Wien, 10. August. (WTB.) Aüülich wird vom 10. August mittags verlautbar: Die Verfolgung des aus dem Weichsellande weichenden Gegners dauert an. Auch das Wieprzknie bei Kock ist an mehreren Stellen überschritten. Weiter östlich in der Front bis zum Bug nahmen unsere Verbündeten eine Reihe von feindlichen Nachhnlftellungen. Bei Czernelicr auf dem Südufer des Dnjeftr bemächtig' ten sich Landwehrregimenter einer b rücken kopfartigrn Stellung, welche die Russen bisher hartnäckig zu behaupten wußten. Der Feind flüchtete über den Fluß uud ließ 22 Offiziere und 2800 Mann als Gefangene, sowie 6 Maschinengewehre, viel Fuhr' werk- und zahlreiches Kriegsmaterial in unserer Hand. Auf dem italienischen Kriegsschauplatz hielten die täglichen Geschützkämpfr an der Südwest­front auch gestern an. Im Görzischen und bei Plawa steigerten sie sich zuweilen zu bedeutender H.fftigkeit. Drei italienische Angriff« gegen den nach Westen vvrspringenden Teil des Plateaus von Doberdo und ein Vorstoß des Feindes bei Zagora (südöstlich Plawa) wurde abgewiesen. Sonst hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Frankfurt. 10. Aug. (GKG.) Aus Cstasso meldet dieFrkf. Zig.": In Rom laufen jetzt wieder, wie im vergangenen Februar. Gerüchte von Zusam­menziehungen deutscher und österreichischer Kräfte an der serbischen Grenze um. die durch Oftserbien und das Timoktal nach Bulgarien und Konstantinopel marschieren sollen. Auch in London laufen nach italienischen Meldungen dieselben Gerüchte um, doch hält die englische Presse es nicht für wahrscheinlich, daß die Deutschen ihre Kräfte ans einige Ziele ver­zetteln.

London. 10. Aug. (WTB.) In der ..Daily Mail" schreibt ein Oberst, daß ein lebhafter Handel mit ärztlichen Zeugnissen über Untauglichken zum Kriegsdienste stattfinde. Tatsächlich untaugliche Leute meldeten sich zur Untersuchung und verkauften dann ihre ärztlichen Bescheinigungen.

In Nordamerika ist man nach den Berichten der nordamerikanischrn Zeitungen mit der Antwort Englands auf den Protest Amerikas wegen der Schädigung des amerikanischen Handels durch Eng­land sehr unzufrieden, und verlangen die amerikanischen Zeitungen sofort die Absendung einer neuen und schärferen Note an England. England verlange nach wie vor die Kontrolle und den maßgebenden Einfluß auf den ganzen Welthandel, und diese Art englischer Politik müsse verhindert werden. Das ist ja auch die Meinung Deutschlands, und da könnten ja Deutsch­land und Nordamerika Hand in Hand gegen Eng­land vorgehen.

Berlin. 10. Aug. (WTB.) Zu der russischen Meldung, daß bei einem großen deutschen Flotten­angriff auf den Rigaischen Meerbusen drei deutsche Kriegsschiffe verloren gegangen seien, erfahren wir von zuständiger Stell«, daß es sich um keinen großen Angriff, sondern um eine Erkundigung besetzter Minensperren handelte und daß lediglich zwei kleine Minensuchboote verloren gingen. Die Nachricht von dem Verlust dreier deutscher Kriegsschiffe ist frei erfunden.

Berlin, 4. August. Die Frage, wohin die englische Flotte sich vor den deutschen II.-Booten und Luftschiffen geflüchtet hat, wird jetzt anscheinend von amerikanischer Seite beantwortet. Aus Newysrk, 25. Juli, wird denContinental Times" berichtet: Sicherem Vernehmen nach ist das Geheimnis des Aufenthaltortes der britischen Flotte nunmehr ent­hüllt; sie ankert in Seapa Flow, einer breiten, wunderbar geschützt liegenden Bucht an den Orkney einer so gut beschirmten Stätte, daß sie vom Meer aus unsichtbar bleibt. Die Entdeckung ging durch einen Matrosen eines neutralen Schiffes vor sich, das nach Kirkwall gebracht worden war. Der Ma­trose erklomm einen Hügel, der einen Ueberblick über Seapa Flow bildet, und schaute von dort im schönen, ausgedehnten Hafen ankernd die gesamte britische Flotte. Er zählte seiner Aussage nach über 70 Kriegs­schiffe, große Dreadnoughts, erstklassige Panzer und andere Einheiten von Linienschlachtschiffen aller Art zusammen mit hundert Zerstöreren und einer großen Flotille von Unterseebooten, neben einer großen Menge von Transportschiffen. Admiral Fisher war, so heißt es. der Urheber des Gedankes. die Basis der britischen Flotte hierher zu verlegen. Schon seit Kriegsbeginn, im Anschluß an die Versenkung desAudacious" vor der Nordküste Irlands, hatte man die Vermut­ung gehegt, die britische H-imalflotte werde in jenen Gewässern versteck! gehalten. Aber das klang un­wahrscheinlich. denn dann hätte sie nm England oder Schottland herumfahren müssen, um im Falle eines deutschfeindlichen Vorstoßes die Nordsee zu erreichen.

