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Neuenbürg, Mittwoch den 24.Februar 191S.

73. Jahrgang

Hktt dem König!

In der dreißigsten Woche des Weltkrieges jährt sich zum 67. mal der Tag, an dem unser König in den stürmischen Zeilen des Revolutionsjahres dem Lande geschenkt wurde. Ob seiner menschlichen und fürstlichen Tugenden von allen Untertanen geliebt und geehrt, fleht der Träger der Krone vor uns als der Erbe der alten Schwabenherzoge und jenes Grafen Ulrich von Württemberg, den Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1336 mit der Führung der Reichssturmfahne belehnte, die obendrein seit 14 95 einen Teil des württembergischen Wappens bildet. König Wilhelm, den wir sonst an seinem Geburtsfeste nur als gütigen und gerechten Landes­vater, als treubesorgten Pfleger geistiger lieber- lieferungen und unermüdlichen Förderer des heimischen Erwerbsfleißes nach seinen großen Verdiensten zu würdigen pflegten, erscheint uns in dieser fast über­menschlich großen und schweren Zeit als Kriegsherr des schwäbischen Heerbanns, unserer furchtlosen und treuen Truppen, die in unerhörter Stärke hinaus­gezogen sind zu rühm- und siegreichem Kampfe für Kaiser und Reich, König und Vaterland.

Herr, gedenke mein nach der Gnade, die du deinem Volke verheißen hast und beweise uns deine Hilfe!" Wem von uns hat der König nicht aus tiefster Seele gesprochen, als er vor kurzem dieses Wort des Psalmisten zum Predigttext für die kirchliche Feier seines Ehrentages bestimmte. Die allschwäbische Gottesfurcht, die in dieser innigen Bitte zum Ausdruck gelangt, findet in den Herzen des Volkes einen ergreifenden Widerhall. Wir teilen dieses Gottvertrauen, denn wir haben den tiefen Wert gläubiger Herzenseinfalt unserer Väter in der Stunde wiedergelernt, als auch das württem- bergische Heer die Feuerprobe seines alten Kriegs­ruhms im härtesten Kampfe der Geschichte zu bestehen hatte und als es galt, die volle Wahrheit des geflügelten Wortes zu erweisen, daß wir Deutsche Gott fürchten und sonst nichts in der Welt. Mit Singen und Sagen kam es über die Lippen aller Schwaben:

Zum Herrn erhebt die Herzen,

Zum Herrn erhebt die Hand!

Gott schütze unser teures.

Geliebtes Vaterland!

Die neue Art der Kriegführung, die mit so mancher früheren Einrichtung brechen mußte, hat es unserem König, gleich anderen deutschen Bundes­fürsten, nicht ermöglicht, an der Spitze seiner Sol­daten ins Feld zu ziehen. Um so liefere Genugtuung fand seine Sorge um die Söhne des Landes in wiederholten kurzen Besuchen an der Front. Der Jubel hallte laut bis zu uns herüber. Größere Ehre haben die tapferen Schwaben noch nie einem der früheren Herrscher bereitet, als durch die un­vergänglichen Ruhmestaten deseisernen Korps", wie das 13. Armeekorps dereinst in der Geschichte des Weltkrieges heißen wird.

Unermüdlich und vorbildlich für uns alle, die wir hier zu Hause in atemloser Spannung den Ereignissen auf den Kriegsschauplätzen folgen, steht der König an der Spitze der rastlosen Fürsorge für die Krieger und ihre Angehörigen. An seinem Geburtstag kann König Wilhelm nach beinahe sieben bangen Kriegsmonaten die stolzen Tatsachen ver­zeichnen, daß sein LarH noch keines Feindes Fuß in Waffen betrat, daß uns die furchtbaren Schrecken des prahlerisch angekündigten Franzoseneinfalls erspart blieben, daß in keinem Hause, dessen Er­nährer ausmarschiert ist, die Not einkehren konnte, ja, daß sogar Handel und Wandel im Lande fast ungestört vonstatten gehen. Der höchste Stolz aber erblübt an diesem Tage dem Landesvater aus der herrlichen Gewißheit des immer kräftiger heran­reifenden Sieges. Auf daß er ihn inmitten des Volkes noch viele Jahre glücklich und freudig möge

genießen können, bitten wir zum Himmel mit den Worten des alten Kirchenliedes:

Vater, kröne du mit Segen Unseren Fürsten und sein Haus!

