reth bei Trembowla die Einnahme des sich jenseits des Sereths anschließenden Abschnittes bis zur Straße Trembowla-Husiatyn gefolgt. Weiter südwärts geht der Vormarsch in einer über 200 Kilometer breiten, sich von Nordosten nach Südwesten bis in die Waldkarpathen hinein erstreckenden Front von statten. Buczacz, Tlumacz, Ottynia, Delatyn, Mikuliczyn Worochta sind genommen, alles Orte, die von der vorjährigen Offensive Brussilows noch in guter Erinnerung sind, nur daß das rückläufige Tempo, das die Russen jetzt einschlagen, ein erheblich rascheres ist als im Juni und Juli vorigen Jahres bei der Vorwärtsbewegung ihrer Heeresmassen. Auch in den Waldkarpathen macht sich die Auswirkung des von den verbündeten Truppen im Norden ausgeübten Drucks immer fühlbarer.
Der schon Tage lang unverminderte Artilleriekamps an der flandri-schen Front, die zahlreichen Erkundungsvorstöße lassen eine erneute eng-' lische Offensive in den nächsten Tagen erwarten. Es ist möglich, daß die schon längst angekündigte Sommeroffensive nun mit einer durch das Vorgehen der Mittelmächte notwendig gewordenen Entlastungsoffensive zusammenfällt. Zweifellos ist, günstige meterologische Verhältnisse vorausgesetzt, mit starken Gasangriffen zu rechnen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß englische Seestreitkräfte von der Küste her den Kamps unterstützen. Sicher lassen die Franzosen, die von ihrer Front in letzter. Zeit hauptsächlich nur deutsche Angriffe zu melden wissen, den Engländern diesmal den Hauptanteil. Die neuerdings gemeldeten Meutereien in französischen Regimentern bestätigen die kürzlich ausgesprochene Vermutung über die wachsende Demoralisierung der französischen Armee.
Berlin, 26. Juli. Der „Lokalanz." meldet aus Wien: Nach Mitteilungen aus Tarnopol hat die Stadt während der beinahe dreijährigen russischen Invasion verhältnismäßig wenig gelitten, und auch die Versuche der abziehenden Russen, die Stadt noch im letzten Moment in Brand zu setzen, konnte dank dem raschen Eingreifen der Befreier rechtzeitig unterdrückt werden. Der Tarnopoler Bahnhof ist vom Geschützfeuer gänzlich zerstört, und sogar die Ruine wurde von den Russen in Brand gesteckt. Die äußerst reichhaltigen Lebensmittel- und Munitionsvorräte in den Bahnhofsmagazinen sind den deutschen und österreichischen Truppen beinahe unversehrt in die Hände gefallen. Schwerer betroffen sind die Vorstädte, in denen die Russen im letzten Moment vor dem Abzug böse geplündert haben. Sie wollten offenbar noch knapp vor ihrer Flucht alles Wertvolle wegschleppen. Ihre Absicht wurde jedoch durch das überraschend schnelle Nachrücken des Siegers durchkreuzt.
Berlin, 26. Juli. Aus dem Haag wird unter dem 25. Juli gemeldet: „Daily News" berichtet aus Petersburg: In der Ostrowo-Vorstadt finden neue Straßenkämpfe zwischen Militärabteilungen stattt. Das 2. Artillerieregiment beschoß die dortigen staatlichen Depots. Der „Morningpost" zufolge enthob ein Armeebefehl Kerenskis 9 Generale der Südfront
Morgenrot!
Roman von Wilhelm v- Trotha.
4K) (Nachdruck verboten.)
„Hm", knurrte der reiche Mann, und damit war für ihn die Affäre mit seiner Tochter abgetan. In Gedanken aber stellte er fest: Der Streit mit dem Russen war ein Streit meiner Tochter; sie ist weg, also die Sache erledigt!
Er klingelte seinem Sekretär.
„Haben Sie schon berechnet, wieviel Granaten wir täglich werden liefern können?"
„Rund 3000!"
„ä,Il rigbt, gibt ein gutes Geschäft!*
S. Kapitel.
Da» deutsche- Morgenrot!
So war er denn da: der Krieg! — Das große, so inhaltschwere Wort war zur Wirklichkeit geworden! Oesterreich hatte der Unverschämtheit Serbiens keine andere Antwort geben können! Es sollte ein Waffengang werden auf Leben und Tod!
Es schien, als habe nach Ausruf dieses Wortes die Welt für Augenblicke den Atem angehalten und lausche alles schon auf den ersten dröhnenden Kanonenschuß I
Aber dann begannen alle Pulse mit geradezu fieberhaftem Eifer zu schlagen.
Oberst von Wussow saß wieder in seinem Arbeitszimmer, legte die Zeitung, in der er die Kriegserklärung gelesen hatte, beiseite und sagte sichtlich befriedigt zu sich selber:
„Na, also! Doch wenigstens mal eine Tat!" Gleich darauf klingelte er und fragte den eintretenden Diener:
ihrer Kornmaudos und befahl ihre Ueberweisung an ein Kriegsgericht. — Wie „Daily News" melden, wurde die 11. und 7. Armee wegen Feigheit vordem Feinde aus den Armeelisten gestrichen und die Truppen anderen Verbänden zugeteilt.
