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Fernsprecher Nr. 4.
.M 205.
Neuenbürg, Freitag den 24. Dezember 1015.
73. Jahrgang»
Telegramm desMolff'schen Büros an den „Enztäler".
(WTB.) Den 23. Dezember, nachm. 3.20 Uhr.
Großes Hauptquartier, 23. Dezember. Amt!.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In heißem Ringen nahmen gestern die tapferen Regimenter der 82. Landwehrbrigade die Kuppe des Hartmannsweilerkopfes zurück. Der Feind erlitt außerordentlich schwere, blutige Verluste und ließ 23 Offiziere, 1530 Mann als Gefangene in unseren Händen. Mit der Ausräumung einiger Grabenstücke am Nordhang, in denen die Franzosen noch sitzen, find wir beschäftigt. — Die Angaben im französischen Tagesbericht von gestern abend, es seien bei den Kämpfen um den Kopf am 21. Dezember 1300 Deutsche gefangen worden, ist mindestens um die Hälfte übertrieben. Unsere gesamten Verluste einschließlich aller Toten, Verwundeten und Vermißten betragen, soweit es sich bisher übersehen läßt, etwa 1100 Mann.
Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von Bedeutung.
Oberste Heeresleitung.
äpir. Um dieselbe Zeit, in der im vergangenen Jahre die große französische Offensive einsetzte, haben die Franzosen zur Angriffstätigkeit eingesetzt. Im ersten Kriegsjahre hatten sie im Verein mit den Engländern Flandern zum Schauplatz ihrer Angriffe gewählt, in diesem Jahre haben sie in den Vogesen die Offensive ausgenommen. Es ist ihnen gelungen, mit einem Ansturm die Kuppe des Hartmannsweilerkopfes zu nehmen. Am Hilsenfirst, am Hirzstein und bei Mezeral griffen sie gleichfalls mit starken Kräften an. Ein Teil der eroberten Stellungen am Hartmannsweilerkopf konnte ihnen wieder entrissen werden.
Weihnacht.
Von Prälat Dr. v. Hermann, ep. — Weihnacht ist das Fest der deutschen Familie und das soll es auch 1915, im zweiten Kriegsjahr, bleiben. Wohl müssen Heuer die Christbäume etwas spärlicher mit Lichtern geziert werden, damit wir genug Kerzen für unsere Krieger in den Schützengraben und in den Unterständen behalten. Aber der Christbaum selbst, der Schmuck der deutschen Weihnachtsstube, grünt auch Heuer im deutschen Wald und findet seinen Weg wie sonst in den Palast und in die Hütte — ein Wahrzeichen für die Hut, die den deutschen Boden umschirmt. Wohl hat auch da und dort die Bescherung für die Familienglieder eingeschränkt werden müssen, damit den draußen Kämpfenden das Notwendige und das Herzerfreuende bei ihrer Weihnachtsfeier nicht fehle. Aber die Augen der Kinder strahlen nur um so Heller, wenn sie wissen: wir haben durch unser Verzichten dem Vater, dem großen Bruder zu seiner Weihnachtsbescherung im Feld etwas beisteuern dürfen. Ja, wie fühlt man sich gerade am Fest so nah den Lieben in der Ferne, die für uns so entbehren, so sauer sichs werden lassen, so mutig aushalten, damit wir so sicher in der trauten Heimat Weihnacht feiern können. Die Augen, die das teure Bild eines im Kampf Gefallenen heute so deutlich vor sich sehen, sie werden freilich auch vom Lichterglanze des Christbaums nicht entstört. Aber nur um so fester schließen sich die Dagebliebenen aneinander an und wissen: wir müssen einander den ersetzen, der auch für uns das Leben gelassen hat. So ist es eine ernste, aber doch eine dankerfüllte Feststimmung, aus der heraus diesmal die Weihnachtslieder erklingen, und in die hinein die nie
veraltete Botschaft von der Wundertat der göttlichen Liebe ihren Weg sucht: Ehre sei Gott in der Höhe!
