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4L 264.

Neuenbürg. Samstag den 10 November 1917.

73.

L A4 s?. - L -

Der deutsche Tagesbericht.

Großes Hauptquartier, 9. Nov. (WTB.) Amt!. Westlicher Krieftssch'auplatz:

Heeresgruppe des Generalfeldmarschaüs Kron­prinz Rupprecht von Bayern:

Der Artilleriekampf in Flandern wuchs am Nachmittag im Usergeviet, bei Poelkapellc und bei Passchendaele zu erheblicher Stärke an.

Im Artois lebte das Feuer an mehreren Stellen auf. Englische Erkundungsvorstöße süd­lich von Acheoille und nördlich der Scarpe wur­den abgewiefen.

Heeresgruppe -es deutschen Kronprinzen:

Keine wesentlichen Ereignisse.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Her­zog Albrecht von Württemberg:

Im Sundgau wurden nach heftigen Feuer­wellen vorbrechende Sturmtrupps der Franzosen zurückgeworfen.

Im Luftkampf und durch Abwehrfeuer ver­lor der Gegner 13 Flugzeuge. Leutnant Müller errang seinen 32., Leutnant v. Bülow seinen 2S., Leutnant Böhme seinen 22., Leutnant Bongartz seinen 21. Luftsieg.

OeftUcher Krimsichanplatz-

Keine größeren Kampfhandlungen.

Mazedonische Front:

Im Cernabogen brachten deutsche und bul­garische Abteilungen aus Len feindlichen Gräben Gefangene und ein Maschinengewehr zurück.

In der Strumaebene stießen englische Kom­pagnien gegen Kjupri und Proseuik vor. Kraft­voller Gegenstoß bulgarischer Truppen warf sie zurück.

Italienischer Kriegsschauplatz:

Die Livenza ist überschritten.

Rastlos streben die verbündeten Armsen auf den Gebirgsstraßen und in der Ebene, Len Wider­stand italienischer Nachhuten brechend, im Schnee­treiben uud strömendem Regen der Piave zu.

Der erste Generalquartiermeister Ludendorff.

Der deutsche Abenddenchi.

Berlin,9. Novbr., abends. (WTB. Amtlich.) In Flandern starker Artilleriekampf bei Pas­schendaele.

In der Verfolgung gegen die Piave geht es vorwärts.

Der österreichische Tagesbericht.

Wien, 9. Nov. (WTB. Amtlich.) Der Wider­stand der Italiener an der Livenza ist gebrochen. Die Verbündeten haben den Fluß an der ganzen Front überschritten und dringen gegen Westen vor. Auch in den Tiroler Grenzgebirgen machen unsere Truppen Fortschritte.

Nene U-Boots ei; folge.

Berlin, 9. Nov. (Amtl.) Tatkräftig durchge­führte Streifzüge unserer U-Boote haben im.Mittel­meer erneut zur Vernichtung zahlreicher Dampfer von zusammen über 26000 Bruttoregistertonnen geführt. In der Nähe der spanischen Küste wurde ein Geleitzug von mehreren Fahrzeugen hei Nacht angegriffen und größtenteils vernichtet. 2 beladene Dampfer waren nach 5 Minuten versenkt. Ein dritter fiel eine halbe Stunde später dem Geschütz­

feuer eines U-Boots zum Opfer. Der bewaffnete englische DampferFerroua" (4591 Tonnen) wurde in nächtlichem Feuerübersatl, der jede Gegenwehr erstickte, niedergekämpft. Zu den übrigen versenkten Schiffen gehört der neuerbaute mit 12-cm-Geschützen bewaffnete englische DampferWar Clover" (etwa 5000 Tonnen), der sich mit einer Ladung von 8000 Tonnen Kohlen aus seiner ersten Reise befand. An den erzielten Erfolgen hat Kapitänleutnant Morvth hervorragenden Anteil.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Zur Kriegslage.

