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Reuenbürg, Mittwoch den 2. Dezember 1914.
72. Jahrgang.
Der Krieg.
In dem gegenwärtigen Stadium des Krieges ist es von Bedeutung, daß auswärtige Kriegsberichterstatter sagen, daß der Krieg im Westen sich jetzt zu einem Festungskriege entwickelt habe. Die schwersten Kanonen und ein großer Sturmangriff auf eine sturmreife Stellung würden wahrscheinlich die Entscheidung bringen. Gelänge dann an einer wichtigen Stelle ein deutscher Durchbruch, so müsse die ganze feindliche Front zusammenbrechen. Die Ausführungen eines solchen Planes dürfte die stille Absicht der deutschen Heeresleitung sein. Im übrigen wird berichtet, daß Angriffe der Franzosen und Engländer südöstlich von Upern und westlich von Lens zurückgewiesen worden sind. Holländische Zeitungen wollen ferner wissen, daß deutsche Flieger auf die Stadt Poperinge Bomben geworfen hätten und daß deutsche und englische Flieger bei Dünkirchen, welches durch Fliegerbomben viel gelitten hätte, wiederholt gegeneinander im Kampfe gewesen seien. Deutsche Unterseeboote sollen sich nach französischen Zeitungsmeldungen auch bereits vor dem Hafen von Cherbourg an der Nordküste Frankreichs gezeigt haben. Vom östlichen Kriegsschauplatz melden auswärtige Kriegsberichterstatter über die Kämpfe in Polen, daß die Russen dort in den letzten acht Tagen wahrscheinlich 120 000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen verloren hätten und daß es nicht zu leugnen sei, daß gegen 65000 unverwundete Russen von den Deutschen gefangen genommen worden wären.
Berlin, 1. Dez. (WTB) Das Berliner Tagblatt" meldet aus Rom: Wie die „Gazette del Popolo" aus Paris berichtet, werden dort wieder 40000 Verwundete erwartet. Viele Schwerverwundete müssen sofort weitertransportiert werden, Z da es unmöglich ist. mit den vorhandenen Mitteln die nötigen Operationen auszuführen.
Berlin, 2. Dez. (WTB.) Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Rotterdam: Heute hört man in Oostburg aus der Richtung Nieuport wieder starken Kanonendonner. Vermutlich werden die deutschen Truppen wieder von der Seeseile aus beschossen.
Berlin, 1. Dez. (WTB.) Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beschloß laut „Vorwärts", nach eingehender Beratung den geforderten Krediten zuzustimmen und ihren Beschluß mit einer motivierten Erklärung zu begründen.
Berlin, 1. Dez. Die „Voss. Zlg." schreibt aus Frankfurt a. M.: Der Generalftabschef o. Moltke hat seine Kur in Bad Homburg beendet und wird heute wieder abreisen.
London. 1. Dez. (WTB.) Wie amtlich gemeldet wird, hat sich König Georg gestern abend nach Frankreich gegeben, um das Hauptquartier des Expeditionskorps zu besuchen.
Wien, 1. Dez. Der in Petersburg weilende Vertrauensmann des serbischen Ministerpräsidenten Pasischt schreibt, der „Deutschen Tageszeitung" zu- folge, in der „Nowoje Wremja": Das Vertuschen ^ Hilst nichts mehr. Die Serben haben bisher hunderttausend Soldaten verloren, fast ein Drittel ihrer Armee. Das, was Serbien droht, ist hundertmal schwerer, als das Schicksal Belgiens: Serbien steht vor der Gefahr der völligen Vernichtung.
Konstantinopel, 1. Dez. (WTB.) „Tasvir- i-Efkir" erfährt, daß Griechenland alle Anerbietungen des Dreiverbands, mit ihm zu gehen und der Türkei den Krieg zu erklären, zurückgewiesen hat. Griechenland finde es seinen Interessen entsprechender, alle Meinungsverschiedenheiten mit der Türkei auf freundschaftlichem Wege zu erledigen.
Madrid, 30. Nov. (WTB.) Die allgemeine Stimmung schlägt stark zu Gunsten des Deutschen
Reiches um. Die Presse äußert sich mit wenig Ausnahmen in deutschfreundlichem Sinne.
