^Berlin) 5. August. DerBerliner Lokalanz." berichtet nach der National Tidende" in Kopenhagen aus russischen Berichten, daß die Verluste der Russen in den letzten Wochen grauenerregend gewesen sein müssen. An allen zur Front führenden Eisenbahn­linien würden unzählige Lazarettbaracken errichtet, die mit Kranken und Verwundeten dicht belegt seien, jedoch der Aerzte und Pfleger entbehrten. Typhus und Cholera räumten furchtbar ans. Die darin Ge­storbenen würden vielfach nicht mehr beerdigt, sondern zu Tausenden in die Flüsse geworfen. Aus dem Hauptquartier hätten alle Kommandostellen strengsten Befehl, die Offensive mit allen Kräften trotz blutiger Opfer und Epidemien solange wie möglich fortzu­führen.

Zentr. News" meldet aus Petersburg, daß die Oesterreicher die Stadt Brody unter Feuer genom­men haben. Die Stadt, die schon vor den letzten Kämpfen schwer gelitten hat, ist jetzt in eine Ruine verwandelt worden. Die Stellung der österreichischen Artillerie ist nur 8 Kilometer von Brody entfernt und erheblich verstärkt worden.

Wien, 5. Aug. (WTB.) Aus dem Kriegspresse­quartier wird gemeldet: Kaiser Wilhelm hat dem Feldmnrschall Erzherzog Friedrich im Standort des K. und K. Armeeoberkommandos einen Besuch ab­gestattet.

Budapest, 5. Aug. In den letzten Wochen sind in Rumänien zahlreiche Agenten der Entente aufgetaucht. In Bukarest, Sinaja, in Jassy und Galatz sind viele Fremde Journalisten und Schrift­steller eingetroffen, die für das Eingreifen Rumäniens zu Gunsten der Entente agitieren sollen. Der fran­zösischen Gesandtschaft sind heute bereits 3 Militär- attachees beigegeben. Die Gesandtschaft selbst bildet eine förmliche französische Kolonie. Dazu kommt, daß Schauspieler der Comedie Francaise allabend­lich in Sinaja spielen.

Wien, 5. Aug. (GKG.) DieMittaszeitung" meldet aus Paris indirekt: Fabra Ribas meldet der Humanite" aus Madrid: Nach Ansicht von Per­sönlichkeiten in hervorragender Stellung in Spanien werde der Krieg noch etwa 14 Monate dauern. Das nächste bedeutsame Ereignis werde die Erobe­rung Verduns sein.

Basel, 5. August. (GKG.) Die schweizerischen Blätter melden indirekt aus London, daß in Dublin am Hinrichtungstage Casements große Straßenkämpse stattgesunden haben, deren Ausgang noch ungewiß ist.

Washington, 5. Aug. (WTB.) Reuter meldet: Staatssekretär Lansing und der dänische Gesandte Konstantin Brun haben den Vertrag unterzeichnet, kraft dessen die Vereinigten Staaten Dänisch-Weft- indien für 25 Millionen Dollars erwerben.

Berlin, 5. Aug. (Amtlich.) Dem Großadmiral Prinzen »Heinrich von Preußen, seit Kriegsbeginn Oberbefehlshaber der Ostseestreitkrüste, ist vom Kaffer der Orden?our le mente" verliehen worden.

Berlin, 5. Aug. (WTB.) Der Kaiser nahm heute auf der Durchreise von der Ost- zur West­front kurzen Aufenthalt in Berlin. Seine Majestät sprach beim Reichskanzler vor und nahm dessen Vortrag entgegen, sowie daran anschließende Vor­träge der Staatssekretärs Helfferich und Gras Roedern und des Präsidenten des Kriegsernährungsamtes von Batocki.

Berlin, 5. Aug. Herr und Frau Krupp von Bohlen und Halbach haben in Gemeinschaft mit Frau F. A. Krupp dem Reichsverband Ostpreußen- Hilfe eine Stiftung von 250000 überwiesen.

