Neuenbürg, 17. April. (Sommersahrplan.)

Am 1. Mai 1916, der infolge Einführung der Sommerzeit" schon am 30. April, nachts 11 Uhr, nach der gegenwärtigen Zeitrechnung beginnt, tritt auf den württembergischen Staatseisenbahnen der Sommerfahrplan in Kraft. Von «seinem Vorgänger unterscheidet sich, wie derStaatsanz." schreibt, der neue Fahrplan nicht wesentlich. Die Gründe, die seit Kriegsbeginn zu einer Einschränkung der Fahr­leistungen gegenüber der Friedenszeit Veranlassung gegeben haben, bestehen heute noch in unvermindertem, teilweise sogar in vermehrtem Maße fort. Die Abgabe von Personal an die Heeresverwaltung zum Dienst mit der Waffe, zu den militärischen Eisen- bahnsormationen und zum Kolonnendienst im be­setzten Feindesland reißt immer größere Lücken in den Personalstand, die bei den eigenartigen Ver­hältnissen des Eisenbahndienstes nur schwer auszu­füllen sind. Die Zahl der für den Zivilverkehr zur Verfügung stehenden Betriebsmittel ist erheblich vermindert infolge der Anforderungen der Heeres­verwaltung für die militärischen Transporte und fin­den Bedarf aus den in Betrieb genommenen Eisen-

WildbadPforzheim: 5/30 6.56 9.43 (S.u.F.) 11.05 12.51

5.53 7.19 10.08 (S.u.F.) 11.33 1.20

6.14 7.42 10.25 (S.u.F.) 11.50 1.37

bahnstrecken im besetzten Ausland. Dies und die unumgänglich nötige Sparsamkeit im Verbrauch der Betriebsstoffe lassen es nicht zu, die Zugleistungen gegen bisher zu steigern. Die Wünsche auf Neu­einlegung von Zügen mußten daher, abgesehen von wenigen besonders begründeten Fällen, unberücksichtigt bleiben und die Eisenbahnverwaltung konnte sich innerhalb der ihr gesteckten Grenzen nur bemühen, durch Verschiebungen einzelner Kurse einige Verkehrs­verbesserungen zu erreichen. Was den Fahrplan für die Enztalbahn betrifft, so sind wir in der Lage mitzuteilen, daß derselbe in der Hauptsache derselbe wie im vorigen Kriegssommerhalbjahr sein wird. Außer den 2 Sonn- und Feiertagszügen, welche nach beiden Richtungen je vormittags und nachmittags eingelegt werden, wird auch der Nachmittagszug ab Wildbad 2.28, ab Neuenbürg Hbhf.2.53, an Pforzheim 3.13 wieder verkehren; ebenso ist der letzte Abendzug ab -Pforzheim wieder auf 9.48 gelegt zum Anschluß vom Personenzug von Stuttgart: Pforzheim an 9.38. Zwischen StuttgartCalwWildbad wird wieder der übliche Sonntagszug eingelegt. Der Fahrplan wird sich wie folgt gestalten:

Wildbad ab: Neuenbürg ab: Pforzheim an:

2.28

2.53

3.13

5.00

5.25

5.43

6.18 (S.u.F.) 6.41 (S.u.F.) 7.02 (S.u.F.)

7.45

8.10

8.28

Pfor

zheim-

Wildb

ad:

S. U. F.

S. u. F.

Werkt.

S. u. F.

ab:

7.20

9.14

10.47

12.16

2.25

4.55

6.18

6.42

7.48

9.48

ab:

7.45

9.34

11.12

12.41

2.51

5.24

6.45

7.04

8.13

10.15

an:

8.12

9.57

11.43

1.15

3.22

5.56

7.17

7.32

8.43

10.46

Pforzheim Neuenbürg Wildbad '

