treffe für die weitaus größte Zahl der Verbraucher von Heizungskohle,-er Abnehmer von Gas usw. zu.

Stuttgart. 28. Nov. Die Zentralvermitt­lungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart schreibt: Der heutige Obstgroßmarkt war sehr lebhaft, reich­liche Zufuhr und schlanker Absatz. Preisüberforder­ungen für geringe Ware riefen die Kontrolle ver­schiedentlich auf den Platz. Die Abnehmer waren zum weitaus größten Teil Laden- oder Stnndin- haber. das Privatpublikum hat seinen Kellerbedarf anscheinend gedeckt.

Zurückhaltung von Geldern. In öffent­lichen Blättern ist wiederholt auf die Schädigung des Reiches hingewiesen worden, die darin liegt, daß Gelder vom Verkehr zurückgehalten werden. Aus den Erfahrungen der letzten Zeit teilt eine Sparkasse einen Fall mit, in dem der Verkäufer eines Anwesens den Erlös von 10000 Mark ein ganzes Jahr lang aus Kriegsfurcht hatte zu Hause liegen lassen, bis er sich nun entschloß, das Geld auf der Sparkasse anzulegen. Damit ging der Zins für ein Jahr mit 500 Mark verloren und die Leute hatten die Gefahr der Verwahrung insolange zu tragen. Eine solche Torheit kann nicht genug gebrandmarkt werden.

Heilbronn, 28. Novbr. Rechtsanwalt Dr. Heckenberger hier, Hauptmann d. L.. ist fürs Vaterland gestorben.

Mergentheim. 28. Nov. In Schmerbach wurden einem Schäfer gegen 50 Hämmel in seinem Pferch, vermutlich von fremden Hunden, zerrissen.

Vom Oberland. 28. Nov. Die schmalspurige Nebenbahn Buchau Ried­lingen ist gestern auf ihrer ganzen Länge in Be­trieb genommen worden. Die Teilstrecke Buchau - Dürmentingen ist schon am 15. November 1915 dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Durch diese neue 19,89 km lange Bahn, die als Fort­setzung der 9,45 km langen Bahn Schuffenried Buchau gebaut wurde, ist eine weitere Verbindung zwischen Süd- und Donaubahn hergestellt.

'"Ns Strröt. Bezirk rrrr-)

Neuenbürg. 28. Nov. Die Freimarken­heftchen zu 3 enthaltend 20 Stück 7' 2 ^- und 10 Stück 15 L-Marken, sind nunmehr fertig­gestellt. Der Bedarf an solchen Freimarkenheftchen kann unter Berücksichtigung des Vorrats an den vor­her aufzubrauchenden Heftchen zu 75 ^ und 2 -F5 bestellt werden.

Postpaketverkehr mit Belgien. Vom 1. Dezember an ist die Beförderungsgebühr für Post­pakete des deutsch-belgischen Verkehrs von 1,20 auf 1 herabgesetzt.

Keine lieber schreitung des Gewichts für Feldpostbriefe. Von den Postanstalten > müssen häufig Feldpostbriefe wegen Ueberschreitung I

der Gewichtsgrenze den Absendern zurückgegeben werden. Bei den Erörterungen hierüber geben die Absender vielfach der Auffassung Ausdruck, daß die Zurückweisung der Sendungen mit liebergewicht auf eine engherzige Auslegung der Bestimmungen und auf mangelndes Entgegenkommen der Beamten zurückzuführen sei. Mit Rücksicht auf die mit der Ausdehnung der Kriegsschauplätze ständig zunehmen­den Schwierigkeiten in der Zuführung der Feldpost an die Truppen muß an der Gewichtsgrenze von 550 Gramm unbedingt sestgehalten werden, weitere als die bereits zugelassenen Geivichtsüberschreitungen köunen nicht bewilligt werden. Dem Publikum kann zur Vermeidung von Weiterungen nur empfohlen werden, bei der Fertigstellung der Feld­postbriefe besonders sorgfältig darauf zu achten, daß das Gewicht unbedingt in der zugelassenen Ueberschreitungsgrenze bleibt. Für die Sendungen im Gewichte von mehr als 500 Gramm ist der Militärpaketverkehr eingerichtet worden, wodurch allen Absendern möglich, ist. auch schwerere Sen­dungen ihren Angehörigen im Felde gegen eine äußerst gering bemessene Gebühr zu überweisen.

Kriegstagebuch 1Yl4 15.

November 19l5.

28. Nördlich von Baranowitschi wurde ein russischer Vorstoß abgewiesen. Die Verfolgung der Serben wird fortgesetzt. Badnik südwestlich von Mitrowica ist erreicht. Die großen Operationen gegen Serbien find abgeschlossen, lieber 100 000 Mann wurden im Laufe des kurzen Feldzugs gefangen. In Mitrowiea wurden seit Ein­nahme der Stadt 11000 serbische Soldaten ein­gebracht. Die Niederlage der Engländer am Irak wird bestätigt. Die Türkei erhält von Deutschland eine Barunterstützung von zwei Millionen Pfund.

Geschichtszahlen über Polen.

