ausgegeben. In der Zeit bis 17. April dürfen I Dauerfleischwaren, Schinken und Danerwnrstwaren > nur noch im Ausschnitt verabfolgt werden. Der Verkauf von Fleischkonserven ist in dieser Zeit verboten. Die Höchstmenge von Fleisch, die eine über 6 Jahre alte Person verbrauchen darf, wird bis aus weiteres auf 3520 Gramm für den Monat, 1760 Gramm für den halben Monat und 160 Gramm für den Tag (unter Ausschluss der fleischlosen Tage) festgesetzt. Die Höchstmenge gilt für rohes Fleisch mit eingewachsenen Knochen. Für Kinder bis zu 6 Jahren beträgt sie die Hälfte. Die Fleischkarten werden auf je einen Monat ausgestellt; sie begründen keinen Anspruch auf Abgabe oder Bereitstellung der Menge Fleisch, ans welche die Fleischmarken lauten. Die Fleischmarken dürfen vor ihrer Abgabe an den das Fleisch Verabreichenden von dem Ausweisabschnitt nicht getrennt werden. Lose Fleischmarken haben keine Gültigkeit. Die Uebertragnng der Fleischkarte an eine andere Person, die nicht dem gleichen Haushalt angehört, ist verboten. Gasthofbesitzer dürfen an Ueber- nachtgäste im Bedürfnisfall Tagessl eis chkarten gegen Empfangsbescheinigung ausfolgen. Die Tages­fleischkarte hat nur Gültigkeit für den Tag, der auf ihr vermerkt ist. Der Selbstversorger, d. h. der Viehhalter, der Fleisch aus einer zugelassenen Schlach­tung in der eigenen Wirtschaft verwertet, darf für sich und seine Angehörigen nicht mehr Fleisch ver­brauchen, als aus de« Kopf der Bevölkerung fest­gesetzt ist. Für die Zeit, in der er seine Angehörigen aus eigenen Vorräten versorgt, erhält er keine Fleisch­karten. H auss ch lacht u n g e n sind nur mit Genehmi­gung des Oberamts zulässig. Die Verfügung des Ministeriums über die Haus- und Notschlachtungen tritt außer Wirksamkeit. Metzger, Kleinverkäuser, Großhändler, Jäger und Geflügelhalter- Haben über den Erwerb, den Absatz und das Ent­gelt, des Fleischs nach Anordnung der Fleischver­sorgungsstelle Buch zu führen. Wild und Geflügel darf künftig nur mehr in offenen Verkaufstellen oder auf dem Wochenmarkt seilgeboten und verkauft werden. Die Marktpolizeibehörde hat für den Einzug der Fleischmarken Sorge zu tragen. Die Zuweisungen der Schlachtungen von Schlachtvieh an die einzelnen Metzger erfolgt durch Ausstellung von Schlacht­scheinen. Der Erwerb von Schlachtvieh zur Schlach­tung und die Schlachtung von solchem ist auf Grund eines Schlachtscheins zulässig.

VLrmiLLhtW.

Tie Presse gerät während dieses Krieges immer tiefer in die Rolle des Stiefkindes hinein. Sie ist selbstverständlich ebenso wie jeder andere Berusszweig bereit, von sich aus dieselben Opfer zu bringen, denen wir alle zu Hause uns gemeinschaftlich unterziehen, um die Sicherheit des Reiches zu ver­bürgen. Jeder Leser weiß aus eigener Erfahrung, wie der Nachrichtendienst seiner Zeitung trotz der Verteuerung aller übrigen Betriebskosten noch fort­gesetzt gewachsen ist. Er weiß auch, da die Zahl der Postzüge nahezu auf die Hälfte verringert

