Fahne werden 100 Pfund, für eine kaiserliche Standarte 250 Pfund ausWsetzt. — Warum ein preußischer Prinz 10000 Mk., ein württembergischer, bayerischer nur 6000 Mk., ein „Soldat" aber nur 40 Mk. wert sein soll, ist leider nicht gesagt.
Württemberg.
Eßlingen, 22. Aug. Das hiesige Stadtschultheißenamt hat infolge der eingetretenen Milchknappheit über die Regelung der Milchversorgnng neue Bestimmungen erlassen. Darnach müssen die Milchhändler diejenige Kundschaft, der sie am 15. Juni ds. Js. Milch geliefert haben, in der gleichen Form auch weiter bedienen, und zwar auf Verlangen auch ins Haus wie vorher. Falls die dem Händler zur Verfügung stehenden Milchmenge knapp wird, sind Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr, soweit sie nicht gestillt werden, mit 1 Liter, ältere mit Liter und Kranke mit der vom Arzt festgestellte Milchmenge zu berücksichtigen; der Rest wird auf die andern Personen verteilt, sodaß jede über 14 Jahre alte Person Liter Milch pro Tag erhält. Den Konditoreien, Kaffeehäusern usw. ist nach 10 Uhr vormittags die Verabreichung von frischer Milch verboten.
Zuffenhausen, 24. August. Eine 32 Jahre alte Frau in der mittleren Friedrichstraße brachte sich mit einem Transchiermesser einen Stich in die linke Brustseite bei, übergoß dann ihr Bett mit Benzol, legte sich nieder und zündete das Bett an. Als Rauchwolken aus dein Zimmerfenster drangen, wurden Nachbarn aufmerksam, erbrachen die Türe, fanden aber die Frau nur als Leiche mit verkohltem Oberkörper vor.
Aus Stadt, Bezirk unö Umgebung.
Aus der amtl. ivürtt. Verlustliste Nr. 448 u. 449.
Res.-Jns.-Reg. Nr. 119, 1. Kompagnie.
Gefr. Hermann Klink, Conweiler, l. verw.
2. Kompagnie.
Utffz. Friedrich Theurer, Schömberg, schw. verw. Gesr. Christoph Proß, Calmbach, l. verw., b. d. Tr.
3. Kompagnie.
Utffz. Robert Gegenheimer, Neuenbürg, verletzt,
bei der Truppe.
Utffz. Karl Vollmer, Birkenfeld, l. verw.
4. Kompagnie.
Hermann Eisele, Wildbad, l. verw., b. d. Tr.
7. Kompagnie.
Wilhelm Dieterle, Höfen, l. verw.
Landw.-Feld-Art.-Reg. dir. 2.
Leichte Munitionskolonne der l. Abteilung. Gesr. Gottlieb Kusterer, Schwarzenbeeg, durch Unglücksfall verletzt. jJnf.-Reg. dir. 180, Tübingen-Gmünd, 1. Komp. Friedrich Pfeiffer, Herrenalb, schw. verw. Pionier-Regiment. Nr. 35, 3. (Württ.) Kompagnie. Wilhelm Schönthaler, Ottenhausen, schw. verw.
Im Meltenbranci.
HmginLi-^megsroman aus ernlter
»on Rudolf Zollinyer.
S8s (Nackdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)
Da, was war das? Ein schmerzlich hoher, heulender Ton, den er gut genug kanuce, ein Knirschen von brechenden Aesteu und splitternden Stämmen — und dann ein dumpses, krachendes Ausschlagen ganz in der Nähe.
Eine deutsche Granate!
Halb mechanisch zählte Raven: eins — zwei
— drei — vier — fünf-Dann ein nervsn-
zerreißendes Krachen. Das Geschoß war krepiert. Weit hinter der feindlichen Batterie. Aber es war doch immerhin ein untrüglicher Beweis, daß die deutsche Artillerie weit drüben aus der anderen Seite des Gefechtsseldes den Aufstellungsort der französischen Geschütze richtig erkannt hatte.
„Sie werden sich schon einschießen!" ging es fast wie frohlockende Zuversicht durch Ravens Kopf. „Und sie müssen um ein gewaltiges Stück näher gekommen sein. Der Oberleutnant hatte also doch recht mit seiner Vermutung von gestern abend."