Der Vormarsch der verbündeten Heere durch Oberitalien nimmt weiter seinen unerbittlichen Fort­gang. Infrischem Draufgehen" haben deutsche und östr.-ung. Divisionen am 7. Nov., dein dritten Tage nach der Ueberschreitung des Tagliamento, die Livenza überwunden, das einzige namhnftere Fluß­hindernis zwischen Tagliamento nnd Piave. Gleich­zeitig arbeiren sich die östr.-uvg. Truppen aus dem Gebirge im innrer werter vorwärts. In den Rand­gebirgen des Cadore und im Primör kam es zu heftigen Zusammenstößen. Cadore nennt sich der Oberlauf der Piave um das berührnte Pieve di Ca­dore, wo auch die Straße aus dem Ampezzotal her­überkommt, das Primör ist das Tal des Cismon, das vom Rollepaß und von St. Martin» di Ca- strozza herabführt nach Fiera di Premiers, zu deutsch Primör. Das Primör hat seine Straßenverbindung sowohl östlich nach der Piave als westlich nach der Brenta, ist also strategisch von erheblicher Bedeutung. Am mittleren Tagliamento in dem Raume zwischen Gemonaund Lolmezzo ha: inzwischen ein kriegerisches Drama seinen Abschluß gefunden, das einem tapferen Feinde alle Ehre macht. Der Monte Simeone, auf dem es sich abgespielt, ist ein schweres befestigtes Felsennest zwischen dem Knie des Tagliamento und dem See von Cavazzo, eines der Hauptwerke in dem System des Lagers von Gemona. Die Gefan­genen an dieser Stelle belaufen sich auf einige Tau­send Mann; insgesamt vom ganzen Tag betragen sie 17000 Mann mit 170 Offizieren, darunter 1 General, 2 Obersten; die Tagesbeute des 7. Nov. find ferner 80 Geschütze und 6 Flugzeuge. Ueber- wältigender aber mit jedem T«g gestalten sich die Gesamtziffern des ganzen oberitalienischen Sieges­laufs: jetzt 250 OM Gefangene und 2300 Geschütze. Solche Verluste, insbesondere an Artillerie, werden die westlichen Verbündeten nicht so leicht auszu­gleichen im Stande sein. Zählt man die Toten und Verwundeten zu den Gefangenen, so ist der Abgang auf feindlicher Seite auf weit über 300000 Mann zu beziffern. Nach der Meldung der En­tentepresse stehen an der ganzen italienischen Front 45000 Geschütze, und da nach dem heutigen Bericht bereis über 2300 in unserer Hand sind, so be­ziffert sich die Einbuße der Italiener auf mehr als 53 Prozent. Dazu kommt, daß die ganze Muni­tion, die für die dreizehnte Jsonzo-Offensive schon bereit lag, verloren gegangen ist. Und wenn schon der Mannschaftsverlust nur schwer und erst in langer Frist ersetzt werden kann, so ist der Materialverlust überhaupt nicht wieder gut zu machen. Und dabei sind, wie bereits schon einmal gesagt, die Opera­tionen noch nicht abgeschlossen. Die Hoffnung; mit der die Entente ihre Mitglieder tröstet, nämlich die amerikanische Hilfe, verliert allmählich die letzte Be­deutung, denn die Amerikaner müßten gut 5M0M Mann nach Europa herüberbringen, um den Verlust an lebendiger und vor allein moralischer Kraft auf Ententeseite auch nur annährend .wett zu machen. Und die Sorge dafür dürfen wir wohl unseren N- Booten überlassen. Die Franzosen machen große Anstrengungen, bei den italienischen Bundesgenossen den Eindruck einer zunächst wenigstens indirekten Unterstützung zu erwecken. Im Sundgau, wo schon seit einigen Tagen heftige Artillerickämpfe tobten, haben nun zu beiden Seiten des Rhein-Rhone-Kanals, der nördlich von Dammerkirch und Altkirch die Fron­ten schneidet, auch starke französische Infanterie-An­

griffe eingesetzt. Als Brennpunkte des Kampfes werden Ammerzweiler und die Gegend westlich von Heidweiler genannt. In der Hauptsache wurde der Feind znrückgeworsen; nur westlich von Heidweiler, südlich des Kanals blieben vorspringeude Graben­stücke in seiner Hand. Versuche, hier weiterzukommen, brachen verlustreich zusamen.

RunSschau.