Genf, 26. Juli. Ein Artikel des „Temps" über Rußland und die Pariser Konferenz schließt laut „Lok.-Anz.": „Was uns Rußland zu sagen hat- wissen wir im voraus, auch unsere Antwort ist fertig: Rußland muß um jeden Preis aushalten, oder verschwinden".
Basel, 26. Juli. Das Pariser Blatt L'Oeuvre gibt laut B. L.A. folgende Aeußerung Kerenskis wieder: „Ich fühle den Keim des Todes in mir, und meine Tage sind gezählt. Das Nebel breitet sich jeden Tag weiter in mir aus und ich berechne genau seinen Fortschritt. Deshalb will ich so rasch wie möglich arbeiten, um mein Vaterland der Umklammerung seiner beiden gefürchtesten Feinde, nämlich der Deutschen und der Anarchie, zu entreißen. Nichts wird mich bei der Erfüllung meiner Aufgabe aufhalten, weder Drohungen noch Attentate, denn das Leben gilt mir wenig.'" Kerenski zeigte seine linke, schwärzlich gefärbte und voll- ständig-steife Hand als äußeren Beweis seiner unheilbaren Krankheit.
Berlin, 26. Juli. Aus dem Haag, 25. Juli, wird der „Tägl. Rundschau" berichtet: In hiesigen parlamentarischen Kreisen erwartet man eine Erhöhung des Kredits von 5 700000 Gulden zur Durchführung des Flottenprogramms auf 10 Millionen Gulden zu einer Verstärkung und beschleunigten Herstellung von U-Booten. — Das wäre eine Antwort Hollands auf die englischen Unverschämtheiten, die wirksamer wäre als alle papierenen Proteste.
Paris, 25. Juli. Nach einer Rechnung des „Matin" würde, falls England, Frankreich u. Italien ihr Getreide defizit von Oktober 1917 bis Juli 1918 durch gemeinschaftliche Maßnahmen decken wollten, was unerläßlich geworden sei, täglich etwa 40000 Tonnen aus überseeischen Ländern eintreffen müßten.
Zürich, 26. Juli. Nach englischen Blättern bot die englische Regierung Brasilien die Bewilligung einer größeren Anleihe gegen Ueberlassung der in den brasilischen Häfen beschlagnahmten deutschen Schiffe an.
Berlin, 25. Juli. Die „Voss. Ztg." meldet aus Amsterdam: Das brasilianische Schatzamt hat die Vertretungen der deutschen Schiffahrtsgesell schäften aufgefordert, binnen 24 Stunden 33415 Konto Aufenthaktsgebühren für die Internierung von Schiffen in brasilianischen Häfen zu hinterlegen, andernfalls werde der Staatsanwalt die gerichtliche Beschlagnahme der bisher nur requirierten Schiffe vornehmen.
WürtlCMbLrg.
Stuttgart, 26. Juli. Nächsten Montag und Dienstag werden in Plenarsitzungen die beiden Nachtrag setat über die Teuerungszulagen für Be-
„Ift die gnädige Frau im Schloß?"
„Nein, Herr Oberst, die gnädige Frau ist noch im Dorfe zur Unterhaltungsstunde."
„Gut, Friedrich, sag' der gnädigen Frau Bescheid, wenn sie zurückkommt, daß ich mit ihr etwas Wichtiges zu besprechen habe! Ich bleibe hier."
Friedrich sagte sein: „Zu Befehl, Herr Oberst!" und der Hausherr brauchte nicht lange zu warten, da kam Frau Hermine schon herein. Aber was sah sie ? Ihr Mann stand am Waffenschrank und prüfte die Klinge seines alten Pallasches, den er so manches Mal als Flamberg blitzend im Sonnenschein vor dem Regiment seiner Kürassiere gezogen hatte.
„Mütterchen," begrüßte er seine Frau und lachte dabei übers ganze Gesicht, „'s geht los! Die Oesterreicher sind schneidige Kerle und lassen nicht mehr mit sich fackeln. Sie haben den Lauseserben den Krieg erklärt!"
'„Also doch!" gab sie mit gepreßter Stimme zur Antwort.
„Ja, und da steht noch in dem Blatt, daß übermorgen der Kaiser zurückkommt und sein Hoflager gleich ins Schloß nach Berlin verlegt! Du, wie wäre es, wenn wir dazu mit den Kindern nach der Reichshauptstadt fahren und, sollten große Tage anbrechen, dann mitten mang sind? He!"
Und da sie nicht sofort antwortete, fuhr er eifrig fort:
„Siehst du, damals anno 70/71, also vor 40 Jahren, — 's war ja auch im Juli — da war ich so'n Lausebübchen von sechs Jahren! Vater wohnte in Berlin, und da Hab' ich auch unseren alten, guten König Wilhelm von Ems nach Berlin heimkommen sehen, ehe er ins Feld zog. Mut- ting, ich sage dir, die Stunde vergesse ich meine«
amte und die Kohlenfrage zur BehaMuNg kommest Den Rest der 1. Augustwoche werden Kommission' sitzungen (Ernährungsfragen, Kriegsfürsorge usw) in Anspruch nehmen, die dann in der zweiten AuM- woche im Plenum des Landtags fortgesetzt werden sodaß die Vertagung der Stände erst gegen den 11. August wird erfolgen können.
