nitionssendungen verzögere sich notgedrungen der Abtransport an die rumänische Front.
Die „Köln. Ztg." meldet aus Budapest: Der Berichterstatter des „Az Est" meldet aus Madrid, der Vierverband habe den Hafen von Mahon auf der Insel Minorka als Stützpunkt zum Schutze gegen deutsche U-Boote verlangt.
Lugano, 22. Okt. Nach einer Meldung aus Athen benachrichtigte der französische politische Vorsteher die antivenizelistischen Blätter, daß von nun an die französische Behörde die Zensur der Presse ausüben werde.
Bern, 20. Okt. (WTB.) „Temps" meldet aus Tropes: 1200 Strumpfwirker haben die Arbeit niedcrgelegt. Sie verlangen eine Lohnerhöhung von 20 Prozent. In einer Fabrik haben die Streikenden die Treibriemen abgeschnitten, um den Fortgang der Arbeit unmöglich zu machen. Da es zu Kundgebungen kam, mußte die Polizei einschreiten.
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Stuttgart, 21. Oktbr. Minister des Innern Dr. v. Fleischhauer hat vom Reichskanzler die Einladung erhalten, nach Berlin zu kommen, um an den Beratungen über die Ernährungsfragen, insbesondere über die Kartoffelversorgung, die im Reichskanzleramt stattfinden, teilzunehmen.
Stultgart, 21. Okt. Nach den Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwerlung in Stuttgart hatte der heutige Obstgroßmarkt reichliche Aepfelzufuhr. Es waren mehr geringe als erstklassige Früchte nngeboten: erstere wurden vielfach zu hoch bezahlt, Boskoop und Goldrcneten nur mit Widerstreben für 20 Mk. abgegeben. Die ungesunden Verhältnisse im Mostobstverkebr wirken störend auf den Tafelobsthandel zurück. Das Verlangen nach Most muß schon sehr dringend sein, wenn gepflückte Tafeläpfel für 14 und 16 Mk. zum Pressen gekauft werden. Birnen waren spärlich vertreten, Quitten und Zwetschgen sind zu Ende. — Der Gemüsemarkt war gut befahren, alles fand flotten Absatz: der Markt war heute verhältnismäßig schnell geräumt.
In Stuttgart verlangen einzelne Wirtschaften für den Liter neuen Obstmost bereits 40 Pfennig. Wo bleiben gegenüber dieser unverschämten Preisüberspannung Höchstpreise?
Die Schüler der Volksschule in Schützingen OA. Maulbronn haben für die Stuttgarter Kinder zwei Säcke Kartoffeln gesammelt und dein Stadtschultheißenamt Stuttgart zur Verfügung gestellt, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit von Stadt und Land zu bekunden. Das Geschenk verdient umsomehr Anerkennung, als Schützingen bei verschiedenen Erzeugnissen, besonders Obst und Wein, selbst eine schlechte Ernte zu verzeichnen hat.
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Lrkegserzählung von W. H. Geinborg.
221 (Nachdruck verboten.)
„Es würde mich vielleicht da oder dort einer peinlichen Mißdeutung aussetzen, wenn man es erführe", hatte sie gesagt. Und obwohl ihm selber der Gedanke an eine solche Möglichkeit bisher nicht für einen einzigen Augenblick gekommen war, hatte er sich doch ohne eigentlichen Kampf das Zugeständnis abgerungen, daß ihr feineres mädchenhaftes Empfinden wohl auch das Richtigere sein müsse, und hatte sich mit allem einverstanden erklärt. So kam es, daß keines von ihnen den bedeutsamen glatten Goldreif am Finger trug, als sie den Zug bestiegen, und daß wirklich niemand von dem übrigen Sanitätspersonal etwas von ihrem Verlöbnis ahnte.
Dafür, daß Doktor Heinz Vollrath seines Versprechens eingedenk blieb und sich nicht verriet, indem er etwa in einem unbewachten Augenblick aus der Rolle fiel, war in der Folge durch Margaretens Verhalten hinlänglich gesorgt. So fühlbar wurde dem jungen Arzt die Schranke, die ihre immer gleiche, schwesterliche Freundlichkeit zwischen sich und ihm aufzurichten wußte, daß er sich manchmal, wie bei jenem stillen Verlobungsmahl, fragen mußte, ob es denn wirklich mehr als ein holder Traum gewesen war, daß dies liebliche Geschöpf sich rhm aus freiem Entschluß zu eigen gegeben habe, und daß er sie schon heute als sein alleiniges, köstliches Besitztum betrachten dürfe. Zuweilen während der mehrtägigen Fahrt war er ganz ernstlich in Versuchung, sie darum zu befragen. Aber dann schalt er sich jedesmal einen törichten, zaghaften Träumer und war nur um so eifriger bemüht, sich durch ein wohlbedachtes
Lienzingeu OA. Maulbronn, 21. Okt. Der „Bürgerfr." erzählt folgendes Geschichtchen: Hier mußte kürzlich ein Geißbock geschlachtet werden, weil er die Unvorsichtigkeit beging, mehrere hundert Mark Papiergeld, die im Heu aufbewahrt wurden, verständnislos zu fressen. Und der schrecklichste der Schrecken? Die Schlachtung war zwecklos, da der Bock die Hunderter zum größten Teil gut verdaut hatte.