Hindeniurg, der deutsche Held, der Sieger in allen Schlachten und unsere Zuversicht aus einen glücklichen Ausgang des Krieges, hat vor kurzem eine neue Mahnung an die deutsche Nation zum Burgfrieden gerichtet. Seine eindringlichen Worte bezogen sich ganz unzweideutig aus die furchtbare« inneren Wirren, die im Reiche durch den Kampf um den Parlamentarismus entstanden sind. Daß dieser ein Fremdkörper in unserem staatlichen Wesen ist und im schroffsten Widerspruch zur deutschen Bundesverfassung steht, ist außer jedem Zweifel für den, der in den Geist Bismarcks, des Schöpfers dieser Verfassung, eingedrungen ist. Nach seinem Sinne sollte der Reichstag in einem bestimmten Abstand von der Reichsregierung gehalten werde«, deshalb hat er den 9 der Bundesverfassung den Absatz 2 eingefügt, wonach kein Mitglied des Bundesrats zugleich Mitglied des Reichstags fei« darf. Er wollte auf diese Weise dem Eindringen der Berufsparlamentarier in die Reichsämter und preußischen Ministerien wenigstens so weit vor­herigen, daß sie bei ihrem Eintritt aufhöremmußten, j Parlamentarier zu sein. Und so hat denn auch der ^ Reichstag kein gesetzliches Recht, die höchsten Reichs- j und' Slaatsämler zu vergeben. Aber seine Mehr­heit weiß sich gegenwärtig im Besitz der Macht dazu. Er hat die Entlassung des Reichskanzlers Dr. Michaelis erzwungen. Der Kaiser kam soweit entgegen, als Nachfolger einen alten Parlamentarier, den durch seine Eigenschaft als Führer des Zentrums ins bayrische Ministerpräsidium gelangten Grafen ' Hertling, der aber dem Reichstag nicht mehr ange­hört, zuni Reichskanzler zu ernennen. Von allen Parteien der Mehrheit wurde dies als Zin großer Fortschritt auf dem Wege zum Parlamentarismus begrüßt. Aber der Kaiser weigerte sich, den Staats­sekretär Capelle im Reichsmarineamt Capelle zu entlassen, der sich durch sein Vorgehen gegen die sozialdemokratischen Teilhaber an den bekannten Marinevorgängen die Ungnade des Reichstags zuge­zogen hatte. Im übrigen wissen wir ja auf dem Umwege über England, daß eine vollständige Demokratisierung Deutschlands als erste Friedens­bedingung gilt. Die Engländer haben es von jeher verstanden, Zwietracht zu säen und durch Teilung ihrer Gegner zu herrschen. Das gelingt ihnen auch jetzt wieder in Deutschland. Die Reichstagsmehr­heit will den neuen Reichskanzler nur unterstützen, wenn er wenigstens den im Reichstag gleichfalls verhaßten Vizekanzler Dr. Helfferich, einen Mann von höchsten Führereigenschaften beseitigt und an seine Stelle einen volksparteilichen Parlamentarier setzt, wenn er ferner als Vizepräsidenten im preußi­schen Staatsministerium einen nationalliberalen Parlamentarier zur Macht bringt und außerdem noch einen anderen Volksparteiler in einem der verschiedenen Reichsämter zu Amt und Würden ver- hilft. Der Nationalliberale Dr. Friedberg hat zwar anfangs auf die ihm zugedachte Ehre ver­zichtet, als er sah, daß Sozialdemokratie und Volks- parlei in ihren Forderungen noch weiter gingen. Seit einer vollen Woche bemüht sich nun der neue Reichskanzler die Wünsche der Parteien zu befriedi­gen, ohne darüber seine Pflicht zur Wahrung der kaiserlichen Interessen zu vergessen. Der Kamps ist noch nicht entschieden, aber es besteht kein Zweifel mehr, daß er mit einem Siege des Parlamentaris­mus endigen wird. Damit haben wir uns abzn- sinden, wenn wir Hindenburgs Mahnung zum Burg­frieden nicht in den Wind schlagen wollen. Ob die Neueinrichtung sich als dauernd erweist, muß die Zukunft lehren. Der Krieg zwingt zu so manchem