13331370 ist das ehemalige Königreich Polen unter Kasimir dem Großen im Aufschwung.

Am Ende des Jahrhunderts hat das alte Polen­reich seine größte Ausdehnung: seine Westgrenze lag 15 Meilen vor Berlin: seine Südgrenze bis 15 Meilen vor dein Schwarzen Meere (Gesamt­fläche 999000 Quadratkilometer).

Mit Peter dem Großen wurde Rußland Polens gefährlichster Feind.

Im Jahre 1704 wurde in Warschau der letzte polnische König gewählt.

1772 erste Teilung Polens, und erhalten: Ruß­land 471000, Preußen 148000 und Oesterreich 116 000 Quadratkilometer.

1792 zweite Teilung Polens.

1793 dritte Teilung, Polens.

1807 Napoleon gründet ein Herzogtum Warschau

1815 Errichtung von Russisch- (Kongreß)Polen.

1830, 1863 und 1865 ergebnislose Aufstände Polens.

1911 drohende Hungersnot.

Land und Leute in Polen.

Das seitherige Russisch-Polen mit einer Fläche von 126 952 Quadratkilometer hat 12,31 Millionen Einwohner und war der dichtbevölkertste Teil Ruß­lands.

Das Land ist vorherrschend Ebene, ein Drittel ist mit Wald bedeckt (Mischland.)

Das Klima ist gemäßigt, das Land ist vor­nehmlich Agrarland, die Viehzucht ist im Rückstand, dagegen sind Bienen- und Gänsezucht in hoher Blüte'

Die Hausindustrie gilt der Schuhwarenerzeugung.

Die polnischen Städte.

Hauptstadt ist Warschau (1912: 821369 Ein­wohner), Festung, geistiger Mittelpunkt. Die zweite Stadt ist Lodz tan der Eisenbahn Berlin-Warschau) 447 947 Einw., Fabrikstadt, großartige Wollindustrie. Weiter: Kalisch mit 133000 Einw., Sosnovira mit 100000 Einw., bedeutende Industriestadt, Lublin, schöne Stadt mit 66000 Einw., und dann mindestens 30 Städte mit je über 10 OM Einwohner.

Deidesheim (Pfalz), 22. Nov. Der höchste Weinpreis in der Pfalz wurde bei einer heute vor­mittag im Lokal des Winzervereins hier stattge­habten Weinversteigerung des Weingutsbesitzers G. A. Moßbacher in Forst erzielt. Für die beste Nummer1915 Förster Freundstück Riesling Aus­lese bezahlte man 23 3M Mk. pro 1000 Liter.

Briefkasten d. Nied.

I.. C. Das jetzt viel bemerktem. p." hinter dem Namen des Kaisers Karl heißtmanu proprio", alsoeigenhändig".

Letzt« Nachrichten u. Telegramme.

Berlin, 28. Nov. (WTB.) Der Haupt- ausschnß des Reichstags beriet heute den Entwurf zum vaterländischen Hilfsdienst bei der Entschädigungsfrage weiter durch. Zur Frage der Stillegung und Zusammenlegung der Betriebe führte der Staatssekretär aus, daß weder im Gesetz noch in den Richtlinien von diesen Maß­nahmen die Rede sei. Es sei auch weder der Zweck des Gesetzes, Stillegung und Zusammenlegung von Betrieben' zu erzwingen, noch gebe das Gesetz irge»!> einem ausführenden Organ das Recht, sie im ein­zelnen Falle zu dekretieren. Es handle sich viel­mehr lediglich um das Herausholen von Arbeits­kräften. Wo bei größeren Industriebetrieben die Stillegung oder Zusammenlegung nicht vermieden werden könne, werde es in der Regel gelingen, zu einer gütlichen, die Interessen aller Beteiligten so­weit als möglich wahrnehmenden Vereinbarung zu kommen. Was die ganz kleine Betriebe anlange,

DerKrieg als Friedensstifter.

Roman von S. Hillger.

8f (Nachdruck verboten.)

»Aber teure Freundin, ich will doch keinen Dank, was fragt echte Freundschaft nach lauen herkömmlichen Gefühlen, nur helfen möchte ich Ihnen und Hans, denn mir kommt es beinah' wie ein Unrecht vor. daß ich so im sicheren Wohlleben schwelge, während Sie und die Ihrigen darben! Widersprechen Sie nicht! Ich weiß, daß Sie nicht Hunger und Entbehrung leiden, aber so­lange ein Gebildeter durch Geldmangel daran verhindert wird, sein Leben geschmackvoll zu ge­stalten und nach Wunsch zu verschönen, darbt und entbehrt er auch!"

Sie haben recht!" bestätigte Dora, mit dein zierlichen Löffel spielend, und ich wage nicht. Ihnen zu widersprechen. Ich leide sehr unter dem Druck der Knappheit. Hans scheint das weniger zu empfinden. Er fühlt sich behaglich im Joch, arbeitet gewissenhaft seine Stunden herunter, ist befriedigt, wenn er seinen Magen füllen, mit den Kindern herumtoben kann. Ich will keinen Un­frieden. Ich beherrsche mich. Aber oft zuckt es mir in den Händen, als müsse ich ihn aufrüt­teln aus seiner trägen Selbstzufriedenheit. Gewiß, er ist nicht allein schuld an unserem Ungemach, er hat mit seinen Stellen viel Pech gehabt. Aber bei einigem Streben hätte er sicher auch schon mehr erreicht!"

