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90. Amts- und Auzeigeöfatt für den Bezirk Gatw. 79. Ishrgau§.

>r?ch«tmlngttl,xk: Dilnttig. ^onnrrrtag, Sanis- l«l>, Aonntag. FnserKonipriiS 10 Mg. -ro Zeile für Stadt m:ß Beiirklort»; außer Bezirk 1» Bsg.

Amtliche AeLanntmachrmgerr.

An die Ortsbehörden.

Es wird htemit bekannt gegeben, daß auf Grund des ß 34 Absatz 2 Ziffer 5 des Jnvaliden- versicherungsgesktzcs vom 13. Juli 1899 für Haus­beamtinnen der durchschnittliche Jahresarbeilsver- dienst auf den Betrag von 700 festgesetzt worden ist.

Ausgenommen von dieser Festsetzung sind die landwirtschaftlichen Bctriebsbeamtinnen und solche Hausbcamtinnen, welche die Stellung von Erzieherin­nen oder Lehrerinnen einnehmcn (zu vergl. § 34 Abs. 2 Ziffer 2 und 8 34 Abs. 2 a. L. des Ge­setzes vom 13. Juli 1899).

Calw, 6. Juni 1904.

K. Oberamt.

I. V. Amtm. Ripp mann.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 8. Juni. In den Tagen vom 20.22. d. M. wird der Landesverband der selbständigen Konditoren Württembergs seine Hauptversammlung hier abhalten. Die Tagesordnung der Verhandlungen umfaßt folgende Punkte: Fachzcitung, Ref. Häge-Reutlingen; Sterbe- kaffe, Ref. Bunz-Ulm; Gründung einer Fachschule, Ref. Beutter-Stuttgart; die Rabattvercine und ihre Bedeutung für das Konditorengewerbe, Ref. Se­kretär Hiller-Siuttgart; gemeinschaftlicher Einkauf von Waren, Ref. Walz-Tübingen u. s. w. Die Verhandlungen finden im Dreitz'schen Saale statt. An Vergnügungen für die Gäste sind vorgesehen ein großes Konzert und eine Wagenfahrt in der weiteren Umgebung der Stadt.

Gechingen, 7. Juni. Postillon Bitzcr von Tachtel halte das Unglück vor der hiesigen Postagentur beim Aufladen von seiner Kariolpost zu stürzen und die Hand am Gelenk zu brechen. Der Arzt von Aidlingen leistete die erste Hilfe.

-n. Wildberg, 7. Juni. Letzten Sonntag hielt nach 13jährigem Bestände der Liederkranz seine Fahnenweihe, zu welcher im Gegensatz

Donnerstag, den 9. Zum 1904.

zu derartigen Veranstaltungen unserer Zeit nur ein­heimische Vereine eingeladcn waren, wodurch der Feier ein örtliches Gepräge aufgedrückt wurde. Der Festzug, an dem sich die Feuerwehr, der Militär- und Turnverein beteiligten, bewegte sich vom Kloster aus durch die beflaggten Straßen der Stadt zum Schafschcuerberg, wo man unter schattigen Bäumen einen prächtigen Festplatz fand. Nach einem Männer- chor des festgebenden Vereins hielt der Vorstand Geometer Gärtner die mit Beifall aufgenommene Fahnenrede, worauf die Fahne durch eine Festdame enthüllt und mit passenden Worten übergeben wurde. Die vom besten Wetter begünstigte Feier fand ihren Abschluß durch ein Bankett im Schwarzwaldbräuhaus, in dessen Verlauf noch verschiedene Toaste ausge- brocht wurden.

Altensteig, 6. Juni. Gestern Nachmittag fand eine vom Württ. Schwarzwaldverein veranstaltete Flußfahrt auf dem ZtnSbach nach Altensteig statt. An der interessanten, durch Musik­vorträge gewürzten Fahrt' nahmen zahlreiche Mit­glieder der Schwarzwaldbczirksvereine Altensteig, Nagold, Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler rc. teil. Auch ca. 30 Studenten von Tübingen, welche gestern Vormittag auf einer Fußtour von Nagold hier ein- trafen u. von Hrn. Kameralverwalter Köhler hier fest­lich bewirtet wurden, beteiligten sich an der Fahrt. Zahlreiche Vereinsmttgliedcr sammelten sich zu einem gemeinsamen Mittagessen im Gasthausz. Schwa­nen" in Pfalzgrafenweilcr, von wo aus sodann der Abmarsch zu Fuß nach der Zinsbachmühle angetreten wurde. Dort erfolgte um 2'/» Uhr die Abfahrt und nahm bei herrlichem Wetter und fröhlicher Stimmung einen überaus schönen Verlauf.

Stuttgart, 6. Juni. Dem Komtte für die Errichtung der Bismarcksäule auf dem Gähkopf sind dieser Tage von einem Freunde der Sache 7000 als Beitrag für den Baufonds überwiesen worden. Damit sind die erforderlichen Mittel vollständig aufgebracht. Zu den Kosten der Einweihungsfeier, die am 16 Juli stattfindet, sind dem Komite von hier und auswärts, zum Teil sogar

AbonnunrrrtSpr. in d. Tiadt pr. Viertel). Ml. 1.10 incl. Trügerl. Dierteljährl. PostbezugSpreiS ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachv^r- ortsverlehr 1 Ml., f. d. sonst. Verkehr Ml. 1.10, Bestellgeld 20 P-g.

aus Amerika, beträchtliche Beiträge in Aussicht ge­stellt worden.

