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luß der Anzeigen- 'nnahme^ 8 Uhr vorm. Fernsprecher Nr. 4

1 .

Neuenbürg, Samstag den 1. Januar 1916.

74. Jahrgang.

Telegramm des Wolsf'schen Büros an denEnztäler".

(WTB.) Den 30. Dezember, nachm. 4.30 Uhr.

Großes Hauptquartier, 30. Dezember. Amtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

In der Nacht zum 29. Dezember mißglückten englische Versuche, nordwestlich von Lille durch Ueberraschungen in unsere Stellung einzudringen.

Eine kleine nächtliche Unternehmung unserer Truppen südöstlich von Albert war erfolgreich und führte zur Gefangennahme von einigen Dutzend Engländern.

Am Hartmannsweilerkopf wurden gestern die in französischer Hand gebliebenen Grabenstücke zurückerobert.

Im übrigen fanden an vielen Stellen der Front Lei günstigen Beobachtungsverhältnissen zeitweise lebhafte Feuerkämpfe statt.

Auch die Fliegertätigkeit war beiderseits sehr rege. Ein feindliches Geschwader griff die Orte Werwizg-Menin und die dortigen Bahnanlagen an. Mmlärffcher Schaben ist nicht angerroyret, dagegen sind 7 Einwohner verletzt und ein Kind getötet. Ein englisches Flugzeug wurde nord­östlich von Cambrai im Luftkampf abgeschossen.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Südlich von Schlok sowie an mehreren Stellen der Heeresgruppe des Generals von Linsingen wurden Vorstöße der russischen Jagdkommandos abgewiesen.

Bei der Armee des Generals Grafen von Bo Ihm er wiesen österr.-Ungar. Truppen den Angriff starker russischer Kräfte gegen den Brückenkopf von Burkano an der Strypa ab. Neben starken, blutigen Verlusten büßte -er Feind etwa 900 Gefangene ein.

Balkan-Kriegsschauplatz:

Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung.

äM. Berlin, 29. Dez. Von unserem militäri­schen Mitarbeiter wird uns zu den heutigen Mit­teilungen der Obersten Heeresleitung geschrieben: Die französischen Anstrengungen in den Vogesen, die mit verhältnismäßig großen Truppenmassen'unternommen worden sind, haben bisher nur zu schweren Verlusten für die französischen Angreifer geführt. Sowohl am Hirzstein wie am Hartmannsweilerkopf erlitten die französischen. Angreifer schwere, blutige Verluste. Am Hirzstein gerieten sie in das Feuer der deutschen Ar­tillerie und wurden zersprengt, bevor sie noch sich den deutschen Linien auf gefährlichen Abstand nähern konnten. Am Hartmannsweilerkopf griffen die Fran­zosen ziveimal hintereinander an. Es gelang ihnen auch zunächst, in die deutschen Gräben einzuhringen, sie wurden jedoch bald wieder daraus vertrieben. In einzelnen Grabenstücken vermochten sie sich noch kurze Zeit zu halten, um dann aber auch diese zu räumen. - 7 - Im Luftkampfe verloren in den letzten Tagen die Engländer eine ganze Anzahl von Flugzeugen, darunter Großkampfflugzeuge aller stärkeren Typs.

Zum neuen 3ahr 1916.

Mit ernsten Blicken sehen wir dich schreiten.

Du neues, junges Jahr, zu uns heran.

Wie du aus tiefem, dunklem Schoß der Zeiten Betreten willst die ungewisse Bahn.

Und traurig bange hör ich manchen fragen:

Wann endlich wird der lichte Morgen tagen?

Denn nicht mit sanften Friedensglockentönen,

Mit Harmonie'« hast du dich eingestellt.

Ach nein, von Kampfgeschrei und Schlachtendröhnen Erfüllet steht ringsum die weite Welt.

Und atemlos mit innerstein Erbeben Hör ich den Schall zu mir Herüberschweben.