Sie tragen so ein entzückendes Hütchen, Frau Dora." sondierte Bittner,und es kleidet Sie ein­fach wunderbar. Es sieht nämlich aus, als habe sich eine Möwe im Fluge auf Ihr dunkles Haar niedergelassen. Eine wunderhübsche Idee, dieser Möwenhut. Sicher haben Sie denselben aus eigenen Mitteln bestritten, denn Hans würde.

nur um seine Groschen nicht herausgeben zu müssen, sicher nichts dagegen haben, wenn Sie irgendein billiges, unmögliches Hutgestell trügen."

Die Erinnerung an die abfällige Kritik tyres Mannes, seine unausgesprochenen Vorwürfe, die ihre Feinfühligkeit jedoch ebenso empfunden hatte wie einen ausgesprochenen Verweis, trieben ihr das Blut in die Wangen.

Ganz so schlimm, wie Sie vermuten, ist Hans ja nun nicht," gestand sie ehrlich,aber grenzenlos pedantisch. Er sieht es gern, daß ich gut angezogen bin, aber ich soll keinen Vogelstutz tragen. Als ob dadurch an der Mode etwas ge­ändert wäre, wenn ich mich derselben verschließe! Sie hätten heute morgen nur Hans sehen sollen, am liebsten hätte er mein selbstgefertigtes kleines Kunstwerk zerknüllt. Aber er sollte es nur wagen! Ich bin oft so verbittert, daß sich mir Worte über die Lippen drängen wollen, die besser ungesprochen bleiben."

Bittner glaubte genug zu wissen. Ein kaum wahrnehmbares schadenfrohes Lächeln umspielte seine Lippen.Beklagenswert, einfach unerhört! Und der Mann behauptete. Sie zu lieben! . . . Nun, es soll alles anders werden, verehrtest« Freundin; Sie haben in mir einen aufrichtigen Berater und Beschützer gefunden und, wenn es sein muß, einen Verteidiger.

Mir scheint, das Schicksal hat uns gerade zur rechten Zeit zusammengeführt."

In Dora regten sich, nachdem sie ihrem Un­willen Lust gemacht. Gewissensbisse. Sie fand es doch sehr unrecht und arglistig, daß sie hier bei Schokolade und Torte ihren Mann anschwärzte. Sie konnte sich erst gar nicht entschließen, die Süßigkeiten in Angriff zu nehmen.

Aber die Schokolade duftete gar zu lieblich und verlockend. Und dann begehrte auch der Trotz in ihr auf. Hans war schuld! Erkannte Hans etwa ihren Fleiß an? Im Gegenteil!

Er meinte, mit zweihundert Mart könne man gut auskommen. Wenn Dora das Geld richtig einteile, habe sie es nicht nötig, mit feinen Hand­arbeiten ihre Augen zu verderben. Auch leide die Wirtschaft darunter, wenn eine Frau täglich lange Stunden auf einem Fleck sitze und für fremde Leute stichle.

Dora trank ihre Schokolade, aber in Zorn und Empörung, das sah Bittner an ihren funkeln­den Augen. Er schlürfte sein Münchener mit Behagen. Dora würde schon weitersprechen.

Sie tat es.Bald nach unserer Verheiratung bekam Hans eine großartige Stelle als erster Buchhalter. Das waren glückliche Jahre. Wir hatten uns so furchtbar lieb. Es ging alles nach Wunsch, wir waren nicht leichtsinnig, sondern sparten uns hübsch was zusammen. Da mußte der Herr Bankier, Johannes' Chef, den Bankerott er­klären. Es brach alles zusammen. Wir hatten jedoch unter dem Zusammenbruch nicht zu leiden. Wenigstens nicht gleich. Hans fand eine Stelle als Bureauvorsteher bei einem Rechtsanwalt. Dort hatte er ein gutes Einkommen. Beinah' noch ein­mal soviel als vorher. Aber nach kaum einem Jahre stellte der Chef einen Verwandten in seinem Bureau an. Dem war Hans von vornherein ein Dorn im Auge, und er hat auch nicht eher ge­ruht, als bis er meinen Mann verdrängt hatte. Ihm wurde gekündigt, trotzdem er sich, davon bin ich überzeugt, nichts hatte zuschulden kommen lassen.

Da kamen wir zurück. Hans war monate­lang brotlos. Unsere Ersparnisse schmolzen zu­sammen. Als er endlich wieder eine Stellung fanv, war es die höchste Zeit. Die Not hatte noch nicht an unsere Tür geklopft, aber Hans litt bitter unter seinem Mißgeschick. Stellungslos zu sein, sagte er oft, sei wie eine Entehrung für einen Mann, der darauf angewiesen sei, für Brot zu sorgen.

(Fortsetzung folgt.)