Was ihm selber unter normalen Verhältnissen als etwas ganz Undenkbares erschienen wäre, hier wurde es zur Tatsache. Er verfolgte die Wirkung des Granatfeuers, dem das Wäldchen ausgesetzt war, von diesem Augenblick an mit vollkommener Ruhe und ohne jeden Gedanken an die furchtbare Lebensgefahr, in der er sich befand. Nur dann erzitterte sein Herz, wenn er wahrzunehmen glaubte, daß die deutschen Geschütze noch immer nicht auf das richtige Ziel eingestellt waren, — wenn es ihm schien, als ob die Geschosse in immer größerer Entfernung einschlügen. Dabei war es ein wahres Höllenkonzert, das ihn umtobte. Wie dünne Reiser wurden die Stämme zerknickt, um krachend zu Boden zu stürzen. Das schauerliche Heulen in
Herrenalb, 23. Aug. „Meisterbilder Konzert" — für viele ein Wort neuen Klangs und jedenfalls die Verwirklichung einer Idee, die auf Orginalität Anspruch erheben darf. Zwei Schwestern der Kunst, Malerei und Musik, Hand in Hand, eine die andere fördernd in kraftvoller Wirkung — Harmonie der Töne im weitesten Sinne des Worts — kein Herz, das sich dem Bannkreis die Verschwiste- rung entziehen könnte! Der Veranstalter, Verlagsbuchhändler Richard Jordan, Riga-Stuttgart,darf mit dem Erfolg der beiden gestrigen Aufführungen gar wohl zufrieden sein: Zweimal dichtgefüllte Sitzreihen, zuerst Meisterbilder für die Jugend mit stimmungsvollen Liedergaben von Konzertsänger Otto Meßbecher-Karlsruhe, begleitet von Musikdirektor Hermann Fischer-Karlsruhe und mit gemeinsam gesungenen Volksliedern, Bildnisse deutscher Fürsten und Heerführer, Schmidhaminers Bilder- und Reimscherz „Hindenburg" und Rotkäppchen. Abends wirkten außer den oben erwähnten Künstlern noch mit Frl. Florne von Joksch (Sopran) und Kammervirtuos Heinr. Müller (Violine), beide aus Karlsruhe. Bild und Ton schufen reinste Stimmungen, die nur durch das leidige Händeklatschen eines Teils des Publikums jäh gebrochen wurden.
-k- Calmbach, 24. Aug. Gestern abend wurden hier zwei Russen vom hiesigen Landjäger in Sicherheit gebracht. Sie waren im Badischen entlaufen und trotteten gemütlich durch Höfen ins Ungewisse bis sie hier vorn Schicksal ereilt wurden.
LLricgslagsbuch 1Y1415.
August 1915.
21. Zurückweichen der Russen nach Osten und Aufgabe ihrer Stellungen östlich von Kowno. Vordringen der Armee Gallwitz südlich des Narew über die Eisenbahn Bialystok-Brest- Litowsk. — Eindringen unserer Ostseeslotte in den Meerbusen von Riga; empfindliche Verluste der russischen Ostseeflotte. — Italienische Kriegserklärung an die Türkei.
22. Neue Kämpfe in den Vogesen nördlich von Münster in der Linie Lingekopf-Schratzmännle- Barrenkopf. — Anzahl der Gefangenen in Kowno 20000. Die Armee Prinz Leopold von Bayern überschreitet kämpfend die Linie Klesczcele-Razna, die Heeresgruppe Mackensen erzwingt den Uebergang über den Pulwa-Ab- schnitt. — Oesterreich.-ungar. Truppen werfen die Russen abermals aus mehreren Stellungen und treiben sie über die von Brest-Litowsk nach Bjelsk führende Bahn zurück.
23. Erfolglose Beschießung von Zeebrügge durch eine feindliche Flotte von etwa 40 Schiffen. — Andauern der Kämpfe in den Vogesen am Schratzmännle- und Barrenkops. — Die Russen räumen die Festung Offowiec. — Die Türken schlagen neue Angriffe an den Dardanellen
der Luft ertönte fast ununterbrochen, und ein- ! mal wurden große Erdklumpen, die eine krepierende Granate aufgewühlt hatte, in die Grube biueiugeschleudert. Da — endlich! Ein Freudenschrei rang sich aus Ravens Kehle —, nicht mehr, wie bisher, hinter ihm, sondern vor ihm, da, wo unablässig die feuernden französischen Geschütze standen, war der Einschlag erfolgt, und die gellen- l ^ den Schmerzensstbreie eines getroffenen Pferdes, j Schreie, die niemand mehr vergessen kann, der ! , sie zemals gehört, bewiesen, baß diesmal die ! j Batterie bereits in Mitleidenschaft gezogen war. Fast im nämlichen Moment richtete sich Graf Heimyolt auf, und seine bis dahin matte und kraftlose Hand umklammerte Ravens Finger mit eisernem Druck.
! „Sieg, Kamerad! — Wir haben gesiegt. Ein Hurra für den Kaiser! Ein Hurra für unser geliebtes Vaterland! Gloria! — Viktoria!"
Nie hatte Raven ein so wundersam verklärtes Menschengesicht gesehen, nie so überirdisch leuchtende Augen.
„Herr Gott — wenn das der Tod ist —durchzitterte es seine Seele — „was kann es dann noch Schöneres geben!"
Mil geschloffenen Augen sank der Oberleutnant zurück. Hugo von Raven zweifelte nicht mehr, daß der treue Gefährte ausgelitten habe, und er faltete die Hände zu einem stillen Gebet. Dann aber zögerte er nicht länger, seinen vorhin gefaßten Entschluß zur Tat zu machen! Wie ein Rausch — nein, wie ein Paroxysmus der Raserei ^ war es über ihn gekommen. Er wollte und mußte den gefallenen Kameraden rächen! Wenn er schon sein Leben darangeben mußte — und er wußte ja, daß es keine Rettung für ihn gab, s so wollte er wenigstens noch im Tode beweisen,
! daß er ein braver Soldat gewesen sei bis zum j letzten Atemzug.
unter gewaltigen Verlusten für den zurück.