Zürich. 1. Dez. Dem „Tag" wird von hier berichtet: Nach amtlicher Mitteilung des „Rußkij Invalid", des russischen Armeeblattes, betragen die Verluste an russischen Offizieren, die bis zum 20. November eingelreten sind, an Toten 9702, an Verwundeten 19 511, an Vermißten 3678.
Mailand. 1. Dez. Die offiziös angekündigte Entlassung der einberufenen Landwehrjahrgänge 1887 bis 1863 ist nicht erfolgt. Die Entlassung sollte in der letzten Novemberwoche erfolgen. Die Turiner „Stampa" kündigt die Einberufung von zwei Jahrgängen der aktiven Reserven an.
Berlin. 1. Dez. Die „Deutsche Tageszeitung" meldet aus Gent: Die französischen Dragoner werden künftighin mit Bajonett ausgestattet werden, während sie bisher nur Karabiner hatten.
Basel, 1. Dez. (WTB.) Nach einer Pariser Meldung der „Basler Nachr." schlägt ein Mitglied der Akademie im „Echo de Paris" die Schaffung einer Broncemedaille für tapferes französische Soldaten vor mit dem Hinweis, daß man etwas dem deutschen Eisernen Kreuz ähnliches schaffen müsse.
Berlin, 1. Dez. Die „Deutsche Tageszeitung" berichtet über Rotterdam: Es besteht jetzt kein Zweifel mehr, daß das Linienschiff „Andacions" vernichtet wurde. D'L englischen» Zeitungen erhielten ausführliche Berichte über den Untergang dieses Schlachtschiffes, die aber von der Zensur rücksichtslos unterdrückt wurden.
Berlin, 30. Nov. Das Auswärtige Amt hat, nachdem es von dem in Paris gegen deutsche Militärärzte eingeleiteten Strafverfahren Kenntnis erhalten hatte, die Vernehmung des Oberstabsarztes Dr. Pust veranlaßt. Dieser sagte unter Eid u. a. aus: Er sei vom 7. bis 9. September Chefarzt des Feldlazaretts 7 des 2. Armeekorps in Lizy gewesen. Um 2.15 Uhr nachmittags befanden sich dort 405 Verwundete: Deutsche, Engländer und Franzosen. Da der Wein bei den vielen Verwundeten bald verbraucht war, habe er seinem ersten Lazarettinspektor befohlen, Wein gegen Bons zu requirieren. Dieser brachte zwei Faß Wein zu je etwa 100 ! Litern heran und sagte, daß er einen Bons nicht ! habe abgeben können, weil niemand zu finden! gewesen sei. Es sei ihm, Dr. Pust, ganz unerklär- s lich, wie man auf die Idee kommen könne, daß ! dieser requirierte Wein auf unrechtmäßige Weise ! erworben sein solle. — Beglaubigte Abschrift der! Aussage ist der amerikanischen Botschaft in Berlin j zugestellt worden. Wegen der rechtzeitigen Ein- ! legung der rechtmäßigen Rechtsmittel durch einen! vertrauenswürdigen Verteidiger ist Vorsorge getroffen worden.
Köln, 30. Nov. (WTB.) Die «Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Die wegen der Verurteilung deutscher Militärärzte durch die Vermittlung der amerikanischen Botschafter in Berlin und Paris bei der französischen Regierung unternommenen Schritte beziehen sich auf die Aufhebung des unglaublichen Urteils. Das Wort hat jetzt die französische Regierung. Sie muß wissen oder wird amtlich erfahren, daß der Spruch des französischen Kriegsgerichts aus einem Irrtum beruht. Die französische Regierung hat Gelegenheit, von Amts wegen einzuschreiten, um das irrtümlich ergangene Urteil aus der Welt zu schaffen. Verneinendenfalls wird man auf deutscher Seite die Folgerungen zu ziehen wissen.
Rotterdam, 1. Dez. Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: Dir englische Regierung beschloß, Rußland zwölf Millionen Pfund Sterling vorzuschießen.
