die Wintermonate sollte jedoch abgeseben werden, da hiefür auch die Gründe nicht mehr sprechen, die für ihre Einführung während des Sommers aus­schlaggebend gewesen seien.

Ulm, 25. Jnli. Infolge der Maßnahmen der Stadt stehen die Johannisbeeren im Handel so billig wie im Jahr vor dem Krieg. Sie werden jetzt zu 20 Pfennig und weniger verkauft.

Ludwigsburg, 26. Juli. (Im Zeichen des H a m st erns!) Aus einein Bezirksort schreibt man derLudwigsb. Ztg.": Kommt da ein biederes Weiblein an den Postschalter und verlangt 50 Post­karten: der Beamte, der den Briefverkehr der Alten soweit kennt, daß er weiß, sie braucht diese Menge Postkarten wohl in ihrem ganzen Leben nicht mehr, sieht sie fragend an, allein das Weiblein sagt treu­herzig:aib se aufschlaget".

Schwaden m Kampf an der Lamme.

GKG. Von der Westfront schickt der Berichter­statter derFrkf. Ztg." E. Kalkschmidt, einen Bericht über die Tätigkeit eines württembergifchen Regiments an der Sommefront, dem folgendes zu entnehmen ist:

l.

Das Schwabenregiment, von dem ich erzählen will, lag acht Tage vor Ovillers im Kamps mit 4 englischen Divisionen; regulären Kerntruppen, die nacheinander eingesetzt wurden, um das Dorf zu nehmen. Englische Garde, die Royal West Kent war dabei. Das Schwabenregiment hat keinen Fuß­breit Boden verloren. Es hielt seine Stellungen gegen eine täglich und stündlich wachsende Ueber- macht stets erneuerter Truppen. Es stand 14 Tage hindurch in der heißen Schlacht an der Somme. Im Juni bezog das Regiment die Stellung vor Ovillers. Davor lag der Wald von Authuille, zur Rechten die Höhe 141 südlich Thiepval, zur Linken La Boiselle. Drei Kilometer südöstlich bei Frieourt war die äußerste Ecke dieser englischen Angrisfsfront. Im übernommenen Abschnitt wurden sofort die Unter­stünde verstärkt und ausgebaut. Am 24. früh be­gann die Beschießung durch den Gegner auf der ganzen Angriffsfront.

Die Engländer leiteten den Angriff durch Trommel­feuer und Gasangriffe ein. Sieben Tage hindurch wechselten sie damit ab. Sie schossen ans allen verfügbaren Kalibern ein genau gezieltes und plan­mäßig verteiltes Feuer auf den zweiten und dritten Graben, und nachts besonders auf die rückwärtigen Verbindungen und Ortsquartiere. Das Feuer fin­den vordersten Graben sparten sie auf bis kurz vor dem Sturm. Die schwere Artillerie, die 24er bis zu den 38er Schiffskanonen, war auffallend zahlreich. Ihre leichten Geschütze standen sehr weit vorn: dicht hinter dem dritten Graben im Walde von Authuille konnten drei Batterien deutlich beobachtet werden. Die schweren Torpedominen richteten schwere Ver­wüstungen in den Grüben an, die Unterstände aber hielten trefflich vor, die Verluste durch das Trommel­feuer blieben erstaunlich gering, die Stimmung der Leute war ausgezeichnet. Die englischen Rohre waren durch das anhaltende Trommeln derart ausgeleiert, daß die aufgefundenen Blindgänger am Führungs­ring gar keine Spur der Züge mehr aufweisen.

Die Gasangriffe scheiterten, wenn das Gas nicht in die eigenen Gräben der Engländer sank, an unseren Schutzmasken so gut wie ganz. Das Regi­ment hat nur zwei Tote durch Gas zu verzeichnen, zwei Telephonisten, die von einer Leitungspatronille zurückgelaufen kamen und durch heftiges Atmen die Wirkung der Schutzmaske teilweise aufhoben. Im übrigen waren die Unterstünde sehr halb wieder rein gefegt; die Leute ließen sich durchaus nicht ein­schüchtern.

