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darauf hinzuweisen, daß die Gemeinden keine Ueber- schüsse aus den Fletschbeschaueinnahmen erzielen dürfen; die zur Erhebung kommenden Gebühren haben lediglich zur Deckung der entstehenden Aus­gaben zu dienen. Stadtschultheiß Allinger betonte, daß bei der vor zwei Jahren erfolgten Neuregelung der Fleischbeschaugebühren das Ergebnis nicht mit Sicherbelt vorauszusehen war; außerdem sei aber auch für das laufende Jahr eine Steigerung der Ausgaben infolge Gehaltserhöhungen der Fleisch­beschauer u. s. w. in Aussicht zu nehmen. Ergebe sich dann immer noch ein Ueberschuß, so soll eine Ermäßigung der Fleischbeschaugebühren durchgeführt werden.

Großgartach OA. Heilbronn, 10. Juni. Dem hiesigen Stationswirt Hohlwein wurden aus dem freigelegenen Stall zwei Ziegen gestohlen, ohne daß eS bis jetzt gelungen wäre, den Täter zu ermitteln.

Aus demJagsttal, 10.Juni. Unberechen­baren Schaden richtet fast im ganzen Tal die Raupenplage an. In ganzen Obstgärten sind alle Bäume so abgefressen, daß sie hier so kahl und weiß wie mitten im Winter dastehen. Ganz besonders gilt dies für das Steinobst. Die Be­völkerung steht diesen Schädlingen ganz wehrlos gegenüber, da alles Räuchern und Abbrennen rc. sich als ganz nutzlos erwiesen hat. Diese Landplage trägt eine schwere Gefahr für den Obstbau auf Jahre hinaus in sich und wäre es sehr zu wünschen, daß wissenschaftliche Autoritäten sich mit ihr be­schäftigen würden.

Aalen, 10. Juni. Am Montag, den 20. Juni, findet imAalen der diesjährige Bezirkstag des Bezirksvereins Königreich Würt­temberg im deutschen Fleischerverband statt. Auf der Tagesordnung stehen eine Reihe wichtiger Punkte, die tief in das Erwerbsleben der Fleischermeister eingreifen. Selbstverständlich wird das Fleischbeschaugcsetz wieder zur Sprache kommen, da die Fleischermeister durch die Kammerverhand­lungen keineswegs befriedigt sind und die Schädi­gungen, welche ihnen das Gesetz bringt, nach wie vor weiterbestehen. Die Währschaftsfrage und die Einbeziehung der Rinderfinne unter die Währ- schaftsfehler, die Einführung einer allgemeinen Vieh­versicherung, Schlachtungen durch ungelernte Leute, das Halten von Lehrlingen und die Handwerker­versicherung sind Gegenstände der Tagesordnung.

Balingen, 10. Juni. Der schon früher in Aussicht gestellte Besuch des Königs und der Königin in Stadt und Bezirk Balingen soll Ende dieses Monats der Tag ist noch nicht bestimmt erfolgen. Geplant ist u. a. eine Huldigung der Vertreter derjenigen 22 Gemeinden des Bezirks, welche vor 500 Jahren zum Hause Württemberg kamen.

Blaubeuren, 10. Juni. Der Landes- produktenhändler B. hier wurde kürzlich von dem

Erglühend und dann erbleichend empfing sie die

hies. Amtsgericht wegen Ungebühr mit 3 bestraft. Die Ungebühr wurde darin erblickt, daß der Mann ohne Cravatte als Zeuge in einer Zivilrechts­sache auf das Amtsgericht gekommen war. B., der seinungebührliches" Versehen damit entschuldigte, daß er bis kurz vor seinem Erscheinen beim Kgl. Amtsgericht geschäftlich auf dem Bahnhofe war und in der Eile des Umkleidens die Cravatte entweder vergessen oder verloren habe, erhob selbstverständlich gegen die Strafverfügung sofort Beschwerde beim K. Oberlandesgericht. Dieses hob die Strafver­fügung wieder auf.

Giengen a. Br, 10. Juni. Auf tragische Weise verlor der Bauer Merkle in Sontheim das Leben. Beim Pflügen geriet ihm das Leitseil in das Pflugrad, aus dem er cs durch einen kräftigen Ruck riß. Gleichzeitig verspürte er im Unterleib einen heftigen Schmerz, der sich so sehr steigerte, daß der Mann operiert werden mußte, wobei sich herausstellte, daß ein Darm geplatzt war.

Ulm, 10. Juni. Seit 24. Mai finden hier die Meisterprüfungen statt. An denselben beteiligen sich 96 Kandidaten. Der Schluß der Prüfungen ist auf den 16. Juni festgesetzt.