Ihr jetziger Sammelplatz überwindet dieses Hinder­nis; es ist nur 400 englische Meilen vom Kieler Kanal entfernt. (Wenn wir vorstehende Neuigkeit von einer größeren Zeitung auch für unser« Leser übernehmen, so möchten« wir doch ein gelinder Zweifel darüber bestehen, ob es dem Matrosen bei seinem Blick von des Hügels Höhe herab, auch wirklich möglich gewesen sein wird, die Zahl der Schiffe, groß und klein, so genau festzustellen, wie dies im Vorstehenden zu lesen ist. Die Red s

Der bekannte Staaisrechtslehrer der Universität Straßburg. Professor Laband, war vor kurzem das Ofec eines nächtlichen Ueberfalls. Als er gegen Mitternacht in Straßburg eine Dame der Gesellschaft auf der Straße gegen die Zudringlichkeit eines jungeu Mannes zu schützen versuchte, wurde er von dem Sohne des Fabrikanten Roos in Kehl niedergeschlagen. Der Täter wurde festgenommrn. Professor Laband hat sich vm den Folgen des Ueberfalls wieder erholt.

MüfltLmberg.

Gmünd. 6. August. Wie ungewöhnlich schwer der Krieg auf unserer Stadt mit ihrer einseitigen Industrie lastet, erhellt deutlich aus dem ftädt. Vor­anschlag für 1915 Da di« meisten Betriebe still- stehen, ergibt sich voraussichtlich beim Gas- wie beim Elekirizitätswerk ein großer Einnahmeautfall. Wegen des Ausfalls an Steuern werden die Gesamteinnahmen mit nur 564800 ^ angenommen gegen 660 700 im Vorjahr. Die Gesamtausgaben sind auf 1 297 000 ^ geschätzt. Somit bleibt ein Mangel von 732 200 einschließlich 114400 Amts­schaden. Deckung ist geplant durch 90 000 Rest- mittel. eine Gemeindeumlage von 15,5 Prozent (im Voffähr 10 8 Prozent) Erhebung einer Gemeinde- einkommenfteuer in Höhe von 75 Prozent (im Vor­jahr 69 Prozent, sowie durch Aufnahme einer An­leihe von 125000

Backnang, 6. August. Reicher Obsterlrag. Bei der Versteigerung des städtischen Allmandobftes wurden für den zu 3780 Simri geschätzten Ertrag 6635^ erzielt (pro Simri 1.75 Die gesteigerte Obst­zucht der Stadt bat sich dadurch bestens bewährt, floß doch der Stadtkasse noch nie eine solch hohe Summe für den Obftertrag zu Auch im Bezirk wird ein reichlicher Obstsegen erhofft.

Die württ. Landesgetreidestelle. Zum Vorstand der Landesgetreidestelle, die ihren Sitz in Stuttgart (Untere Bachstraßr 4, Fernspc. 7621, hat, ist Oberamtmann Dr. Schall ernannt worden. In den Beirat der Landesgetreidestelle wurden durch das Ministerium des Innern berufen: Dir. Brändle der Stuttgarter Bäckermühlr Eßlingen. Sekr. Joh. Fischer in Heilbronn, Oberamtmann Fender in Ba­lingen, Mühlenbesitzer Heller in Schwab. Hall. Ober­bürgermeister Dr. Keck in Göppingen. Landesökono­mierat Länderer in Kirchberg Oberamts Sulz, Oberbürgermeister Lautenschlager, Mitglied des Auf­fichtsrats der Reichsgetreidestelle und als dessen Stell­vertreter Gemeinderat Dr. Dollinger in Stuttgart. Arbeitersekretär und Gemeinderat Mattutat in Stutt­gart, Bäckermeister Heinrich Müller in Stuttgart (Neue Brücke), Dir. a. D. v. Strebe! in Stuttgart, Komm. Rat Stüber, Vorstand der Landesprodukten- behörde in Stuttgart. Konsumvrreinsdir. Widmayer in Stuttgart.

Heu- und Strohprerse. Am Samstag, des 7. ds. Mts. galt in Stuttgart der Zentner neuen Heu 3.60 ^lund bis 4 und der Zentner Stroh 22.40

Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung»

In der württ. Verlustliste Nr. 241 jvom

9. August 1915. ist folgender Name aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Zur Verlustliste Nr. 228:

Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 246 12. Kompanie:

Locher. Karl, Calmbach, bisher vermißt, in Ge- _ fangenschaft.

In der württ. Verlustliste Nr. 242 vom

10. August 1915 find folgende Namen aus dem hiesigen Bezirk enthalten:

Infanterie-Regiment Nr. 120, Ulm 12. Kompanie:

Queißner, Emil, Wildbad, l. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 121, Ludwigsburg 9. Kompanie:

Schneider, Fritz, Herrenalb, gefallen.