Am 1. Juli morgens steigerte der Feind das Trommelfeuer zu äußerster Heftigkeit. Binnen 2 Stunden war nun auch der vorderste Graben ein­geebnet. Um 7.30 Uhr dringen die ersten englischen Sturmkolonnen, in vielfachen Reihen gestaffelt, ge­bückten Laufes übers Feld. Zugleich verlegte die Artillerie ihr Sperrfeuer nach rückwärts und zwar ziemlich weit zurück, da sie offenbar glaubte, daß nach solcher Vorbereitung die ganze erste deutsche Stellung mit allen drei Gräben mühelos von der englischen Infanterie genommen werden würde. Es sollte aber anders kommen. Aus allen Unterständen stürzten die Schwaben heraus. Die Gräben sind kaum noch wiederzuerkennen, aber jeder Mann, jede Gruppe, jeder Zug kennt seinen Platz und sein Schußfeld. Hmter die zertrümmerten Brustwehren und in die Granattrichter geschmiegt, erwarten sie die Uebermacht des anspringenden Feindes. Wie aus dem Boden gezaubert, stehen die Maschinenge­

wehre da. Und nun beginnt die tätliche Saat. Das linke Flügelbataillon streckt mit Maschinenge- wehrfeuer drei dichte englische Stnrmkolonnen glatt zu Boden. Jeder Mann und Offizier schießt was, aus dem Lauf herausgehen will. Die Engländer stutzen, schwanken, weichen zurück. Der erste Sturm ist glänzend abgeschlagen. Im zweiten Graben steigt ein Offizier auf die Brüstung und photographiert voll Seelenruhe die zurückflutenden englischen Ba­taillone. Der zweite Angriff bricht zusammen, der dritte genau so. Beim vierten Sturmlauf gelingt es den Engländern, sich in einen: Abschnitt des ersten Grabens festzusetzen. Gleichzeitig kommt die Meldung: der Feind ist am linken Flügel des Nach­barregiments eingedrungen und bedroht die rechte Flanke unseres Regimentsabschnitts. Sofort geht eine Kompagnie mit Handgranaten seitlich vor und wirft den Gegner hinaus. Um 10.35 Uhr vormit­tags ist auch der vierte Angriff im allgenreinen ab­geschlagen, um 7.34 Uhr abends ist der verlorene kleine Abschnitt zurückerobert. Die Engländer sind anscheinend sprachlos. Seit Vormittag greifen sie nicht mehr an. Einen späteren Angriff, der nach Aussagen der Gefangenen auf 1.30 Uhr nachmittags befohlen war, führten sie nicht mehr aus. Unsere Trägerkommandos suchen die erreichbaren Verwun­deten zu bergen. Reserven werden herangeführt. Die Verluste des Feindes sind grausam schwer. In ganzen Reihen hingemäht liegen vor dein Abschnitt des Schwabenregiments am Abend 1500 bis 2000 Leichen. Die Verluste des Regiments sind dagegen glücklicherweise gering. Der 2. Juli vorläufig ruhig. Das Regiment arbeitet fieberhaft an Gräben und Unterstünden. Warme gute Verpflegung kommt vor. Das schwäbische Regiment erhält von der Division den Befehl, Ovillers bis zum letzten Mann zu halten.

Slus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Ans der aintl. württ. Verlustliste Nr. 431 n. 432.

Res.-Jnf.-Reg. Nr. 246, 1. Komp.

Emil Mahler, Loffenau, veriv.

Berichtigung zu Verlustliste dir. 420.

Gren.-Reg. Nr. 119, Stuttgart, 5. Komp. Friedrich Schall, Calmbach, bisher verm., in Gfgsch.

Landw.-Jnf.-Reg. Nr. 120, 2. Komp.

Ernst Glanner, Gräfenhausen, l. verw.