Karlsruhe, 2. Aug. Heute nacht um 12 Uhr ist in Karlsruhe in dem Kellereigebäude der Brauerei Hoepfner auf unbekannte Weise Großfeuer ausgebrochen, das sich rasch über das ganze Gehäude ausbreitete und es in Asche legte. Der Schaden ist sehr groß, läßt sich aber noch nicht in Zahlen ausdrücken. Hauptsächlich sind große Mengen Stroh, Bierflaschen, Fässer und Packmaterial verbrannt. Das ausgebrannte Gebäude war unbewohnt. Der rasch herbeigeeilten Berufsfeuerwehr und der frei­willigen Feuerwehr ist es zu verdanken, daß der Brand nach 3'/-ständigen Löscharbeiten auf feinen Herd beschränkt werden konnte.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Aug. Die Erste Kammer befaßte sich in ihrer heutigen Sitzung mit den Volks­ernährungsfragen, worüber Staatsrat v. M o sthajf den Bericht erstattete: Der wirtschaftliche Kampf, so führte er aus, dessen Ziel die Aushungerung des gesamten deutschen Volkes sei, habe auch die Ge­samtheit des Volkes, die Erzeuger in Landwirtschaft,

^ Industrie und Gewerbe, die Verbraucher und den Handel in die Schranken gefordert. Niemand habe das Uebergreifen des Krieges auf das gesamte Wirtschaftsleben vorausfehen können. Wir hätten bis heute ausreichend Lebensmittel, ohne Hunger zu leiden, und der Aushungerungsplan unserer Feinde sei wiederum auf ein volles Jahr zu Schanden ge­macht. Aber auch fernerhin bleibe Sparsamkeit strenge Pflicht. Soziales Verständnis müsse alle Schichten unseres Volkes durchdringen. Die staat­lichen Maßnahmen, die weit entfernt seien, voll­kommen zu sein, seien ays den Bedürfnissen einer- plötzlich aufgetretenen Notlage hervorgegangen, die rasche Abhilfe fordere. Trotz vieler Mißgriffe und Fehler habe diese ungeheuren Ausgaben kein anderer Staat besser gelöst, als der deutsche. Der württem- bergischen Regierung gebühre hieran ein großer Anteil. Sie sei vielfach vorbildlich vorgegangen. Der Berichterstatter ging sodann auf die Fragen der Organisation und ans Fragen allgemeiner Bedeutung ein. Das Haus stimmte den 15 Ausschußanträgen zu, die sich nahezu in der gleichen Richtung bewegen, wie die 17 Anträge der Zweiten Kammer. Der Präsident Fürst Hohenlohe v. Bartenstein verlas sodann den königlichen Beschluß, das Haus zu vertagen.

Stuttgart, 5. Aug. In der heutigen letzten Sitzung beschäftigte sich die Zweite Kammer mit der Erwerbslosenfürsorge, worüber der Abg. Bau­mann (N.) den Bericht zu dem Finanzausschuß­antrag erstattete, wonach die Kammer sich mit den Kriegsmaßnahmen der Regierung auf dem Gebiete der Erwerbslosenfürsorge einverstanden erklärte. Die Abgeordneten Ströbel (B.K.), Andre (Z.), Mattutat (S.) und Schees tV.) betonten die Notwendigkeit der Unterstützung der Erwerbslosen- sürsorge, während dem Abg. Hoschka (S.V.) und seinen Freunden der Ausschußantrag nicht genügte. Die Unterstützungen sollten, wie er in seinem Antrag begründete, noch weiter erhöht werden. Nach den Ausführungen des Ministers, der u. a. betonte, daß die Fürsorge für die Arbeiter in keinem deutschen Bundesstaat so gut durchgeführt sei, wie in Württem­berg, fand der Ausschußantrag gegen die Stimmen der Sozialistischen Vereinigung Annahme. Zum Schluß der Sitzung gab Präsident von Kraut einen kurzen Rückblick über die Tagung und verabschiedete die Abgeordneten mit dem Wunsche, daß wir einem baldigen Frieden entgegengehen mögen. Die Land­stände werden im Herbst wieder zu einer kurzen Tagung zusammentreten.

