der ,Berl. Ztg." mitgeteilt wird, die militärische Seite der Fragen, die im Hauptausschuß angeschnitten worden sind. Nach dem Vortrag der beiden Führer unseres Heeres ist eine völlige Klärung herbeigestihrt worden, so dqß weitere Vorträge, wie die „Berl. Ztg." hört, vorläufig nicht in Aussicht genommen sind. Im Gegensatz dazu ist die politische Seite aller Fragen noch nicht geklärt.
B erlin, 8. Juli. (WTB. Amtlich.) General- seldmarschall v. Hindenburg und der erste Generalquartiermeister, General d. I. v. Ludendorff, sind nach Erledigung ihres militärischen Vortrag bei S. Mas. dem Kaiser am Samstag abend ins Große Hauptquartier zurückgekehrt.
Berlin, 7. Juli. Im Reichskanzlerpalais haben gestern abend wichtige Besprechungen des Reichskanzlers mit einzelnen führenden Abgeordneten stattgesunden. So haben Vertreter der nationalliberalen Partei beim Kanzler vorgesprochen, und der Abgeordnete von Paper hat Herrn von Bethmann Hollweg im Namen der Fraktion der fortschrittlichen Volkspartei Wünsche vorgetragen. Um 9 Uhr abends wurde eine aus 6 Mitgliedern bestehende Deputation der sozialdemokratischen Fraktion vom Reichskanzler empfangen. Die Deputation hatte den Auftrag, den Kanzler darüber zu unterrichten, daß die sozialdemokratische Fraktion von ihm eine unzweideutige Erklärung darüber verlange, daß die deutsche Regierung noch heute auf dem Boden der Erklärung vom 4. August 1914 steht, also nur einen Verteidigungskrieg führe, und daß sie jederzeit bereit sei, aus der Grundlage des ststus quo (des vorherigen Zustandes) allgemeine Friedensverhandlungen einzuleiten. Des weiteren verlangen die Sozialdemokraten die Einführung des parlamentarischen Systems und die sofortige Ernennung von führenden Abgeordneten aller Parteien zu Ministern und Staatssekretären, weiter die sofortige Einführung des Reichstagswahlrechts in Preußen. Im Reichstagsgebüude herrschte seit dem frühen Morgen das regste Leben. Der große Saal, in dem der Hauptausschuß seine Sitzungen abhält, mar heute früh um 9 Uhr bei Beginn der Verhandlungen überofüllt. Der Reichskanzler hatte der dringenden Aufforderung, im Hauptausschuß zu erscheinen, Folge geleistet und war schon bei Beginn der Sitzung im Haus- Der sozialdemokratische Abgeordnete Scheide- man n hob in einer längeren Erklärung die Notwendigkeit eines annexionslosen Friedens und der sofortigen innerpolitischen Neuordnung hervor. Die Rede des Reichskanzlers enttäuschte allgemein. Er wiederholte in der Hauptsache nur seine bereits früher im Plenum gemachten Ausführungen über die militärische Lage und die Friedensfrage. Eine Festlegung auf einen Frieden ohne Annexionen und Entschädigungen lehrte er ab. Um 2 Uhr vertagte sich
der Ausschuß au^ Montag. — Die Germania
schreibt dazu: Soviel läßt sich heute schon sagen, daß die Steüungna hme des Reichskanzlers zu den Anregungen und Fr agen, die in der Debatte vorangestanden haben, bei der Mehrheit.^zweifellos einen guten und beruhigenden Eindruck gemacht haben.
stloi'geni'ol!
Roman von Wilhelm v. Trotha.
321 (Nachdruck verboten.)
Der Weg durch den prachtvollen Wald war
so schön, daß beide zunächst die Natur ganz auf sich und ihre Seelen wirken ließen; zudem lag eine bleierne Junihitze auf Wald und Feld und machte auch die Menschen unwillkürlich stiller und ruhiger, ja fast schläfrig. Es war ein wohliges angenehmes Gefühl und besänftigte die ein wenig in Erregung geratenen Gemüter sichtlich.
