Heilbro nn, 16. Mai. Hier hat ein gewöhnliches Landhuhn in einem Tag, innerhalb 10 Stunden, 2 Eier im Gewicht von zusammen 190 gr. gelegt. Mehr kann man wahrhaftig von einem einfachen Landhuhn nicht erwarten, das so brav Eier legt, um den Aus­hungerungsplan unserer Gegner zu schänden zu machen.

Tuttlingen, 17. Mai. Forstwart Kupser- schmid hat im Walde an der Grenze Liptingen Jmmendingen in einer dichten Kultur zwei fran­zösische Offiziere, die aus der Festung Ingol­stadt entkamen, festgenommen.

Kus StaSI, Bezirk unö Umgebung.

Calw, 17. Mai. Gelegentlich von Kriegsvor­trägen, welche Redakteur Krug aus Stuttgart in Neuweiler und Neubulach hielt, kamen auch die Hausschlachtungen zur Sprache und es wurde darüber geklagt, daß im Bezirk Calw die Haus­schlachtungen, welche in der Zeit vom Inkrafttreten des Verbots bis zur ortsüblichen Bekanntmachung vorgenommen wurden, vom Landjäger angezeigt und mit sehr erheblichen Strafen belegt worden seien. Dies habe große Erbitterung in den ländlichen Kreisen hervorgerufen. Reg.-Rat Binder, welcher den Vor­sitz bei den Vorträgen führte, teilte darauf mit, daß der Verein der Körperschaftsbeamten vor kurzem ein Gesuch an die Oberstaatsanwaltschaft gerichtet habe, es möchten Verfehlungen gegen die Vorschriften über Höchstpreise und das Verbot der Hausschlachtungen, welche vor Bekanntgabe im Bezirksamtsblatt erfolgten, straffrei gelassen werden, und daß folgende Antwort daraus eingegangen sei:Die Staatsanwaltschaften seien angewiesen, in allen Fällen, in denen die Zu­widerhandlungen gegen das Verbot der Hausschlacht­ungen nachweislich vor der ortsüblichen Bekannt­machung geschehen seien, vorläufig mit der Stellung von Anträgen auf Erlassung von Strafbefehlen zu­rückzuhalten." Auf Grund dieser Anordnung sei an­zunehmen, daß, wenn gegen die schon erlassenen Strafbefehle Widerspruch erhoben werde, entweder Freisprechung oder Herabsetzung der Strafen zu er­hoffen sei.

Pforzheim, 16. Mai. Mit dem Umbau des hiesigen Bahnhofs hängen auch bedeutsame Ver­änderungen der württembergischen Bahnan­lagen zusammen. Der jetzt an der dicht bebauten Tunnelstraße stehende Lokomotivschuppen, schon seit Jahren ein Stein des Anstoßes, wird insOster­feld", der ganze Württembergs che Verschubdienst aber auf die Bahnstrecke Brötzingen-Birkcnfeld ver­legt. Zu letzterem Zwecke sind gewaltige Auf­füllungen des Enztales längs der Wildbader Land­straße notwendig, die noch immer fortgesetzt werden. Daneben gehen aber auch die anderen Arbeiten, wie der Bau je einer Unterführung beim Brötzinger Lokalbahnhos und beim Bahnhof Birkenfeld. Auch mit dem Legen der Schienen wurde ^bereits be­gonnen. Im Osterfeld wurde an Stelle des früheren

Im Alellenbranä.

Originsl-kiriegsromrm aus ern Urr Teil

von Rudolf Zollinger.

11j (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)

Auch ich rechne nicht darauf, noch mit eigenen Augen den glorreichen Tag der Befreiung zu sehen; denn mehr als je bedarf es jetzt der Mär- wrer, deren Beispiel auch die Stumpfen und Gleichgültigen aufrüttelt. Aber noch in meinem letzten lichten Augenblick werde ick die tröstliche Gewißheit haben, daß ich nicht nutzlos sterbe!"