Stuttgart, 7. Juni. Heute früh wurde in der Schloßstraße ein 11 Jahre alter Knabe von einem Motorradfahrer angefahren und umgeworfen. Der Knabe, der im Gesicht verletzt wurde und über Schmerzen in der Schulter klagte, konnte sich in seine Wohnung begeben. Gestern nachm, sprang auf dem Stöckachschulplatz ein 8 Jahre altes Mäd­chen einem Radfahrer ins Rad, so daß beide zu Fall kamen. Das Mädchen trug Hautschürfungen davon, während der Radfahrer unverletzt blieb.

Wangen, OA. Cannstatt, 6. Juni. In­folge des Anwachsens der Schülerzahl werden hier 3 weitere Schullokale nötig. Zu diesem Zweck wird an der Wilhelmsschule der Kniestock samt dem Dachgebälk um 1,90 m gehoben. Die Arbeiten werden im Laufe dieser Woche durch die Firma Rückgauer ausgcführt.

Aus dem Eßlinger Bezirk, 7. Juni. Seit kurzem treten an den Bäumen, besonders bei Zwetschgen und Pflaumen die Raupen in ganz er­schreckender Menge auf. Die Bäume sind beinahe vollständig mit den Geweben der schlimmen Gäste überzogen. Leider sind die bis jetzt angewandien Mittel, um das Weitergreifen zu verhüten, erfolglos geblieben. Die Kirschenernte ist jetzt in vollem Gange. Der Preis ist schwankend und bewegt sich beim Engros-Veikauf zwischen 12 und 20 A. und im Detail zwischen 14 und 24 A per Pfund. Die Heuernte beginnt mir dem Eintritt des besseren Wetters und fällt nach Menge und Güte befrie­digend aus. Auch die Weinbergblüte hat begonnen und ist der Traubenansatz ein guter.

Hossin gen, 7. Juni. Gestern Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr zog lt.Neuer Albbote" ein schweres Gewitter über unsere Markung, welches an Gärten und Bäumen vielen Schaden verursachte. Die Hagelkörner hatten die Größe eines Taubeneis.

Tuttlingen, 7. Juni. Bei einem zwischen Cirkus- und Karusselleulen ausgebrochcnen Streit

Asuküslou» RochdrriS rirbolin.

Die Schwestern.

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Er zog einige Papiere hervor und warf sie auf den Tisch.Es sind gerade die richtigen Biedermänner, an die Du geraten bist. Bezahlt sind sie, aber es sollen auch die l-tzten sein. Noch weitere Worte zu verlieren, wäre Torheit und Schwäche. Du hast jetzt in dem einen Jahr, während welchem ich Dir Deine Freiheit gönnte, eine Summe von zwanz'gtausend Taler und darüber vergeudet, sicher sogar noch mehr, denn ich weiß ja leider nicht alles; aber ich bin auch auf das übrige gefaßt und auch das wird beglichen werden. Die Miete für dies Zimmer ist bezahlt. Nimm j tzt Deinen Hut, meine D.oschke fleht unten."

Er nahm den seinigen vom Tisch und trat einen Schritt zur Tür. Gustav mit bleichem Gesicht, zauderte.

Ich habe einen Freund hier zu erwarten!" stotterte er.

Du wirst hören, was Du zu erwarten hast!" Gebieterisch deutete der Vater zur Tür, und der Sohn, einschend, daß der Alte die Drohung wahr zu machen bereit, mit der er schon mehrmals ihn zur Umkehr zu zwingen versucht, nahm mit trotziger Miene den Hut und folgte.

Schweigend saßen beide nebeneinander, die lange Friedrichstraße hinauf­fahrend; Gustav vermied eS, rechts und links zu blicken: auch er glaubte, zum Aeußersten entschlossen zu sein, aber wenn er sich fragte, zu was, so pochte ihm

das Herz doch bange. Sein Trotz verrannte sich gleichsam in eine Sackgaffe. Nur eins stand klar vor ihm, daß er sich zu nichts zwingen lasten würde.

In der Fabrik angelangt, schritt der Vater ebenso schweigend mit ihm durch den weiten gepflasterten Hof, in deffm mit hohen Fenstern versehenen G-bäuden die geräuschvolle Tätigkeit der Maschinen und der Arbeiter herrschte. Den Sohn ließ diese sehr gleichgiltig, der Vater blickte umher mit kummervollem Auge. Wenn er starb, cr hatte ja Niemanden, dem er dies alles übergeben konnte.

Durch einen Seiten-Korridor, der an dem Bureaus entlang li f, führte er seinen Sohn in sein Privatkabinet, einen Raum, von d.fsin Fenstern man das Innere der Fabrik überschaute, und in dem jeder Gegenstand verriet, daß der Chef keine Bequemlichkeit kannte. Er lehnte den Ellbogen auf den Rand seines hohen Pultes und wandte sich zu dem Sohn.

Herr Schlepper, mein erster Disponent, hat heute von mir die Ordre erhalten, Dich im Komptoir an seine Seite zu nehmen und für Deine geschäft­liche Ausbildung zu sorgen. Du wirst von Morgen früh ab neben ihm an seinem Pulte arbeiten; pünktlich wie die anderen an demselben erscheinen und gehen; wirst mittags und abends mit mir speisen, wie ehedem. Den Arbeitern gegen­über wirst Du Dich benehmen wie der Sohn des Hauses, dem die Erhaltung und Förderung dessen, was ich geschaffen und was dereinst Dein eigen sein wird, gleich sehr am Herzen liegt. Ich rede zu Dir heute zum letzten Mal als gütiger Vater; weißt Du dies fortab nicht zu würdigen, so sprechen wir aus einer anderen Tonart!"

Rosa empfing inzwischen den Agenten Röter, der sich pünktlich rinstellte,