Gren.-Reg. Nr. 123, Ulm, 8. Komp. Wilhelm Bozenhardt, Wildbad, gefallen.

Jnf.-Reg. Nr. 180, Tübingen-Gmünd, 10. Komm Karl Möhrmann, Loffenau, gefallen.

Die Kgl. Generaldirektion der Staatseifenbahnen, Stuttgart, hat auf Antrag der Württ. Landesver­sorgungsstelle genehmigt, daß Stückgut-Sendungen von frischen Eiern bei Aufgabe mit weißem Fracht­brief im württembergifchen Binnenverkehr bis auf weiteres eilgutmüßig befördert werden. Sämtliche Privatbahnen mit Ausnahme der Jagstbahnlinie Möckmühl-Dörzbach haben sich dem Vorgehen der Staatsbahn angeschlossen.

Bauet Spätgemüse. Raps und Winter­gerste sind zu Hause. Größere Flächen liegen brach, die jetzt neu angepflanzt werden können. Landbe­wohner, Ackerbauer! Bauet Spätgemüse bis in den Winter hinein! Die Märkte der Reichsstelle für Gemüse und Obst nehmen jede Menge durch die Sammelstelle auch im Winter auf. Der Segen eurer Arbeit wird nicht ausbleiben.

Für die vom 1. August d. I. an geltenden Ge­bührensätze (einschließlich der Reichsabgabe) sind neue Post-, Telegraphen- und Fernsprechtarife auf­gestellt worden. Bei Briefen und Postkarten, die nach den bisherigen Vorschriften frankiert find, wird in den Monaten August und September 1916 nur die Reichsabgabe, nickst das tarifmäßige Zuschlags­porto nacherhoben.

An neuen Postwertzeichen für den allgemeinen Verkehr werden vom 28. Jnli ab an den Schaltern ausgegeben: Freimarken zn2str L, (grau), TTst L, (rotgelb), fund 15 I (gelbraun), Postkarten zu 5str x) (rotbraun), Postkarten mit Antwortkarte zu 5stst-f-5sts Lj, Postkarten zu 7'/s (rotgelb), Post­karten mit Antwortkarte zu 7^--j-7'/- und Freimarkenheftchen mit 30 Freimarken zu 2'/? Lj. (Verkaufspreis 75 L). Dieselben Wertzeichen­gattungen (ausgenommen Postkarten mit Antwort­karte und Freimarkenheftchen) werden auch für den amtlichen Verkehr der Staats- und der Bezirksbe- hörden ausgegeben.

Vermischtes.

Jngersheim (Kr. Colmar), 25. Juli. Durch die Unvorsichtigkeit eines Kindes, das rnit Streich­hölzern spielte, ist in unserer Gemeinde ein Groß­

brand verursacht worden, dem drei Anwesen in kurzer Zeit zum Opfer fielen. Dein raschen Ein" schreiten der hier einquartierten Soldaten ist es j, Verein mit den herbeigeeilten Feuerwehren von Colmar, Türkheim und Katzenthal gelungen, dem weiterer: Umsichgreifen des Feuers Einhalt zu ^ bieten. Zwei Männer sind dabei schwer verletzt morden. Der Brandschaden wird auf über 100M Mark geschützt und ist durch Versicherung gedeckt.

Salz not? Man hat schon hier und dort die Befürchtung äußern hören, ob denn auch die Salz­vorräte Deutschlands ausreichend seien, den Bedarf zu decken, wenn vom Ausland nichts inehr herein­komme. Die Besorgnisse beruhen auf einer völligen Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse. Deutsch­land besitzt neben zahlreichen natürlichen Salzquellen einen durch viele Bergwerksbetriebe und Tiefbohr­ungen erschlossenen Vorrat an Speise-, Vieh- und Ge­werbesalz, der in Jahrtausenden nicht zu erschöpfen ist. Die Erzeugung hetrügt jährlich rund 1800000 Tonnen; eingeführt wurden seither durchschnittlich 20000 Tonnen, ausgesührt 284000 Tonnen im Jahr. Der Salzverbrauch beträgt in Deutschland rund 18 Kilogramm auf den Kopf der Bevölkerung. Von einen: Salzmangel kann also trotz der erheb­lich gesteigerten Verwendung des Salzes zu chemi­schen und gewerblichen Zwecken keine Rede sein; wir haben im Gegenteil davon Ueberfluß.

