Extrablatt
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Ausgegeben: Reuenbürg, den 17. Juni 1915, mittags 12 Uhr.
TtltsrWM des WolMea Köras ^ m den „EaMn".
MTB.) Den 16. Juni 1915, nachm. 6.00 Uhr.
Großes Hauptquartier, 16. Juni, vorm. AuM.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Wieder einmal veranlaßt durch die russischen Niederlagen griffen Franzosen und Engländer gestern an vielen Stellen der Westfront mit starken Kräften an.
Den Engländern gelang es bei Bpern auf unsere Stellung nördlich des Teiches von Belle- rvsarde etwas zu drücken. Es wird dort noch gekämpft.
Dagegen find zwei Angriffe von vier englischen Divisionen zwischen der Straße Estaire- La Basföe und dem Kanal von La Bass6e zusammengebrochen. Unsere tapferen westfälischen Regimenter und dort eingetroffene Teile der Garde wiesen den Ansturm nach erbitterten Nahkämpfen restlos ab. Der Feind hatte schwere Verluste. Er ließ mehrere Maschinengewehre und einen Minenwerfer in unserer Hand.
An die Stellungen der mit größter Zähigkeit sich behauptenden Badener bei der Lorettohöhe wagte sich der Feind nach seinen Niederlagen am LS. und 14. Juni nicht wieder heran.
Bei Moulin-sous-tous les vents ist der Kamps noch im Gange.
Ei» feindlicher Durchbruchsversuch in den Vogesen zwischen den Bachtälern der Fecht und Lauch scheiterte. Dort wird noch nordwestlich von Mezeral und am Hilsenfürst gekämpft. Im übrigen find die Angriffe schon jetzt abgeschlagen.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Russische Angriffe gegen die deutschen Stellungen im Dawino - Abschnitt (südöstlich Mariampol), östlich von Augustow und nördlich von Bolimow wurden abgewiesen.
Unsere Vorstöße auf der Front Lipowo— Kalvaria gewannen weiteren Boden. Mehrere Ortschaften wurden genommen. 2040 Gefangene wurden gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der oberen Weichsel wiesen die Truppen des Generalobersten v. Woyrsch russische Angriffe gegen Stellungen ab, die wir am 15. Juni den Russen entrissen haben. Die geschlagenen russischen Armeen versuchten gestern auf der ganzen Front zwischen San «nd nördlich von Sieniawa und den Dnjestr. Sümpfen östlich Sambor die Verfolgung der verbündeten Armeen zum Stehen zu bringen. Am Abend waren sie überall aus ihren Stellungen bei Cieplize nördlich von Sieniawa, südwestlich Lubaszow. Zawadowka. Abschnitt (südwestlich Niemerow). westlich Jaworow, westlich Sadawa-Wisznia nach hartem Kamps geworfen. Es wird verfolgt.
Die Armee des Generalobersten von Mackensen hat seit dem 12. Juni über 40000 Mann gefangen genommen und 69 Maschinengewehre erbeutet.
Der Krieg.
, Zwischen den Dnjestr-Sümpfen und Surawno haben die Russen etwas Raum gewonnen. Die Gesamtlage ist dort unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Wien. Laut amtl. Kriegsbericht betrug die Beute in Galizien vom 1. bis 15. Juni 108 Offiziere, 122300 Mann, 53 Geschütze und 187 Maschinengewehre.