wurde, daß ein sehr großer Teil dieser Nachrichten nicht mehr auf brieflichem, sondern nur noch auf telegraphischem oder telephonischem Wege zu beziehen ist, wenn die Zeitung ihrer vornehmsten Pflicht einer raschen, zuverlässigen Berichterstattung gerecht werden will. In Frankreich und England hat man von vornherein einen ganz erheblichen Anteil an der Kriegführung der Presse übertragen, die trotz der unaufhörlichen Niederlagen die Ausgabe erfüllt, die Bevölkerung durch Veröffentlichung der in Paris und London ausgearbeiteten Noten in ihrer Sieges­zuversicht zu erhalten. Beide Länder haben schon vor Jahr und Tag in richtiger Erkenntnis der Be­deutung dieser Pressetelegramme die Gebühren für die Presse schon vor dem Kriege ermäßigt. Wenn nun auch wir in Deutschland, dank der Tapferkeit unserer Truppen und ihrer überlegenen Führung es, Gott sei Dank, nicht nötig haben, das Volk mit Hilfe von erlogenen Regierungsnoten bei guter Laune zu erhalten, so besteht doch andererseits auch bei uns ganz offensichtlich ein nationales und staatliches Interesse wenigstens an der Schnelligkeit einer wahr­heitsgemäßen Berichterstattung. Nun wo es sich darum handelt, bei der Aenderung der Post- und Telegraphengebühren die alten, von der ganzen Allgemeinheit als durchaus berechtigt anerkannten Wünsche der Zeitungen zu erfüllen und eine bessernde Hand an den publizistischen Nachrichtendienst zu legen, wird diese Gelegenheit versäumt. Im Gegenteil, die wirtschaftlich ohnehin nicht günstig gestellten politischen Zeitungen sollen sogar eine mindestens 10°/oige Verteuerung der Gebühren tragen. Die unausbleibliche Folge wird sein, daß entweder die Zeitungen aufs neue, so schwer es ihnen auch fällt, zu einer Erhöhung ihrer Bezugsgebühren schreiten, oder, wenn sie sich nicht völlig ruinieren wollen, eine Einschränkung des Nachrichtendienstes vornehmen müssen, anstatt, wie das deutsche Volk fordert, den Nachrichtenstoff noch umfangreicher und ausgiebiger zu gestalten. Es ist die höchste Zeit, daß der Reichstag, der ja in der Presse sein einzig wirksames Echo findet, sich der Dankespslicht gegen diesh-Presse bewußt wird, und daß auch die Regierung, die schon oft während des Krieges die opferfreudige Mitwirkung der Zeitungen rühmend hervorhob, den kurzsichtigen und am Ende auch unwirtschaftlichen Standpunkt verläßt, an der Presse zu sparen oder sie gar zu einem Steuerobjekt zu machen. Die Gebühren für Preßtelegramme und Ferngespräche der Presse dürfen nicht erhöht, sondern sie müssen sogar im Interesse der Allgemeinheit ermäßigt werden! Darüber sollte auch der württembergische Landtag, wenn er in der zweiten Hälfte des Monats Mai wieder Zusammen­tritt, verhandeln, denn wir sind in Württemberg ja aus Grund unserer eigenen Post- und Telegraphen­verwaltung am ehesten in der Lage, der Rcichspost- verwaltung, falls diese sich zu einem Entgegenkommen nicht entschließt, mit dem guten Beispiel voranzugehen. Man spricht so viel von der öffentlichen Meinung und jede Partei sucht sich ihrer nach Kräften zu bedienen; wer aber dieses Instrument handhaben will, wird gut tun, es nicht abzustumpfen, sondern kräftig und scharf zu erhalten.

In einem Abschnitt einer Reihe von Aufzeich­nungen eines Nichtmitkämpfers ausdem M ü n st e r- tal in derStraßb. Post" heißt es: Der Frühling zieht mit Macht ins Land! Ueberall auf den Feldern regt sich's. Truppen aller Waffengattungen stehen den Bauern hilfreich zur Seite und schwere Artillerie pferde ziehen mit dem Pflug Furchen in das Harle Oedland. Kein Fleckchen bleibt unbenutzt. Bald wird hier die Saat sprießen und im Sommer wird das Korn im Winde wogen. Armes England, deine Hoffnungen werden nicht in Erfüllung gehen! Jetzt gewinnen die Fahrten den höchsten Reiz. Erst hinter G. erwacht man aus seinen Träumen. Hier gähnen rechts und links der Straße die Trichter schwerer Granaten, von denen der größte Teil dem unschuldigen Postkraftwagen gegolten hat. Schon mehr als eine Wunde haben sie ihm in seinen metallenen Leib ge­schlagen aber das Lebenslicht hat ihm noch keine ausgeblasen. Mit ungeschwächtem Kraftgefühl brummt er jeden Morgen mit seinen Postsäcken ins Tal und er braust wie ein Besessener durch die gefährliche Zone, wo uns die Franzosen mit schweren Eisen­brocken von Zeit zu Zeit ihre Morgengrüße schicken.

