Berlin, 4. Sept. Tie Generalkonunission der Gewerkschaften Deutschlands hatte in einer Eingabe an den Reichskanzler ihre Wünsche auf dem Gebiet der Volksernahrung zusaminengefaßt und sich dabei über die unzulänglichen Maßnahmen gegen die Teuerung ausgesprochen. Der Kanzler antwortete laut „Morgenpost" u. a.: Die Preise einiger wichtigen Lebensmittel sollen einen allmählichen Abbau erfahren. Für Futtermittel und für einzelne ans Getreide hergestellte Nahrnngsmitttel, insbesondere Gries und Graupen, kann dieses zur Zeit in Aussicht gestellt, für Fleisch wenigstens erhofft werden. Die auch von mir beklagte Preistreiberei und Spekulation auf dem Lebensmittelmarkt ist nicht völlig zu unterbinden. Zu ihrer Unterdrückung sind im Weg der Gesetzgebung wie der behördlichen Einrichtungen Maßnahmen getroffen. In der Verurteilung jeglicher Form von Kriegswucher uud in dem Bestreben, dieses jetzige Hebel auszurotten, kann keine Meinungsverschiedenheit bestehen.
klus Slaöt, Bezik'k mrö Umgebung.
Aus der amtl. württ. Verlustliste dir. 451: Res.-Jnf.-Reg. dir. 119, 1. Kompagnie. Hermann Bischer, Conweiler, l. verw.
Jakob Zeltmann, Loffenau, infolge Verwund, gest. 3. Kompagnie.
Utffz. Emil Wessinger, Birkenfeld, verletzt.
Gefr. Ernst Keller, Gaistal, gefallen.
Alfred Steinbilder, Langenbrand, gefallen.
Wilhelm Rau, Sprollenhaus, l. verw., b. d. Tr.
Res.-Jnf.-Reg. Nr. 247, 7. Kompagnie. Vzfeldw. Gotthold Hofmann, Wildbad, gefallen. Berichtigung zu Verlustliste Nr. 34 u. 56: Gren.-Reg. dir. 119, 8. u. 9. Komp.
Michael Martini (nicht Michael Johann), Beinberg,
gefallen
Wilhelm Müller (nicht Wilhelm Christian), Calmbach, gefallen.
(Einges.) Engelsbrand, 5. Sept.
Nun ade. Du mein lieb' Engelsbrand, lieb' Engelsbrand ade!
Gott weiß, zu Dir steht stets meiu Sinn: aber jetzt zur Heimat zieht's mich hin.
Es ist ja natürlich, daß unsere Mädchen nach 30tügiger Abwesenheit von der Heimat auf das Wiedersehen mit den lieben Eltern und Geschwistern sich freuen: aber in die Freude mischt sich die Wehmut über den Abschied von dein lieblichen Engelsbrand mit seinen Feldern, Auen und prächtigen Wäldern, die mit ihrer würzigen Luft und ihrem Beerenreichtum an den sonnigen Tagen zu so mancher schönen und genußreichen Wanderung einluden. Was ihnen das Scheiden aber am schwersten macht, das ist der Abschied von der liebgewordenen Heimstätte und der Familie Hummel, die in ihrer liebevollen
Im Meltenbrancl.
Orlgmal-I^iiegsi'onian aus ernst er 2ei1
von Rudolf Zollinger.
106) (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)
Nun mußte der Betrug ja notwendig bald ans Licht kommen, und er war voll banger Sorge wegen der möglichen Folgen. Aber der Oberleutnant suchte ihn zu beruhigen. Und er hatte, ehe er in den Lazarettzug gebracht wurde, noch eine lange Unterredung mit dem Oberstabsarzt, der ja bereits in das Geheimnis eingeweiht gewesen war.
„Natürlich hätte der Herr besser getan, sich von vornherein unter seinem richtigen Namen zu melden," meinte der Arzt. „Aber ich glaube nicht, daß man ihn um der Täuschung willen nach seiner Wiederherstellung auf die Festung schickt. Ich will schon sehen, die Sache ins reine zu bringen. Wozu hat man denn am Ende leine Verbindungen!"
Eine Woche später kam die Reihe auch an den französischen Gefangenen Lecomte. Als Erna ihm mitteilte, daß er noch im Verlauf des Tages in eines der großen deutschen Militärspitale gebracht werden solle, wo er jedenfalls um vieles besser aufgehoben sein würde als hier, vermochte er seine tiefe Niedergeschlagenheit nicht zu verbergen.
Er hatte bis zu dieser Stunde getreulich sein Versprechen gehalten und hatte in seinen Unterhaltungen mit Erna ängstlich alles vermieden, was ihr als eine Anspielung auf seine Empfindungen für sie erscheinen konnte. Auch jetzt mochte er entschlossen sein, alles, was ihn bewegte, in den Tiefen seines Herzens zu verschließen; aber er konnte doch nicht verhindern, daß sich die schmerzlichen Vorgänge in seiner Seele auf seinem jetzt nur noch zum Teil verbundenen Antlitz spiegelten.
