Wien, 6. Juni. (WTB.) Die Blätter heben die Bedeutung der gestrigen Rede des deutschen Reichskanzlers hervor. Sie besprechen sie als „Flammende Kanzlerrede" und nennen sie aufsehenerregend. Das „Fremdenblatt" sagt, Herr von Bethmann Hollweg habe in seiner tief durchdachten, von edelsten Pathos getragenen Rede nicht nur die vergeblichen Anstrengungen unserer Feinde erörtert, die Front der Armeen des Vierbundes zu durchbrechen, sondern auch die nutzlosen Bemühungen der Gegner gekennzeichnet, die innere Front im Deutschen Reiche zu sprengen. Das Blatt schließt: So ist jetzt die Zeit vorüber der Friedensgespräche von deutscher Seite und unabänderlich vollzieht sich das Schicksal, das unsere Gegner in mutwilliger Weise herausbeschworen haben.
In amerikanischen Kreisen herrscht allgemein die Ansicht, daß England durch den deutschen Seesieg einen schweren Schlag erlitten hat. Die amerikanischen Zeitungen lassen sich auch diesesmal nicht von den englischen im Lügengeiste gehaltenen Berichten irre führen und erklären rundweg, daß Deutschland die größte Seeschlacht in der modernen Geschichte gewonnen habe. Andere amerikanische Zeitungen schreiben, daß die englische Flotte keinesfalls von der deutschen Flotte überrascht worden wäre, und daß die deutsche Flotte mit Erfolg angefangen habe, die englische Flotte zu zertrümmern. Im amerikanischen Seeamt in Washington, wo man jedenfalls einen Sieg der deutschen Flotte über die englische für ausgeschlossen hielt, war man einfach sprachlos über den deutschen Sieg und stellte fest, daß Deutschland aus dem Wege sei, die Seeherrschast zu erkämpfen. Auch die Zeitungen in Holland, Schweden, Dänemark und Norwegen erkennen die Großtat der deutschen Flotte an, und das Extrablatt in Kopenhagen schreibt, daß die deutsche Flotte der englischen Flotte die größte Niederlage zugesügt habe, seit die englische Flotte überhaupt bestehe.
In Berlin, München, Dresden, Hamburg, Köln und in vielen anderen deutschen Städten fanden patriotische Kundgebungen und Festlichkeiten zu Ehren des Sieges der deutschen Flotte über die englische statt, und überall kam es bei diesen Kundgebungen zum Ausdrucke, daß dieser Seesieg in Deutschland als der erste Schritt angesehen werden kann, um England niederzukämpfen und den anmaßenden Engländern das Seeräuberrecht auf dem Weltmeere zu entreißen. Noch ist ja die englische Flotte nicht besiegt, und wir dürfen deshalb auch in Deutschland diesen Seesieg nicht überschätzen, aber etwas großes wurde doch durch denselben erreicht und bewiesen: der Größenwahn der Engländer in Bezug auf die Unüberwindlichkeit ihrer Flotte ist zerstört und der deutsche Heldenmut und die große deutsche Tüchtigkeit zur See hat gezeigt, daß wir uns vor der Welt nicht zu fürchten brauchen.