Die vielen Interessenten der Mittagszügc von und nach Pforzheim werden finden, daß der Mittagszug in Pforzheim 2 Minuten früher abgeht, der Gegcnzug nach Pforzheim aber beispielsweise in Neuenbürg (Stadt) auch um 3 Minuten, in Neuenbürg Haupt­bahnhof um 2 Minuten früher gegenüber bisher geht, so daß also all' die in Pforzheim Angestellten, Schüler usw. von Birkenfeld und Neuenbürg, welche zum Mittagstisch nach Hause fahren, einen längeren Aufenthalt nicht bekommen. Und doch ist dies ihr

alter Wunsch und sie wären so dankbar, wenn endlich zwischen Ankunfts- und Rücksahrtszeit der beiden Züge eine auch nur um eine Viertelstunde längere Pause geschaffen würde, da ja doch die Entfernung der Bahnstationen von den Wohnstätten in den ge­nannten Orten eine gar so große ist. Man wird sich aber wohl mit den bisherigen Fahrzeiten ab- finden müssen, in so lange als aus den schon um 1.44 mittags von Pforzheim nach Karlsruhe ab- gehendcn Schnellzug Rücksicht zu nehmen sein wird.

Aus StaSt» Bezirk unö Umgebung.

Birkenseld. Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde der seit Beginn des Krieges im Felde stehende Emil Fix, im Jns.-Reg. 125, von hier.

Calw, den 15. April. Aus heute hatte der Gemeindeverband Elektrizitätswerk Teinach-Station seine Verbands-Versammlung zur. Beratung der ordentlichen Geschästsgegenstände einberufen. Von 100 Gemeinden waren 88 vertreten. Der Vorsitzende begrüßte die Herren Vertreter und die weiteren an­wesenden Herren Vorstände der Bezirke Nagold und Leonberg. Zu Beginn der Tagesordnung trug Stadtschultheiß Müller den Verwaltungsbericht für die abgelaufenen 2 Jahre und Direktor Denzinger

den Bericht in technischer Beziehung vor. Aus dem­selben ist hervorzuheben, daß es trotz Krieg möglich war die im Bau begriffene Wasserkraftanlage zu vollenden und sie am 14. Jan. 1915 dem Betrieb zu übergeben; die Kosten gegenüber dem 1. Voran­schlag mit 670000- E rund 800000 ..M also 130000.^ mehr, welche von Ergänzungsbauten herrühren. Der Ges.-Wert der ganzen Anlage

berechnet sich zu . . .j- 3630000 -/6 wovon bereits abgeschrieben sind 303000 somit Vermögensstand . . . 3327000 An Schulden stehen gegenüber 3127000 Daher sich noch ein

Vermögensüberschuß . . 200000 ^ ergibt. Die Kriegsverhültnisse blieben auf den Verband auch nicht ohne Einfluß, da viele Ange­stellte und Arbeitgeber einberufen wurden, so daß sich Jnstallationsarbeiten nicht mehr ausführen ließen.

zudem noch die Materialien teilweise beschlagnahmt und andere schwer zu bekommen wären; durch die Verwendung von Eisen- und Zinkdraht, sowie teil­weise Vergebung der Installationen an Spezialge­schäfte sind die Anschlußarbeiten wieder ausgenommen. Neuanmeldungen im Jahre 1914/15: 193 Anschlüsse mit 1746 Lampen, 134 Motoren mit 420 P.S. und 3 Bügeleisen. 1915/16: 804 Anschlüsse mit 3235 Lampen, 156 Motoren mit 494 P.S. und 10 Bügel­eisen. Die Gesamtzahl der Anschlüsse beträgt 5405 mit 34772 Lampen, 2220 landw. Motoren mit 6244 P.S. 345 gew. Motoren mit 1786 P.S. 218 Bügeleisen, 15 Ventilatoren und Kleinmotoren. Bezüglich der weiteren Gegenstände der Tagesord­nung ist zu erwähnen, daß Schultheiß Rauser in Stammheim zum Stellvertreter des Vorsitzenden für den verst. Schultheiß Reiff in Simmozheim gewählt worden ist; die Jahres-Rechnung pro 1913 wurde festgestellt und der Reingewinn mit 150 OM größtenteils zu Abschreibungen und Rücklagen ver­wendet, desgleichen fanden die Voranschläge pro 1915 und 1916 nach einigen Erörterungen die Zustimmung. Regierungsvat Binder trug das Ergebnis der durch Verwalt-Mtuar Staudenmager erfolgten Prüfung der Bau-Rechnung vor und bestätigte, daß sich wesentliche Anstände nicht ergeben haben und die Rechnung selbst sehr übersichtlich abgeschlossen sei. Ein besonderer Gegenstand der Beratung bildete die Verwertung des Talmühle-Anwesens und wurde der von dem beratenden Ingenieur der Kgl. Zentral­stelle für Handel und Gewerbe unterstützte Antrag aus Einrichtung und den Betrieb einer Holzwolle­fabrik mit Stimmenmehrheit angenommen. Wie bereits angeführt haben sich die Anmeldungen in den letzten 2 Jahren sehr gesteigert, was aus die Erdöl­not und die beschränkten Arbeitskräfte zurückzusühren ist; in der heutigen Versammlung wurden den Bei­trittserklärungen der Gemeinden Möttlingen, Neu- hengstctt, Oberkollbach, Ottenbronn und Würzbach zu­gestimmt, mit dem Beitritt dieser Gemeinden sind sämtliche Gemeinden des Bezirks Calw mit elektrischer Energie versehen. Direktor Denzinger wies mit Rücksicht darauf, daß 77"/» Erdöl von Amerika be­zogen werden müsse, darauf hin, daß es jedem Deutschen seine Pflicht sei, elektrisches Licht einzu­richten; im Kostenpunkt kann es die Konkurrenz mit Erdöl aushalten. Die Versammlung verlief in an­regender Weise und mit der Befriedigung über den guten Stand des Unternehmens.

