alliierten Truppen ausgebildet. Bei Beginn der Sitzung verlas Deschanel ein Telegramm Tereft- schenkos, in dem der Wille Rußlands, den Kampf bis zum Siege fortzusetzen, bekräftigt wird.

RunSschau.

Die Berner Blätter berichten: Mehrere Pariser Zeitungen schließen aus dem Umstande, daß die russische Flotte bei dem Kampfe um Riga eine passive Rolle spielte, daß die Zuchtlosigkeit in der russischen Flotte ebenso groß ist, wie im Tandheere. Man wirft die Frage auf, ob die Schiffe und die Besatzungen überhaupt noch bestehen und ob sie imstande seien, sich zu einer Aktien gegen den Feind aufzuraffen.

London, 18. Sept. (Reutermeldung.) Nach einer Depesche aus Hclsingfors am 17. ds. kam es in Wiborg zu einem Soldatenausruhr, bei dem 22 Offiziere getötet wurden, 60 Offiziere sind ver­schwunden.

Kopenhagen, 18. Sept. Da aus Kerenski in der letzten Zeit Attentate verschiedener Art verübt worden sind, wagt er es nicht mehr, sich öffentlich in Petersburg zu zeigen. Hieraus erklärten sich auch, j die inzwischen umlaufenden Gerüchte von seinem Tode. Nunmehr wird Kerenski wie aus Haparanda gemeldet wird, dauernd seinen Aufenthalt im Haupt­quartier nehmen, da er sich dort am sichersten fühlt.

Berlin, 19. Sept. Brussilow soll festgestellt haben, man müsse zugeben, daß die russische Armee, von wenigen disziplinierten Regimentern undTodes- Bataillonen" abgesehen, nicht mehr existiere. Eine politisierende Armee bleibe kampfunfähig.

Köln, 19. Sept. Die Köln. Ztg. meldet von der schweizerischen Grenze: Wie die Pariser Blätter aus Petersburg melden, beschloß der russische Mi­nisterrat die Auslösung der Reichsduma.,

Petersburg, 19. Sept. (WTB. Pet. Tel.-Ag.) Die vorläufige Regierung hat in der Erwägung, daß die Bewegung Kornilows vollkommen unter­drückt ist und infolge davon die außergewöhnlichen Maßnahmen, die durch sie veranlaßt waren, unnötig geworden sind, die Aufhebung des Postens des Militärgouverneurs von Petersburg angeordnet. Zum Oberkommandierenden der Truppen des Bezirks Petersburg wurde der Oberst Palkewnikow ernannt.

Berlin, 19. Sept. Dem Lokalanz. wird aus Kopenhagen gemeldet: Die Rjetsch verbreitet das Gerücht, daß Kerenski nunmehr zum Präsidenten der Republik ausgerufen werden würde, um ihm ein für allemal die nötige Autorität zu geben.

Genf, 19. Sept.Petit Journal" meldet aus Petersburg, die Regierung der Republik beschloß die Amnestierung des Zarenpaares. Das Zaren­paar erhält die Freiheit, unmittelbar nachdem die gesetzgebende Versammlung die neue Staatsform sanktioniert und alle Mächte die neue russische Re­gierungform anerkannt haben.

Basel, 19. Sept.Daily Mail" meldet aus Petersburg: In Rostow brennen die Arsenale und

die staatlichen Gebäude. Die Kosaken find Herren der Stadt rmd haben ein Schreckensregi'ment einge- fützrt.

Zürich, 19. Sept. Die Blätter melden von der italienischen Grenze: In Mailand sind bereits An­fang Sept. 33 Prozent aller Industriebetriebe wegen Kohlenmangels geschlossen worden. Die Schließung der Fabriken hat die revolutionären Aufstände der Arbeiter veranlaßt.

Berlin, 18. Sept. Der "Lokalanzeiger" mel­det aus Karlsruhe: Nach zuverlässigen schweizerischen Meldungen von der italienischen Grenze sind am Freitag und Samstag in Turin, Mailand und Florenz mehrere hundert politische Verhaftungen er­folgt, die mit einer entdeckten Friedensbewegung im Zusammenhang stehen sollen.

Madrid, 19. Sept. (WTB:) Nach einer Meldung des BlattesDebatte" ging infolge einer Explosion an Bord in der Nähe von Areachon der spanische DampferMurques de Mudela" unter. Er war mit einer Erzladung von Bilbao nach Eng­land unterwags.

Die Erste holländische Kammer hat ein Forstge­setz angenommen, durch das der Fällung von Wäldern, die infolge der Kohlen not einen beunruhigenden Umfang angenommen hat, Grenzen gezvgen werden sollen.

Berlin, 18. Sept. Am zweiten Tage seiner Beratungen sprach sich der Ortskrankenkaffentag mit großer Mehrheit gegen das Weiterbestehen der Be­triebskrankenkaffen aus und forderte die schleunige Umgestaltung des Apothekenwesens durch Ueberfüh- rung der Apotheken in gemeinwirtschaftlichen Ge­meindebetrieb.