Sie wollte ihm nicht zeigen, wie tief erschüttert sie war, und um die Unterredung zu enden, reichte sie ihm die Hand.

Ich kann Ihnen darauf nichts erwidern; denn ich weiß wohl, daß es mir nicht gelingen würde, Sie anderen Sinnes zu machen. Jeder muß den Weg gehen, den er für den rechten hält. Der Gedanke an den Ihrigen erfüllt mich mit Grauen; aber ich bin nicht berufen, über Sie und Ihre Be­strebungen zu Gericht zu sitzen."

Tief beugte er sich über die kleine feste Mädchen­hand herab und berührte sie mit seinen Lippen so ehrfurchtsvoll wie ein Andächtiger, der ein Heiligenbild küßt.

Ich danke Ihnen, daß Sie nicht härter gegen mich sind. Was Sie vorhin über den armen Georgewitsch sagten, ist mir wie ein Messerstich durch die Seele gegangen. Wenn Ihnen sein Brief als ein Theatercoup erschienen ist, konnte ich dann erwarten, daß Sie mich für etwas Besseres halten, als für einen Komödianten? Und es wäre mir so schwor so grausam schwer gefallen, Ihre Geringschätzung zu ertragen!"

Vergessen Sie, was ich vorhin über Ihren Freund gesprochen! Es mag sein, daß ich ihm Un­recht getan habe. Aber ich bin heute wohl über­haupt nicht in der Gemütsverfassung, mich mit

Uebergangs eine stattliche Ueberführung in Beton gebaut, die die Gleise der Enz- und Nagoldbahn überspannt. Erleiden alle Arbeiten durch den Krieg auch unliebsame Verzögerungen, so erkennt man es doch gerne an, daß sie den Umstünden nach doch so gut wie möglich gefördert werden, selbst unter Zuhilfenahme weiblicher Arbeitskräfte (zum Steine­klopsen). (S. Ztg.)

Pforzheim, 17. Mai. Als ein Gegenstück zu den in Mannheim, Karlsruhe usw. eingeführten Gulaschkanonen" beabsichtigt die hiesige Stadtge­meinde die Errichtung einer Volksküche in der Wirtschaft zurKlostermühle". Es soll dort an jedermann zwischen 12 und 1 Uhr Mittagessen, be­stehend aus Suppe, Gemüse und Kartoffeln oder Mehlspeisen mit Obst, oder Fleisch und Kartoffeln abgegeben werden, und zwar voraussichtlich zum Preise von 40 Pfg. Liebhaber müssen sich in den nächsten Tagen auf dem Rathaus melden. Für die in besonderer städtischer Unterstützung stehenden Kriegerfamilien bestehen insgesamt 13 städtische Speiseküchen, deren Aufwand im Jahre 1915 rund 619000 Mark betrug.

Nagold, 15. Mai. Am letzten Samstag wurden auf die Jungvieh- und Fohlenweide des landwirtsch. Bezirksvereins Nagold in Unterschwan­dorf aufgetrieben: 63 Rinder, 1 Farren mit einem Versicherungswert v. §us. 43 400 Mk. und 15 Fohlen mit 23900 Mk. Versicherungswert. Bei dem guten Stand der Weide ist auch Heuer auf ein gutes Weidejahr zu rechnen. Leider konnten nicht alle angemeldeten Tiere ausgenommen werden wegen Platzmangel.

Kriegstagebuch 191415.

Mai 191S.

17. Kämpfe am östlichen Ipernkanal bei Boesing- he. Scheitern englischer Angriffe bei Neuve Chapelle, sowie französische Angriffe Ablain und Souchez, aus der Lorettohöhe, sowie im Priesterwalde. Vormarsch der Deutschen in der Richtung Gryszkabuda-Syntowty-Szaki. Erkämpfung des weiteren Ueberganges über den San. Kämpfe im Bergland von Kielce. PanzerschiffAlbion" getroffen.