Berlin, 10. Juni. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute früh 6 Uhr vom Neuen Palais zu Pferde nach dem Bornstedter Felde, wo das 1. und 3. Garde-Ulanen-Regiment in Parade aufgestellt ward. Nach Beendigung der Besichtigung setzte sich der Kaiser an die Spitze der 3. Garde-Ulanen und führte das Regiment nach der Kaserne. Dort ließ der Kaiser dasselbe noch ein­mal an sich vorbeidefilieren, und nahm dann an dem Frühstück im Offizierskorps teil.

Berlin, 10. Juni. Wie demLokalanzeiger" von glaubwürdiger Seite versichert wird, sind die deuts ch-österreichis chenHandelsvertragsverhand- lungen ins Stocken geraten und zwar hauptsächlich deshalb, weil die österreichischen Unterhändler behufs Erleichterung der Vieh-Einfuhr nach Deutschland erhebliche Milderungen der bestehenden Viehseuchen- Konvention verlangten, welche deutscherseits im Inte­resse der Reinhaltung der deutschen Viehbestände nicht zugestanden werden konnten.

Plauen i. V., 10. Juni. Durch eine schwere Benzin-Explosion wurde heute vor­mittag ein Markthclfcr, ein Lehrling und der In­haber der Voigtländischen Droguerie in Plauen so schwer verletzt, daß alle drei hoffnungslos darnieder liegen. Der Materialschaden ist bedeutend.

Paris, 10. Juni. Aus Hazebrouk wird berichtet: Gestern ereignete sich ein schwerer Tumult. Mehrere hundert Streikende versuchten das Schloß ihres Arbeitgebers zu erstürmen und in Brand zu stecken. Dragoner kamen roch recht­zeitig hinzu, um die Leute an ihrem Vorgehen zu hindern. Die Menge bewarf die Soldaten mit Steinen, worauf diese mit blanker Waffe vorgingcn.

beiden Männer, Lorenzo,

der ihr ermutigend lächelnd die Hand küßte, den gefürchteten Mann mit einer Art von Katzrngesicht ihr vorstellend, der sie mit Ueberraschung anschaute und den besten Eindruck von ihrer Seite zu nehmen schien.

Man hat nicht übertrieben, liebes Fräulein!" sagte er, sie noch immer anstaunend, die in der einfachsten Kleidung vor ihm stand und den gewiegten Impresario dadurch überzeugte, daß sie ihn nicht habe durch ihr Arußcrcs be­stechen wollen.Meine Zeit ist sehr beansprucht; unser gemeinsamer Freund Garzoni führte mich fast gewaltsam hierher, aber ich danke ihm jetzt dafür. Wenn es Ihnen recht ist, machen wir gleich eine Probe."

Er nahm ihre Hand, führte sie an das Piano und während Lorenzo ihr vorauseilte, um sich an das Instrument zu setzen, stellte er sich ans Finster, zog sein rotbraunes Taschentuch hervor und vergrub mit Geräusch seine Nase dahinein. Ullmann war nämlich einer der größten Schnupfer und wenn er weiße Wäsche trug, war dieselbe stets mit Schnupftabak bestreut.

Lorenzo schaute sitzend über seine Schulter zurück, Allegrina stumm fragend. Sie wies auf daS vor ihr aufgeschlagene Blatt.

Ah! ... Um stets heiter und lustig zu leben! . . . Also vorwärts!" Er schlug an und Allegrina, die sich plötzlich ebenso beherzt fühlte, wie bei ihrem öffentlichen Debüt, erhob die Stimme so glockenhell und rein, sie sang mit einer solchen Wärme, daß der Impresario sein Taschentuch vergaß und mit sichtbarer Befriedigung lauschte. Sie sang noch eine italienische Arie in ihrer Muttersprache.

Mein Kompliment! Ich erkenne die Schule meines alten Freundes Gar­zoni, den ich schon als Sänger kennen lernte. Allerdings giebt mir dieses Pröbchen den vorteilhaftesten Begriff von Ihrer Stimme, aber eS hat mir auch einige Schwächen verraten. Doch die sind zu überwinden. Neben meiner Primadonna

Einen erneuten Versuch, das Schloß zu stürmen, wiesen die Dragoner zurück. Mehrere Personen wurden schwer verletzt, eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen.

Paris, 10. Juni. Weder hier noch in Petersburg erhielt man bis zur Stunde eine Be­stätigung der Meldung über ernstere Affären vor Port Arthur. In höheren Petersburger Militär­kreisen hält man an der Ueberzeugung fest, daß die japanischen Generale Kurokt und Oku derzeit die Hauptmacht Kuropatkins anzugreifen nicht beab­sichtigen und daß noch 4 Wochen vergehen können, bis es zur Hauptschlacht kommt. Was aber das Schicksal Port Arthurs betrifft, so können die Japaner nichts ernsteres unternehmen, bevor ihr gesamter Belagerungspark aufgestellt ist und auch das könne nach der Meinung Petersburger Militärs noch Wochen beanspruchen.

