Gesinnung des Volkes auf Anordnung des bäuerischen Kriegsministeriums beflaggt.
Herabsetzung der Rindviehpreise. In Preußen wurden die seit 18. Juni ds. Js. geltenden Rindviehpreise für behördliche Ankäufe mit Wirkung vom 9. d. Mts. an um je 5 Mk. für den Zentner in allen Klassen herabgesetzt. Auch für Süddeutschland ist eine Herabsetzung der Rindviehpreise zu erwarten.
Fettlose Waschmittel. Am 25. ds. Mts. tritt eine Bundesratsverordnung in Kraft, wonach zur Bezeichnung von fettlosen Wasch- und Reinigungsmitteln das Wort „Seife" oder eine das Wort „Seife" enthaltende Wortverbindung nicht angewendet werden darf. Vielmehr müssen Packungen mit solchen Mitteln den Vermerk „Tonwaschmittel" oder „Tonpulver" tragen. Auch die Arten der Packungen und die Höchstpreise für solche Mittel wurden festgesetzt.
Zum Regierungsjubiläum Sr. Maj. des Königs Wilhelm II.
des hohen Schirmberrn des Schwarzwaldvereins
bringt die September-Oktober-Nr. 5 der Blätter des Württemb. Schwarzwaldvereins einen „Sang aus dem Schwarzwald", verfaßt von dem Vereinsvorsitzenden, Schulrat Dr. Salz mann, zu singen nach der Melodie „Preisend mit viel schönen Reden". — Wir dürfen wohl voraussetzen, daß der verehrte Hr. Verfasser mit dein Nachdruck der stimmungsvollen Verse in unserem Schwarzwaldbezirksblatt einverstanden sein wird, und möchten unseren Lesern damit eine Freude bereiten.
'Hu dem Jubelfest des Königs ^ Rüstet sich der Schwaben Schar, Bringt zum segensvollen Wirken Huldigung und Dank ihm dar.
Ihrem Herrn zuerst die Hauptstadt Ehrfurchtsvollen Glückwunsch sagt, Stuttgart, unter Rebenhügeln Eine Schale von Smaragd.
Friedrichshasen sendet Grüße Von des schwäb'schen Meeres Strand, Wo das hohe Schloß des Königs Leuchtet über See und Land.
Wie durch Paradieses Auen Windet sich des Jura Kranz,
Kühne Burgen, stolze Häupter Winken Heil im Sonnenglanz.
Früchte spendend durch die Auen Schwabens Stolz, der Neckar, wallt. Und der frohe Ruf der Winzer Von den Bergen widerhallt.
lieber Württembergs Kapelle Breitet sich des Abends Ruh',
Und die hoben Ahnen wenden Segnend sich dem Enkel zu.
Braun das Aug' und blond die Zöpfe Kommt die Maid mit zagem Schritt,
Eine Botin von dem Schwarzwald,
Von der Grenzwacht aus Granit.
Nicht geschmückt mit Trauben Fülle,
Nicht mit goldner Aehren Preis Steht sie vor des Thrones Stufen,
In der Hand ein Tannenreis:
Nehmt vorlieb, o güt'ger König,
Mit dein Kranz aus Tannengrün, Schwarzwald-Tann', der Treue Sinnbild — Ach, die Rosen bald verblühn.
Tannendust mag Euch erzählen Von der Jagden frohem Plan,
Bon des Enztals kühlen Gründer;,
Agenbach und Auerhahn,
Von den Menschen stark und bieder.
Die der herbe Wald erzeugt.
Ausrecht, fest und ohne Wanken,
Die kein Sturmwind niederbeugt.
Wie der Hirte einst den Ahnherrn Trug waldauf aus harter Not,
So gilt heute noch die Losung:
Treu dem König bis zum Tod.
Aus dem König-Wilhelmsturme,
An des Rinkenberges Wall,
Sah ich ew'ger Berge Ketten,
Dunkle Wälder überall;
Uralt Stammsitz Eurer Ahnen Jst's, so weit das Auge blickt,
Heimatslur, rnit allen Reizen Der Natur reich ausgeschmückt.
Glücklich' Land, wo Volk und König Treuer Liebe Band umfließt.
Wo trotz rauhen Krieges Toben Sich des Segens Strom ergießt.
lieber des Gesalbten Haupte Walte Gottes Segenshand;
Heil dem König, seine Krone Schirme lange noch das Land!
Aus der Zeiten Ungewitter Führ' ihn Gott des Friedens Steg,
Heute und für immer schall' es:
Hie gut Württemberg allweg'!
Ver misc htes.