18. Günstiger Verlauf der Kämpfe um Ipern. Englische Angriffe bei Neuve Chapelle abqe- wiesen. An der Lorettohöhe Erfolge. Äei Neuville und im Priesterwalde französische Ver­luste. Fortdauer der Kämpfe nördlich und südlich des Njemen. Sieniawa erstürmt Russen bei Jaroslau über die Lubaczowka ge­worfen. Englische und französische Kriegs­schiffangriffe abgewiesen.

19. Aus der Lorettohöhe und bei Ablain Erfolge. Zwischen Maas und Mosel heftiger Artillerie­kampf. An der Dubissa und nördlich Po-

voller Teilnahme in fremdes Leid zu versenken. Darum verzeihen Sie mir, wenn ich Sie jetzt bitten muß, mich zu verlassen. Vielleicht höre ich doch noch einmal von Ihnen, und es wird mich auf­richtig freuen, wenn es Gutes ist, was ich hören darf. Leben Sie wohl!"

Der Russe machte keinen Versuch, ihr nach dieser abermaligen unzweideutigen Verabschiedung seine Gesellschaft noch weiter aufzudrängen.

Leben Sie wohl, Fräulein von Raven!" sagte er.Und alles Glück der Erde auf Ihr teures Haupt!"

Er hatte schon auf der Schwelle gestanden, als die letzten Worte von seinen Lippen kamen; aber Hertha hatte den Blick noch wahrgenommen, der sie begleitete einen Blick voll >o heißer, sehn­süchtiger, schmerzvoller Leidenschaft, daß sie sich davon ganz eigen durchschauert fühlte. Aber sie hätte keine Möglichkeit mehr gehabt, ihm ihren Unwillen zum Ausdruck zu bringen, denn in der nächsten Sekunde bereits hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen.

Ich werde ihn niemals Wiedersehen," dachte sie.Er ist einer von denen, deren Seele an dem Leid ihres Volkes verblutet. Und vielleicht gibt es in einem Menschenleben keine grausamere Tragik als diese."

Sie trat an das Fenster und sah, wie Wladimir Makarow langsam die Straße hinabschritt. Es gereute sie fast, daß sie nicht ein wärmeres, herz­licheres Wort für ihn gehabt hatte. Aber sie ließ die weiche Stimmung nicht Herrschaft über sich gewinnen. Nach Verlauf einiger Minuten drückte sie auf den Knopf der elektrischen Klingelleitung und wandte sich an das eintretende Zimmer­mädchen :

Haben Sie den Brief aufgegeben, den ich Ihnen vorhin eingehändigt?"

Jawohl, gnädiges Fräulein! Ich habe ihn sogleich drüben in den Briefkasten geworfen." I

dubis russische Niederlage. Russen bei z

lau und Sieniawa zurückgeworfen.

Ari Burnu feindliche Niederlage. Framk- 4 sischer PanzerCharlemagne" getroffen. ^

Dermischtss.

Vom Lande, 18. Mai. Es wird uns ge­schrieben: In den Köpfen mancher gelehrter Herr?» in der Großstadt muß es doch recht sonderbar cn,s- sehen. Hält da einer von ihnen vor einem staunen den und bewundernden Publikum eine geistreich, Rede über Volksernährung im Kriege. Mit große, Geste rief er aus:Die Ernährung des Menschen kommt vor der Ernährung der Tiere!" Allseitiger Beifall. Ist der Redner Vegetarier, daß er M, vorn Grünen lebt? Wenn nicht, dann könnte er eigentlich doch wissen, daß Eier, Milch, Butter Käse, Fleisch usw. von Tieren kommen, die so ge­wissermaßen auch einen Anspruch auf Ernährung machen, sonst sind sie so eigensinnig und geben den Gelehrten der Großstadt zu ihrer vor allem nötigen Ernährung die genannten, doch auch nicht unwichti­gen Bestandteile nicht mehr ab.