Altensteig. Glücklich abgelaufen ist am Palm­sonntagnachmittag ein Postunfall, der sich an der Heselbronner Steige ereignete. Als die Post von hier nach Enztal fuhr, sprangen an der Brücke, wo die Straße eine starke Wendung macht, die Pferde plötzlich über die Brüstung in den einige Meter- tiefen Graben hinunter, nachdem Deichsel u. Stränge abgerissen waren. Der Postwagen selbst, in dem drei Reisende saßen, blieb glücklicherweise oben, so daß diese allerdings mit großem Schrecken davon­kamen. Die beiden Pferde erlitten schwere Verletz­ungen.

!

2

Das General Straßburg hat s Fällen von z> r Gerbstoffgew'

auslief.

Das Bübl er -ns Regiment Fehle aus Bröl gehörig der 9. Ki

Jnfanterie-Regüm

sahen, kam ihnen Ein richtiger Sol noch nicht geword Anreden der Borg Aber langsam stell Ganz tolle Sachen ringe hatte das : im Graben liegei an die Zahl seine brachte Jehle wie, bekannt. An ein dem Drahtverhau ringe, sondern Acl nummer. Er ha ihm die Erkenn« habe er Feuer e er die Erkennun daß es sich um c vermißt war. T Freiwilligen Wol die Leiche uck> ruhiges Grab, aber haben Resp ernannten Kriege

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ln 8lurm uncl 6tiUe.

13 Roman aus der Franzosenzeit von Max Treu.

Ich handelte im Allerhöchsten Auftrag," sagte Wellingerode.

Dadurch wird die Sache nicht besser! Im Aller­höchsten Auftrag eine junge Dame auf offener Straße anzusprechen hm, mein Herr Graf, wir denken da­rüber anders, als das in der Kasseler Hosordnung vielleickil benannt oder auseinandergesetzt sein mag."

Sollte ich mich in der Tat der jungen Dame gegenüber ungeschickt oder auffällig benommen haben, so werde ich darum um Verzeihung bitten, gnädigste Abtissin. Mein Übereifer aber entstammte nur mei­nem Bestreben, meinen Allerhöchsten Herrschaften dienen zu wollen."

Keine Entschuldigungen, Herr Graf, sind Sie zu Ende?"

Ja. Es gelang uns, den Aufenthalt des Fräuleins von Hassow zu ermitteln sie ist hier in diesem Hause, und ich bitte Sie. gnädigste Abtissin, mir eine Unterredung mit ihr zu gestatten oder zu vermitteln, damit ich mich meines Auftrages entledigen kann."

Die Domina führte langsam eine Prise in die etwas groß geratene Nase.

Das wäre nutzlose Mühe. Herr Graf." sagte sie kühl.