Beiden schien der Zustand sehr willkommen zu sein.-
In der Verfassung bogen sie in den großen Kiesweg ein, der in den Park einmündete, als auf der anderen Seite ebenfalls ein Paar, aber ganz anders in Stimmung, herangeschlendert kam: Fräulein Trude kam am Arm des Herrn Kadetten Walter seelenvergnügt herangeschlendert. Beide schienen sich nicht nur sehr angelegentlich zu unterhalten, sondern blieben ab und zu stehen, drückten sich innig die Hände und schauten sich in seligstem Entzücken in die entsetzlich verliebten Augen.
Bis auf etwa zehn Schritt ließen die Lady und Kurt das Liebespärchen herankommen, schauten sich ab und zu lächelnd über die beiden da vor ihnen in die Augen, bis Kurt fidel rief:
„Na, ihr sucht wohl Maikäfer in dieser heißen Sommerzeit?"
Herrgott! fuhren die beiden Verliebten, wie aus dem siebenten Himmel gestürzt, auseinander, bekamen ein paar Köpfe, so rot, wie Trudes schönste ausgereifte Tomaten, und konnten trotz größter Anstrengung kein Wort herausbringen.
„Du, so 'ne Gemeinheit!" brach Trude als erste los, nachdem sie ihr seelisches Gleichgewicht einigermaßen wiedererlangt hatte, „einmal konntest
Berlin, 7. Juli. Wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, wird man gut daran tun, die Vorgänge im Hauptausschuß des Reichstags nicht aufzubauschen. Der Eindruck der Kanzlerrede war im Grunde der, daß die Parteien in großer Mehrheit sich auf eine Formel einigen werden, in der die Uebereinstimmung mit dem Standpunkt der Regierung im Sinn einer Fortsetzung des Kriegs als Verteidigungskrieg zum Ausdruck gebracht wird. Die Verhandlungen der Fraktionen darüber können wohl etwas umfangreich werden, weil die sozialdemokratische Mehrheit eine besondere, mit einer Reihe politischer Forderungen verknüpfte Stellung einnimmt.
Berlin, 8. Juli, lieber die Rede des Reichskanzlers in der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses wird der „Täglichen Rundschau" folgendes mitgeteilt: Der Reichskanzler sprach sich durchaus nicht etwa sm Sinne Erzbergers aus. Er betonte, daß ein Grund für Mutlosigkeit nicht vorliege, daß inan durchhalten müsse und daß er auf den von den Sozialdemokraten gemachten Vorschlag der Krisenformel nicht eingehen könnte. Diese Formel habe ja auch Rußland gegenüber versagt. Es sind Bestrebungen im Gange, um eine Entschließung zu finden, auf die sich die bürgerlichen Parteien einigen können. Die Entschließung soll ungefähr besagen, daß wir einen Verteidigungskrieg führen, daß unsere Sache gerecht ist, daß wir zum Frieden bereit sind, daß wir aber, wenn unsere Feinde den Frieden nicht wollen, durchhalten werden bis zum siegreichen Ausgang. Man nahm Samstag nachmittag an, daß man sich auf eine solche Formel einigen werde. Die Lage wurde überhaupt nachmittags im allgemeinen ruhiger beurteilt.
Karlsruhe, 7. Juli. (WTB.) Mitteilung des stellv. Generalkommandos. Amtlich.) Heute nacht griffen feindliche Flieger Mannheim und Umgebung an. Es ist nur geringer Sachschaden angerichtet worden, militärischer Sachschaden überhaupt nicht. Beim Hin- und Rückflug berührten die feindlichen Flieger Karlsruhe, jedoch wurden sie durch das Sperrfeuer verjagt. — Auch in Straßburg wurde nachts zwischen 12.30 Uhr und 1.30 Uhr ein feindliches Fliegergeschwader, das von Westen kam, von den Flugabwehrbatterien der Festung beschossen. Die feindlichen Flieger setzten ihren Flug in nördlicher und östlicher Richtung fort, ohne Bomben abgeworsen zu haben.