Weise den immer hungrigen Mägen stets einen reichen Tisch gedeckt hatte. Ihnen, wie auch den Vorständen des Kommunalverbandes und der Gemeinde, die durch Zuweisung der Lebensmittel den Aufenthalt ermöglichten, rufen unsere an Körper und Geist erfrischten und gekräftigten Kinder ein „herzliches Vergelt's Gott" zu.
Einkoinmensteuer - Veranla g u n g. Der Krieg hat auf den Ertrag der gewerblichen und landwirtschaftlichen Betriebe großen Einfluß in ändernder Hinsicht ausgeübt. Während von den verschiedenen Gewerbearten einzelne feinen Einfluß als ertragsmehrend zufriedenstellend empfanden und noch empfinden, müssen andere empfindliche Schmälerung ihrer Geschäftseinkünfte über sich ergehen lassen. Diese Tatsachen waren natürlich bei der heurigen Einschätzung bei jedem einzelnen Gewerbetreibenden auf ihr Zutreffen zu untersuchen und zu berücksichtigen. Bei den Landwirten kam zweierlei in Betracht: einmal die Einwirkung des Kriegs und die Preise der Erzeugnisse, aber auch der Betriebsausgaben, sodann der Ausfall der Ernte 1915 und des Stallbetriebs selbst. Unter der Kriegswirkung standen die Preise für diejenigen Erzeugnisse, welche an das Heer selbst und die Verbraucher im Inland verlaust werden konnten, seien es Früchte, Vieh, Schweine oder Milch, Butter und Eier: diese Preise liefen mitunter auf eine Höhe hinauf, welche die Verkäufer selbst überraschten. Nebenher gingen allerdings auch die Betriebsausgaben (Aufwand für Kunstdünger und Kraftfultermittel, wenn sie überhaupt zu haben waren, Schmieröl, Leder ufw.) in Beträgen, welche in früheren Jahren für unmöglich gehalten worden wären, ferner in den meisten Fällen der Aufwand zur Beschaffung des Ersatzes sür das abgesetzte Vieh, welcher nach wenigen Wochen für junge Stiere höher war als der Erlös für das bis ins schlachtfähige Alter gefütterte Tier. Dem zweiten Faktor, Ausfall der Ernte nach Menge und Beschaffenheit, war das Zeugnis im Durchschnitt über mittel, bei Dinkel u. Gerste über, bei Haber unter, wohl zuzuerkennen: die Kartoffeln brachten gute Ernteerträge. So haben die Umstände, von welchen die Lage der Landwirtschaft abhängig ist, im Verein mit dem über alles Lob erhabenen Fleiß der im Lande gebliebenen männlichen und weiblichen Kräfte dazu beigetragen, daß der Erfolg des Wirtschaftsjahres 1915 als ein finanziell guter gebucht werden muß. Diese Tatsache, welche auch .die speziellen Berechnungen über das Einkommen einzelner landwirtschaftlicher Betriebe im Lande ergeben haben, konnte nach Lage der Gesetzgebung bei der Veranlagung zur Einkommensteuer auf 1. 4. 1916 nicht unberücksichtigt bleiben und es darf wohl angenommen werden, daß diejenigen, von welchen aus ihrem höheren Einkommen im letzten Jahre Heuer die gesetzlich progressiv gesteigerte Steuer gefordert wird, das richtige Verständnis dafür in sich tragen.
Und Erna würde es sich als eine Grausamkeit zum Vorwurf gemacht haben, wenn sie ihn ohne ein herzliches Wort, ohne eine erleichternde Aussprache hätte scheiden lassen.
„Ich werde Ihnen noch nicht Lebewohl sagen, Lecomte! Wenn das Schicksal es ein wenig gut mir uns meint, führt es uns wohl früher oder später noch einmal zusammen."
Wehmütig hatte der Sänger dazu den Kopf geschüttelt.
„Nein, dieser Trennung wird nie mehr ein Wiedersehen folgen — das fühle ich mit voller Gewißheit. Und wozusollte es denn auch frommen? Man hat mir gesagt, daß ich nicht an meinen Verletzungen sterben werde; aber man hat mich ! nicht darüber ^getäuscht, daß ich mit meinen durch- i schnittenen und gelähmten Gesichtsmusteln zeitlebens ein gräßlich entstellter Krüppel sein werde. Da möchte ich Ihnen denn doch lieber nie mehr vor die Augen kommen."
„Sie reden schon wieder sehr töricht, mein - lieber Freund. Angenommen selbst, daß es sich so verhielte, wie Sie sagen, was hätte das mit uns und mit unserer Freundschaft zu tun? So eitel werden Sie ja am Ende nicht sein, um zu glauben, daß ich Sie nur Ihrer Schönheit wegen gern gehabt hätte."
„Ja, haben Sie mich denn überhaupt jemals gern gehabt, Fräulein Erna?"
Ohne Ziererei, in ihrer schlichten, offenherzigen Weise erwiderte sie:
„Das wissen Sie, ohne daß ich es Ihnen sage! Sie waren mir allezeit ein lieber Kamerad."
»Ja — ja — ein Kamerad! Und nur meine eigene Narrheit ist schuld daran, wenn ich mir jemals einbilden konnte, daß ich Ihnen noch etwas mehr sei als das."