RricgslagcLuch 1H14 15.

April 1915.

10. Einnahme von 3 Gehöften am Userkanal bei Poeseles-Drie-Grachten. In den Kämpfen zwischen Maas und Mosel bei Combres-Höhe, Ailln, Flirep und im Priesttrwalde Niederlage der Franzosen. - Bei Mariampol und Kal- warja sowie bei Klimki an der Szkwa Russen geschlagen. Im Waldgebirge und am Usc- soker-Paß Kämpfe.

11. An der Combres-Höhe und im Priesterwald französische Mißerfolge. Belegung von Nancy mit Spreng- und Brandbomben. Abweisung russischer Angriffe am Usezoker-Paß.

Leiste Nachrichten u. Telegramme.

Berlin, 9. April. Aus Amsterdam meldet das Berliner Tagbl.": Der Amsterdamer Korespondent derNeuen Züricher Zeitung" meldet, daß man in Holland mit einem englischen Ultimatum rechne, in welchem die Handelssperre gegen Deutschland ver­langt wird. Das werde bald eintreten. Holland werde aber bestimmt eine derartige Forderung ab­lehnen. j

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Aus dem Haag meldet dieFranks. Ztg.": DerNeue Rotterdamer Courrant" sagt über. die Rede Payers: Was Payer über die Niederlande sagte, war wahrscheinlich recht freundschaftlich gedacht, aber auch wenn auf die Niederlande ein Druck ausgeübt wird, ist dies auch jetzt noch eine rein niederländische Angelegenheit und keine deutsche. Wenn er dankbar feststellt, daß auch wir für Deutschland leiden, so wird er dem­gegenüber sagen, daß unsere geographische Lage im Frieden für uns ganz besonders günstig ist, aber jetzt erfahren wir nun auch die Nachteile, indem die Krieg-

Vas ielriame L,ickt.

52l Erzählung von E. Frhr. o. Skarsegg.

Schluß.)

Ich kann es in dieier Stunde beweisen. Auf der Madeln- sind 200 Polen eingetchlossen, die ihrer Aburteilung entgegensehen. Um Mitternacht wiro auf der Wachtstube ein rotes Lickt ausflammen. Dann. Hoheit, wird Graf Feldern die Verurteilten freilassen, die Verschwörer, die Polen freimachen wollen von der Herrschaft des Zaren."

Ich danke Ihnen, Graf."

Mit dem Lächeln. d->s damals Graf Feldern hatte erstarren lasten, verliest Kerauchi das Gemach.

In tiefem Sinnen blieb der Fürst zurück. W. r Kerauchi die Wahrst-nt sprach, so war Feldern ge­fährlich und mußte O->rt?n. In aller Stille traf Michael Michaelowitsch .sine Vorbereitungen.

Indes saß Graf Feldern in der Wachtstube der Zitadelle.

Seine Hände spielten nervös zitternd mit einem Briefe, den seine Tochter an ihn geschrieben hatte. Da winkte seinem verlorenen Sein noch einmal aus jeder Zeile das Leben. Immer wieder las er das Wort Verzeihung. Jetzt heimkehren, umkehren zu können von der abenteuerlichen Bahn! Klara hatte sich am Weihnachtsfeste mit dem verwundeten Maler Egon Bailing verlobt. Hineilen zu ihnen! Ihr Glück mit ihnen teilen. Glück? Gab es denn für ihn noch ein Glück? Heute nacht wurde um sein Schicksal gewürfelt: wenn es ihm gelang, die Adli­gen. die die Zitadelle barg, zu retten, wenn dann

Ler Awstand losbrach, wenn. Bor seinem

Geist iauchie das blasse Geflcht des deutschen Offiziers aus. der verwundet in der Zitadelle gefangen lag. --r rannte den liebenswürdigen Doktor v. Bergheim sehr wohl, der auf einem iühnen Erkundungsritt den

Russen in die Hän'e gemllen war. Wenn er auch ihm die Freiheit '.chenile.