Horch wie es dröhnt durch des Gebirges Schluchten! Wie Donnergrollen hinterm Bergeswall!

Bis in der fernsten Täler stille Buchten Dringt her des Kampfes dumpfer Widerhall Und kündet, daß uns, ach! noch nicht beschieden Zum neuen Jahr der heißersehnte Frieden.

Doch ob auch Sorg ob unsrem Haupte wache.

Wir zagen nicht, wir halten mutig aus!

Der bisher treu gelenket unsre Sache,

Er wird sie führen herrlich groß hinaus.

Ja, deutsches Volk, wenn auch durch schwere Zeiten, Mit Gott iin Bunde wirst du sieghaft schreiten.

.rn >- 7/'»- ... scheue.

Auf das, was dir das alte Jahr gebracht?

Mit Segen durftest du die Felder bauen.

Zu Schanden ward der Hungerplan gemacht.

Und Korn und Früchte reich sind dir bescheret. Getreulich wardst versorgt du und ernähret.

Und sind nicht deine Heere tief gedrungen Wie Wettersturm in Feindesland hinein?

Ward Festung nicht um Festung rasch bezwungen. Nicht deutsches Land von Feindesscharen rein?

In Ost und West, von Eisen aufgetürmet Steht eine Mauer fest, die dich beschirmet.

So Großes hat die Welt noch nie gesehen.

So Herrliches ward nimmer noch vollsührt.

Als was durch dich in diesem Jahr geschehen.

Mit höchstem Ruhm seh ich dein Haupt geziert.

Und weit, bis an der Erde fernste Grenzen Für alle Zeiten wird dein Name glänzen.

Noch Größ'res als im alten wirst du schauen Jnr neuen Jahr, noch höher steigen auf;

Kein Gegner rings in weiten Erdengauen Wird hemmen dich in deinem Siegeslauf.

Und deine Marken werden weit sich strecken.

Und kraftvoll wird dein Arm sich drüber recken.

Dann wird dein Name groß und herrlich strahlen Vor allen Völkern auf dem Erdenrund,

Des Friedens lieblich Bild wird sich dann malen Auf deutscher Treue starkem Felsengrund.

Dann wird es wahr, daß erst am deutschen Wesen In Wahrheit wird die ganze Welt genesen, x. IV.

Wir gehen in ein neues Jahr hinüber voll schwerer und ernster Gedanken. Das alte Jahr war vom ersten bis zum letzten Tage ein Opfer des Welt­krieges. Immerzu donnerten die Kanonen und blitzten die Schwerter. Ganze Ströme von Blut haben die Mutter Erde auf so vielen Kriegsschauplätzen Europas und auch Asiens und Afrikas getränkt. Eine Unmasse von Vernichtung, ein endloses Sterben beherrschte die Zeit. Es wird auch das neue Jahr bis auf weiteres mit Unseligkeit erfüllen. Aber der große sittliche Gedanke, daß niemand mehr Liebe hat als der, der sein Leben läßt für seine Brüder, wird die deutsche Nation fest und stark erhalten. Alles Sterben bedeutet doch schließlich das Erwachen zu neuem Leben und alles Lebendigwerden hängt mit irgend