Rotterdam, 1. Dez. Londoner Meldungen zufolge sollen in Antivari einige Tausend französische Alpenjäger gelandet worden sein, die den montene
grinischen Angriff auf Cattaro unterstützen sollen. Gleichzeitig will die französische Flotte die Stadt bombardieren.
Berlin, 1. Dez. (WTB.) Aus Turin meldet das „Berl. Tagebl.": Der im Hafen von Syrakus liegende Hamburger Dampfer „Albany" steht seit Sonntag in Flammen. Das Feuer konnte noch nicht gelöscht werden. Der Dampfer wurde auf hohe See geschleppt, um ein Uebergreifen auf andere Schiffe zu verhindern. Das Schiff hat eine Ladung von Zucker, Kaffee und Tee im Werte von 6 Millionen an Bord.
Konftantinopel, 1. Dezbr. Die türkischen Truppen stehen nur noch 10 Kilometer von Batum bei der Stadt Aschara. Die Meldung des russischen Generalstabs, wonach die Russen die vorrückende türkische Armee geschlagen haben wollen, wird hier als erlogen bezeichnet.
Straß bürg, 29. Nov. (WTB.) Die ersten englischen Geschütze in Straßburg, zwei starke Feldgeschütze modernster Gattung, stehen seit heute beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Kaiserplatz. Die Geschütze wurden laut Inschrift am 2. Nov. bei Dpern von der 3. Kompanie des 2. Unterelsäsischen Infanterie Regiments 143 dem Feinde in heißem Kampf abgenommen.
Berlin, 2. Dez. (WTB.) Aus Kopenhagen wird dem „Berliner Lokalanzeiger" gemeldet: In London ist eine große Anzahl falscher Pfunduoten entdeckt worden, die so vorzüglich nachgemacht sind, daß größere Banken sie anstandslos annahmen.
Württemberg.
Stuttgart, 1. Dez. Der König hat dem Reichskanzler zu seinem Geburtstag einen telegraphischen Glückwunsch gesandt.
Stuttgart, 1. Dezbr. Der Kaiser hat dem Kriegsminister General v. Marchtaler und dem diensttuenden Generaladjutanten, General der Kavallerie Frhrn. v. Starkloff, das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
Stuttgart, 30. Nov. Wieder hat ein hoher württembergischer Offizier den Heldentod fürs Vaterland erlitten: Generalleutnant Hermann v.Oßwald, der Kommandeur der 53. Landwehr-Infanterie- Brigade ist am Samstag mittag bei einer Erkundung 30 Schritt vor dem Feind gefallen. Er starb im Alter von 62 Jahren den Heldentod und wurde feinem Wunsche gemäß in der Mitte seiner Truppen auf dem Gefechtsfelde bestattet. Generalleutnant v. Oßwald ist geboren 1852 zu Wilhelmsdorf, kam 1873 als Ausgehobener ins Infanterie-Regiment 125 und wurde im folgenden Jahr zum Leutnant befördert. 1891 wurde er als Kompaniechef nach Preußen kommandiert und kam dann 1897 als Major in ! das neu gebildete Infanterie-Regiment 180. Im ! Jahre 1906 wurde er zum Kommandeur des Füfi- ! lier-Regiments 122 ernannt, 1908 alsdann in gleicher Eigenschaft zum Infanterie-Regiment 126 nach Straßburg versetzt. Seine Ernennung zum Kommandeur der 53. Infanterie-Brigade erfolgte 1910. Im vorigen Jahr wurde er unter Verleihung des Charakters eines Generalleutnants zur Disposition gestellt. Mit Kriegsbeginn hat sich Generalleutnant v. Oßwald sofort zur Verfügung gestellt und ist als Kommandeur der 53. Landwehr-Jnfanterie-Brigade ausmarschiert. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet.
Stuttgart. 1. Dez. Der „Beobachter" schreibt: Schon wieder hat der unerbittliche Tod eine schmerzliche Lücke in unsere Reihen gerissen. Wir erhalten von Kirchheim die Trauerkunde, daß unser lieber Parteifreund Karl Schoeninger unerwartet rasch infolge eines Schlaganfalls verschieden ist. Mit ihm ist ein außerordentlich tüchtiger Geschäftsmann, aber auch ein überaus treuer Parteifreund im besten