Der englische Admiral Jollicoe schreibt sich den Sieg in der großen Seeschlacht zu und hat an den König einen Glückwunsch zum Siege der englischen Flotte über die deutsche gesandt. Der englische Amiral stellt die Schlacht so hin, als ob die deutsche Flotte sich gleich nach Beginn der Schlacht zurückgezogen und dadurch der englischen Flotte die Gelegenheit genommen habe, den entscheidenden Sieg über die deutsche Flotte herbeizuführen. Damit in England nun die Stimmung nicht ganz verdorben wird, mußte Englands König in die Siegesdepesche des Admirals Jollieoe einstimmen und hat der König an den Admiral Jollicoe depeschiert, daß er bedaure, daß die deutsche Flotte der Entscheidungsschlacht ausgewichen sei. Von anderer Seite erführt man aber, daß nach den Berichten eines spanischen Berichterstatters in London eine ganz unbeschreibliche Erregung und Niedergeschlagenheit über den Ausgang der großen Seeschlacht herrscht. Man hat in London bestimmt auf einen Sieg der englischen Flotte über die deutsche gerechnet und schließlich konnte die Bevölkerung Londons nur die großen Verlustlisten der englischen Flotte in der Seeschlacht lesen. Natürlich suchen sich die Engländer trotzdem über den Ausgang der Seeschlacht zu trösten und hat zumal der frühere englische Minister Churchill eine Erklärung an die englischen Zeitungeil zur Veröffentlichung übergeben, in welcher er behauptet, daß die Seeschlacht die Ueberlegenheit der englischen Flotte an Großkampfschiffen bewiesen habe, und daß die englische Flotte noch genügende Großkampfschiffe besitze, um die Herrschaft über die Meere zu erhalten.
Berlin, 6. Juni. Aus Stockholm wird der „Tägl. Rundsch." gemeldet: Gegenüber der boshaften englischen Behauptung, daß sich nun kein deutsches Kriegsschiff mehr auf die Nordsee wage, meldet „Dagens Niheter" aus Göteborg: Dampfer, die
gestern in Göteborg ankamen, berichteten, daß deut sche Torpedoboote nach der großen Seeschlacht einen intensiven Kundschafterdienst in der Nordsee betreiben. Ein Dampfer begegnete Donnerstag drei Hochseetorpedobooten, die in voller Fahrt westwärts steuerten. Ein Segelschiff be obachtete Freitag nicht weniger als zehn deutsche Torpedoboote in rasender Fahrt.
Berlin, 5. Juni. Aus Budapest meldet die „National-Zeitung": Nach einer Meldung des „Pester Lloyd" aus Sofia treffen dort Nachrichten ein, nach denen die Offensivpläne Sarrails zu zerfallen scheinen. Die serbischen Truppen, auf deren Kampfwert man so viel Geivicht legte, meuterten. Alle Mittel des serbischen Generals Basitsch, seine Truppen wieder zum Gehorsam zu bringen, blieben erfolglos. Kleine serbische Abteilungen in englischen Uniformen, die an den Plänkeleien bei Doiran teil- nahmen, ergaben sich beim ersten Zusammenstoß.
Stuttgart, 6. Juni. Wie verlautet, werden sich am 8. Juni der König und die Königin zu einem längeren Aufenthalt nach Bebenhaus c n begeben.
Stuttgart, 5. Juni. Die Nntionalliberale Partei Württembergs hielt gestern im Stadt - gartengebäude eine aus allen Teilen des Landes überaus zahlreich besuchte Vertreterversammlung ab, die einen glänzenden Verlauf nahm und von der Einmütigkeit der Partei in den großen, die Zeit bewegenden Fragen Zeugnis gab. Der Landesvorsitzende, Rechtsanwalt List Reutlingen eröffnete die Tagung mit einer warmen Begrüßungsansprache, in der er zunächst unter dem stürmischen Beifall der Versammlung unseren tapferen Truppen insbesondere unseren Württ embergern, die in diesen letzten Tagen wieder ihren alten Ruf aufs neue gefestigt haben, aufrichtigen Dank sagte. Mit Worten freudigen Stolzes und heißen Druckes gedachte der Redner auch des glänzenden Seesieges in der Nordsee und im Zusammenhang damit der hervorragenden Verdienste des abgegangenen Großadmirals v. Tirpitz. (Stürmischer Beifall.) Nachdem hierauf der Landesausschuß