12. Kompanie:

Holz, Karl, Herrenalb, schw. verw.

Zu Verlustliste Nr. 12:

Reseror-Jnfanterie-Rigiment Nr, 119 2. Kompanie:

König, Heinrich. Herrenalb, bisher verw, gestorben.

Calmbach. Das Eiserne Kreuz erhielt Unteroffizier d. R. Bauwerkmeister Friedrich Bott von Calmbach. Inhaber der Silbernen Verdienst. Medaille. Sohn des Gemeindepflegers Bott hier.

Langenbrand. Gefreiter Ludwig Ochnrr von hier.' z. Z». verwundet, hat für Tapferkeit vor dem F-ind oie Silberne Verdienstmedaille erhallen.

Neuenbürg. 11. Aug. Wie schon angezrigt, i findet am Samstag 8 Uhr abends :m Gasthaus ! zumAnker" ein großerPatriotischer Abend" ^ statt, zu dem jedermann herzlich eingeladen ist. Das l glanzend zusammrngeftellte Programm bringt vor ^ allem zeitgemäße Sachen ernsten und heiteren Inhalts, l Wahre Lachsalven und stürmischen Beifall rief überall j bei seiner Aufführung der reizende EinakterEin ! blauer Teufel" hervor. Es dürfie also ein jedes ' auf seine Kosten kommen. Da ein Teil der Einnahme der Roten Kreuz-Kasse zukommt. wird aus recht zahlreiches Erscheinen zu hoffen sein.

Schömberg, 10. Aug. Am Jahrestag der Mobilmachung wurde im hiesigen Gemeindebezirk für das Rote Kreuz die reichliche Summe von ! 1935 20 geopfert, außerdem wurden einige

! Schmuckgegenstände abgelirfert. Unter den hiesigen Kurgästen finden wir sowohl Angehö.ige des feind­lichen Vierverbands (England, Frankreich. Rußland und Italien) als auch solche des neuen Dreibunds (Oesterreich und der Türkei). Das neutrale Ausland ist durch die Schweiz vertreten.

Wildbad. 10. Aug. Der vaterländische Ge- sangvereinEhren seid" von Stuttgart konzertiert unter Leitung vom Komponist Jul. Wengert nächsten Sonntag vormittags 11 Uhr nn Kursaal in Wild- dad. Die Einnahmen kommen den Verwundeten zu­gute. Als Solisten wirken unentgeltich mit Frau Konzertiängrnn E Preckel-Pforzhein (Sopran). Kon- zertsänger Meßbecher vom Munzschen Konservatorium Karlsruhe (Bariton). Konzertmeister Rud. Heinz, Pforzheim (Violiue). Komponist Hermann Sonnet, Pforzheim (Klavier).

Vom Alb tal, 6. August. Die diesjährige Obst­ernte in Albtal verspricht einen ziemlich reichen Er­trag In Ettlingen und den benachbarten Gemeinden stehen Aepsel-, Birnen- und Zweischgenbäume überall dicht behängen mit schön ausreffenden Früchten. Auch im Hinteren Albtal in der Gegend von Herrenalb stehen die Obstbäume gut. Der Ausflugsvrrkehr im Albtal ist in den letzten Wochen trotz des Krieges recht lebhaft gewesen. In Fcaurnalb und Herrenalb sind gegenwärtig viele Kurgäste, namentlich aus Karlsruhe. Pforzheim und Stuttgart. In einigen Gasthäusern sind verwundete Soldaten untergebracht. Die Kurkapelle spielt täglich zwei bis dreimal.

Nach einer neuen Verfügung des Kommandeurs der Armeeabteilung Garde ist die Verwendung von Briefumschlägen mit Seidenpapier­futter oder ähnlicher Einlage für düs Operations­gebiet der Armeeabteilung Gaede verboten. Briefe mit unzulässigen Umschlägen werden daher von der Beförderung ausgeschlossen.

vermischtes

Der 4. August, der diesmal die Einnahme von Warschau und von Jwangorod brachte, war in der neueren deutschen Geschichte schon wiederholt ein glücklicher. Er verdient darum mit leuchtenden Farben in das Buch deutscher Vergangenheit eingetragen zu werden. Als im Jahre 1870 namentlich in Süd­deutschland alles in banger Erwartung war, wie wohl der Krieg gegen die sieggewohnten Heere Frank­reichs sich entwickeln, ob er auf deutschen Boden hinübrrgetragen werde und ob nicht die nächste Stunde dir Nachricht bringe, daß Zuaven und Turkos in Baden nach dem Vorbilde Melacs Tod und Ver­heerung verbreiten, da brachte die Schlacht bei Weißenburg am 4. August 1870 die Erlösung. Die Erstürmung des Gaisbergs durch bayrische und preu­ßische Truppen kittete mit dem gemeinsam vergossenen Blut die Einheit zwischen Nord und Süd, die von da ab durch keine äußere Macht mehr in Frage gestellt werden konnte. Als vor einem Jahr der Weltkrieg ins Land kam. wie der Dieb in der Nacht, da wollte mancher bezweifeln, ob nach den oft er«