vor einem Jahre die Milchpreise auf einen Stand gesetzt, der diejenigen in Württemberg erheblich übersteigt. Mit dein Eintritt der Winterfütterung und dem damit zusammenhängenden Rückgang der Milcherzeugung nötigt allerdings die Lage zu einer baldigen Preiserhöhung, die in Württemberg stark zurückgehalten wurde. Unter 51 deutschen Großstädten Deutschlands steht z. B. Stuttgart an 50. Stelle. Auch in Bayern, das die günstigsten Verhältnisse in der Milcherzeugung hat, kündigte Staatsminister Dr. ». Brettreick dieser Tage im Landtag eine Erhöhung der Mikchpreise an.
Stuttgart, 16. Okt. Das Kriegsministerium teilt mit: Spende für Feldbüchereien. Von einem Bürger der Stadt Heidenheim ist der Betrag von 600 Mk. zur Beschaffung von Feldbüchereien überwiesen worden. Dies wird hiemit dankend bekannt gegeben.
Stuttgart, 17. Okt. Bor dem Schöffengericht war Frau Privatiers E. Sckäfer von hier angeklagt die beim Verkauf von Kirschen, Johannisbeeren und Himbeeren die vorgeschriebenen Höchstpreise überschritt. In der Verhandlung wurde festgestellt, daß sie ihren Mangel an Gemeinsinn dadurch zu erkennen gab, daß sie bei ihrer seinerzeitigen Vernehmung erklärt habe, sie verkaufe keine Garlengewächse.mehr selbst wenn die Leute verhungern und vor ihr niederknieen. Nach den Höckstpreisen frage sie nichts. In Anbetracht ihrer günstigen Vermigensverhält- nifse wurde ihr eine Geldstrafe von 150 Mk. auferlegt.
Stuttgart. Tie hiesige Polizeidirektion schreibt: Hs ist besonders daraus hinzuweisen, daß Schutz- snchenden auch zur Nachtzeit unverzüglich Einlaß in die Häuser und Unterstand in den Deckungsräumen zu gewähren ist. Es wird erwartet, daß niemand einen hilflosen Menschen im Stich läßt. Beschwerden wird energisch nachgegangeu werden. — Diese Mahnung ist leider sehr berechtigt. Sie sollte eigentlich überflüssig sein, denn ein Minimum von Menschlichkeit sollte es jedem zur selbstverständlichen Pflicht machen, zur Nachtzeit bei Fliegerangriffen augenblicklich die Haustüre aufzuschließen, damit Vorübergehende einen Unterstand finden. Zur Schande von Stuttgart hat man aber bei den jüngsten Fällen die traurige Erfahrung »rachen müssen, daß Hilfesuchende von Haus zu Haus flüchten mußten, bis sie endlich eine offene Tür fanden. Wenn irgendwo, so ist in solchen Fällen unverzügliche Anzeige und dann unnachsichtige Bestrafung am Platze.
Zuffenhausen, 17. Okt. Im Wartsaal in Ludwigsburg erlitt Stadtpfarrer Seeger kurz vor dem Abfahren des Zugs eine Herzlähmung, die den jähen Tod zur Folge hatte. Er stand im Alter von 66 Jahren und war 20 Jahre in Birkenfeld und ebenfoviele Jahre in Zuffenhausen tätig. Stadt- pfarrer Seeger weilte am 15. rrachm. gesund rm Kreise der Geistlichen des Bezirks zu einem Vortrag und einer Besprechung in Ludwigsburg. Abends eilte er auf den Zug, mir noch rechtzeitig zu einer Sitzung des Kirchengemeinderats zu komment Sehr viel verdankt ihm in den 20 Jahren seines Hier
seins die Stadt Zuffenhausen und die ev. Gemeinde, so deu Bau bezw. Neubau der beide« Kirche». Als kraftvoller Prediger und eifrigen Seelsorger schätzten ilm seine Gemeiudemitglieder.
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Lautern OA. Blaubeurcn, 16. Okibr. Der i Müllerknecht Pfobmann von Mivpingeu, trank mit ' einem Schluck neuen Most eine Wespe. Das Jn- i sekt stach den Knecht in den Hals. Die Luftröhre ! schwoll an, sodaß der Knecht, Vater von vier Kindern, i in kurzer Zeit den Erstickung-:tod kand.