Aus dem Kriegspressequartier. 16. Juni. Aus den gewaltigen Kämpfen, die heute von Sieniawa bis nach Bessarabien in vollem Gange sind, hat sich nunmehr — was aus den Anfängen dieses großen Ringens vor einigen Tagen schon zu erkennen war — wirklich die dritte Schlacht bei Lemberg ent wickelt. Wenn es den Russen gelungen wäre, sich von uns loszulösen und in ihre vorbereiteten starken Ausnahmestellungen zurückzuziehen, daß die Verbündeten ihnen nicht in ununterbrochenen Kämpfen auf den Fersen hätten folgen können, würde sich die Wirkung der jüngsten Erfolge vielleicht verflüchtigt haben, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Raffen vermochten sich an keinem Punkt loszulösen; wir zwangen ihre sämtlichen Kräfte zum Gefecht. Insbesondere der Durchbruch bei Jaroslau machte auch den rechten russischen Flügel beweglich und erzwang die große Schlacht auf der ganzen Front, deren Ausgang wir mit Ruhe entgegensetzen können. Der Rückzug der Russen aus der Bukowina, die sie bis auf den letzten Mann räumen mußten, erfolgte so schnell, daß nicht nur für die Bergung der dort aufgestapelten Vorräte, sondern auch für ihre Vernichtung keine Zeit wehr blieb- So fanden wir hier sehr große Mengen lebenden Viehs und noch größere Mengen Getreide vor — ganze Wagenladungen in »»gedroschenem Zustand. So reichlich war der Ueberfluß, daß die Russen, die die Vorräte aus allen Winkeln in die Bukowina geschleppt hatten, weil sie dort eine große Heeresaktion vorbereiteten, ihren Pferden zuletzt aus Mangel an Stroh einfach das ungedroschene Getreide zur Streu hinwarfen. Das Pfund Fleisch kostete 8 Heller. Jetzt werden die erbeuteten Vorräte alle sorgsam geborgen.
Wien, 16. Juni. (WTB.) Amtlich wird verlautbart vom 16. Juni mittags: Italienischer Kriegsschauplatz. Die Italiener versuchten neue vereinzelte Vorstöße, wurden aber allenthalben abgewiesen, so am Jsonzo bei Montfalcone, Sagrado und Plava, an der Kärnthner Grenze in der Gegend östlich des Plöcken und im Tiroler Grenzgebiet bei Peutelftein.
Berlin, 16. Juni. Aus dem k. und k. Kriegspressequartier meldet das „Berliner Tageblatt": Die am 14. Juni während der Kämpfe im Raume des Plöcken gefangenen Italiener zeigten sich ganz niedergebrochen und über alle Begriffe demoralisiert, lieber die Wirkung unseres Artilleriefeuers sagten sie. es wäre derart furchtbar gewesen, daß die Leute glaubten, die Hölle selbst habe sich aufgetan.
Berlin. 16. Juni. Aus Wien meldet die „National-Zeitung": Das „Deutsche Volksblatt" meldet über die Kämpfe am Stilfser Joch: Das Schweizer Gebiet am Hotel Dreisprachenspitze ist von nieder- sausenden italienischen Granaten bedroht und infolgedessen gesperrt worden.
Rotterdam, 16. Juni. Die französische Presse enthält Einzelheiten über die Zustände in Arras. Es geht daraus hervor, daß 70 Prozent der Häuser zerstört sind und die Bevölkerung von 25000 auf 2000 Personen gesunken ist. Die Leute leben in Kellern, deren Türen mit Sandsäcken v:rbarrikadiert seien. Alle Denkmäler seien zerstört und die Kathedrale stürze immer mehr zusammen.
Paris, 17. Juni. (WTB) Nach einer Meldung des „Petit Parisien" ist Vlamertingue bei Pope- ringhe von der deutschen Artillerie heftig beschossen worden. Die Bevölkerung mußte die Ortschaft räumen.