G münd, 21. Okt. Die Mühle des Matthäus Kolb in Oberböbingen ist, wie die „Gmünd. Z." berichtet, durch oberamtliche Verfügung wegen Verfehlungen gegen die Verordnung über Brot und Mehl mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres geschlossen worden.
Hellbraun, 21. Okt. Bei der Goldankaufsstelle des Roten Kreuzes ist bis jetzt für 43243 M. Gold abgeliefert worden. — Die zweite Papiersammlung ergab hier 2500 M., die Zmn- und Weißblechsammlung 190 M. Altgummi wurden 679 Kgr. und Kastanien 1050 Kgr. abgegeben.
Metzingen, 21. Okt. Die Firma Rob. Bräuchle, Lederfabrik, hat 10000 Mark und Kommerzienrat Böller in Metzingen-Stuttgart 3000 Mark der Stadt gestiftet zur Unterstützung bedürftiger Angehöriger von Kriegsteilnehmern und anderer Bedürftiger.
Biber ach, 21. Okt. lieber unsere Stadt sind vorgestern vormittag Schneegänse geflogen.
Ravensburg, 17. Okt. Dast e u ereHarz. Ein Händler aus der hiesigen Umgebung hat in verschiedenen Waldungen das an Fichtenbäuinen befindliche Harz widerrechtlich gesammelt. Er wurde eines Tages von dem Waldaufseher bei der Ausübung des Frevels betroffen, als er bereits 25 Kilo Harz beisammen hatte. Eine von der Polizei bei ihm vorgenommenen Haussuchung förderte nochmals 80 Kilo Harz zutage. An eine Firma in München hatte der Händler bereits 314 Kilo geliefert.- "Nun wurde er von dem Gericht zu 1883,60 ^ Geldstrafe, zum Wertersatz von 577,40 und zmn Schadenersatz von 485,40 zusammen also mit 2746,40 ./il, verurteil:.
Kus Staöt, IZcZirk und Umgebung.
Pfinzweiler. Ersatzreservist Ernst Klink beim 1. Württ. Armierungs-Bataillon 59 erhielt für Tapferkeit lind gute Dienstleistung die Württemb. Silberne Verdienstmedaille.
Aus der preußischen Verlustliste Nr. 634. Res.-Jnf.-Regt. "Nr. 110.
Gustav Bott, Dobel, verwundet.
Aus der preußischen Verlustliste "Nr. 639. Jitt.-Regt. dir. 111.
Christian Bott, Wildbad, leicht verwundet.
Abgabe von Butter in Wirtschaften. Eine abgeänderte Verfügung der Landesversorgungsstelle bestimmt, daß den Wirten bis auf weiteres auf je
80 Gastmarken eine Buttermarke zustehk und dH Gastwirte für je 100 Uebernachtgäste, die in der Wirtschaft nachweislich gefrühstückt haben, 1 Buttermarke erhalten. Ferner wird den Wirten verboten. Butter zum Frischverbrauch (insbesondere als Streich- mittel) an Gäste abzugeben. Ausnahmsweise darf bei mehrtägigem Aufenthalt die Abgabe an solche württembergische Uebernachtgäste erfolgen, die nach einem Zeugnisse der Landesversorgungsstelle als Kranke zu stärkerem Butterbezug berechtigt sind. Das Gleiche gilt bei mehrtägigem Aufenthalte für nicht- württembergische Uebernachtgäste, die nach einem ärztlichen Zeugnisse an Zuckerkrankheit, Tuberkulose oder schweren allgemeinen Ernährungsstörungen leiden. (S. C.-B.)
vermischtes.
Die Aufbewahrung der Kartoffeln im Hause. Die Kartoffeln sind leicht verderblich, da sie wasserreich sind. Für die Aufbewahrung gelten folgende Regeln:
1. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Die Temperatur darf KN C. — 8' R. nicht übersteigen. Erfrieren die Kartoffeln, verderben sie unter allen Umständen. Sind sie dauernd einer Temperatur von über 10'' C. ausgesetzt, verfaulen sie.
2. Bodenräume sind zumeist ungeeignet, Kellerräume geeignet, sofern sich in der Nähe nicht eine Heizung befindet. Keller in Häusern mit Zentralheizung sind verdächtig.
3. Die Fäulnis kommt dadurch zustande, daß sich Pilze entwickeln, die in die Kartoffeln ein- dringen. Eine Kartoffel überträgt die Fäulnis aus die andere.
4. Bei Ankunft müssen die Kartoffeln an einer Stelle ausgebreitet werden und sorgsam verlesen werden, d. h. alle angestoßenen, vom Spaten getroffenen, mit Flecken versehenen, irgendwie einen ungenügenden Gesundheitszustand bekundenden müssen herausgelesen und sofort verwendet werden. Der Rest wird eingelagert. Dieses Verlesen hat zur wärmeren Jahreszeit, Herbst und wieder Frühjahr, alle 4 Wochen stattznfinden.
