des CnMlcrs.
Ausgegeben: Neuenbürg, den 23. Dezember 1915, mittags 12 Uhr.
Der Krieg.
Telegramm des Wolss'schen Büro- an den „Enztäler".
(WTB.) Den 22. Dezember, nachm. 3.30 Uhr.
Berlin. (Amtlich.) Seine Majestät haben die beabsichtigte Weiterreise zur Front «egen einer leichten Zellgeweveentzündung, die Aller- höchstdenselben zwingt, einige Tage das Zimmer zu hüten, verschieben müssen.
(WTB.) Den 22. Dezember, nachm. 3.30 Uhr. Großes Hauptquartier, 22. Dezember. Auttl. Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Franzosen griffen am Nachmittag unsere Stellungen am Hartmannsweilerkopf und am Hirzstein (nördlich von Wattweiler) unter Einsatz erheblicher Kräfte an. Es gelang ihnen, die Kuppe des Hartmannsweilerkopfes, die nach den offiziellen französischen Berichten allerdings schon seit Ende April in französischem Besitz gewesen sein soll, und ein kleines Stück am Hilsen- first zu nehmen. Ein Teil der verlorenen Stellung am Hartmannsweilerkopf ist heute vormittag bereits zurückerobert.
Ein Angriff bei Mezeral brach vor unserer Stellung zusammen.
Auf der übrigen Front bei unsichtigem Wetter und Schneetreiben nur geringe Gefechtstätigkeit.
Oestlicher- und Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
Stuttgart, 22. Dez. Gestern nachmittag hat sich das Königspaar mit Gefolge nach dem Bahnhof zum Empfang der ans Konstanz eintreffenden Anstauschverwundeten begeben. Der König und die Königin begrüßten die Verwundeten einzeln und unterhielten sich während der Speisung mit ihnen.
Stuttgart, 23. Dez. Der Armeeführer Generaloberst Herzog Albrecht von Württemberg begeht heute seinen 50. Geburtstag. Der Herzog war früher Generalinspekteur der 6. Ärmeeinspektion und erhielt bei Kriegsausbruch den Oberbefehl über die damalige 4. Armee übertragen. Sein Name ist mit dem denkwürdigen Siege dieser Armee am Semois in den Augusttagen des Vorjahres ruhmvoll verknüpft. In Flandern hatte der Herzog an der Spitze einer- neu gebildeten Armee ebenfalls erfolgreichen Anteil an den Kämpfen Lei Ypern. — Der Herzog ist seit 1902 Witwer; feine Gemahlin, die ihm nach zehnjähriger glücklicher Ehe entrissen wurde, war eine Schwester des ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich. Der Herzog hat 6 Kinder; seine drei Söhne stehen seit -Knegsbeginn im Felde. Mit den herzlichsten Wünschen gedenkt das Schwabenvolk am heutigen Tage seines Thronfolgers.
Hannover, 22. Dez. (WTB.) Seine Exzellenz der General der Infanterie von Emmich, kommandierender General des 10. Armeekorps, ist hier heute morgen gegen 8 Uhr sanft entschlafen. General der Infanterie, Otto von Emmich, der Eroberer Lüttichs, ist im Alter von 67 Jahren verschieden; mitten im Weltkrieg, der seinen Siegernamen der Geschichte eng eingeprügt hat, ist er eines sanften Todes gestorben. Es ist eine Trauerkunde, die uns schwer ergreift. Der Name Emmich tönt uns immer noch mit Trompetenton aus den Siegestagen im August 1914 entgegen.
Berlin, 22. Dez. Sämtliche Berliner Abendblätter widmen dem verstorbenen General v. Emmich ausführliche Nachrufe und betonen, daß er in der Geschichte des deutschen Volkes für alle Zeiten fortlebe als der Eroberer Lüttichs.
Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Aus Amsterdam wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Der holländische Kriegsminister teilte mit, daß mit dem Bau des Forts von Vlissingen, gegen den vor dem Kriege von England und Frankreich eine außerordentliche Propaganda getrieben worden ist, fortgefahren werden soll, da die Gründe, die zum Bau des Forts Anlaß gegeben hätten, ungehindert fortbeständen. Bei der Anlage des Forts wird den im jetzigen Kriege gemachten Erfahrungen Rechnung getragen werden.
Konstantinopel, 21. Dezbr. Die Zeitung „Hilal" begrüßt den Plan, zu allen Zweigen der ottomanischen Verwaltung deutsche Reformatoren zuzulassen, und drückt die Ueberzeugung aus, daß die deutsche Mitarbeit für die Türkei von höchstem Nutzen sein werde.
Frankfurt, 22.Dez. (GKG.) Die „Frkf. Ztg." meldet aus Genf, 22. Dez.: Der Korrespondent der „Franks. Ztg." erfährt von vorzüglich unterrichteter finanzieller Seite, daß auf die amtlich bekannt gegebene Zeichnung von 14 Milliarden auf die französische Siegesanleihe nur 4 Milliarden bar gezeichnet wurden. Der Rest besteht aus Konvertierungen.
Mailand, 22. Dez. Laut Schweizer Blättern erreichte eine seit Kriegsbeginn gewissenhaft geführte Statistik über die bekannt gegebenen italienischen Offiziersverluste die Zahl 3000, woriu die Offiziersverluste der letzten Novembertage mit inbegriffen sind.
Köln, 22. Dcz. (GKG.) Der „Köln. Zeitung" zufolge entnimmt die „Neue Züricher Zeitung" einem ^ Privattelegramm, daß ein großer Teil der italienischen Genietruppen sowie der Telegraphisten und Telephonisten von der österreichischen Front abberufen sei, um nach Albanien eingeschifft zu werden.