Genf, 16 Juni. (GKG ) Die römische „Tribuna" melvet, daß der Vierverband, nachdem Rumänien
hartnäckig alle Verhandlungen abgelehnt und ,jn Neutralität zu verharren entschlossen sei, seine djplo matische Aktion mit Bulgarien ausgenommen habe, um die bulgarische Intervention herbeizuführen. "
Genf. 16. Juni. Die Pariser Blätter sprechen sich, wie dem „B. T." von hier berichtet wird,' äußerst beunruhigt über die Haltung von Spanien aus, wonach dort eine eifrige Propaganda betrieben werde, deren Zweck sei: Marokko den Spaniern, j Bukareft. 16. Juni. Die „Reichspost" berichtet,
i nach einer der „Nationalzeitung" zugegangenen Drahtmeldung, aus Lugano: Die Turiner „Stampa" meldet, daß Italien vorläufig nicht gesonnen sei. bestimmte Separatwünsche zu erfüllen und der Türkei de« Krieg zu erklären. Italien kämpfe für seine Lebens- intereffen, die vorläufig noch nicht bei den Dardanellen liegen.
Konstantinopel. 16. Juni. (WTB.) Nach sicheren, amtlich noch nicht bestätigten Nachrichten ist ein großes feindliches Kriegsschiff am 9. Juni zwischen der Insel Kalymnos und der asiatischen Küste infolge einer Explosion gesunken.
Petersburg, 16. Juni. (WTB) Großfürst Konstantin Konftantinowitsch, Präsident der Akademie der Wissenschaften, ist gestern einem Hrrzkrampf er- legen. (Großfürst Konstantin galt als Deutschenfreund. Sein Tod ist, wann man den Tod Wittes bedenkt, immerhin etwas auffallend.)
Karlsruhe, 16. Juni. (WTB ) Zu dem gestrigen feindlichen Fliegerangriff wird noch gemeldet: Vor dem großherzogl. Schloß wurde eine Bombe herabgeworfen, durch die etwa 70 Fensterscheiben zertrümmert wurden. Allein in den von der Königin von Schweden bewohnten Räumen wurden 11 Scheiben zertrümmert. Eine andere Bombe fiel auf das Palais des Prinzen Max. durchschlug das Dach und explodierte. Die Zahl der Getöteten beträgt bis jetzt 25. die Zahl der Verletzten 60. Es wurden etwa 70 Bomben geworfen. An ungefähr 100 Häusern wurde Sachschaden angerichtet.
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Den 17. Juni 1915, mittags.
Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Nach einer Meldung der „Franks. Zeitung" aus Budapest ist Hadsi - Koltscheß, der die Verhandlungen zwischen Bulgarien und der Türkei vermittelte, dem Blatte „Az Eft" zufolge, aus Konstantinopel in Sofia eingetroffen. Er hat sich in vertraulichem Kreise sehr günstig über den Stand der Verhandlungen geäußert.
Berlin. (P:io.-Tel.) Die von fünf deulschen Fliegern in der Stadt und Umgebung vonLuneville geworfenen 25 Bombrn verursachten nach einer Mel« düng des „Lokal-Anzeigers" aus Genf meisteiE Brände in militärischen Anstalten. Die übrigen zerstörten Privateigentum. Dank der hervorragend« Geschicklichkeit der deutschen Flieger blieben die Verfolgungen durch französische Flugzeuge ergebnislos.
Berlin. (Priv.-Tel.) Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Genf ha« das französische Kciegsminifterium den Befehl erteilt, daß alle M««« schäften in den Kasernen, die noch nicht an der Front Dienst getan haben, so schnell als möglich zur Front zu ensenden sind. Sie sollen in den Kasernen von den Mannschaften des Hilfsdienstes, der Feld- dienstuntauglichen und der T-rritorial-Armee ersetzt werden.
Berlin. (Priv.-Tel) Der „Avanti" meldet nach dem „Lokal-Anzeiger" die Ankunft von großen Eisenbahnzügen mit Verwundeten und Kranken in Aleffandria—Genua, Jvrea und Jmola. Zwei der Verwundeten-Züge haben auch eine Anzahl von bürgerlichen Gefangenen gebracht, darunter Frauen und Kinder.
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Druck und Brrlaz der L, Meeh'sche« Buchdrucker-, de» EuztLler». — Verantwortlicher Redakteur L. Meeh in Neuenbürg.