Münster i. W., 7. Juli. (WTB.) Nachts statteten einige feindliche Luftfahrzeuge in den frühen Morgenstunden dem Industriegebiet einen Besuch ab. Im ganzen sind acht Bomben geworfen worden, die einen Sachschaden von etwa 2000 Mk. anrichteten. Industriegebiete sind nicht getroffen und niemand ist verletzt worden.
Gens, 7. Juli. (GKG.) Der Finanzausschuß der französischen Kammer hat die Regierungsforderung nach einer weiteren Kreditvollmacht in Höhe von 12 Milliarden Franken für die Fortführung des Krieges bis April 1918 angenommen.
.Zürich, 6. Juli. (GKS.) Die schweizerische Depescheninfonnation meldet aus Paris: Dem „Oeuvre" zufolge beabsichtigt man in nächster M sofern die Kohlennot nicht behoben iverden kann die großen Lustwälder bei Paris abzuhstten' Es sollen hierzu mehrere tausend Holzhauer aufa»- boten werden. ^'
Basel, 6. Juli. Nach Genfer Meldungen aus Paris wurde der Syndikalistenverein des Seine- Departements auf Verordnung der Regierung geschlossen. Von der Pariser Arbeiterbörse setzte sich am Dienstag ein Zug von 6000 Demonstranten, die den Frieden fordernde Plakate vorantrugen, nach dem Kammergebäude in Bervegung. Die Polizei zerstreute aber bald die Demonstranten und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. — In Paris häufen sich gegenwärtig die blutigen Zusammenstöße zwischen Polizei und Urlaubssoldaten, die sich weigern, an die Fron! zurückzukehren. Auf den, Montmartre wurde anfangs dieser Woche ein Schutzmann erschossen und mehrere von einem Soldaten verletzt, der sich dann eine Kugel in den Kopf jagte. In dem Pariser Vorort Pantin kam es gestern zu einem förmlichen Kampf der Polizei mit zwei Deserteuren, wobei ein Schutzmann getötet, vier Schutzleute und drei Gendarmen verwundet wurden. Ein Deserteur wurde schließlich verhaftet.
Basel, 6. Juli. Wie die Schweizer Blätter aus Mailand berichten, schreibt der Militärkritiker des „Corriere della Sera", daß das Gesamtaufgebot der Russen zur feindlichen Frontdurchbrechung auf 38 Divisionen zu beziffern sei. (GKG.)
Genf, 7. Juli. Die „Information" meldet aus Petersburg: Ein neuer Armeebefehl Kerenskis fordert die noch in Ruhestellung verharrenden Frontteile zum Kampfe auf. Die in Archangelsk eingetroffenen russischen Truppenabteilungen aus Frankreich sind sofort an die Front übergeführt morden,
London, 7. Juli. (WTB. Amtlich.) Ein in, Mittelmeer verwendeter englischer Minensucher ist am 4. Juli auf eine Mine gestoßen und gesunken. 10 Mann von der Besatzung werden vermißt, wahrscheinlich sind sie durch die Explosion getötet worden.
Basel, 7. Juli. GKG. Die „Times" schreiben zun, Tauchbootkrieg, in englischen Reederkreisen schätze man für den Monat Juni die versenkte Tonnage um ein Drittel höher als im Monat Mai. Der Rückgang der Versenkungen sei nur vorübergehend gewesen, und die englischen Reeder seien durchaus nicht der optimistischen Ansicht de» Premiers Lloyd George, sondern blickten KI sorgenvoll auf die kommenden Monate.
Basel, 7. Juli, GKG. Nach Schweizer ^Meldungen aus Washington gab Lansing im Senat bekannt, daß die Union keine Verpflichtung für die Kriegsziele der Alliierten übernommen habe. Ae nordamerikanischen Munitionsfabriken erhielten neue Zuteilung von Geschoß- und Munitionsaufträgen für England und Fankreich. Der Ablieferungstermin , umfaßt den Zeitraum bis Mitte 1918.
du wenigstens husten, damit man sich doch etwas auf das Erscheinen unberufener Personen vorbereiten kann l Nee, Kurt, ich hätte dir mehr Rücksicht gegen eine junge Dame, — die bin ich, trotzdem ich deine Schwester bin, das bitte ich, sich für die Zukunft zu merken, Herr Bruder Leutnant, — zugetraut."