einem Sterben zusammen. Wir haben wieder ge­lernt, was nationale Pflicht ist; aus schlichten Men­schen sind Helden geworden. Der Geist der Zersetzung, der unsere Volksgesundheit einst bedrohte, ist durch den Krieg hinweggeweht und wir sind auf unge­zählten Schlachtfeldern, wo allen gleiches Schicksal gilt, wieder ein einzig Volk von Brüdern geworden. Wir sehnen uns nach dein Frieden und erhoffen ihn mit ganzem Herzen von dem neuen Jahre. Aber wir wissen auch, daß wir ihn selbst erkämpfen müssen, daß wir des Glückes eigene Schmiede sind und die Stunde der Erlösung aus all diesem Uebcl uud Leid von Gott erwarten müssen, der uns bis jetzt so gnädig geführt hat und der unsere Pflichttreue auch ferner krönen wird, auf daß der Sieg unserer Waffen dem Frieden seinen Inhalt gebe. Denn das ist die Wahrheit: dieses Völkerringen wird nicht nur über das Schicksal des deutschen Volkes, sondern unmittel­bar und mittelbar über die zukünftige Gestaltung des wc'taus größten Teiles der Erde entscheiden. Unsere Fc' 'de haben sich von Anfang an auf das Prophe­zeien verlegt. Sie sind damit kläglich gescheitert. Wir könnten heute eher schon einen Ausblick in die Zukunft eröffnen, aber Deutschland lehnt dergleichen ab. Es ist wortkarg im Vergleich mit der Bered­samkeit der Gegner und wir haben es ja auch gar nicht nötig, die eigenen Volksgenossen mit Vorspie­gelungen zu trügen. Bei uns ist nicht deklamiert, sondern gehandelt worden. Wir sprechen auch noch nicht non. den Krieasftelen. die wir ,,ns ftsVk nach 17 Kriegsmonaten noch nicht höher gesteckt haben, als daß sie uns gegen spätere neue Angriffe schützen sollen und sichere Grundlagen bieten müssen für die Betätigung des deutschen Unternehmungsgeistes.

Wer die Ergebnisse des Jahres 1915 in großen Zügen prüft, kann nicht leugnen, daß die Feinde bei allen ihren Unternehmungen gescheitert sind. Nichts an Tatsachen ist auf die pomphaften Ankündigungen der Gegner über den Schutz und die Rettung Ser­biens durch den Vierverband, über die Beteiligung Italiens an der Balkanexpedition, die Hilfe Ru­mäniens und die Dienstbarmachung Griechenlands gefolgt. Voriges Jahr kündeten die Engländer mit riesigem Wortschwall eine Kitchener-Armee von drei Millionen an samt der berühmten Frühjahrsoffensive in Frankreich und Flandern, die dann im Herbst er­neuert wurde, um unsere Linien zu durchbrechen und uns über den Rhein zurückzuwerfen. Alles ist kläg­lich gescheitert. Jetzt prahlt England mit einer neuen Viermillionen-Armee des Lord Derby und kündigt eine neue Frühjahrsoffensive an. Die Franzosen sind stiller geworden. Sie haben allmählich begriffen, daß die Engländer reden und ihnen das Handeln überlassen. Selbst wenn England die allgemeine Wehrpflicht einführt, uns Deutsche kann es nicht schrecken. Wir prahlen nicht mit den Millionen unserer Soldaten, wir haben sie. Wir erfüllen nicht die Welt nrit Geschrei über die Munitionsbeschaffung, bei uns ist sie da. Unsere Feinde dürfen wahrlich j von sich sagen: Mit unserer Macht ist nichts getan. Ob sie neue Generale ernennen, die Uneinigkeit schwindet nicht; ob der Zar den Oberbefehl über sein unglückliches Kanonenfutter niederlegt und dem neuen Kriegsminister überträgt, der Mangel an Organisation wird dadurch nicht aufgehoben; ob die Italiener von neuem gegen die Befestigungen an: Jsonzo und dem Alpenwall anrennen, sie werden dort auf denselben Widerstand stoßen wie bisher. Es kann schon sein, daß die Entscheidung an der Westfront fällt. Auch in den letzten Wochen hat es an Abtastungsversuchen der gegnerischen Stärke nicht gefehlt; mit welchem Erfolg, haben unsere braven Landwehrleute z. B. am Hartmanusweilerkopf gezeigt. Die Engländer wissen aber, daß die Westfront allein für sie noch nicht den höchsten Einsatz in diesem blutigen Kartenspiel be­deutet; die Ernennung Kitcheners zum Vizekönig von Indien beweist, wie sehr sie um die Quelle ihrer Kraft sorgen, und das Eingreifen der Senussen im