bis zur nächsten Vertreterversammlung in seiner bisherigen Zusammensetzung aufs neue bestätigt worden war, ergriff Reichstagsabg. List das Wort zu einem eingehenden Bericht über die politische Lage. Die Rede, die sich durch strenge Sachlichkeit auszeichnete, machte auf die Versammlung den tiefsten Eindruck. Als Ergebnis der an die Rede sich anknüpfenden eingehenden Aussprache ist folgende Entschließung zu betrachten: „Die Vertreterversammlung der Nationalliberalen Partei Württembergs dankt dem Zentralvorftand der Gesamtpartei des Reiches sowie der Nationalliberalen Reichsfrak- tiou mit aufrichtiger Genugtuung für die entschiedene Haltung in den unser Volk augenblicklich bewegenden Fragen. Die Vertreterversammlung gibt der Zuversicht Ausdruck, daß das Ergebnis dieses furchtbaren Krieges ein Friede sein wird, der uns durch die Gestaltung unserer Grenzen militärisch, politisch und wirtschaftlich gegen neue Ueberfälle sichert. Als zweiter Punkt stand auf der Tagesordnung ein Bericht des Landtagsabg. Baumann- Stuttgart über wirtschaftliche Fragen, Verkehrsund Steuerfragern Die von großer Sachkenntnis zeugenden Ausführungen fanden gleichfalls lebhaften Beifall. Im Anschluß an diesen Bericht fand u. a. folgende Entschließung Annahme: Die Nationalliberale Partei Württembergs hält rnehr denn je die Vereinheitlichung der deutschen Eisenbahnen für eine wirtschaftliche, militärische und nationale Notwendigkeit. Sie würde deshalb den Uebergang sämtlicher deutschen Bahnen in den Besitz oder wenigstens in den Betrieb des Reiches begrüßen. Sollte die Erreichung dieses Zieles zur Zeit noch aus unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, so ist jedenfalls eine möglichst weitgehende Einheit der Bahnen im Betrieb und Verwaltung durch Erweiterung der bestehenden preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft zu erstreben.
Stuttgart, 6. Juni. Die annähernd sichere Nachricht von dem Untergang des größten der englischen Feldherrn, des Lord Kitchener, mit seinem Stab auf dem englischen Kriegsschiff „Hampshire" hat hier die größte Bewegung hervorgerufen. Das Interesse war begreiflicher Weise ein ganz außerordentliches. Die Extrablätter wurden geradezu gestürmt: es mußten viele tausende ausgegeben werden.
Stuttgart, 6. Juni. Hinsichtlich der schädlichen Einflüsse der Kinos auf die Jugend, wie sie auch beim Feuerbacher Raubmord vielfach vermutet
werden, gibt der Vorsitzende der K. Landespolizei- Zentralstelle, Regierungsrat Klaiber, die beruhigende Erklärung ab, daß im Ernst von einem Zusammenhang der dargestellten Szene und der Mordtal nicht gesprochen werden könne und daß die württembergische
Zensur als die strengste in Deutschland gelte. Dl
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Inhalt der zugelassenen Filmstücke sei regelmäßig wesentlich harmloser, als die geschmacklosen, mitunter scheußlichen Plakate und die verlogen-knallige Jnseratenreklame. Zu berechtigten Klagen liege kein Grund vor, wobei immerhin die Möglichkeit zugegeben sei, daß unter den rund eine Million Meter Bilderstreifen, die bei der Landespolizeizentralstelle im letzten Jahre unter Kriegsbetrieb geprüft wurden (für Jugendliche sind nur 5"/» davon zugelassen worden), bei einigen Nietern auch mal ein Versehen vorgekommen sein mag.
Tübingen, 5. Juni. In der Gemeinderatssitzung vom 2. Juni hielt der Oberbürgermeister einen warm empfundenen Nachruf für den nach einer schweren Leidenszeit verstorbenen Professor Reiuhold Wörz, der dem Gemeinderat über 7 Jahre angehörte. Er betonte, daß das Kollegium an ihm einen überaus schaffensfreudigen, tatkräftigen, aufrechten, zielbewußten lieben Mitarbeiter verloren habe, dem das Wohl und Wehe der Gemeinde stets am Herzen lag; zum ehrenden dankbaren Gedenken erhoben sich die Mitglieder von den Sitzen.