Neuwied, 18. Sept. (WTB. Amtl.) Heute früh 6 Uhr fand auf dem Bahnhof Willmenrod ein Zusammenstoß zwischen 2 Personenzügen statt. 7 Personen sind tätlich verunglückt, 18 verletzt, zum­teil schwer. Hilfszüge von Limburg und Coblenz waren mit Aerzten und Hilfspersonal bald zur Stelle, um die Toten und Verwundeten zu bergen. Die Schuld trifft nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung den Lokomotivführer des nach,Limburg fahrenden Zuges 3982, der von Willmenrod abge­fahren ist trotz des ihm schriftlich ausgehändigten Befehls, die Kreuzung mit dem Äegenzug abzu­warten.

Aus Breslau, 18..September, wird derBer­liner Morgenpost" berichtet: Auf dem Kleinbahnhos Polnisch-Neukirch (Kreis 'Kose!) ereignete sich ein schweres Eisenb ahnunglück. Ein einfahrender Personenzug wurde von einem Rangierzug ange­fahren und glatt durchschnitten. Debei wurden mehrere Wagen vollständig zertrümmert. 63 Per­sonen erlitten Verletzungen. Bis jetzt sind 5 Tote zu beklagen. Auch der Materialschaden ist b> deuteud. Die Schuldsrage konnte noch nicht aufgeklärt werden. Ueber einen weiteren schweren Eisenbahnunsall wird gemeldet: Im Bahnhof Mannheim-Neckarau fuhr am 17. Sept. abends kurz nach 8 Uhr eine

Morgenrot!

Roman von Wilhelm v. Trotha.

78j (Nachdruck verboten.)

Nun lag der Deutsche da nebenan, ja oft sogar vor ihr. Er war meist bei Besinnung, sprach aber fast nichts, denn er litt geradezu wahnsin­nige Schmerzen. Kurt dachte an seine Eltern und die liebe Miß: aber auch an seine Kame­raden, von denen er nun durch diese infame Granate getrennt worden war. Ihn schauderte entsetzlich, denn das Gespenst französischer Ge­fangenschaft, in die er nun unweigerlich kommen mußte, schwebte ihm beständig vor. Oder? Sollte seine Verwundung eine so schwere sein, daß der Doktor ihn als transportunfähig auf­gegeben hatte? Schöne Aussichten das!

Ueber solche und andere Dinge grübelte er nach; endlich aber hatte der Aermste in seiner Verzweiflung einen Entschluß gefaßt: er wollte die Gräfin einfach fragen, wie es um ihn stehe.

Ob ich sie rufe?" dachte er.Nein, ich werde warten, bis sie kommt!" Trotzdem konnte er einen leichten Seufzer nicht unterdrücken, und da stand sie schon lauschend und nach ihm hinüber­spähend in der Tür.

Ich mache Ihnen da ja nette Ungelegenheiten", begann er leise; doch sofort eilte sie an sein Bett und legte mit einer bitten­den Miene den Zeigefinger auf ihren Mund.

Sie sollen nicht sprechen, mein Herr," sagte sie sanft,der Herr Doktor hat's streng verboten."

Ja. aber, »ch will wissen, warum man mich hiergelassen hat! Ich ich will nicht in Gefangenschaft geraten!" Zornig rief er das nun, denn von draußen her vernahm man wieder die französischen Angriffssignale.

Ruhig, mein Freund, das wird Ihnen nicht passieren, solange ich noch Herrin des Hauses bin!"

Kurt starrte sie an. Träumte er mit offenen Augen, sc! üttelte ihn das Wnndfieber so sehr, daß er sie falsch verstanden hatte ? Sie? Sie wollte ihn schützen?

Wenn Sie hübsch artig und ruhig sind, so werden Sie sofort alles erfahren."

Er lag ganz still und brav und schaute sie mit großen, neugierigen Augen an.

Hier, kennen Sie diesen Zettel?" fragte Genevisve den Verwundeten und zeigte ihm den Ausweis des deutschen Arztes.

Ja."

Nun, da hat Ihr monsisui Is ckoctenr aus 1 eine 2, und aus otkcisr oitiaisrs gemacht. Sie müssen sich also schon bequemen, die Rolle eines iranzösischen Offiziers zu spielen, mein Herr Leutnant."

Drunten mehrte sich der Lärm, und schon drangen die Franzosen ins Schloß ein. Wüstes Ge­schrei, dumpfe Schritte hörte man die Treppen herauf- und den Korridor entlangkommen.

Da trat Geneviöve aus dem Krankenzimmer auf den Flur, den Franzosen, ihren eigenen Lands­leuten, entgegen.

Die rohen Kerle stutzten beim Anblick dieser vornehm aussehenden schönen Dame. Zwei faßten das Gewehr in die linke Hand und salutierten mit der rechten am Käppi.

Don jour, mes cLioaracles l" sagte Genevieve, was wollt ihr hier? Wo ist euer Kommandant ?"

Die Kerls wurden immer verlegener, bis end­lich einer sagte:

O notrs cspiwins est present! Oui, er ist auf dem Hof. Wir sollten die Deutschen, die hier drin sind, suchen und gefangennehmen."