Gnädigste Frau-"

Ganz nutzlos. Herr Graf! Ganz nutzlos! Das­selbe Spiel, wie wenn die Kinder mit Muscheln die Elbe ausschöpfen wollten."

Aber ich bitte gehorsamst ein Allerhöchster Auftrag voll Gnaden"

Der mit einem runden Nein »hgelehnt wird."

Frau Äbtissin!"

Mit einem runden Nein, Herr Graf. Wollen Sie das den Majestäten Mitteilen und meinen unter­tänigsten Respekt vermelden. Kann ich sonst noch dienen, Herr Graf?"

Wellingerode hatte sich erhoben.

Ich vermag in dem Belcheid der Frau Abtissin noch nicht den Bescheid des Fräuleins Beate von Hassow zu erblicken-"

Ah so! Einen Augenblick, Herr Graf!"

Sie klingelte. Ein alter Diener erschien.

Ich lasse Fräulein Beate von Hassow zu mir bitten!"

Der Diener zuckte leicht die Achseln.

Das gnädige Fräulein geht soeben mit dem Jungherrn von Sormttz im Garten spazieren-"

Hm, mit wem?"

Mit dem Jungherrn von Sormitz."

Jetzt trommelte das hock edelgeborene Fräulein Ludovika Amiliane von der Rott einen Marsch auf der Tabakdose.

Dann rufe mir das Fräulein aus dem Garten herauf. Der Jungherr soll unten warten ich habe nachher mit ihm zu sprechen."

Einige Minuten später war Fräulein von Hassow im Zimmer. Sie zuckte heftig zusammen, als sie den Grafen erblickte.

Mein gnädiges Fräulein!" Er verneigte sich tief. Ohne ihn zu beachten, trat Beate an die Seite der Domina.

Du hast mich gewünscht. Tante!"

Ja, dieser Herr bringt dir eine Berufung als Hofdame nach Kassel. Du sollst dich erklären, ob du ihr folgen willst."

Mit stolzer Bewegung hob Beate das Haupt, / Wie eine beleidigte Königin stand sie vor dem Grafen. !

Hast du die Erklärung nock mcht tür mich abge- ! geben, liebe Tante ?" fragte sie die Domina. !

Der Herr Graf wünscht sie aus deinem eigenen Munde zu hören."

Beate wandte sich an Wellingerode:

Dann bitte ich. den Majestäten mitzuteilen, daß ich niemals in ihren Dienst treten werde! Hören Sie, mein Herr, niemals! Denn ich möchte nicht, daß ich mich vor mir selbst zu schämen nötig hätte."

Bravo!" sagte die Domina halblaut. Und dann, sich zum Grafen wendend, sprach sie:Sie haben die Entscheidung des Fräuleins gehört, Herr Graf kann ich Ihnen mit noch etwas dienen?"

Wellingerode sah das ironische lächeln, welches bei diesen Worten um die scharfen, hageren Züge der Domina spielte, und in seinem Innern kochte es. Aber er verstand es, sich zu beherrschen.

Ich bin untröstlich, gnädigste Frau" ,

O, Sie werden sich anderweitig zu trösten wißen Der Graf biß die Lippen übereinander. Wort­los verneigte er sich und verließ das Zimmer.

Tief aufatmend sank Beate in die Arme der sie

liebevoll umfangenden Domina.-^

Die Abweisungen, welche der Graf von Wellinge­rode gestern bei Hans Joachim von Sormitz und beute dei dem hochedelgeborenen Fräulein Ludovika Amiliane von der Rott. Äbtissin des Stiftes Hohen­bergen, zu verbuchen hatte, sollten nicht der emnge Verbruß sein, den er auf dem heißen Boden der 4U- mark zu erfahren hatte. . , , ..

Am Nachmittag dieses Tages meldete sich bei rvm der Kapitän von Salignac, den er gestern zum Gouverneur nach Magdeburg geschickt hatte. Etwa­erstaunt sah der Graf dem ORzier, der ein verlegene Gesicht machte, entgegen. ,

Wie ist das möglich, Herr Kapitän, da* ^ schon zurück sind Sie brauchen vier Tage Magdeburg und hierher zurück-"

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