Stuttgart, 26. Juli. (Verkehr mit Wild.) Nunmehr besteht Aussicht, daß die Erträgnisse der Jagden auch der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Nach einer neuen Bundesratsverordnuna haben die Landeszentralbehörden Anordnungen zu treffen, daß ein angemessener Teil der Jagd bestimmten Abnahmestellen zur Verfügung zu stellen von diesen abzunehmen und an Kommunalverbände oder von diesen bestimmten Verteilungsstellen zur Abgabe an die Verbraucher weiterzuleiten ist. Wer Treibjagden abhält, hat dies spätestens am vorhergehenden Tage der Abnahmestelle anzuzeigen. Das voraussichtliche Streckenergebnis ist schätzungsweise in der Anzeige anzugeben. Die Abnahme hat für das Wild den für den Großhandel mit Wild festgesetzten Preis zu zahlen. Als Wild gelten Rot-, Dam-, Schwarz- und Rehwild, wilde Kaninchen m Hasen.
Stuttgart. Vom Stadtschultheißenamt wird geschrieben: Da das Anzündholz und Feuerungsholz sehr knapp ist, empfiehlt es sich, die Kinder in den kommenden Ferien bei der guten Witterung anzuhalten, neben dem Sammeln von Beeren auch Brennholz und Tannenzapfen in den Wäldern zu sammeln. Holzlesescheine werden bei den zuständigen städtischen und staatlichen Forstümtern ausgestellt.
Ludwigsburg. Die von der Stadt zur Behebung der Kleingeldnot ausgegebenen 50-Pfennig- Stücke aus Zink sind seit kurzem im Umlauf und bedeuten für den geschäftlichen Verkehr eine willkommene Erleichterung. Die gewählte Form — ein längliches Viereck mit leichter Abrundung der Ecken — schließt jede Verwechslung mit anderem Geld aus. — Man wird sich des Mißgeschickes erinnern, das im April ds. Js. den Metzgermeister Sieber hier durch den Verlust einer Brieftasche, die 4000 ^ Bargeld enthielt, traf; ahle Ausschreibungen unter Zusicherung einer hohen Belohnung für den Finder waren damals erfolglos. Jetzt ist es der Polizei gelungen, die Angelegenheit aufzuklären: als Finderin der Brieftasche wurde die 20 Jahre alle ledige Dienstmagd Marie Pfeiffer aus Neusatz ermittelt. Von dem Geld hatte sie nur noch 240 -Z im Besitz, 340 Mt. sind auf einer Sparkasse angelegt, 1000 Mk. will sie für ihre persönlichen Bedürfnisse verbraucht haben, der Rest wurde für die Erwerbung einer Aussteuer irr einem hiesigen Geschäft ausgegeben. Die gekauften Gegenstände sind sämtlich beigebracht.
Vaihingen a. E., 25. Juli. Seit einigen Wochen ziehen bei uns Hamsterer aus nah und fern in solchen Massen herum, daß sie zur Landplage werden. Sie kommen aus Mannheim, Pirmasens, Heidelberg, Saarbrücken usw. Kinder im kleinsten Alter kommen zugereist. Vermögliche
Lebtag nicht! Und heute? Wir stehen an einer Wende der großen Weltgeschichte! Und da meine ich: Mutter, wir und die Kinder wollen dabei sein! Laß uns morgen nach Berlin fah' ren! Ja?"
Sie sah ihn leuchtenden Blickes an und sagte nur aus tiefstem Herzensgründe:
„Ja I"
„Brav gemacht, mein Altchen! Also morgen fahren wir! — Du, hör' mal, wollen wir nicht den Walter Klützow mitnehmen? Für so'n Kadetten ist das doch auch einzig in seinem Leben!"
„Auch damit bin ich ganz einverstanden."
„Den Kindern sage ich selbst Bescheid, ebenso dem Friedrich. Meine Sachen packe ich selber, nimm Garderobe für 8 bis 14 Tage mit, man kann nie wissen, was alles kommt!"
Frau Hermine schritt unhörbar hinaus, und der herbeigerufene Friedrich erhielt folgende Befehle :
„Kriegsmäßig einpacken! Sattelzeug bereit legen! Pferde in Ordnung bringen! Selbst alles in Schuß bringen! Ich reise morgen ab. Kommt ein Telegramm, dann mit dem alten Johann Pferde, wie zum Ausrücken gesattelt, zur Station bringen, verladen und nach angegebenem Reiseziel abfahren! Packtaschen mitnehmen l Alle» kaplerh Friedrich?"
„Vollkommen, Herr Oberst!"
„Suche den Herrn Leutnant!*
jawohl!" Friedrich sckob ab.
(Fortsetzung folgt-
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