Weihnacht ist das Fest der deutschen Familie, aber es ist zugleich das Fest des deutschen Volkes, das Heuer mehr denn je als eine große Familie sich fühlt. Eine englische Zeitung hat jüngst darüber gespottet, daß das rings von Feinden umgebene Deutschland samt seinen Bundesgenossen eine belagerte Festung sei, und in die nichts hinein- und ans der nichts herausgelassen werde. Das Gleichnis hinkt zwar bedeutend; unsere Unterseeboote sind stets unter dem Ring hindurchgeschlüpft, und unsere Heere haben ihn im Südosten gesprengt. Aber wir wollens einmal gelten lassen! Die Feinde haben Deutschland eingeschlossen; sie haben es auch zusammengeschlossen zu der heiligen Einheit, in der alle sich als Brüder und Schwestern fühlen müssen. Das haben die Feinde nicht gewollt. Das haben wir selber nicht gemacht. Das ist von Gott uns geschenkt und ist heutze noch das große Wunder, wie am Anfang des Krieges. Darin gipfelt auch unsere heurige Weihnachtsfeier. Das kommt zum Ausdruck in unseren Kirchen. Einmütig sammelt sich in ihnen der Kern des deutschen Volkes. Wie herzlich strömt da in unfern Weihnachtsliedern das aus, was des Volkes Seele in Dank und Anbetung bewegt! Wie mächtig stärkt es unfern Mut, wenn aus der Weihnachtsgeschichte heraus uns das Losungswort entgegentönt: Immanuel, Gott mit uns!
Wie verlangend lauschen wir der Verheißung: Friede aus Erden! Freilich der Friede muß erkämpft werden. Welch heißen Kampfesweg hatte der in Bethlehem Geborene hinter sich, als er, ein Sieger über Tod und Grab den Seinigen zurufen konnte: Friede sei mit Euch! Aber darum ist auch das „Friede auf Erden" nicht im inneren Widerspruch mit der furchtbaren Kampsesaufgabe, die jetzt aus unsrem Volke liegt, sondern leuchtet als köstlicher Siegespreis unfern Kriegern voran, ja erlischt auch nicht vor dem Auge derer, die, treu bis in den Tod, Jesus nacheifern und ihr Leben einsetzen für den dem Vaterland zu erringenden Frieden.
So wollen auch wir friedlich in der Heimat Weihnacht Feiernden nicht matt und entschlußlos sein, sondern treu uns einen um das Panier: Ehre sei Gott in der Höhe! Diejenigen aber, die von unserer weihnachtlich angefachten Vaterlandsbegeisterung zu allererst etwas spüren sollen, die brauchen wir nicht weit zu suchen. Das sind die Witwen und Waisen der Gefallenen, die verstümmelten, in ihrer Erwerbstätigkeit dauernd geschädigten Opfer des Kriegs. Weihnachten zeigt sie uns als unsre Brüder und Schwestern; sie sind zugleich dessen Geschwister, der gesagt hat: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Wann sendest Du der Engel Botenheer?...
Zum Weihnachtsfeste 1915.
Erfüllung kündend durch die Winternacht Strahlt froh ein Stern mit reichem Lichtgefunkel; Der lockt bedrückter Seelen Sehnsucht sacht Zu lichtern Höh'n aus irdisch trübem Dunkel. . . Ob längst auch wohl die kühle Wissenschaft Dem Himmelslichte andern Namen kürte:
Uns blieb's mit seiner stillen Wunderkraft
Der Weihnachtsstern, der einst die Weisen führte!...
Der Stern, in dessen tröstlich klarem Licht Die Engelsboten frommen Hirten sangen:
Ihr armen Erdenkinder, fürchtet nicht Den Bann der Nacht, die Euch noch hält umfangen! Der Erde Leid versiegt. . . Aus slücht'gem Pfad Entweicht die kalte Selbstsucht Euren Toren!
Die hehre Zeit des lichten Friedens naht:
Der Heiland ward in dieser Nacht geboren !
Du hoffnungssel'ger. Christnachtfriedenstraum,
Senk' Deinen Trost auch heut' in unsre Herzen! Laß schimmern, lieber deutscher Tannenbaum, Daheim und draußen festlich deine Kerzen!