Bauausführungen in Eisenbeton. Ministerium des Innern hat neue umfangreiche Vorschriften über Bauausführungen von Eisenbeton Beton und Steindecken bei Hochbauten erlassen. Es ist u. a. bestimmt worden, daß bei stärkerem Frost als 3 Grad Celsius unter Null an der Arbeitsstelle nur Beton gebraucht werden darf, wenn in aeeia- neter Weise gesorgt wird, daß der Frost keinen Schaden bringe. Baustoffe dürfen nicht gefroren sein : an gefrorenen Bauteilen darf nicht anbetoniert werden. Beton, beim abbinden ist besonders sorgfältig vor Kälteeinwirkung zu schützen.
Erhöhung des Kostgeldes für die Gefangenen. Die Ministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen haben bestimmt, daß das Kostgeld für die Gefangenen bei den Bezirksstellen, sonne für die polizeilichen Transportgefangenen, das Mitte vor. Js. am 1.10 Mk. für den Tag festgesetzt wurde, auf 1.15 Mk. mit Wirkung vom 15. Juli 1916 an erhöht wird. Im einzelnen ist zu berechnen: für das Mittagessen 40 Pfg., für das Nachtessen 40 Pfg., für das Frühstück 35 Pfg.
vermischtes.
Frei bürg, 2. Sept. Die Stadt hat 1000 Stück holländischer Enten augekauft und beabsichtigt nunmehr 1500 Magergänse aus Polen zu beziehen.
Die Hinrichtung eines deutschen Mädchens. Der „Züricher Zeitung" schreibt man von neutraler Seite: Frankreich hat seinen Freunden im Auslande, allen jenen, die immer wieder emphatisch verkünden, es vertrete die Menschlichkeit und das Gefühl in diesem Kampse gegen „deutsche Rohheit und Barbarei", einen sehr schlechten Dienst erwiesen. Aus Marseille kommt die Meldung, daß Felicie Pfaadt, jene junge Deutsche, die seinerzeit wegen Nachrichtendienstes für ihr' Vaterland zum Tode verurteilt worden war, jetzt tatsächlich hingerichtet worden ist. Man war fest davon überzeugt, daß das beklagenswerte junge Mädchen begnadigt werden würde. War doch die Tat aus vaterländischem Empfinden erwachsen, noch dazu von einem jungen Menschenkind begangen, dem aus jeden Fall die letzte und höchste Strafe erlassen werden mußte. Man nahm vor allem an, daß nach den Enlrü- stungsstürmen, die von der Entente anläßlich des zum mindestens ebenso schwerwiegenden Falles der Miß Cavel entfesselt worden waren, Frankreich umhin könne, den Beweis für seme größere Menschlichkeit anzutreten. Tatsache ist, und das kann der überzeugteste Ententefreund nicht mehr sortwischen, daß Frankreich ein junges Mädchen hinrichtete — nur sagen nicht ermordete, wie man im Falle der Cavell sagen durfte, - und damit die Gesetze der Menschlichkeit, ans die es unaufhörlich pocht, schwer verletzte. Man hat seinerzeit Miß Cavel als neue Jungfrau von Drleans gefeiert. Wir glauben nicht,
„Es war gar keine Narrheit. Denn, wenn es durchaus ausgesprochen werden muß: ja, ich habe Sie von Herzen lieb gehabt, Lecomte."
Nur ein schwerer Atemzug hob seine Brust. Sie sah, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, da nahm sie seine Hand und behielt sie mit warmem Druck in der ihrigen.
„Oder, um alle falsche Scham beiseite zu setzen, ich habe Sie noch immer von Herzen lieb. Und ich werde immer an Sie zurückdenken als an den Mann, der meinem Herzen näher gestanden hat als irgendein anderer."
„Aber, mein Gott, wenn das Wahrheit ist, Erna, — und wenn mein entstelltes Gesicht Sie nicht mit Abscheu und Entsetzen erfüllt, — muß dann wirklich alles zu Ende sein? Gibt es keine — gibt es gar keine Hoffnung mehr für mich?"
„Das hätten Sie mich lieber nicht fragen sollen, mein Freund! Denn ich kann Ihnen doch keine andere Antwort geben als eine, die Ihnen wehe tut. Wir sind nun einmal die Kinder zweier Völker, zwischen denen aus Generationen hinaus keine Gemeinschaft mehr sein kann. Und wenn wir das auch beide in diesem Augenblick als ein hartes Schicksal empfinden mögen, wir können doch nichts daran ändern und müssen es tragen.
„Oh, unsere Völker werden Frieden schließen. Und es wird alles sein wie zuvor, oder besser ms zuvor. Mein Vaterland wird erkennen, daß es das Opfer einer ungeheuren Verblendung — das unglückliche Werkzeug seiner ruchlosen Verbündeten geworden ist. Und wer weiß,, ob rüchtem. Tages gerade aus diesen blutgetränkten Schsacy - feldern die köstliche Frucht gegenseitigen Berstan - nisses und gegenseitiger Achtung erwächst?
(Fortsetzung folgt.)