Grenoble, 10. Juni. Zwei Deutsche, der 32jährige Ministerial-Assessor Dr. Orven aus Dresden und der 18jährige Student Krämer unter­nahmen am Sonntag ohne Führer eine Besteigung des Chamrousse. Als sie Montag nicht zurückkehrten, wurde eine Abteilung Soldaten abgesandt, um sie zu suchen. Diese Expedition kehrte aber Mittwoch zurück, ohne daß die Verunglückten gefunden wurden. Jäger fanden später am Fuße eines Felsens den Assessor Orven mit gebrochenem Fuße halb ver­hungert auf. Krämer war tot.

Petersburg, 10. Juni. Von den über die letzten Vorgänge bei Port Arthur eingegangenen Nachrichten hält man diejenige für die glaubwürdigste, wonach Port Arthur am 2 ds. von den Japanern zu Wasser und zu Lande angegriffen wurde, welche hierbei 3500 Tote und Verwundete hatten.

Petersburg, 10. Juni. Der Zar hat ein Telegramm Kuropatkins erhalten, worin dieser mitteilt, daß das japanische Geschwader sich in mehrere Divisionen geteilt hat, die Stadt und Festungswerke von Port Arthur unaufhörlich beschießen. Bis jetzt hat die Beschießung noch keinerlei Verluste an Menschen und Material angerichtet.

Petersburg, 10. Juni. Auf der Halb­insel Liaotang sind die Japaner südlich bis auf 20 km hinter Wafangan zurück gegangen, wo sie Verstärkungen sammeln. Der russische Vor­marsch nach Süden hat kaum den Zweck eines Entsatzes von Port Arthur, sondern nur den der Beunruhigung der Armee des Generals Oku und den Schutz der Eisenbahn. In den nächsten Tagen beginnt die Regenperiode, die im Norden alle Operationen hemmt, wo General Kurokt in den letzten Tagen mehrere Versuche gemacht hat, die russischen Vorposten zu umgehen.

London, 10. Juni. Ein Tschifuer Tele­gramm derDaily Mail" vom 9. ds. besagt, daß die chinesischen Landtruppen innerhalb 8 Meilen vor Port Arthur stehen, Wher aber kein Zusammenstoß

werden Sie freilich einen schweren Stand haben, denn sie singt alles über den Haufen!" sagte Ullmann in seiner gewohnten derben, oft cynischen Weise.Ich meine, sie wird es Ihnen doppelt schwer machen, in Ihren Nebenpartien zur Geltung zu kommen, aber bei Ihrer Persönlichkeit ... Ich habe augenblicklich keine Zeit mehr, komme morgen wieder, oder besser noch: kommen Sie morgen um zehn in meinen Probesaal. Will mir inzwischen überlegen, wie viel mir Ihre Stimme wert ist. Sind Sie nicht unbescheiden in Ihrer Forderung, so betrachten Sie sich meinetwegen schon als engagiert, denn eine Erscheinung, wie die Ihre

und dann den Vorzug, daß Sie deutsch und italienisch singen .. . Aber eins schicke ich voraus als Bedingung, wenn wir einig werden: in vierzehn Tagen müssen Sie reisefertig sein, die Gesellschaft sammelt sich in Hamburg, wo die Kunstreise beginnt . . . Für heute meinen Dank!"

Er reichte ihr mit Gönnermiene die Hand und suchte seinen Hut. Lorenzos Augen leuchteten, als er ihr Lebewohl sagte; seine Miene versicherte ihr, die Sache sei so gut wie abgeschlossen. Sie senkte verlegen, fast beschämt, ihre Lider, und als die beiden Männer hinaus waren, sank sie in den Sessel, faltete die Hände und starrte mit laut pochendem Herzen aus die Tür.

So leicht hatte sie sich den Sieg nicht gedacht nach all den Bedenken, mit denen sie bisher zu kämpfen gehabt. Doch wieder beschlich sie ein Mißtraue» in diesem Sieg, denn der Mann hatte keinen angenehmen Eindruck auf sie gemacht.

Aber der Vater hatte ihr ja schon von ihm erzählt, ihn nicht besser geschildert, als er ihr erschienen! . . . Und Lorenzo? . . . Nein! nein! . . . Sie lächelte. Sie fürchtet ihn nicht mehr! Sie sah ihn nur gern, wie alle Frauen ihn gern sahen. Lorenzo war keine Gefahr für sie.

Dieser geleitete inzwischen den Impresario zu seinem Fiaker und schritt dann allein das Trottoir der Friedrichstraße hinab. (Forts, folgt.)