Forbach, 14. Mai. Das Schöffengericht ver­urteilte den Ackerer W erstand, Bürgermeister von Metzingen, weil er bei der Erhebung der Vorräte von Brotgetreide unrichtige Angaben gemacht hatte, zu 200 Mk. Der Handlungsgehilfe Ury aus Etzlingen wurde wegen Auslaufens vyn Butter ohne Genehmi­gung zu 4 Wochen Gefängnis, seine Ehefrau wegen , Ueberschreitens der Höchstpreise für Butter zu 400 Mk. j Geldstrafe verurteilt. s

Die Stadt Kassel geht jetzt dazu über, selbst ' Butter herzustellen. Die der Stadt zur Verfügung stehende Milch wird entrahmt, der. Rahm ver­buttert und die entrahmte Milch wird zu billigem Preise der Bevölkerung durch den Milchhandel zu- gängig gemacht. Ebenso wird selbstverständlich auch , die Buttter zu billigen Preisen verkauft, was große j Freude hervorgerufen hat. -

Colmar- 14. Mai. Seit etwa 3 Wochen ist hier die Salatzeit in vollem Gange und es herrscht ein äußerst reger Versand von Kopfsalat nach allen möglichen Richtungen Deutschlands. Es werden täg­lich etwa 30 Wagenladungen Salat und Spinat so« ' Spitzkraut als Eilgut abgeschickt. Sie gehen M . Köln, Duisburg, Essen, Dortmund, Düsseldorf, Pir- ? masens Ludwigshafen, Mainz, .Frankfurt, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart, Nürnberg, Freiburg und München Colmar versorgt seit Jahren diese Städte - mit Gemüse. Die Salatköpfe haben sich infolge der naßfeuchten Witterung im April gut entwickelt und ! die Ernte ist ausgezeichnet ausgefallen. Das Hundert Köpfe wird zur Zeit mit 34,50 Alk. bezahlt gegen 610 Mk. zu Beginn der Saison. Der Salatver­sand hält etwa 4 Wochen an. -

Und es wird alles rechtzeitig bereit sein?"

Gewiß! Ich habe es Fräulein Reimann ausgerichtet. Der Dienstmann und das Auto sollen pünktlich zur Stelle sein."

Ich danke Ihnen! Wenn jetzt noch jemand nach mir fragen sollte, gleichviel, wer es ist, so werden Sie sagen, daß ich zu meinem Bedauern niemanden empfangen könne. Ich hoffe, mich in dieser Hinsicht fest auf Sie verlassen zu können."

Das Mädchen gab eine entsprechende Ver­sicherung und zog sich zurück. Hertha von Raven aber preßte, sobald sie allein war, beide Hände auf das stürmisch klopfende Herz, als fürchte sie, daß da drinnen etwas zerspringen könne.

3. Kapitel.

Zerstörte Träume.

Erich Leuthold war der einzige von Professor Grünwalds Schülern, der sich den Luxus eines eigenen, hübsch ausgestatteten Ateliers leisten konnte. Denn er war der Sprößling einer wohl­habenden hanseatischen Kaufmannsfamilie, und seine Einkünfte reichten hin, ihm eine Lebens­führung ganz nach seinem Gefallen zu ermög­lichen. Trotzdem hatte es ihn lange und harte Kämpfe gekostet, ehe er seinen Herzenswunsch er­füllt sah, sich ganz der geliebten Kunst zu widmen. In den Augen des patrizischen Handelsherrn, dessen väterlichen Willen er in seinen Knaben- und Iünglingsjahren unterworfen gewesen war, be­deutete die Beschäftigung mit der Malerei oder mit irgendeiner anderen brotlosen Kunst, nicht mehr und nicht weniger, als einen angenehmen Zeitvertreib, dessen sich niemand zu schämen hatte, den aber kein tüchtiger Mann zu seinem eigen»" lichen Lebensinhalt machen dürfe.

(Fortsetzung folgt.)

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