Sie sollen uns ein Bild der Liebe sein.
Die sich verzehrt in reinen Opferslammen;
Die treu umschließt in innigem Verein Uns alle, die von deutscher Erde stammen! . . .
Zweitausend Jahre bald verheißungsvoll Klingt Deine Botschaft, Christnacht, durch die Lande! Doch harte Selbstsucht, grimmen Neides Groll, Schlugst Du noch immer nicht in sichre Baude!
Die Heuchler starben noch nicht aus, die gern Des Welterlösers Namen betend nennen.
Doch seiner schlichten Opserliebe fern.
Dem Nächsten nicht das Licht der Sonne gönnen!...
In fremdem Land, auf bitterernster Wacht,
Stehn drum noch immer Deutschlands tapfre Recken, Und feiern wehmutvoll die heiljge Nacht Zunl zweitenmal, umringt von Kampf und Schrecken... Gottvater, Lenker überm Sternenmeer,
Dem kund viel tausend Seufzer heute werden: Wann sendest Du der Engel Botenheer,
Daß Frieden, wirklich Frieden wird auf Erden? . . .
Nachdruck verboten. A. R.
RunSschau.
Neuenbürg, 23. Dez. 1915.
Die stille, heilige Nacht wird auch Heuer wieder aus einem großen Teile dieser Erde vom Kanonendonner ertönen. In die frommen Gesänge der daheim um den Christbaum Versammelten werden sich draußen an der Front die gellenden Rufe der Kämpfer mischen, die dieser fluchbeladene Weltkrieg nicht zur Ruhe kommen läßt. Der Friede auf Erden, den der Himmelsbote in der Geburtsstunde des Heilands den Menschen kündete, die guten Willens sind, ist gescheitert an dem bösen Willen unserer Feinde. Denn es ist ein altes Sprüchwort: „Verbunden in Sünden, kann den Frieden nicht finden; verbunden in Gott, hält auf Leben und Tod." Die Staatsmänner in Paris und London haben die von ihnen betörten Völker in ein so engmaschiges Netz der Lüge und falscher Hoffnung verwickelt, haben ihnen noch vor kurzem ebenso ivie die italienischen Minister den nahen Sieg vorgegaugelt, daß sie heute, selbst wenn sie wollten, aus der abschüssigen Bahn ihrer Abenteurerpolitik keinen Halt fänden, kein Vertrauen bei den eigenen Nationen. So müssen sie den Fluch der bösen Tat auskosten, daß sie fortzeugend Böses muß gebären. Wir aber gedenken in inniger Dankbarkeit der tapferen Brüder im Felde und unserer wackeren Bundesgenossen, die auch in dieser geweihten Nacht dem Gegner die Brust darbieten und mit Gewehrsalven, mit Bajonettstößen und tönendem Hurra, vielleicht unter Strömen eigenen Blutes, uns die Möglichkeit schaffen, ungestört und in guter Zuversicht, voll Glaube und Hoffnung an die Gerechtigkeit unserer Sache, an Gottes Beistand und die Zukunft des Vaterlandes uns in das Wunder der Weihnacht zu vertiefen, von dem schon Gellert sagte: „Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still." Das ist es, was wir uns allen als Augebinde unter den Christbaum legen wollen. Im Glanze seiner Kerzen wollen wir auch die Pflicht nicht vergessen, die wir gegen uns selber haben. Hat uns Hindenbnrg die Pflicht zur Härte gegen den Feind gelehrt, weil er uns die Segnungen des Friedens nicht gönnen null, so müssen wir in der Heimat immer noch besser lernen, gegen uns selber hart zu werden, statt wehleidig über die Not der Zeit zu klagen. Unsere Feinde haben sich die völlige Vernichtung Deutschlands als Kriegsziel gesetzt; der Ausgang dieses Kampfes sollte das Schicksal des Deutschtums auf der ganzen Welt für Jahrhunderte entscheiden. Ist es da nicht selbstverständlich
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