DerKönig zieht aus. Die Uebersiedlung des K. Hoflagers nach Friedrichshafen hat im Ausland in eigenartiger Weise die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ein württembergischer Landsmann, der zurzeit beim Generalgouvernement in Brüssel Dienst tut, sendet dem Staatsanzeiger die Notiz eines bel­gischen Blattes ein; die der LondonerCentral News" entnommen ist. Sie lautet:Der König von Württemberg zieht aus! Die König!. Familie von Württemberg und der Hof haben ihren Wohn­sitz in Stuttgart mit Friedrichshafen vertauscht, wie man allgemein glaubt, aus Furcht vor Luftangriffen französischer Flieger und wegen der zahlreichen Straßenkundgebungen. Besonders der Aufruhr vom 7. Juli sollen in einem regelrechten Kampf geendet haben, in dem zahlreiche Personen verwundet wurden." Mit verständnisinniger Heiterkeit wird man im Lande diese Phantasien lesen.

Schwabenspende aus Amerika. Als wei­teres Ergebnis der Sammlungen des Newyorker Schwäb. Wochenblatts" ist der Königin die Summe von 14000 Mark zugegangen. Infolge drahtlosen Auftrags an die American Erpreß Company m. b. H. in Berlin wurde die Summe ausbezahlt. Die Verfügung über die hocherfrenliche erneute Schwabenspende bleibt noch Vorbehalten, bis die Briefsendung aus Newyork mit den näheren Bestim­mungen der Geber eingetroffen sein wird.

Heilbronn, 4. August. Vom hiesigen Roten Kreuz wurden bis jetzt 153000 Mark in bar und Waren an den Landesverein abgeliefert, für 65200 Mark in das Feld geschickt und 45640 Mark mit besonderer Bestimmung nach Stuttgart überwiesen. Im Juli würden an das Füsilierregiment 122 Liebesgaben für 12260 Mark geschickt, welchen der Landesverein noch solche im Betrag von 25000 Mark hinzufügte. Zn der Volksspende für dje Ge­fangenen in Höhe von 38624 Mk. kamen im letzten Monate als besondere Gaben an das Rote Kreuz ein: 10000 Mark von der Mech. Zwirnerei in Sontheim, 50 OM M. von der Firma C. H. Knorr und 2M Mark für die Feldbücherei der 122 er. Nachdem die Zeitungen keine Freiexemplare mehr

liefern können, hat das hiesige Rote Kreuz siü ^ Lazarette und Genesungsheime gegen 70 Creuivlau bestellt.

Tübingen, 4. August. Heute nacht ist Sägewerk von Wurster u. Seiler in Derendingen eines der bedeutendsten in seiner Art, abgebrannt das Sägewerk ganz und die Kistenfabrik zum Zuf Es fehlte an Wasser, um die Hilfe der rasch beigeeilten Tübinger Feuerwehr für das Sägewerk mit seinen drei Dynamo- und zwei Dampfmaschine,, zwei Bandsägen, eine Hobelmaschine noch genügend zur Wirkung zu bringen. Durch die militärische Absperrung des Brandplatzes konnten die nahen Felder vor Schaden bewahrt werden. Unmittelbare Gefahr bestand für die Maschinenfabrik und für die anstoßenden Wohngebäude. In der Sägerei ging alles, auch die Maschinen in Flammen auf; das­selbe Schicksal hatte die Schreinerei. Die auf dem Holzplatz liegenden Hölzer wurden von den Sol­daten geborgen.- In geringe Mitleidenschaft wurde die Maschinenfabrik gezogen. Nur eine vorüber­gehende Betriebsstörung wird eintreten. Die Lösch­ungsarbeiten dauerten bis gegen 4 Uhr. Der Schaden wird auf 170 MO Mark geschätzt.

