenommen werden dürfen, die ausschließlich bares Geld oder Wertpapiere oder gewisse sonstige hochwertige Gegenstände enthalten, und daß das Verlangen der Eilbestellung bei gewöhnlichen Paketen, die von Privatpersonen herrühren, während der gleiche» Zeit nicht zugelaffe» ist. Da auch in Württemberg der Wert- und Eil- paketserkehr sich in ungewöhnlicher Weise gesteigert hat und in der letzten Woche vor dem Weihnachtsfest eine weite erhebliche Zunahme des gewöhnlichen Paketverkehrs zu erwarten ist, so war die württem- bcrgische Postverwaltung gezwungen, sich dem Vorgehen der Reichspostverwaltung für den inneren württembergischen Verkehr anzuschließen. Um eine übermäßige Zunahme der Einschreibpakele während der letzten Weihnachtswvche zu verhüten, mußte zugleich die Einschreibung der Privatpakete, die feit 7. Februar d. I. im Wechselverkehr zwischen den drei deutschen Postverwaltungen aufgehoben ist, vorübergehend auch für den Verkehr Württembergs ausgeschloffen werden.
Stuttgart, 13. Dez. Am Dienstag vormittag brach in einem Hause der Olgastraße wiederholt Feuer aus, zu dessen Löschung die Hauptfeuerwache herangezogen werden mußte. Ein 19 Jahre altes Dienstmädchen hatte aus Lebensüberdruß jedesmal den Brand gelegt.
Mün singen, 13. Dez. Der Kraftwagenbetrieb der Linie Urach—Münsingen—Uebungsplatz muß vom 15. Dezember 1917 an eingestellt werden.
Backnang,' 13. Dez. Wie bereits berichtet, sind hier 40 Zentner Leder beschlagnahmt worden. Das Verfahren wegen der Lederschiebungen wurde von dem bayrischen Kriegswucheramt eingeleitet. Der verbotene Lederhandel wurde in Pirmasens entdeckt. Wie der „Backnanger Volksfreund" erfährt, sind ein Agent aus Stuttgart und zwei Schuhfabrikanten aus Pirmasens »erhaftet worden.
Waiblingen, 13. Dez. Fabrikant Roller hat dem Stadtschultheißenamt 4000 Mk. «ls Weihnachts- fpende für bedürftige Kriegerfamilien und sonstige Unterstützungsbedürftige der Stadt »bergeben.
Da batte ers ja! Seine Befürchtungen er- ^ füllten sich nun tatsächlich. Der Äeqner zog den > So'rn yerüber, spielte ihn gleichsam als Geisel ! gegen den Vater ans! s
Ah! Das durfte nicht kommen! Um keinen j Preis l >
Aber Paul hatte ihm doch selbst erst vor einer , Stunde gesagt, er ginge nicht zu Kliem! Was ! war eigentlich los? Wem sollte er nun glauben, s dem Sohne oder dem andern?
Vor Jahren, da gab cs mal eine Zeit, in der Werner nichts sehnlicher erhoffte als eine intimere Verbindung seiner Firma mit Kliem, heute ! haßte er den andern. !
Damals wollte er ja schließlich auch seinen Sohn als Opfer benutzen, diesmal tat's der andere.
Mein Gott, im Geschäft gibt's eben keine Sentimentalität, und es kommt nur darauf an: Wer zahlt besser?
So geyt's ja schließlich jedem Abhängigen und Angestellten, darüber war sich Werner keinen Augenblick im unklaren, keine Kontürrenzklausel war imstande, die Kraft zu halten, wenn der Konkurrent weit bessere Aussichten bot. Das hatte er ja an Winter erleben müssen, an Hiehmer. Man hatte ibm einfach ins Gesicht gelacht, als er anfing, auf die Vertrüge zu pochen. !
Und wenn Paul wirklich bei Kliem eintrat, so ! bekam er wahrscheinlich ein höchst anständiges , Gehalt, kam dadurch aus der Misere, in der eine ; trübe Ehe, des Vaters krasser Eigenwille und ^ starres, fast unmenschliches Herz ihn jahrelang § am Boden hielten.
Das Weib war nun tot, der Mann frei.
> So tonnten niedergedrückte Kräfte ihn wieder , ! emporschneiien lassen, mußten notgedrungen die ! große Intelligenz und Willenskraft des Mannes ! ihm den Platz geben, der ihm zukam. Paul i wurde groß, und dann . . . wehe dir . . .
Möhri»ge» «. F.. 12. Dez. Sine« Lantz- wirt wurde ei» schweres Sch«ein im eige»en Tt«lle «bgeschlachtet. Die Diebe «achten sich mit de« Fleisch davo» u»d hinterließen das Eingeweide.
A»s StaSt» Sezii'k und Umgebung.