Zu Königs Geburtstag.

An stillem Abend daLt ich dieses Tages; der Fahnen froher Gruß weht durch die Stadt, und unten auf der Siraße zog Musik mit einer Kompagnie. Da ging mein Sinnen einkehrend rückwärts, 's war ein Sommertag, schön wie nur einer eines reichen Sommers.

Da drängt und drängt sichs hundert-, tausendweis zu seinem schlichten Schloß, und alle drängt nichts als das heiße Fühlen ihrer Brust, denn tückisch halt' der Feind uns überfallen.

Doch keiner zagt. Ein jubelnd Kampflied klangs, ihrDeutschland, Deutschland über alles".

Und er trat unter sie, und faßt die Hände, im Aug' glänzt ihm die Träne: Zorn und Freude sie übermannen ihn wie olle. Ein Gefühl vereinigt Fürst und Volk.

Und wieder so ein Tag. Im Glarz der Wehr stand ursres Volkes Weihefrübling da.

Geschworen hatten Leib und Leben sie

dem Vaterland, und ihre Mütter, Bräute, Schwestern,

sie weihten still mit heißen Tränen sie

Und er war mitten unter seinen Kriegern,

er, nach Natur und Wunsch des Friedens Hort,

er wies sie segnend auf den Weg des Krieges.

Und ein Gefühl, ein Stolz, ein Schmerz vereint sie alle, Fürst und Heer und die daheim.

Doch Leid und Weh zog mit die Siegesstraße getränkt durch unsrer heil'gen Opfer Blut.

Todwund und müde kehrten heim so viele, indeß die Brüder vorwärts, vorwärts stürmten.

Doch er trat auch an ihrer Leiden Bett:

Ein fürstlich Lob ist kräftige Arznei, ein fürstlich Trostwort, und die Herzen schlagen und fühlen: wieder sind wir alle eins, im Trauern und im Hoffen, Fürst und Volk.

Im Hoffen! Fern verklingend hört ich noch der Kompanie Musik. Ja, tausend harren noch des Königs Ruf, bereit, den Brüdern gleich mit neuen Siegen Frieden uns zu ernten.

Und band Ihn mit dem Württemberg«,: Land auch all die Jahre alte Schwabentreu:

In diesem Jahr ist sie verjüngt und neu gcwurzelt in den kriegSerprobten Herzen.

Ein Wunsch vereint auch beute Fürst und Volk, und ein Gebet steigt vor des Höchsten Thron:

Sieg, Sieg, zu Seinem und zu unser« Heil!

ep. Hermann Werner.

Der Krieg.

Hiuverrvnrgs Triumph.

äpk. Berlin, den 82. Febr. 1915. Von unserem militärischen Mitarbeiter wird UNS zu den heutigen Mitteilungen der obersten Heeres­leitung geschrieben:

Die Heeresleitung hatte uns in einem ihrer täg­lichen Berichte auf weitere Erfolge derWinter- schlacht in Masuren" hingewiesen. Heute nun ist diese Schlackt beendet und man kann wohl sagen, ^ mit einem glänzenden Erfolge. Einem Erfolge, der in diesem Kriege allein in der Schlacht von Tannen- berg ein Gegenbeispiel findet. Zum Vergleich die Ziffern der Schlacht von Sedan, die damals ein j ungeheures Aufsehen erregten: Während der Kämpfe bei Sedan ergaben sich am 1. September 21000 . Mann; durch die Kapitulation der Festung fielen noch 83 000 Mann in Gefangenschaft, zusammen also j mit der Festungsbesatzuna annähernd ebensoviel, wie ! jetzt in der offenen Feldscklacht gefangen genommen wurden. Gleichen sich hier die Gefangenenziffern, so besteht ein erheblicher Unterschied in der Zahl der Toten und Verwundeten. Die Franzosen hatten nach der großen Schlackt etwa 17000 Tote, jetzt dürften die Russen aber ein mehrfacher, etwa vier- bis fünffacher dieser Zahl, allein an Toten verloren