LelZIc Ilachrichtcn u. Telegramme.

Kopenhagen, 27. Juli.Berlingske Tidende" veröffentlicht, lautKriegszeitung" einen Bericht des Korrespondenten des Pariser BlattesLiberte" über den ersten -Kampf um Pozieres, worin es heißt: Nachdem das einleitende Geschützfeuer auf das Dorf beendet war, stürmten Londoner Freiwillige und kanadische Grenadiere mit furchtbarer Gewalt auf das Dorf, sie drangen von der Südseite ein. Die Deutschen, die in seinen: Nordteil versammelt waren, unternahmen einen heftigen Gegenangriff. Der Zu­sammenstoß, der äußerst heftig war, fand bei der Kirche statt. Er entwickelte sich zu einen: hartnäckigen blutigen Kampf, Mann gegen Mann. Die Deutschen griffen mit größter Energie an, aber die kecken Tommie, namentlich die Australier, hielten helden­mütig stand. Die Gewehre spielten in dem grau­samen Nahkampf keine Rolle. Messer, Bajonette, Revolver und Handgranaten waren die einM Waffen, die zur Anwendung gelangten. Unter dm Druck der deutschen Truppen mußten die Brite« schließlich weichen.

Berlin, 28. Juli. Mehrere Morgenblätter melden nach derKöln. Ztg.", daß man in Frank­reich entsetzt sei über die neuen, unerhörten Blut­opfer, die die jetzige Offensive von Frankreich fordere im Vergleich zu der Geringfügigkeit der errungene» Erfolge. Die französische Presse trete dieser Stim­mung entgegen, indem sie auf die neuen, zur Front abgehenden englischen Trnppenmassen Hinweise.

Berlin, 18. Juli. Gegenüber der Behauptung unserer Feinde, daß Deutschlands Menschenmaterial und Mannschaftsersatz nickst ausreichend sein werde, um dauernd die Lücken auszufüllen, die der unaus­gesetzte Kampf an drei oder vier Fronten mit sich bringe, kann dieVoss. Ztg." auf Grund amtlicher Angaben mitteilen, daß unser Mannschastsersatz keinerlei Schwierigkeiten bereite. Die deutsche Heeresleitung habe noch nicht auf die Jahrgänge 1898 und 1899 zurückzugreifen brauchen. Außer­dem seien im Interesse der Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens Hunderttausende von: Heeresdienst zurückgestellt, die im Notfälle herangezogen werden könnten.

Zürich, 27. Juli. (GKG.) DerTagesanz." meldet: Trotz der gewaltigen Anstrengungen der Engländer sind diese bisher nirgends ernstlich über den Anfangserfolg hinansgekommen. Es mehre» sich selbst in englischen Zeitungen die Stimmen, die von einem bevorstehenden Scheitern der große» Offensive, auch wenn diese noch einige Wochen fort­gesetzt werden sollte, schon jetzt sprechen.

Frankfurt, 27. Juli. (GKG.) Die M Ztg." schreibt: Im Angriffsgebiet der EngbnM und Franzosen an der Somme war es nach ^ schweren Stürmen von: 24. Juli etwas ruhiger g - worden. Es fanden nur Teilangriffe statt, die gewiesen worden sind. Der Feind scheint ws einer Atempause dringend zu bedürfen, klar, daß auch die Verteidigung aus diefer st Vorteil zu ziehen vermag. Im Kampfgebiet Verdun haben die Franzosen dagegen neuen, bei Thiaumont energisch aber erfolglos und v reich angegriffen. Um ein deutsches Graben, m--