-k- Calmbach. Die silberne Tapferkeits«edaille erhielt Schutz««nn Müller, Landst«rm-Gefr«iter, z. Z. i» Italien.
Aus der «mtl. württ. Verlustliste Nr. 6<8: Eugen Keppler, Grunbach, »erwundet.
Ferdinand Mettler, Höfen, l. verw., bei der Truppe. Karl Schaible, Dobel, schwer verwundet.
Karl Schilling, Neuenbürg, zuletzt in der Schweiz (V.L. 299/324/349), jetzt Stuttgart.
Neuenbürg, 11. Dezember. Höchstpreise für Hafer und Gerste. Die Ablieferungen v»« Hafer bewegen sich seit Beginn des Wirtschaftsjahres «uf einem derart niedrigem Stand, daß die Versorgung des Heeres, der gewerblichen Pferde und der Hafernährmittelfabriken seit langem nur i» völlig unzulänglicher Weise erfolgen kann. Eine Reihe »on Mitteln, die zur Beschleunigung de? Ausdrusches und der Ablieferung angewandt morde» sind, haben bis jetzt nur wenig gewirkt. Die Sicherstellung der Haserversorgung erfordert es, nunmehr den sofortigen Ausdrusch und die Ablieferung der Hafers selbst auf Kosten andrer drängender Arbeite« der Landwme herbeizuführen. Um das zu ermöglichen ist «eben der behördlichen Anordnung de» Ausdrusches, die wegen der Umnögltchkett, jetzt in ausreichendem Amfang Dreschkolonnen zu bilde«, nur nach und nach vollzogen werden kann, durch eine Verordnung des Reichskanzlers vom 24. No». 1917 bestimmt worden, daß für Hafer bis 31. Dez. 1917 eine besondere Lieferprämie von 70 Mk. und »»n da an bis 31 Jan. 1918 eine solche vo» 30 Mk. für die Tonne gewährt wird. Gleichzeitig ist der vollständige Wegfall der bis auf weitere? noch bestehenden Druschprämie für Hafer und Gerste nach dem 31. Jan. 1918 angeordnet worden. Der Käferpreis beträgt demgemäß bis zum 31. Dez. 1917 einschließlich 400 Mk., bis 31. Jan. einschließlich 360 M., bis 28. Februar einschließlich 270 Mk., vom 1. März an fällt ec gemäß der gleichzeitig ergangenen Verordnung über den A»s- drusch und die Inanspruchnahme von Getreide »»f 170 Mk. Diese Preisfestsetzung ist eine endgültige und es können die Landwirte nicht erwarten, daß daran noch etwas geändert wird. Es liegt also im dringendsten Interesse der Landwirte, den Hafer s» rasch als möglich abzuliefern, da sie sonst schwere finanzielle Nachteile erleiden, während ihnen bei rechtzeitiger Ablieferung die besonderen Aufwendungen des frühzeitigen Ausdrusches durch die festgesetzten Prämien voll ersetzt werden. Den Landwirten, die Hafer bis zum Jnkraftreten der Verordnung vom 24. Nov. 1917 schon abgeliefert haben, wird die neu festgesetzte Lieserprämie nach bezahlt: um sie nicht gegenüber den später liefernden zu benachteiligen.
Vater . . . dann steht dein eigener Sohn die gegenüber. . . fremd . . . kalt. . . und jung. Du bist alt, und wenn auch deine geistigen Kräfte noch lange nicht erschöpft find, die physischen siad's sicher, heut oder morgen schon, und dann?
Das Gewissen des Alten schlug.
Nicht leicht wurde ihm das Eingeständnis: Ich bin allein schuld. Ich warf ihn auf die Straße, verließ ihn, den eigenen Sohn, in Not und Elend, ich stieß ihn ja hinüber, hinein i» den Kampf gegen mich.
Und er batte es vorher nicht richtig gemacht, als er den Sohn traf. Paul mußte ja erzürnt sein.
Gut! Wir werden es besser machen!
Noch einmal überflog Werner Kliems Brief.
Klang in den letzten Worten seines einstigen Freundes nicht die Schadenfreude?
Ja! Nein.
Werner schrieb kurz und bündig ein: „Nein".
Nicht gemeinsam mit euch, nicht gemeinsam ihr mit meinem Sohne gegen mich, der gehört zu mir, solange ich lebe!
Schon wollte er sicy wieder den Mantel umlegen, als wichtige geschäftliche Dispositionen ihn festhielten und seine ganze Aufmerksamkeit m Anspruch nahmen.
So sehr auch seine Seele zitterte, er bkeb ruhig und äußerlich fest.
Die Beamten blickten ihm mißtrauisch nach- War das die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm, wie so oft? Oder fing der alte Mann wirklich an, sich zu ändern?
Man wagte nicht, darüber zu diskutieren, man arbeitete so frei und ruhig, als es der Betrieb des Geschäftes zuließ.
Fortsetzung folgte