Die Deutschen? Ja, Freunde, die sind vor zehn Minuten wie die wilde Jagd davongeritten."

Rangierabteilung infolge Unachtsamkeit des Rcmgier- personsls einem Güterzug in die Flanke. Dabei warde der Lokomotivführer der Vorspannlokomotive des Güterzugs, Heinrich Müller aus Mannheim getötet und der .Hilfsheizer Michael Simon aus Mannheim schwer verletzt, ein Bremser erlitt leich­tere Verletzungen.

Die Polizeistunde für alle öffentlichen Lokale wird laut Verfügung des Ministeriums des Innern vom 17. September an für die Stadt Stuttgart as «bends 11 Uhr, für alle übrigen Gemeinden des Landes, soweit sie nicht in den Befehlsbereich des Kais. Gouvernements der Festung Ulm fallen, auf abends 10 Uhr, an den Samstagen 11 Uhr, fest­gesetzt. Die Oberämter werden ermächtigt, in be­sonders dringenden Einzelfällen Ausnahmen bis 11 Uhr zu gestatten. Die Polizeistunde ist auch in den Räumen geschlossener Gesellschaften einzuhalten Für die Stadt Heilbronn bleibt es bis 31. Oktober ds. Is. bei der 11 Uhr-Schlußstunde.Z

Freudenstadt. Obwohl über den Krieg etwa 6000 Festmeter Holz nicht geschlagen werden konnten betrugen die Geldeinnahmen aus dem städt. Waid­besitz im Jahre 1917 ungefähr 640 000 ^ von welcher Summe der Betrag von 355 000L an der für die Reichsanleihe aufgenommenen Schuld abgetragen wurden. Das Brennholz soll nach der Beschlagnahme desselben für die noch Holzbedürstigen verlost und zum Preis von 1012 per Raummeter im Walde abgegeben werden. Es sollen zu dem Zwecke 600 Raummeter aufgemacht werden.

Herbft-N«chrichten.

Brackenheim, 18. Sept. Der heurige Wein­ertrag wird auf 4000 Hektoliter geschätzt: Cleebronn dürfte 5000> Dürrenzimmern 2600, Neipperg 2400, Haberschlacht 1500 Hl. ernten. Auch in den übrigen weinbautreibenden Orten des Bezirks ist di: Ernte gut und meist reichlich. Die Hauptlese beginnt am 24. Sept. In Stockheim wurde der erste Weinkaus zu 900 -v-U pro Eimer abgeschlossen.

Äus StaSt, Bezirk unv Umgebung.

-i- Neuenbürg. Dem Sergeanten Ernst Scholl (Bäckermeister in Pforzheim), Sohn des verst. Christian Scholl, Metzgers von hier, wurde sin außergewöhnliche Leistungen das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen. Tne Auszeichnung wurde ihm nach einer ehrenden Ansprache vor der ver­sammelten Mannschaft vom Kompagniefirhrer über­reicht. Der Dekorierte ist auch Inhaber des Eis. Kreuzes II. Kl., sowie der württ. Tapferkeitsmedaille; inzwischen ist er nun auch noch zum Vizefeldwebel befördert worden. Unseres Wissens ist dies der erste Bürgerssohn unserer Vaterstadt, der sich das hohe Ehrenzeichen errungen hat.

Die Franzosen sahen sich sehr dumm an und sagten:

Wir werden es unserem Kommandanten melden, mag er entscheiden, ob wir noch weiter suchen sollen oder nicht."

Damit trollten sie sich ab und polterte» die Treppen wieder hinab. Genevieve winkte den eben erscheinenden Henry heran und befahl ihm, den kommandierenden französischen Offizier zu sich da ins Krankenzimmer des Kapitäns zu führen.

Die Kellerwohnungen sind bald fertig", sagte der Diener noch kurz und ging dann auch weg.

Genevieve setzte sich an das Bett ihres Bräuti­gams, nahm dessen Hand und sagte bittend:

Nicht wahr, man «Rei-, du verrätst denarmen Deutschen da drüben nicht?"

Aber, Liebling, wie kannst du nur so etwas denken? Den Mann da? Nein! dazu haben sich diese Deutschen uns gegenüber viel zu ritter­lich benommen. Wo sind seine Uniformen, daß die ihn nicht noch verraten können?"

Der deutsche Doktor hat alles vernichtet."

Gut! Ich höre da Sporengeklirr. Der Ka­pitän der Soldaten kommt." Er trat ein, und bald darauf waren die beiden französischen Offi­ziere in lebhaftem Gespräch, und der Neuange­kommene Kapitän erzählte dem aufhorchenden Kameraden:Nun ist's so weih jetzt greifen wir an und werfen die wauckits prussiens über den Rhein zurück!"

Ah ah, also so weit ist es schon! IrLscosr- msnt, man camaracke."

Und der da drüben?" fragte nun der an­dere. .

Oh, das ist ein armer Kerl! Macht's wahr­scheinlich nicht mehr lange: wenigstens gab oer deutsche Arzt nicht mehr viel für sein Leben.

(Fortsetzung folgt.)