Tübingen, 5. Aug. Der Bauersohn Johannes Stahl von Weltenschwann, der seine Geliebte im Walde ernkordert hat, ist bekanntlich vom Schwur­gericht zum Tode verurteilt worden. Der König hat die Todesstrafe in lebenslängliche Zuchthaus­strafe umgewandelt.

Tuttlingen, 5. Aug. Ein Autounfall hätte leicht schwere Folgen haben können. Mehrere hiesige Frauen waren aus dein Weg zum Bahnhof so sehr in ihr Gespräch vertieft, daß sie die Zeichen eines herannahenden Ofsiziersautos nicht bemerkten, trotz­dem es immer heftiger und anhaltender Lärm machte. Als das Auto ganz nahe war, kam Leben in die Tanten und voll Bestürzung und Ueberraschung springt eine davon, selbstverständlich direkt vor den Wagen, sodaß sie zu Boden kam und von ihm eine Strecke geschoben wurde. Der Offizier verbrachte die Frau sofort nach dem Krankenhaus. Eine innere Verletzung war nicht festzustellen, wohl aber äußere, wenn auch nicht gefährliche Verletzungen.

Stuttgart, 5. August. Der heutige Obstmarkt war sehr schwach beschickt, die Ware im Augenblick vergriffen. Weder Private, noch Geschäfte u. Stand­inhaber konnten ihren Bedarf decken. Der Ge­müsemarkt dagegen war der stärkstbefahrene in dieser Saison. Alle Gemüsearten waren genügen) vertreten, Bohnen sogar überreichlich. Verkauft wurde alles flott, im Rahmen der Richtpreise, Bohneu noch unter ihnen.

Kus StaSt, Bezirk;mS Umgebung.

Neuenbürg. Das Eiserne Kreuz 2. Kl. erhielt Ernst Höfle im R»s.-Jns.-Reg. Nr. 120. Derselbe ist hier geboren, Sohn der Kaufmanns- Witwe Höfle in Eßlingen.

Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 435 u. 436.

Jnf.-Reg. Nr. 180, Tübingen-Gmünd, 3. Komp. Gefr. Ernst Schwarz, Pfinzweiler, schw. verw. Eugen Gauß, Conweiler, gefallen.

Gottlieb Adam, Loffenau, l. verw.

Hugo Schneider, Birkenfeld, l. verw.

5. Kompagnie.

Karl Hagenbuch, Neuenbürg, schw. verw.

Karl Malmsheimer, Neuenbürg, l. verw. Gren.-Reg. Nr. 119, Stuttg., 1. Masch.-Gew.-Komp. Wilhelm Keck, Bieselsberg, gefallen.

August Rapp, Birkenfeld, schw. verw.

Jnf.-Reg. Nr. 126, Straßburg, 10. Komp. Gotthilf Morlock, Birkeickeld, l. verw.

12. Kompagnie.

Ernst Wolfinger, Obernhausen, l. verw.

1. Landw.-Pionier-Komp.

Karl Geigle, Enzklösterle, vermißt.

Neuenbürg, 6. August. Unter den wackeren Pionieren des württ. Bataillons Nr. 13, me m Juli 1914 noch bis kurz vor dem damals noch mch geahnten Ausbruch des großen Krieges den hwW Bozenhardts-Pionierweg alsWaldübung" LE haben hat der Soldatentod schon viele Mver Opfer gefordert. Außer dem Riajor Pai p und dem Hauptmann Bösenberg sind Leun Schmidgall, mehrere Unteroffiziere und w schäften schon in den ersten Monaten des L, Krieges gefallen. Heute kommt die NachE, öaß nun am 4. August auch Oberleutnant Obe > ^ Sch es old an der Spitze einer württ. p'