Berlin, 20. Juli. TerLokalanz." meldet aus Basel:Daily Chrouicle" meldet, daß die Engländer der kleinen deutschen Garnison von Ovillers, die trotz doppelter Umfassung mehrere Tage das Dors verteidigte, nach der Gefangennahme militärische Ehren durch Präsentieren des Gewehrs erwiesen.

Aus Lugano meldet dieB. Z.": Nach einer Meldung derStampa" explodierte durch das Platzen einer Bombe das Pulvermagazin in Borgo- franco d'Jvrea (Piemont). 13 Personen sind tot, 24 schwer verletzt. Von den Schwerverletzten glaubt man, kaum einen am Leben erhalten zu können. Die Ursache des Unglücks wird untersucht. Unter der Bevölkerung herrscht große Aufregung.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Juli. Die Zweite Kammer- Hat in ihrer heutigen Sitzung die Etatsberatung zu Ende geführt. Beim Postetat wurde ein Antrag des Finanzausschusses gegen die Stimmen der Sozial­demokratie und der Sozialistischen Bereinigung an­genommen, wonach postlagernde Chifsrebriefe an Personen unter 18 Jahren nur mit Zustimmung des Erziehungsberechtigten ausgesolgt werden dürfen. Die Ermäßigung der Telefongebühren auf dem Lande und der Kraftwagenbetrieb auf dem Lande wurden von den Abg. Gras (Z) und Rübling (K) zur Sprache gebracht. Der Ministerpräsident schätzte die Höhe des Ausfalls durch die Herabsetzung der Gebühren aus 100000 Eine Erfüllung dieser Forderung sei vorerst nicht in Aussicht zu stellen. Beim Etat der Zentralstelle für Gewerbe und Handel lag ein von sämtlichen Parteien des Hauses Unterzeichneter Antrag Haußmann vor,' zur Ver­tretung und Förderung der wirtschaftlichen Interessen der württ. Gewerbetreibenden und Arbeiter insbe­sondere zur planmäßigen Versorgung des Landes mit Rohstoffen die jenen Zwecken dienenden Ein­richtungen in Berlin unter Angliederung an die Württ. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in geeigneter Weise zu erweitern. In der Begründung dieses Antrags, der einmütige Annahme fand, wies der Abg. Groß-Reutlingen (V.) auf die lange Wartezeit hin, mit der nach dem Krieg zu rechnen sei, bis ein Ausgleich in der Rohstoffzufuhr geschaffen sei. Abg. Wieland (N) ersuchte die Regierung, dafür besorgt zu sein, daß die Heereslieferungen nach dem Kriege nicht plötzlich abgebrochen werden, daß vielmehr ein Uebergang geschaffen werde. Bei der Vergebung von Heereslieferungen zu Mindest­preisen werde die Industrie im Süden benachteiligt. Ueber die Wa s s e r st raßensrage entspann sich eine längere Erörterung. Ein Antrag des Finanzaus­schusses, der die Regierung um möglichste Förderung der Vorarbeiten für einen Wasserweg vom Neckar zur Donau und von der Donau zum Bodensee ! ersucht, wurde einstimmig angenommen, ebenso ein !

Im Meltenbranä.

Vrlginai-I^riegsi'omÄN aus ernlrei- 2ei1

von Rudolf Zollinger.

AH (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)

Hoffen wir, daß Sie sich nicht täuschen!" sagte der Rittmeister.Aber merken Sie sich, lieber junger Kamerad, daß es nichts Bedenk­licheres für einen Soldaten gibt als die Unter­schätzung des Gegners. Es hat schon mancher solchen Irrtum schwer genug gebüßt."

Die Patrouille zog weiter nach der Grenze zu, obwohl es sich dabei nach der Versicherung ihres Führers nur um einenFleischergang" han­deln würde. Denn in dieser Gegend sei bis jetzt noch nichts vom Feinde zu merken gewesen, und der entscheidende Einbruch nach dem vollendeten Aufmarsch der Armee scheine viel weit nördlicher geplant zu sein.

Der Rittmeister aber begab sich in sein Ar­beitszimmer und hielt sorgfältige Umschau unter seinen Büchern und Papieren, um die wichtig­sten von ihnen in dem durch eine starke Eisen­tür geschützten Wandschrank zu bergen, in dem neben dem wenig kostbaren Familienschmuck auch schon alles verwahrt war, was er an Wertgegen­ständen und an barem Gelde im Hause hatte. Da stieß er denn endlich auch auf das Heft mit den Auszeichnungen des Professors Mathesius. Befremdet nahm er's zur Hand und begann darin zu blättern. Als er inne geworden war, um was es sich handelte, schleuderte er es, ohne weiterzulesen, mit zorniger Bewegung-in eirreEcke des Zimmers, und da blieb es wohl eine Stunde lang liegen. Aber es war während dieser ganzen Zeit, als ob eine magische Anziehungskraft in dem unscheinbaren Büchlein steckte. Denn immer wieder wunderten die Augen des Rittmeisters nach jener Stelle des Zimmers hinüber, und

Antrag auf Bewilligung eines Gründungsbeitrags für den Süd west deutschen Kanakverein, der nach den Ausführungen des Abg. Bruckmann- Heilbronn (V.) die Verbindung von Rhein und Donau zur Herstellung eines umnittelbaren Groß- schisfahrtswegs zwischen Rheinpfalz, Baden, Hessen, Württemberg und Bayern bezwecke. Abg. Gröber (Z) unterstrich die durch die Erfahrungen des Kriegs veränderte Beurteilung der Wasserstraßenfrage, ins­besondere die große Bedeutung eines solchen Wasser­wegs mit Rücksicht auf die Beziehungen zu Oester­reich-Ungarn und nach dem Osten. Bei der Ab­stimmung wurde das Finanzgesetz genehmigt. Nächste Sitzung: Freitag 10 Uhr.

