Bern, 30. Jnli. Laut „Teurps" entstand in den Jutelagerhäusern in Dünkirchen ein Großfeuer, das trotz ausgiebiger Hilfe von Feuerwehr und Truppen der Dünkircher Garnison einen Schaden von 2 Millionen anrichtete.
Berlin, 30. Juli. Nach einer Berner Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" ist auf dem Bahnhof in Mailand in dem Baumwollager, in dein Ballen für 780.000 Lire lagern, Feuer ausgebrochen.
Berlin, 29. Jnli. Bei den vom Deutschen Nationalausschuß veranstalteten Gedenkfeiern am 1. August 1916 werden über das Thema: „An der Schwelle des dritten Kriegsjahrcs" in verschiedenen Städten Deutschlands 39 Redner sprechen, u. a. in Stuttgart: Franz von Liszt, Professor an der Universität Berlin und Mitglied des Reichstages, in Tübingen: W. von Blume, Professor an der Universität Tübingen, in Karlsruhe: Oberstudienrat Anton Kerschensteiner, Mitglied des Reichstages, in Straßburg: Professor der Philosophie Theobald Ziegler.
Württemberg.
Stuttgart. Aus Norddeutschland sind durch Vermittlung der Reichskartoffelstelle größere Sendungen Frühkartoffeln eingetroffen. Weitere Sendungen sind unterwegs. Es ist Sorge getragen, daß die Kartoffel an 'möglichst vielen Stellen, durch Konsumverein, Kartoffelhändler usiv. zur Ausgabe kommen.
Von der Handelskammer Stuttgart wird uns geschrieben, daß das Bekleidungs-Beschaffungsamt in Berlin (Abt. III), ganze Männerholzschuhe, nicht auch Holzpantinen, zu kaufen gedenkt, und daß das Amt die Handelskammer gebeten habe, Selbsthersteller zu veranlassen, Angebote durch die Handelskammer unter Angahe der für die , Schuhe in Aussicht genommenen Holzart, des Preises I und der monatlichen Leistungsfähigkeit umgehend dem Bekleidungsbeschasfungsamt einzureichen.
Lein zell O/A. Gmünd, 29. Juli. An dem hier zur Benagelung ausgestellten Eisernen Kreuz wurden 18 Stück silberne Nägel gestohlen. Die Täter wurden bald ermittelt; cs waren zwei Schulbuben.
Maulbronn, 29. Juli. Der von hier gebürtige Kartoffelhündler Karl Weissert verkaufte einem Psorzheimer Geschäftsmann mehrere Zentner Kartoffeln zu 6 Mark den Zentner, obwohl der Höchstpreis nur 3.75 Mark betrug. Trotz seiner Ausrede, es seien Saatkartoffeln gewesen, erhielt er einen Strafzettel von 100 Mk. bezw. 20 Tage Gefängnis. Das Berufungsgericht ermäßigte die Strafe um die Hälfte.
Kriegslotterie zur Fürsorge für unsere Verwundeten. Nächste Woche, Samstag, 5. August, findet die Ziehung der Württ. Rote-Kreuz- Lotterie statt. Eine Verlegung der Ziehung ist aus-
Lm Meltendrand.
Original-k^iegsromLN aus ernster 2e»t
von Rudolf Zollinger.
75s (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)
Er erhob sich von seinem Stuhl, auf dem er sich in flegelhafter Haltung gerekelt batte, aber er fühlte sich offenbar unter der Wirkung des reichlich genossenen Schnapses so unsicher auf den Beinen, daß er gleich wieder zurückfiel.
„Leutnant Scheremetjew — lassen Sie das Peloton für die Exekution antreten!" kommandierte er auf russisch. Und dann zog er die Augenbrauen gewaltig hoch, da die tiefe, grollende Stimme des Rittmeisters von Raven in die kurz abgehackten Befehle des aufgerufenen Leutnants hineinklang:
„Ich hoffe, Sie werden diese Exekution nicht vornehmen lassen, Herr Rittmeister, ohne mir vorher einige Worte an die Angeschuldigten zu gestatten. Wenn es wahr ist, daß einer aus dem Dorfe sich der behaupteten Tat schuldig gemacht hat, so werde ich ihn bald ermittelt haben. Und es fällt mir selbstverständlich nicht ein, ihn der verdienten Bestrafung entziehen zu wollen. Denn auf meinem Grund und Boden sollen wahrhaftig keine Franktireursitten eingeführt werden! Aber es wäre Barbarei, die Unschuldigen mit dem Schuldigen büßen zu lassen! Und dafür, daß diese Leute da unschuldig sind —, dafür bürge ich mit meinem eigenen grauen Kopfe!"