Die Freiheit schenken! Ein herrlicher Gedanke, den verhaßten Russen ihre sicheren Opfer ent­reißen ....

Er sah auf die Ubr. Noch wenige Minuten, dann kam die Stunde. In fieberhacker Unruhe ging er hinüber zu der kleinen Tür. die zu Vergheims Zimmer führte. Er lauschte einen Augenblick. Des Doktors wohllautende Stimme sprach zu seinem Besuche, dem jungen von Melde-Horb. Er wollte ihn heimholen, heimholen zu seiner Schweller.

Schon oft. seit er hier verwundet lag. hatte Melde-Horst den deutschen Arzt besucht. Langsam, ganz langsam war seine Sehnsucht nach dem von Feinden umlauerten Deutschland erwacht. Auch heute sprach Dr. von Bergheim wieder von der Heimat.

Des jungen Mannes Stimme zitterte.

Sie meinen, sie sehnt sich nach mir?"

Mit allen Fasern."

Wie ich nach ihr, nach Deutschland, nach der Heimaterde."

In diesem Augenblick trat Feldern ein.

Erschrecken Sie nicht." flüsterte er.Ich verrate Sie nicht. In einer Viertelstunde sieht vor dem Süd­tor ein Pferd. Jagen Sie davon. Sie sind frei. Folgen Sie mir."

Sie traten hinaus aus den dunklen Gang. Durch ein Fenster am Ende drang ein kleiner roter Licht­schein.

Es ist Zeit." flüsterte Feldern. Entschlossen trat er in die Wachtstube.

Milan Bogüuowitsch! Wie heißt heute nacht das Losungswort?"

Warschau und Väterchen Zar!"

Gut! Ich werde jetzt inipigeren gehen."

Sie gingen üoer dunüe Gange, ourch nasse Keller

und weite Höfe. Vor einem grauen Gebäude machten sie Halt.

Das Losungswort," schrie ein Posten.

Warschau und Väterchen Zar!"

Pasnert! Als Feldern jetzt die Schlüssel in die Tür steckte, trat plötzlich aus einer dunklen Nische ein Mann. Blitzschnell hatte er Feldern umfaßt.

Rettet Euch!" schrie Feldern außer sich. Wie ein Sturmwind erfaßte der starke junge Mensch den Arzt und gelangte im Nu an das Hostor. das nach Süden lag. Kugeln pfiffen an ihnen vorüber. Schreie wurden laut. Melde-Horst rastete nicht.

Mit gewaltigem Fußtritt stieß er einen^ Posten beiseite, und ehe sich der Mann von seinem Schrecken erholen konnte, hatte er seine Last auf die Mauer ge­setzt. Dann schwang er sich hinüber. Gott sei Dank. Nicht weit davon stand das Pferd.

Schnell hinauf. Wohl bäumte es sich unter der doppelten Lall: aber Melde-Horst setzte ihm die Sporen in die Weichen und fort ging's in gestrecktem Galopp nach Westen.

Auf der Wachtstube brannte noch immer das rote Licht, das den adligen Polen die Freihetts- stunde künden sollte: aber der Retter kam nicht - er hauchte im Kampfe mit seinem Gegner sein Leben aus, während Doktor von Bergheim mit dem Bruder der Geliebten aus dem kräftig ausgreifenden Pferde west­wärts flog, der deutschen Linie entgegen.

Graf Feldern, der königliche Rebell, hat das Ge­heimnis des seltsamen Lichts mit ins Grab genommen, Las er wie Vater und Großvater aus ireiem Feme unter Polens Himmel sand, während die Macyt' pjeiler der Russenherrschast zu wanken begannen.

Ende.

L,