haben. Nach unserer Auffassung hatten wir auf Grund der Verluste gesagt, daß die 10. russische Armee vernichtet sei. Der Bericht der obersten Heeresleitung bestätigt heut« unsere Annahme gleich­zeitig unter Namensnennung des unglücklichen Führers der verflossenen Armee, des Baron Sievers. Die geringe Zahl der erbeuteten Geschütze balle uns stutzig gemacht und schien uns auf den Mangel an Geschützmaterial zu deuten. Diese geringe Ziffer klärt sich jetzt auf andere Art auf. In den weilen Wäldern und in den tiefen Seen Ostpreußens und Rußlands find die Geschütze versteckt, vergraben und versenkt und nur durch Zufall entdeckt worden. So wurden noch weitere Geschütze gefunden, so daß sich die Zahl nun auf 300 Geschütze erhöht hat. Sicher­lich werden viele Kanonen noch nicht gefunden sein und vielleicht auch nicht gefunden werden, es bleibt aber doch ein Mangel an Material bestehen, denn die Armee muß über 500 Geschütze gehabt haben, wenn sie ihren Etat voll besetzt hatte. Ueber 150 Geschütze zu vergraben oder zu versenken ist immer­hin keine Kleinigkeit, besonders wenn der Gegner drängt und das Feuer auf den Nägeln brennt. Die Russen haben jetzt wohl von Grodno aus Ver­stärkungen erhalten, denn neue Gefechte beginnen sich bei Grodno und nördlich Suchawala zu ent­wickeln. Durch diesen Sieg sind wir wieder einen gewaltigen Schritt vorwärts gekommen, zur Ent­scheidung und zum Frieden. Ehre gebührt der Führung, Ruhm den tapferen Heeren. Die begon­nenen Kämpfe nordwestlich der Festungen Ossowiez und Lemza dauern an. Die Russen haben hinter den Vorstellungen der Festungen scheinbar festen Fuß gefaßt. _

Königsberg, 22. Febr. Im Tone ernster Mahnung erklärte der Kaiser, wie wir in der Deutschen Tagesztg." lesen, während seiner An­wesenheit in Lötzen dem Kommandanten der Feste Boyen gegenüber, von einem jeden Deutschen erwarte er, daß er in dieser Zeit mit Nahrungsmitteln Haushalte, namenilich aber mit Kartoffeln. Unter keinen Umständen dürften diese als Viehfutter dienen.

Russische Zeitungen verbreiten die Nachricht, daß das russische Heer in Ostpreußen nicht ge­schlagen. sondern nur zurückgezogen sei. Rußland werde bald mit einem neuen großen Heere in Ost­preußen erscheinen und endlich die ofipreußische Frage im russischen Sinne regeln. Angesichts der drei großen Niederlagen, welche die Russen in Ostpreußen erlitten haben, braucht man überden kindischen Größen­wahn der Russen und über ihre neuen großen Heere vorläufig kein Wort weiter zu verlieren.

Ein guter Anfang mit unserm verstärkten See­kriege gegen England ist gemacht worden. England muß jetzt doch bitter empfinden, daß die deutsche Blockade der englischen Gewässer bitterster Ernst ist. Trotz aller Gegenvorstellungen der eng­lischen Negierung haben wegen der großen Gefahr in den englischen Gewässern 17 englische Schiffahrts­linien ihren Verkehr eingestellt, auch ist die wichtige Dampferlinie zwischen London und Göteburg unter­brochen worden und alle mit Holland, Norwegen, Schweden und Dänemark noch verkehrenden Schiffe treffen wegen der Umwege mit großen Verspätungen ein. Hoffentlich erwischen die deutschen Unterseeboote auch einige amerikanische Schiffe, welche voll gepfropft mit Kanonen, Gewehren und Munition, nach Eng­land oder Frankreich erklärte Kriegskonterbande bringen und der angeblichen amerikanischen Neu­tralität Hohn sprechen, denn die Erklärung Amerikas, daß es kein Kriegsmaterial mehr an die Feinde Deutschlands liefern wolle, ist noch immer nicht gegeben worden und es wäre ja geradezu unerhört auf dem Gebiete des Völkerrechtes, wenn die deut> schen Kriegsschiffe auch ferner noch ruhig zusehen sollten, wie Amerika England und Frankreich mit Waffen und Kriegsmaterial versorgt.