Sulz a. 17. Okt. Die neugegrüudete Deutsche Vatrrlandspartei entfaltet hier eine außerordentliche rührige Agitation. Der Partei sind in Sulz und Umgebung bereits 115 Mitglieder beigetrete», darunter auch zahlreiche Feldgraue im hiesigen Veremslazarett.
Freudenstadt, 17. Okt. Durch oberamtliche Verfügung vom 3. Okt. sind die Gast- und Schonk- rvirtschaftsbetriebe des Karl Luz (zum Waldeck, z>« Christophsau und Kurhaus Imperator), sowie des Mar Läufer (zum Rappen) wegen Unzuverlässigkeit der Betriebsinhaber mit Wirkung vom 21. Okt. einschl, auf die Dauer von 3 Monaten geschlossen worden.
Wie der „Staatsanz." bekannt gibt, gelten vom 18. Oktober an auf den deutschen Bahnen alle Eil- züge als zuschlagspflichtige Schnellzüge. Die Ergänzungsgebühr wird durch besondere Ergänz- ungskarten erhoben. Die für Oktober d. I. ausgegebenen Monatskarten sind von der Grgänzungsge- bühr befreit. Vom 1. November an werden zwei Arten von Monatskarten ausgegeben. Solche für Personenzüge zum bisherigen Preis, und solche für Schnellzüge mit 100 Prozent Zuschlag. Für Schülerkarten bleiben die bisherigen Fahrpreise bestehe». Schülerkarten berechtigen im allgemeinen nicht zur Benützung von Schnellzügen. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung durch den Stationsvorsteher.
Stockung beim Güterverkehr. Aus de» Kreisen der Kommunalen Vereinigung wird dem „Beobachter" geschrieben: Auf den Güterbahnhöfe» liegen eine Menge Wagen mit Obst, Kartoffeln, Kraut u. a. wichtigen Nahrungsmitteln, die wegen Mangels an Personal nicht schnell genug abgeladen und abgeführt werden können. Da in den nächsten Tagen Frost eivtreten könnte, ist eine Beschleunigung dringend nötig lind es sollte daher von militärischer Seite eine mit Vollmachten ausgerüstete Persönlichkeit ernannt werden, die schleunigst Abhilfe schasst. Es kann dies geschehen durch weitere Kommandierung von Soldaten und Gesponnen seitens der ja stets entgegenkommenden Militärbehörde sowie durch Kommandierung von Kriegsgefangenen aus den Gefangenenlagern oder von Gütern weg, da ja jetzt die Feldbestellung im großen ganzen vorüber ist. Außerdem sollte im ganzen Lande der nach Versorgung in Frage kommende noch übrigbleibende reiche Überschuß air Kartoffeln sachgemäß eingemietet werden.
Bus Stsktt N-r.-i-'k un-ll 1n.7. ..
Neuenbürg. Unteroffizier Richard Mahler, Offiziers-Aspirant im Fußartillerie - Bataillon 13, 'wurde zum Vizefeldwebel befördert.
Neuenbürg, 17. Okt. (Postalisches.) Von jetzt an wird der Postschalter in Neuenbürg werktags offen gehalten:
vormittags von 8—12 Uhr, nachmittags von '/s3—6 Uhr.
Neuenbürg, 17. Okt. In der gestrigen Gemeinderats-Sitzu'.lg kam die Frage der Heiz- materialbeschaffung zur Sprache. Hierbei wurde pi»i- ttnlllsnid daü. da Kohlen-
Ueb'immer Qe».
Novelle von Martha Henzler.
I" (Nachdruck verboten.)
Wie zwei Kinder tollten sie durch den Garten.
Gerhard Linder gab sich alle Mühe, Annelises flatternde Schürzenbänder zu erhaschen.
Leichtfüßig jagte sie ihm immer um ein paar Armeslängen voraus. Endlich stand sie erschöpft still.
Uebermütig riß Gerhard das junge, schöne Geschöpf an sich. Glückstrahlend tauchten ihre Augen ineinander, und ihre lachenden Lippen besiegelten den Herzensbund mit glühenden Küssen. Hart wurde ein Fenster zugeworfen.
Erschrocken fuhren die beiden auf und standen eine Sekunde wie erstarrt.
„Das war meine Mutter," stammelte Anne- lise erblassend und deutete nach dem efeuumrankten Fenster des hübschen Landhauses.
„Sie steht noch hinter dem Vorhang, siehst du sie denn nicht?"
Gerhard nickte stumm und blickte verstört nach dem dunklen Schatten, der sich scharf von der blütenweißen Mullgardine abzeichnete.