Stuttgart, 20. Juli. Vorgestern war bekannt­lich der Präsident des K r i e g s e r n ü h r- ungsamts, Herr v. Batocki in Stuttgart, um sich mit Vertretern der Landwirtschaft, der In­dustrie und des Handels, der Städte, der Verbraucher und der Presse in einer Aussprache über die Württ­embergs chen Verhältnisse bezüglich der Kriegser- nährung ein Urteil zu bilden. Im Sitzungssaal der Zentralstelle für Gewerbe und Handel war eine Versammlung einberufen, die von dem Minister des Innern, Dr. v. Fleis ch Hauer, geleitet wurde. In seiner Begrüßungsrede führte der Minister ans, daß die Bevölkerung Württembergs nicht weniger als andere Teile des Reichs unter den Schwierig­keiten der Absperrung leide. Nichts sei irriger als die auswärts bestehende Meinung, als ob Württem­berg das Land sei, in dem jetzt noch Milch und Honig fließe. Wenn wir trotzdem einigermaßen er­trägliche Zustände Hütten, so sei dies nicht ohne Grund aus die bei uns eingeführte Art der Ver­brauchsregelung zurückzuführen. Wir wünschen, daß bei den kommenden Anordnungen der Reichsbehörden die bei uns bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse und Lebensgewohnheiten billigerweise berücksichtigt werden. Auch die Vertreter legten ihren Standpunkt dar. Gemeinsam war allen Ausführungen der Wunsch, daß das Kriegsernührungsamt bei weiteren Regelungen unsere Verhältnisse berücksichtige. Unsere württembergischen Versorgungseinrichtungen hätten gerade durch die große Ausfuhr nach Norddeutsch­land gezeigt, wie viel auf diesen: Wege wohl auch im übrigen Reich noch an Nahrungsmitteln zu all­gemeiner, gleicher und gerechter Verteilung heraus­geholt werden könnte. Man müsse verlangen, daß auch anderwärts im Reich in gleicher Weise vorge­gangen werde. Demgegenüber versicherte Präsident v. Batocki, daß bei der anzustrebenden allgemeinen Rationierung Einrichtungen, die sich bewährt hätten, soweit möglich erhalten bleiben sollten. Die würt- tembergischen Einrichtungen scheinen z. T. vorbildlich zu sein. Wo eine Schädigung von Nachbarbezirken durch einzelstaatliche Maßnahmen zu besprechen sei, müsse nicht durch Zwangsmaßnahinen, sondern durch ! freiwillige Verhandlungen ein Ausgleich gesucht I werden. Er betonte wiederholt, daß man sich be-

wenn sein Gesicht dann auch jedesmal noch grimmiger wurde, wie wenn er sich selbst wegen seiner Schwachheit grollte ein paar Minuten später wiederholte sich doch mit töd- j licher Sicherheit das nämliche Spiel.

- Und es wurde dem alten Herrn augenschein­lich immer schwerer, seine Gedanken von dem Heftchen loszumachen. Er nahm dieses oder jenes zur Hand und legte es wieder fort, ohne zu wissen, was er eigentlich damit beabsichtigt hatte. Er zündete sich eine Zigarre an und stieß sie schon nach den ersten Zügen in den Aschenbecher, weil sie ihm .nicht schmeckte. Er goß sich ein Gläschen von seinem vorzüglichen uralten Korn­schnaps ein und vergaß, es auszutrinken, kurz, er benahm sich gegen alle Gewohnheit wie ein höchst nervöser und zerstreuter Mensch, dem die verschiedenartigsten Dinge kunterbunt im Kopfe herumgehen.

Plötzlich stelzte der Rittmeister mit drei langen Schritten zur Tür und drehte den Schlüssel, um sich gegen jede Ueberraschung zu sichern. Dann stand er wohl eine Minute lang unschlüssig, den Blick unverwandt auf das mißhandelte Büchlein gerichtet.

Natürlich war es das Teufelsmädel, das mir's dahingelegt hat," murmelte er.Es muß also doch wohl was darinstehen, das sie mir auf solche Art beibringen wollte. Und lesen na, lesen könnt' icb's ja immerhin!"