Berlin, 22. Dez. Aus Basel wird dem „Lokalanzeiger" gemeldet: Die „Basler Nachrichten" melden aus Rom: Zahlreiche englische Offiziere treffen mit den letzten Schnellzügen aus Turin und Frankreich ein. Sie fallen bereits sehr auf. Da ihr Aufenthalt sich verlängert, wird auf eine gemeinsame italienischenglische Aktion geschloffen.
London, 22. Dez. (WTB.) Reuter meldet: Das Unterhaus hat die Vorlage, die eine Vermehrung des Heeres um eine Million Mann vorsieht, einstimmig angenommen.
Paris, 22. Dez. An der Pariser Börse sind die Aktien der Suezkanal-Gesellschaft, deren Kurs vor dem Krieg über 6000 Franken stand, auf 3979 Franken gesunken.
New-York, 22. Dez. (WTB.) Reuter meldet m Der kanadische Premierminister Sir Robert Borden^ sprach bei einem Bankett der New England Society und erklärte, Kanada sei ebenso fest entschlossen wie das Mutterland, daß der Krieg nicht durch einen Frieden, der keine Entscheidung brächte, beendet werden soll.
Wien, 22. Dez. Wie sich das „Neue Wiener Journal" laut „D. T." aus Bukarest drahten läßt, ereignete sich in den letzten Tagen in Kronstadt bei der Herstellung von Pyrotolinin ein schwerer Zündschlag. Das Krachen des in die Lust gehenden Sprengstoffes war so stark, daß man es in Petersburg hörte. 18 Arbeiter wurden getötet, 27 schwerverletzt, und von diesen sind weitere 4 ihren Verwundungen erlegen.
Rotterdam, 22. Dez. Pariser Nachrichten besagen lt. „D. T.", daß die Unterhandlungen zwischen dem Vierverband und dem griechischen Kabinett noch immer nicht zu einein Ergebnis geführt haben, wie es der erstere wünscht. Als ein bemerkenswertes
Zeichen für die gereizte Stimmung des Vierverbands gegen Griechenland darf man es wohl ansehen, daß sich die Pariser Blätter in gehässigen Angriffen auf Griechenland ergehen, besonders seit dem Wahlsiege des Ministeriums Skuludis.
Berlin, 22. Dezember. Aus Wien meldet die „National-Zeitung": Aus Athen wird gemeldet: Die griechische Kammer tritt am 12. Januar zusammen. Außer in Athen kam es am Wahltag auch in Serres und Larissa zu großen Kundgebungen für die Haltung der Regierung und des Königs in der Neutralitätsfrage. — Der Zusammenbruch des Gallipoli-Unter- nehmens der Entente ruft in Athen Begeisterung hervor, weil man von dieser Tatsache das Ende des Balkankrieges erwartet. Vor den Redaktionsgebäuden der großen Athener Zeitungen kam es bei der Veröffentlichung der Nachricht von Gallipoli zu stürmischen Demonstrationen gegen die Entente.
Letzte Nachrichten u. Telegramme.
Den 23. Dezember 1915.
Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Budapest wird der „Voss. Ztg." berichtet: Der „Pester Lloyd" erfährt aus Bukarest: Das rumänische Ministerium des Innern erhielt folgenden Bericht: Um '/-10 Uhr am Dienstag erschien ein russisches Geschwader vor Baltschik. 4 Torpedojäger nahmen die Richtung gegen Warna und gaben 50 Schüsse ab.
Aus Baltschik wird gemeldet, daß ein Teil der russischen Flotte, die in der Ekrenebucht versteckt und nicht bemerkt worden war, das Feuer gegen die bulgarische Grenze eröffnete. Die Geschosse fielen auf rumänischen Boden, insbesondere auf das Städtchen Kamst.- Um '/-12 Uhr zog sich die Flotte zurück. Am Abend in Baltschik von der Grenze eingetroffene Personen behaupten, daß die russische Flotte hinter Kaliagre versteckt sei. Von Baltschik aus konnte man mit freiem Auge sehen, wie 3 Kreuzer und 2 Torpedoboote Warna beschösse n. Von Warna aus wurde die Beschießung nicht erwidert. * '
Genf. (Priv.-Tel.) Der Spezialkorrespondent des „Journal des Genevc" in Saloniki drahtet lt. »Frkf. Ztg.": Die griechische Regierung habe erklärt, daß sie den Zentralmüchten nach den getroffenen Abmachungen die gleichen Vorteile und Erleichterungen gewähren müsse, wie den Verbündeten.
Berlin. (Priv.-Tel.) Der „Berl. Morgenpost" wird aus Genf gemeldet: Pariser Meldungen kündigen für den Schluß des Jahres den Rücktritt des Kabinetts Briand an. Von Briand nahestehenden Kreisen wird erklärt, daß diese Gerüchte auf Vivi- ani und dessen Freunde zurückzuführen sind.
Newyork. (Priv.-Tel.) Die „Evening Post" behauptet lt. „Franks. Ztg.", Wilson entsende seinen Freund, Oberst House, nach Europa zur Untersuchung und Berichterstattung über die Friedensaussichten.
Zalls Sie Sen Lnztäler
für das 1. Vierteljahr 1916 bei Ihrer Post oder Ihrem Postboten oder Ihrem Austräger noch nicht bestellt haben, so bitte, tun Sie es alsbald, da sonst ein pünktliches Erscheinen der ersten Nummern des neuen Jahrganges in Frage steht.
Truck und Verlag der C. M.e e h'schen Buchdruckerei des Enztülers. — Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.