Der Sotnik, offenbar der rangälteste der beiden kommandierenden Offiziere, hatte den Rittmeister zwar ausreden lassen, ohne ihn zu unterbrechen; nun aber schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die fast geleerte Flasche umfiel:
„Zum Henker, was unterstehen Sie sich. Sie elender Deutscher! Glauben Sie, daß wir uns von Ihnen dreinreden lassen? Ich pfeife auf Ihre Bürgschaft! Danken Sie Ihrem Schöpfer, wenn
geschlossen. Der Hauptgewinn beträgt 15000 Alk. Lose zu I Mk. (13 Lose 12 Mk.) sind in den bekannten Verkaufsstellen zu haben und jedermann kann sich noch an diesem wohltätigen Unternehmen durch Ankauf beteiligen. Für richtige Einhaltung des Ziehungstages übernimmt die mit dem Losvertrieb beauftragte Firma I. Schweickert, Marktstraße 6, Stuttgart, jede Gewähr.
Aus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
/X Herrenalb, 30. Juli. Karl Pfeiffer „zum Kühlen Brunnen", Gefreiter beim Stab des Landw.-Jns.-Reg. 120, wurde mit dem Eisernen Ksteuz II. Klaffe ausgezeichnet.
Ittersbach. Gefreiter Georg Mitschele im Landwehr-Jnfanterie-Regiment dir. 109 erhielt für bewiesene Tapferkeit vor dem Feind das Eiserne Kreuz II. Klasse.
* Neuenbürg, 31. Juli. Wie bis jetzt an 84 Orten unseres Landes, so wird auch in hiesiger Gemeinde nächsten Donnerstag abends 8 Uhr eine musikalische Veranstaltung geboten werden durch die von früheren Aufführungen her hier wohlbekannte Frau Emma Tester sowie die Herren Konzertsänger Feuerlein und Organist Keller (Markuskirche) aus Stuttgart. Die Veranstaltung ist im Rahmen eines liturgischen Gottesdienstes gedacht. Schristverlesung, Gemeindegesang und Gebet sind in die Vortragsfolge ausgenommen. Der Altmeister kirchlicher Tonkunst, I. S. Bach, wird gebührend zu seinen: Recht kommen. — Der Reinertrag des Abends ist nach der Bestimmung des Kirchengemeinderats für die Kasse der Unterstützungsabteilung des Roten Kreuzes in Aussicht genommen.
Am Montag den 31. Juli um Mitternacht.
„Die in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August um 12 Uhr 1 Minute u. später eingelieferten Sendungen usw., unterliegen der Reichsabgabe". So hat unbarmherzig der Staatssekretär des Reichspostamts in seinem Ausführungserlaß zum Gesetz über die außerordentliche Reichsabgabe bei den Post- und Telegraphengebühren bestimmt. Dem deutschen Briefschreiber ist also keine Zeit gelassen, sich in: Laufe des 1. August in die Notwendigkeit, die Postkarte mit 7M Pfennig, und den Brief mit 7ffs oder 15 Pfennig freizumachen, zu finden; mit dem Glockenschlage 12 Uhr, der den 1. August 1916 einleitet, muß er sich auf die Halbe-Pfennig-Wirt- schaft einstellen. Um seinen: Dekret noch besonderen Nachdruck zu verleihen, wurde bestimmt, daß alle Hausbriefkasten der Postanstalten und die Briefkasten der Bahnpoften, soweit Unterbeamte im Dienst sind, um 12 Uhr nachts außergewöhnlich zu leeren find. Wer also bis dahin seinen Brief nicht in den Kasten gesteckt und feine Sendung nicht nach
wir Sie selber mit heiler Haut davonkommen lassen!
Sagen Sie doch mal gefälligst, wo die deutsche Infanterie steht, die heute hier durchgekommen ist! Und keine Winkelzüge, wenn ich bitten darf! Wir haben nämlich einige probate Mittelchen, um auch die schwersten Zungen zu lösen."
„Ich weiß nichts von den Bewegungen und > Stellungen unserer Truppen Und wenn ich ! etwas davon wüßte, würde ich es Ihnen selbstverständlich nicht sagen. Ich bin verabschiedeter Offizier. Diese Feststellung mag Sie der Mühe überheben, weitere derartige Fragen an mich zu richten!"
Das gedunsene Trinkergesicht des Sotniks färbte sich dunkelrot.
„Hat man je eine solche Unverschämtheit erlebt! — Der Mann ist auf der Stelle festzunehmen! Das Weitere wird sich finden, sobald wir mit denen da fertig sind!"
Nun brachte er sich mit hilfreicher Unterstützung seines anscheinend etwas alkoholfesteren Kameraden doch glücklich auf die Füße. Aber sein Bemühen, eine imponierende furchteinflöhende Haltung einzunehmen, mißlang auf recht klägliche Art. Jedenfalls hatten die Zornesblitze aus seinen stieren, glasigen Augen auf den alten Herrn von Raven nicht die geringste Wirkung hervorgebracht.