Er hob das Heft wieder auf und setzte sich an den Schreibtisch. Die langatmigen Schilderungen von den ersten Fährlichkeiten der Professorfamilie interessierten ihn natürlich nur wenig. Dann aber kam ein anderer Ausdruck in sein Gesicht, und auf den letzten Seiten, wo von dem Abschied in Herbesthal und von dem Auftrag seiner Kinder an ihn die Rede war, blieben seine Augen so lange haften, als habe er diese Stelle zum zweiten- und wohl auch zum drittenmal gelesen.

züglich reichlicherer Zuteilung, insbesondere von Fleisch, Fett, Eiern, Zucker und Saccharin keinen zu großen Erwartungen hingeben dürfe, daß aber bezüglich der Kartoffeln eine Wiederkehr der vor­jährigen Mißstände ausgeschlossen sein werde. I«, übrigen sage er gerne möglichste Beachtung der vor­getragenen Wünsche zu. Zu seiner großen Freude habe er gerade in Württemberg volles Verständnis für die Notwendigkeit gefunden, Opfer für die All­gemeinheit zu bringen. Minister v. Fleischhauer sprach feiner: Dank au Herrn v. Batocki aus sm die erteilten wertvollen Aufschlüsse, die manchen Zweifel beseitigt haben und in. mancher Hinsicht Beruhigung zu schaffen geeignet seien.

Stuttgart, 20. Juli. Der Staatssekretär des Reichsamts des Innern, Dr. Heifferich, ist heute mittag mit den: Schnellzug von München hier ein- getrof'fen und an: Bahnhof von Landrichter Bilfinger :::: Auftrag des Ministerpräsidenten Dr. v. Weiz­säcker empfangen worden. Gleich nach seiner An­kunft besuchte ihn im Hotel Marquardt, wo der Staatssekretär abgestiegen ist, der preußische Gesandte Freiherr v. Seckendorfs, worauf der Staatssekretär von: König in Audienz empfangen wurde. Heute abend 9,47 Uhr wird Dr.^ Helfferich mit dem Schnellzug nach Berlin abreisen.

Slus StaSt, Bezirk unö Umgebung.

Neuenbürg, 20. Juli. Man freut sich aller­orts über den guten Ausfall der Heidelbeerernte. Ganze Scharen von Frauen und Kindern, vereinzelt auch von Männern, ziehen frühmorgens hinaus in die bewaldeten Berge, um die Heuer ganz besonders geschätzten Beeren zu holen. Unter den Sammler­innen befinden sich diesmal auch viele aus den mit. Amtsorter:, die, da die Kirschenernte Heuer vollständig versagt hat, den Einnahmeaussall durch die Heidel­beeren hereinzubringen suchen. Der Preis der Heidelbeeren ist in diesen: Kriegsjahr außergewöhn­lich hoch, während sie z. B. in Altensteig 2526 L das Pfund gelten, finden sie in der hies. Umgebung zu 3035 L Abnehmer.

Psorzhei m. Die Aktiengesellschast für Metall­industrie, vorm. Richter, verteilt wieder 15 Prozent Dividende.

BrrrmsciMs.

Aufgepaßt! Es gehen Leute im Ämbc herum, die der: Generalstreik predigen. Gegen diese Helfershelfer unserer Feinde wendet sich schaß dieSchwäb. Tagwacht". Nachdem sie eingehend nachweist, wie unsere Feinde, weil sie uns an der Front nicht nicderringen können, aus die innere Zerrüttung Deutschlands hinarbeiten und zu diesem Zwecke Sondergenossen hinter der Front suchen, schreibt sie:Den wenigen, die den Lockungen ver­dächtiger Agenten nicht ganz taub sind, sei das ge-

Mit einem schweren Atemzuge legte er eal>» lich das Manuskript auf die Tischplatte.

Ravensches Blut I" murmelte er.Gott sei Dank, daß doch wenigstens etwas von Raven- schem Blute in ihnen ist l Aber ausgelöscht nein, ausgelöscht ist damit noch nichts! Sie haben sich ihren eigenen Weg gewählt, nun mögen sie ihn gehen bis ans Ende! Ich habe nichts mehr mit ihnen zu schaffen!"

Er nahm einen großen Briefumschlag aus dem Schubfach und einen Briefbogen. Auf den schrieb er in seiner großen steilen, etwas ungelenk gewordenen Schrift:

Geehrter Herr Professor!

Ich bemerke erst jetzt, daß Sie bei Ihrem freundlichen Besuche in meinem Hause versehent­lich ein Manuskript zurückließen. Indem ich mir die Ehre gebe. Ihnen dasselbe anbei zurückzu­reichen, begrüße ich Sie als

Ihr ergebener von Raven.*

Dann versah er die Sendung mit der Adresse des Professors Mathesius und ging mit dem Briefe in das Wohnzimmer hinüber, wo er seilw Töchter wußte. Ruhigen Tones wandte er sich an die errötende Hertlla:

Ich habe da soeben auf meinem Schreibtisch ein Heft gefunden, das von dem Königsberger Professor herrührt, und von dem ich nicht be­greife, wie es unter meine Papiere geraten sem kann. Es muß dem Manne sogleich wieder M' gestellt werden, und du sorgst wöhl dafür, daß es mit den anderen Postsachen noch heute sort- kommt."

(Fortsetzung folgt.)