Der Krieg und das Zeitungsgewerde. Die ungeheuren Erschwernisse und Opfer, welche jetzt mit der Herstellung einer Zeitung verknüpft sind, haben auch den Verlag der in Münster i. W. erscheinenden
Tageszeitung „Der Westfale" veranlaßt, das Erscheinen dieses seit 23 Jahren herausgegebenen Blattes einzustellen. Die Schristleitung kennzeichnet die heutige Lage des Zeitungsgewerbes mit folgenden Worten: „Wohl kein Wirtschaftszweig spürt so unmittelbar die Einwirkungen des Krieges, wie das Zeitungsgewerbe. Die Papierpreise sind wiederholt gewaltig gestiegen, und auch die sonstigen Materialien für die Herstellung von Druckschriften, wie Metalle Farbstoffe, Oel usw. kosten ein Mehrfaches der normalen Preise. Dazu kommen bedeutende Mindereinnahmen aus dem Anzeigenteile, die steigende Inanspruchnahme des Amtsblatts durch die Behörden für öffentliche Bekanntmachungen, die Erhöhung der Arbeitslöhne, die Einziehung des geschulten Personals zum Militärdienst usw. lieber 3000 deutsche Zeitungen und Zeitschriften sind bisher unter dem Einfluß der Kriegswirkungen zum Erliegen gekommen.
Zur Speiseölgewinnung aus Roßkastanien Roßkastanien sollen in diesen; Jahre in erster Linie zur Oelgewinnung verwandt werden, da sie ein für menschliche Ernährung durchaus geeignetes und wohlschmeckendes Oel enthalten. Mit der Durchführung der Oelgewinnung ist der Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette G. m. b. H. in Berlin von dem Präsidenten des Kriegsernährungsamts ermächtigt worden. Daneben ist auch die Bezugsvereinigung aus Grund der Verordnung über den Verkehr mit Kraftsutter- mitteln von; 28. Juni 1615 (Reichsgesetzbl. 399h berechtigt, Roßkastanien zun; gesetzlichen Höchstpreis aufznkaufen. Sie wird jedoch die von ihr übernommenen Kastanien zur Oelgewinnung an den Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette abliefern, der gehalten ist, die Preßrück- stände, die sich zur Wild- und Viehfütterung eignen, an die Bezugsvereinigung znrückzugeben.
Zuckergewinne. Die Pommersche Provin- zial-Zuckersiederei in Stettin verteilte, wie der Kon- sumentenausschuß aus Grund einer sachkundigen Prüfung mitteilen kann, nach reichlichen Abschreibungen und Rückstellungen auf ihr Aktienkapital von 3 600000 Mk. für das Geschäftsjahr 1913/14 20°-» Dividende und bewilligte für Kriegshilfe 10000 M. Das Kriegsjahr 1914/15 brachte folgendes Erträgnis: Der Reingewinn betrug 1 800000 M., also rund 50°/<> des Aktienkapitals. Auf Gebäude und Maschinen wurden 370000 Mk. abgeschrieben, so daß die Gesamtanlage mit nur 300000 Mk. zu Buche stand. Aus den Zinsen des Unterstützungs- kontos, das auf 700000 Mk. gebracht wurde, erhalten die Arbeiter und Beamten dauernd entsprechende Kriegsunterstützungen zugewandt; für Kriegswohlfahrtszwecke wurden größere Beträge zur Verfügung gestellt und schließlich 30°/» Dividende auf das Aktienkapital verteilt. Nachdem das Kriegsjahr 1915/16 unter gleich günstigen Produktionsverhältnissen stand, darf wohl angenommen werden,
Giegesriel.
Kriegserzählung von W. H. Geinborg, lg (Nachdruck verboten.)
„Die erste Klasse? — O Heinz! — Und davon hatten wir keine Ahnung?"
Er lächelte befangen, und in einem Ton, als ob er sich wegen der hohen Auszeichnung entschuldigen müsse, erwiderte er:
„Ich habe es erst vor acht Tagen erbalten. Und es ist nicht viel Aufhebens davon zu machen. Es war die reine Glückssache."
„Na ja, die Eisernen Kreuze erster Klasse pflegen ja auch nur so vom Himmel herunter zu regnen", sagte sie mit liebenswürdiger Ironie. „Am Ende soll ich nicht einmal ein Recht haben, stolz auf dich zu sein — wie? Als wenn es gar nichts wäre, aller Welt erzählen zu dürfen: Mein Vetter, der Assistenzarzt Doktor Heinz Vollrath hat die erste Klasse! Laß dich von ganzem Herzen beglückwünschen, lieber Heinz!"