Frau Dahlen verharrte regungslos. Ueber ihrer schlanken, hohen Gestalt, ihrem feinen, schmalen Gesicht lag finstere Entschlossenheit. Aus den klaren, Hellen Augen sprühte heiße Empörung. Sie erkannte Annelise kaum wieder. Das stille, schüchterne Kind warf sich da einem wildfremden Mann an den Hals, und ihr, der Mutter, gönnte sie selten ein herzliches Wort oder eine zärtliche Liebkosung.
Daß sie sich nie um des Mädchens Vertrauen bemüht und sie meist sich selbst überlassen hatte, wollte sie sich nicht eingestehen. Es war ja auch zu spät. Nun mußten beide die Folgen tragen,
und es war gut so, dann traf sie wenigsten» keine Verantwortung.
Stolz richtete sie sich auf. Was sie jetzt vollenden mußte, war Schicksaismille.
Das zermürbende Ringen mit der Versuchung hatte plötzlich ein Ende. Das Herz :and seine Ruhe. Es lag ihr wie tot in der Brust. Und doch falteten sich ihre Hände und hoben sich zum Himmel. Leise, wie ein Hauch rang sich ein Gebet empor: „Gott Vater, vergib mir, um meines Kindes willen!"
Noch war das Bewußtsein für Sünde und Unrecht nicht in ihr erstorben, und zitternd stieß sie hervor: „Ich muß, und wenn ich daranzugrunde gehe!"
Durchs Fenster, an dem sich vorhin ihr erster, aufwallender Zorn gerächt, rief sie den beiden zu: „Kommt herauf, ich habe mit euch zu sprechen!"
Das klang nicht unfreundlich, nicht ermutigend. Sie winkte lächelnd herab. Ein Lächeln, wie das ersterbende Leben der Natur hier draußen. Es stahl sich wie Eiseskälte in die Herzen der beiden hoffnungsseligen Menschen.
Langsam folgten sie dem Ruf. Schritt für Schritt in zitternder Erwartung.
Zögernd öffneten sie die Tür und traten über die Schwelle. Marie Dahlen ging ihnen entgegen, reichte Gerhard Linder die Hand und begrüßte ihn mit forschendem Blick.
Frisch und frei sah er ihr ins Gesicht, nahm Annelise bei der Hand und sagte ruhig und fest: „Ich habe mich heute mit Ihrer Tochter verlobt und bitte jetzt um Ihre Zustimmung" —. Und etwas unsicher fügte er hinzu: „Heiraten kann ich allerdings noch nicht — aber wir lieben uns, und können warten, nicht wahr, Annelise?"
Warm und leuchtend begegneten sich ihre Blicke, sie sagten mehr als tausend beredte Worte. Darüber vergaßen sie für den Bruchteil einer Minute, daß sie nicht allein waren.
Eine ungeduldige Bewegung Frau Dahlens erinnerte sie daran. Bittend sahen sie zu ihr auf und hielten sich eng umschlungen.
Mit unnahbarer Miene und spröder Stimme antwortete die Mutter: „Es ist gut, mein Herr. Ich lasse mich zwar ungern zu einer Entscheidung drängen, aber so wie die Dinge nun mal liegen, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Nur möchte ich Sie doch erst kennen lernen und Ihnen auch meine Verhältnisse klarlegen. Haben Sie Zeit für mich, oder wollen Sie morgen wiederkommen?"
„Oh, ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, gnädige Frau," erwiderte Gerhard rasch und freudig und verlachte innerlich Annelises unbegründete Angst vor der Mutter.
„Du kannst auf dein Zimmer gehen, mein Kind," wandte sich Marie Dahlen an Annelise: „Träume inzwischen von deinem Glück; denn was ich über dich beschließe, dient nur zu deinem Besten."
Marie Dahlen geleitete ihre Tochter bis zur Tür, strich ihr sanft über die Haare und ttißte sie leicht auf die Stirn. Noch ein letzter Abschiedsblick vereinte die Liebenden. Dann fiel die Tür ins Schloß.
Lange dauerte die Unterredung bei Frau Dahlen.
Als Gerhard Linder endlich aufstand, waren seine Glieder wie zerschlagen. Ein dumpfer, heißer Schmerz wühlte in seiner Brust. Stockend und schwer kam's von seinen Lippen: „Ich rege morgen. Leben Sie wohl, gnädige Fraul" Langsam ging er aus dem Zimmer und aus dem Haus und schaute dann wie ein Trunkener um sich.
(Fortsetzung folgte