„Sie können in Gottes Namen mit mir anfangen, was Sie vor Ihrem Gewissen als Soldat und Edelmann verantworten können I Jetzt aber handelt es sich nicht um mich, sondern um diese armen Leute da! Und ich lege im Namen der Menschlichkeit, unter Berufung auf die Kriegsgesetze, die heutzutage sogar von den gelben Affen in Ostasien respektiert werden, Verwahrung ein gegen das, was Sie da tun wollen! Wenn diese unschuldigen Menschen wirklich füsiliert werden sollen, so verlange ich, der erste zu sein, den man erschießt, damit Ihre Handlungsweise vor aller
der neuen Ordnung freigernacht hat, der vertraue seinen Brief nicht den Hausbriefkasten eines Postamtes oder einer Bahnpost an; es muß sonst dst Strafe für unzureichende Frankierung gezahlt werden. die allerdings in den Monaten August und September im Freimachen nach den alten Sätzen nur das fehlende Porto unter Abrundung etwaiger Bruchpsennige nach oben umfaßt. Da jedoch nicht alle Briefkasten des Reiches am 31. Juli um 12 Uhr nachts geleert werden können, so sind Sendungen aus Briefkasten, aus denen um Mitternacht die Briefe und Karten nicht genommen find, bei der ersten Leerung am 1. August nicht als unzureichend freigemacht anzufehen, wenn das der Reichsabgabe entsprechend erhöhte Porto auf ihnen sich nicht befindet
Letzt« Nachrichten u. Telegramme.
Berlin, 30. Juli. Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Lugano: Eine in kategorischen: Ton gehaltene römische Depesche der „Stampa" besagt, der Korrespondent des Blattes sei in der Lage, zu versichern, daß Rumänien der Entente beigetreten und die Kriegserklärung an Oesterreich-Ungarn beschlossen habe. Das rumänische Heer werde in: Laufe des September losschlagen, sobald gewisse bestimmte Ereignisse eingetreten sein werden. — (Die Heeresleitungen der Zentralmächte werden hoffentlich dafür sorgen können, daß diese „bestimmten Ereignisse" nicht eintreten.)
Berlin, 29. Juli. Aus Basel meldet der „Lokalanz.": Im „Rußkoje Slowo" wird die Nachricht dementiert, daß aus Rußland Munitionstrans- porte über die rumänische Grenze gegangen seien. Die Auslieferung der seit Monaten in Rußland lagernden Munitionsmengcn und die Wiederaufnahme der Munitionsdurchfuhr überhaupt bildet den Gegenstand von Verhandlungen, die an: 20. Juli erst begonnen hätten.
Sofia, 30. Juli. Das Blatt Geschows, „Mir", schreibt u. a.: Rumänien sucht Ausdehnung aus Kosten fremder Staaten, was nur um den Preis eines Krieges zu erreichen ist. Rumänien darf jedoch nicht vergessen, daß Bulgarien im engsten Bündnis mit den Mittelmächten steht, und bereit ist, jeden Augenblick den Kampf gegen den gemeinsamen Feind aufzunehmen. Auf demselben Standpunkt steht auch das „Echo de Bulgarie."
Berlin, 31. Juli. Zu dem neuen Luftangriff auf die englische Ostküste schreibt die „Deutsche Kriegszeitung", daß er die Behauptung widerlege, daß die Luftangriffe gegen England von den: Programm der deutschen Marine abgefetzt seien. Eine längere Pause in der Anwendung dieser Waffe habe lediglich militärische und technische Gründe gehabt. Es fei ganz unsinnig, zu behaupten, daß es irgend eine maßgebende Person in Deutschland gebe, die wünsche, daß der Krieg gegen England in schonen-
Welt als das gekennzeichnet wird, was sie ist, nämlich als gemeiner Mord!"
Seine mächtige Stimme dröhnte wie Donnergrollen über all die Unruhe ringsumher hinweg. Dem Sotnik aber erstarb die wutschnaubende Erwiderung auf den Lippen angesichts des Ueber- raschenden, was sich je.zt vor seinen Augen ereignete. Denn ein schönes, schlankes, dunkelhaariges Mädchen war plötzlich, wie aus der Erd? gewachsen, neben dem alten Herrn ausgetauckt, hatte den Arm um seine Schulter gelegt und sich eng an seine Seite geschmiegt.
„Auch mich werden Sie erschießen müssen," klang klar und furchtlos ihre Helle Stimme, „wenn Sie meinem Vater oder unseren braven Leuten ein Leid zufügen. Ich sage wie er: ,Es ist nicht wahr, daß in unserem Dorfe heimtückisch aus Ihre Leute geschossen worden ist!"'
Der Leutnant Scheremetjew trat vor und meldete die Ausführung des ihm erteilten Befehls. Aber der Sotnik Härte zunächst nicht auf das, was er sagte. Unverwandt waren seine Augen auf das schöne, mutige Mädchen gerichtet, und sein Unterkiefer schob sich vor wie der eines beutegierigen Raubtieres.
„Man nehme den Mann wie das Mädchen unter sichere Bedeckung!" befahl er nach sekundenlangem Ueberlegen. „Aber beide getrennt! -» Und dann —"
Der Rest seiner Rede ging unter in einem nervenzerreißenden Geknatter, in vielstimmigem Geschrei und in dem Toben des wilden Aufruhrs, der plötzlich unter den tödlich erschrockenen Gäulen auf der Dorfstraße ausgebrochen war. Als hatte» sich mit einem Schlage alle Bande der militärischen Disziplin gelöst, stürmte alles, was Wagen trug, ohne Erwartung eines Befehls, zu »en Pferden.
(Fortsetzung folgt.)