24. Erstürmung der Höhe Kopytoiv vor Arest- Litowsk. Erreichung des Bielowescher Urwaldes durch die Armee des Prinzen Leopold.
25. Heftige Kämpfe zwischen Flugzeuggeschwadern — Für uns erfolgreiche Kämpfe in Kurland Erzwingung des Narew-Ueberganges südlich von Tykocin durch die Armee von Scholtz uns, ^ der Straße Sokoly-Bialystok durch die Armee von Gallwitz.
Vermischtes.
Schönwald bei Triberg, 22. August. Eine Dame aus Frankfurt, welche bei ihrem Aufenthalt im Schwarzwald Eier aufkaufte und für 3 Stück 1 Mk. bis 1,50 Mk. bezahlte, wurde mit einem Strafmandat von 100 Mk. bedacht.
Die Franzosen klagen über hohe Preise. Der „Petit Parisien" klagt über die unerschwinglichen Preise der vor dem Kriege von Deutschland bezogenen, zur Vornahme von Analysen unentbehrlicher: reinen chemischen Erzeugnisse. So kosteten hundert Kilogramm Zitronensäure statt 250 Franken heute in Frankreich 11000 Franken.
Letzte Nachrichten u. Telegramms
Berlin, 24. August. (WTB.) S. M. der Kaiser hat gestern an die Deutsche Ozeanreederei in Bremen folgendes Telegramm gesandt: Mit herzlicher Freude empfing ich soeben Ihre Meldung von der glücklichen Heimkehr des Handelsunterseebootes „Deutschland". Indem ich der Reederei, den Erbauern des Bootes und den tapferen Seeleuten unter Kapitän Königs Führung die wärmsten Glückwünsche ausspreche, behalte ich mir die Verleihung von Auszeichnungen für die großen Verdienste vor, die Sie alle dem Vaterlande geleistet haben.
Wilhelm I. ll.
Berlin, 24. Aug. (WTB.) Der Präsident des Reichstags, Dr. Kämpf, hat aus Anlaß der glücklichen Heimkehr des Handels-Unterseebootes „Deutschland" folgende Depesche an Alfred Lohmann, den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Deutschen Ozean-Reederei, Bremen, gerichtet: Alfred Lohmann, Bremen. Ich beglückwünsche Sie namens des Reichstags zu den: gewaltigen, ganz Deutschland bewegenden Erfolge, den Sie und Ihre Gesellschaft durch die glückliche Heimkehr ihres Handelstaucb- bootes „Deutschland" errungen haben. Ein dreifaches Hurra dem heldenmütigen Kapitän, den unerschrockenen Offizieren und Mannschaften der „Deutschland". Dr. Kämpf, Präsident d. Reichstags.
Berlin, 25. Aug. (WTB.) Das „Berl. Tagbl." meldet aus Bremen: Gleich wie bei der Ankunft der „Deutschland" in Baltimore begeisterte Deutsch- Amerikaner erhebliche Summen als Anerkennung
Mit Aufbietung aller Kräfte klomm er an der steilen, abbröckelnden Grubenwand empor und schob sich über den bewachsenen Rand auf den Waldboden hinaus. Die Beschießung mußte jetzt ihren Höhepunkt erreicht haben; denn es worein unaufyörliches Heulen und Sausen in der Lust, ein beständiges Krachen und Knirschen. Von den französischen Kanonen am Waldrande aber feuerte nur noch eine einzige. Der größte Teil der Batterie war also durch die deutschen Geschosse bereits zum Schweigen gebracht worden.
Unbekümmert um die einschlagenden Granaten und um die umherfliegenüen Sprengstücke, die zuweilen unmittelbar neben ihm in die Stämme fuhren, kroch Raven weiter und weiter der feindlichen Aufstellung zu. Und nun, als er den Rand der Lichtung erreicht hatte, sah er sie ganz nahe vor sich. Es war ein Bild, wie er es in gleicher Furchtbarkeit noch nicht zu Gesicht bekommen hatte—, ein Bild, das ihm Entsetzen einflößte und ihm zugleich Hochachtung abnötigte für einen Feind, der sich mit solcher Todesverachtung schlug.
Denn die Batterie hatte schreckliche Verluste erlitten. Sie war im eigentlichsten Sinne des Wortes zusammengeschossen. Ueber die ganze Lichtung verstreut lagen zwischen toten oder im Todes- kampfe wild um sich schlagenden Pferden die von Granatsplittern und Schrapnellen getroffenen -ve* dienungsmannschaften. Gefallene in allen möglichen Stellungen und Verwundete, deren Schreien und Wimmern ihm herzzerreißend an das tty drang. Nur ein kleines Häuflein unerschrockene Artilleristen hantierte noch an den beiden ^ - schützen in der linken Flanke, von denen o eine weiterfeuerte, während das zweite eben spannt wurde.
(Fortsetzung folgt.)