Er nahm die dargebotene Hand und führte sie mit artiger Verbeugung an seine Lippen. Als er sich wieder aufrichtete, war auf seinen Wangen eine lebhaftere Farbe als vorher.
„Ich danke, Margarete! Aber du mußt meine Verdienste in der Tat nicht überschätzen. Ich habe meine Pflicht getan — weiter nichts. — Und nun zur Hauptsache. Ich habe dir etwas aus dem Felde mitgebracht."
Er hatte in die Tasche gegriffen und reichte ihr einen verschlossenen Brief. Verwundert sah sie ihn an.
„Eine briefliche Mitteilung? — Von wem denn?"
„Von einem meiner Patienten in einem Feldlazarett der Champagne, — dem Architekten Bernhard Sewald."
Sie war blaß geworden wie eine gekalkte Wand, und unmittelbar darauf schoß eine brennende Röte in ihren Wangen auf.
„Welch ein — welch ein seltsamer Zufall!" brachte sie mit sichtlicher Anstrengung heraus, während sie mit bebenden Fingern nach dem Briefe griff. „Ist — ist Herr Sewald schwer verwundet?"
Der junge Arzt machte ein sehr ernstes Gesicht. Die Wirkung, die die Nennung jenes Namens auf Margarete hervorgebracht hatte, konnte ihm unmöglich entgangen sein. Aber seine Stimme klang freilich ebenso ruhig wie zuvor, da er die verlangte Auskunft gab.
„Es tut mir leid, daß ich die Frage nicht verneinen kann. Ja, der Vizewachtmeister Sewald ist schwer verwundet. Ich war genötigt, ihm gleich nach seiner Einlieferung das rechte Bein zu amputieren, und als ich drei Tage später das Feldlazarett verließ, war es noch ungewiß, ob ihm das linke würde erhalten bleiben können."
Mit halb geschloffenen Augen lehntze Margarete Willim in ihrem Stuhl. So erschreckend angegriffen sah sie in diesem Moment aus, daß Doktor Heinz Vollrath sich erschrocken gegen sie neigte.
„Was ist dir, liebste Margarete? — Fühlst du dich unwohl?"
Sie nahm sich energisch zusammen und richtete sich auf.
„Nein — nein — es ist schon vorüber. — Aber du mußt begreifen, daß es eine schreckliche Vorstellung ist — einen Menschen, den man noch vor wenig Wochen in blühender Kraft und Gesundheit vor sich gesehen bat — das linke Bein auch, sagtest du — o, mein Gott!"
„Es handelt sich um eine Möglichkeit — nicht um eine Gewißheit! Und wenn ich geahnt hätte, daß es dir so nahe gehen würde! — Aber
willst du nicht den Brief lesen? Wenn meine Anwesenheit dich dabei stört —"
Er machte Miene aufzustehen, sie aber hielt ihn durch eine bittende Gebärde davon ab.
„Nein — bleib! Du sollst mir noch von ihm — von Herrn Sewald erzählen. Du glaubst doch nicht, daß er — daß er sterben könnte?"
„Bei seiner Einlieferung hielten wir ihn allerdings für einen Sterbenden. Er hatte lange auf freiem Felde gelegen, bevor er gefunden wurde, und befand sich in einem Zustande hochgradiger Erschöpfung. Aber er verfügt offenbar über eine ausgezeichnete Konstitution, und wenn sich auch bei so schweren Verwundungen nichts prophezeien läßt, schienen doch bei meiner Abreise gute Aussichten für einen glücklichen Ausgang gegeben."
Ein tiefer Atemzug hob die Brust des jungen
Mädchens. .
„Und wie kam es, daß er dir diesen Bnes gab? Hattest du ihm denn von mir gesprochen?
„Du vergißt, liebe Margarete, daß mir der Architekt Sewald kein Fremder mehr war. Ich bin ihm hier in eurem Hause wiederholt begegnet, ehe ich vor etwa Jahresfrist die Stadt verließ. Und ich wußte, daß er deinem Bruder eng befreundet ist. Ich erkannte ihn sofort, und da war es doch selbstverständlich, daß wir von unserem früheren Zusammentreffen sprachen."
„Ja, ja, ich dachte nicht daran, daß ihr euch hier kennengelernt habt. Aber es setzt mich >n Erstaunen, daß er schon so bald imstande war,
Brief
zu schreiben."
„So viel ich weiß, hat er auch de" nicht selbst geschrieben, sondern ihn einem «, nitäts-Unterofsizier diktiert. Er hatte gehört, o v ich in die Heimat zurückkehren und für kurze o auch hierher kommen würde. Da war es w > wie er mir sagte, ein dringender Wunsch, diesen Gruß für dich mirzugeben." (Forts, folgr-t