Krieg er spende. Zum Andenken an die als Regimentskommandeure gefallenen Brüder Obersten Otto und Hermann v. Haldenwang wurde dein Kriegsministerium der Betrag von 5000 zur Unterstützung von württembergischen Kriegsteilnehmern und deren Hinterbliebenen überwiesen.
Für württ. Kleinbrenner. Nach einer Ver einbarung zwischen den Vertretern des Kornbraurei- gewerbes und der Spirituszentrale sollen Kornbrenner, den Kornbranntwein ausschließlich aus Roggen, Weizen, Buchweizen, Haber oder Gerste und nicht im Würzeverfahren, Herstellen, auf Antrag von der Ablieferung ihres Erzeugnisses von der Spirituszentrale bis auf weiteres befreit werden. Diese Abmachung gilt auch für den Roggenbranntwein, den die württ. Kleinbrenner aus dem demnächst zur Lieferung gelangender Roggen der Reichsgetreidestelle Herstellen werden. Brenner, die in diesem Betriebsjahr mehr als 10 dl Alkohol Herstellen und den Roggenbranntwein behalten wollen, haben einen diesbezüglichen Antrag an die Ssiiritnszentrale. zw- richten.
Württembergisches Einheitsbier. Nach einem Beschluß der württ. Brauereiverbands soll vom 15. Juni air keinerlei Spezialbier mehr abgegeben werden, sondern nur noch ein Einheitsbier unter dem Namen „Württ. Einhcitsbier" zum Verkauf kommen. Dasselbe soll nicht mehr bis 8 Prozent Stammwürze enthalten, seine Farbe diejenige des sog. Wiener Bier sein.
Stuttgart, 6. Juni. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Gartenerdbeeren 40—60 Mk., Walderdbeeren 70—80 Mk., grüne Stachelbeeren 20—25 Mark, Kirschen 35—50 Mk., hiesige Spargel 70 bis 80 Mk., Hördter und Schwetzinger 60 70—Mk. je per Zentner.
Bus SlaSt, Bezirk unS Umgebung.
Wildbad. Das Charlottenkreuz erhielt auch Schwester Luise Wolf, z. Z. im Katharinen- stift hier.
Neuenbürg, 6. Juni. Während nach den seitherigen Bestinunungen die von der Regierung den staatlichen Arbeitern gewährten Kriegsteuerungs- zulagen nur den im Taglohn beschäftigten Waldarbeitern zugut kommen konnte, ist von der Forstverwaltung jetzt auch für die im Akkord arbeitenden Holzhauer ein Ausgleich in der Weise getroffen worden, daß ihnen für die im Etatjahr 1916 zur Verrechnung kommenden Arbeiten ein Zuschlag von 10°/» gezahlt wird, was einer Zulage von 30 bis 40 Pfenig nn Tag entspricht.
Neuenbürg, 4. Juni. Wie die württ. Postverwaltung bekannt gibt, ist die Versendung mehrerer Pakete mit einer Paketkarte für die Zeit vom 5. bis einschließlich 10. Juni auch wl inneren deutschen Verkehr nicht gestattet.
Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt im Juli und August d. I. folgende Kurse von je 4wöchiger Dauer abzuhalten: 1) M
Putzmacherinnen im Herstellen von^Hn^o^"
und Garnieren derselben, nebst Materiallehre. Meldung bis 20. Juni. 2) Für Damen schneie und -sch Neiderinnen im Musterzeichnen und der Ausführung von Damenkostümen (Mel -
Mäntel und Ko °3) Für Scheid
' jn Materiallehr Anzugs. Amne uugen sind dura oder der Vors Vereinigung an reichen. Die A auch durch die 8 solche oder der
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für das Stück ) ein Kalb 260— waren zugesührt Der Erlös für l bis M Mk., bis 285 Akk.
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