Sie machte eine kurze Atempause, und der ertappte Herr Kadett hielt es auch für angebracht, auf die Frage des Offiziers eine Antwort zu geben, und so sagte er:
„Nein, Herr Leutnant, nur war dem gnädigen Fräulein hier nicht ganz gut und — —"
„Aber natürlich, da mußten Sie sie als galanter Ritter ein wenig stützen, ab und zu stehenbleiben, damit sie sich verpustet, na und sonst noch was! He?" „Jawohl, Herr Leutnant, so war's."
„Sie sehen, Miß Ethel, wie galant auch unsere Jugend ist, und wie unsere jungen Herren es verstehen, kranke junge Damen sehr schnell wieder munter und gesund zu machen. Trude, Mädel, du blühst ja wie eine Monatsrofe! Du" — setzte er dann wichtig hinzu und zog seine Uhr, — „ich habe noch eine Zusammenkunft, du doch auch?" Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern sagte zu seiner Begleiterin: „Mich, bitte, entschuldigen Sie noch für kurze Zeit, Walter wird Sie ins Schloß begleiten. Und Sie, Walter, bleiben nur auch ruhig zum Frühstück da!"
„Zu'Befehl, Herr Leutnant," antwortete der Kadett und führte Miß Wilcox dem Hause zu.
Kurt und Trude blieben noch einen Augenblick stehen, dann sagte er: „Naaah?"
„Was hast du denn zu ,„naan'?"
„I—i—i—i—ch? — Weißt du, Trude, du wirst allmählich zu frech! Ich wollte dir helfen und euch beiden Verliebten bei Papa die Wege ebnen, aber so, wie du dich benimmst, denke ich gar nicht mehr daran. Nun sieh zu, ob du mit Vater auch in diesem Falle fertig wirst. Ich
werde die Berliner Pension aber auf keinen Fall empfehlen. Für dich ist Krähwinkel am besten, da lernst du vielleicht endlich: Umgang mit Menschen ! — So, ich bin mit meiner Rede fertig, und du? Waß hast du zu sagen?"
„Ich? Gar nischt! Und was ich tue, geht dich erst recht nichts an — du — du bist ein Bär, ein Barbar, ein Rabenbruder — du — du — Mit Tränen in den Augen schoß sie, wie von einer Natter gestochen, davon, hinein in die Büsche, und dort begann sie herzbrechend zu schluchzen. Kurt blieb hart, lieblos und gemein, wie sie be sich dachte; denn er folgte ihr nicht.
Je mehr sie sich aber über die ganze Lage klar wurde, je toller heulte sie los und hielt sich unzweifelhaft für das unglücklichste Geschöpf unter
Gottes schöner Sonne.
Als sie nach etwa einer Viertelstunde wieder auf dem Parkwege erschien, war Kurt weg-
Sie war zum erstenmal in Verlegenheit, was sie nun beginnen sollte. In ihr hatte jedenfalls die Vernunft gesiegt, denn sie wollte sich mir Kurt auf keinen Fall ernstlich Überwerfen. durste ihr nur nicht über sein, das duldete >yr Stolz und das sehr stark bei ihr ausgeprägte
Selbstbewußtsein nicht.
Grübelnd schritt sie dem Schlosse zu:
Kurt lachte in sich hinein. Er war zwar selb! alles andere als ein junges Mädchen, aber e dachte so im stillen bei sich: das scheint me ll bei verliebten jungen Mädchen zu sein, und oas sich dies Symptom bei seiner etwas burschn veranlagten Schwester auch in ähnlicher v? zeigen würde, nahm ihn gar nicht wunder, pfiff daher einen Marsch und wanderte dem Schl II zu. Dort traf er in der großen, schön abgekuh^ Vorhalle die junge Amerikanerin und den Kaoe Walter. Sie lachte vergnügt zu ihm herüber, Walter machte eine etwas sauertöpstsche, mw > gar pikierte Miene. (Fortsetzung solgr-l