B. V K. in der §üdL, Ztg.)
Weinheim a. d. Bergstr., 22. Okt. Welch üble Folgen anonyme Briese, namentlich wenn sie ins Feld gerichtet sind, zeitigen können, zeigt laut „Karls. Ztg." ein tragischer Vorfall, der sich hier ereignete. Die 20jährige Lina Leidig, Tochter eines hier wohnenden Gipsers, warf sich vor den nach Darmstadt ausfahrenden Personenzug und wurde totgesahren. Irgendeine „gute Freundin" hatte an den Bräutigam des Mädchens allerhand Klatsch ins Feld geschrieben. Dadurch war der junge "Mann veranlaßt, anläßlich seines Urlaubs seine Braut nicht zu besuchen. - Dies nahm sich Lina Leidig so
Eingehen auf ihre Wünsche ihr Vertrauen und ihre Zufriedenheit zu erhalten.
Und dann, noch ehe sie das vorbestimmte Ziel ihrer Fahrt erreicht hatten, kam so etwas wie eine schmerzliche Enttäuschung. Auf dem Bahnhof zu S., wo der Zug vor seiner Weiterreise einen mehrstündigen Aufenthalt nahm, erreichte den jungen Assistenzarzt die dienstliche Meldung, daß in dem großen Reseroelazarett von
S. empfindlicher Aerztemangel eingetreten sei, und daß er deshalb vorerst dort zu bleiben habe. Es war gewiß nicht das, was er sich gewünscht hatte, denn all sein Sehnen galt einer erneuten Betätigung an der vordersten Kampffront,- aber als Soldat hatte er einfach zÄ gehorchen, und in diesem Sinne war die Mitteilung gehalten, die er Margarete machte.
„Und was wird nun mit mir geschehen?" fragte Margarete. „Wir werden uns darein finden müssen, uns zu trennen — nicht wahr?"
Es klang nicht so, als ob sie darin etwas Schreckliches sähe; Heinz aber war offenbar nicht gesonnen, sich mit der gleichen Bereitwilligkeit in die unerwartete Wendung zu fügen.
„Ich werde sogleich mit dem Chefarzt des Reservelazaretts Rücksprache nehmen," erklärte er, „und werde ihn bitten, dir einen Platz unter den Pflegerinnen zu gewähren. Denn ich kann den Gedanken nicht ertragen, jetzt ohne dich hier zu bleiben."
Was sich bei seinen Worten in ihren Zügen malte, hatte fast den Anschein einer Enttäuschung. Es sah aus, als ob ein Widerspruch sich auf ihre Lippen drängen wollte; aber er blieb unausgesprochen. Ein Blick in das erregte und bekümmerte Gesicht ihres Verlobten hatte ihn zurückgedrängt. Und als er ihr dame eine halbe Stunde später mit strahlender Miene melden konnte, daß man seinem Ersuchen bereitwilligst stattgegeben habe, und daß sie ihn in das La
zarett begleiten könne, während eine andere Pflegerin ihren Platz im Zuge einnehmen werde, da nahm sie es hin wie etwas, das durchaus auch ihren eigenen Wünschen entspräche, obwohl er doch hätte wissen müssen, daß auch sie nicht in solcher Absicht die Heimat verlassen hatte.
Ein weitläufiges altes Klostergebäude war es, das man in S. als Lazarett eingerichtet hatte, und es war gerade in den letzten Tagen sehr stark mit Verwundeten wie mit Kranken belegt worden, nachdem neuerliche schwere und verlustreiche Kämpfe eine durchgreifende Evakuierung der weiter westlich gelegenen Etappen und Feldlazarette notwendig gemacht hatten. Für den neuen Arzt wie für die neue Pflegerin gab es sofort alle Hände voll zu tun, und jetzt würde es auch ohne seine Vorsätze und sein Versprechen dem Doktor Heinz Vollrath an Zeit wie an Stimmung für ein zärtliches Liebesgetändel gefehlt haben.
Der Krgnkensaal, in den man das ehemalige Refektorium des Klosters umgewandelt hatte, war das eng umgrenzte Reich Margaretens. Hier sollte sie in Gemeinschaft mit einer älteren, erfahrenen Krankenschwester und einem männlichen Pfleger wirken. Da der Raum mit einer erheblichen Zahl von Schwerverwundeten belegt war, die sich zumeist noch in den ersten Stadien des Krankheitsprozesses befanden, war die Aufgabe, die ihr da zugeteilt war, keineswegs leicht, und die Aufrichtigkeit ihrer Opferbereitschaft wurde von Anfang an auf eine ziemlich harte Probe gestellt. Aber es war ihr lieb so, und mit aller Freudig» keit, die ihr Herz nach der großen, bitteren Enttäuschung ihres Lebens aufzubringen vermocht», ging sie ans Werk.
(Fortsetzung folgt.)