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184.

Neuenbürg, Mittwoch den 18. November 1814. 72. Jahrgang.

Der Krieg.

Konstantinopel, 16. Nov. (WTB.) Kaiser Wilhelm hat an den Sultan folgende Depesche gerichtet: In dem Augenblick, wo ich das Ver­gnügen habe, im Hauptquartier meiner tapferen Armeen drei Prinzen aus der kaiserl. ottomanischen Familie zu empfangen, lege ich Wert darauf, Ew. Majestät zum Ausdruck zu bringen, daß ich volles Vertrauen in den Erfolg unserer Armeen habe, die sich vereinigt haben, um mit gleichem Ziel für Recht, Freiheit uud Gerechtigkeit zu kämpfen. Der Sultan erwiderte mit folgendem Telegramm: Der außerordentlich wohlwollende Empfang, dessen Gegenstand meine Neffen seitens Ew. Majestät bei ihrer Ankunft im Hauptquartier der tapferen kaiserl. Armeen waren, ist ein Zeichen der kostbaren Freundschaft Ew. Majestät mir gegenüber sowie ein deutlicher Beweis der Vereinigung unserer Armeen in dem gleichen Gefühl der Hingebung und des Vertrauens. Ich beeile mich, Ew. Majestät aus diesem Anlaß meinen lebhaftesten Dank auszusprechen. Ich lege Wert darauf, Ew. Majestät meine größte Bewunderung für die großartigen Heldentaten Ihrer Armeen und Flotten zum Ausdruck zu bringen. Es ist mir ein großes Vergnügen, Ew. Majestät zur Kenntnis zu bringen, daß meine tapferen Armeen nach blutigem Kampf die russische Armee vollständig geschlagen haben und sie siegreich verfolgen. Ich erblicke in diesem ersten Sieg meiner Armeen ein gutes Vorzeichen für den endgültigen Erfolg unserer gemeinsamen Ziele und hege dre feste Zuversicht, daß mit Hilfe des Allmächtigen diesem Sieg bald größere Siege unserer verbündeten Heere auf drei Kontinenten sowie auf allen Meeren folgen werden.

Berlin, 17. Nov. (WTB.) DasBerliner Tageblatt" meldet aus Rotterdam: Der Korre­spondent derTimes" in Nordfrankreich berichtet: Es hat jetzt ununterbrochen 36 Stunden geregnet. Die Landstraßen in Weftflandern, die meist nur in der Mitte gepflastert sind, sind auf beiden Seiten nur schlüpfrige Lehmbahnen. Es besteht große Gefahr, daß die Truppen ihre Laufgräben räumen müssen. Man tut alles mögliche, um die Lage der Soldaten zu erleichtern. Die Schützengräben werden mit Pfählen gestützt, Rinnen zur Wasserabfuhr hergestellt und die Gräben mit Stroh und Holz ausgelegt. Inzwischen regnet es unaufhörlich Granaten und Schrapnells. Die französischen Truppen kämpfen Schulter an Schulter mit den Engländern, um Ipern zu verteidigen.

Kopenhagen, 17. Nov. (WTB.) Politiken erfährt aus Paris: Armentieres wird beschossen, mehrere Fabriken gingen in Flammen auf. Der Schaden ist bedeutend. Stadt und Hospital sind geräumt worden.

Frankfurt a. M., 17. Nov. (WTB.) Die Frankfurter Zeitung" meldet aus Lissabon: Die Offiziersverlustliste der indischen Truppen in den Kämpfen an den flandrischen Kanälen weist 138 eingeborene Offiziere und 6 englische Obersten auf.

Braunschweig, 17. Nov. Herzog Ernst August von Braunschweig hat sofort nach der englischen Kriegserklärung an Deutschland freiwillig auf den Titel eines Prinzen von Großbritannien und Irland verzichtet.

Dem vom Sultan und der hohen türkischen Geistlichkeit proklamierten Heiligen Kriege aller Mohammedaner mißt man in der politischen Welt die größte Bedeutung zu. Dieser Krieg ist nicht ein Kampf der Mohammedaner gegen alle Ungläubigen, sondern er gilt der Erhaltung des Islams in den von den Russen, Engländern und Franzosen unter­jochten Ländern. Der Heilige Krieg wird also außer in der Türkei auch in Persien, Indien, Aegypten, Marokko, Tunis und Algier und auch

in einigen russischen Gebieten geführt werden. An diesem Heiligen Kriege dürften sich über 100 Millionen Mohammedaner beteiligen.

Konftantinopel, 16. Novbr. Aus Beirut, Jaffa, Haifa, Jerusalem und besonders aus Da­maskus liegen Drahtmeldungen über begeisterte Kundmeldungen der Bevölkerung aus Anlaß der Verkündung des Heiligen Krieges vor.

Rom. 16. Nov. Nach den neuesten Nachrichten aus der Cyrenaika berief das Oberhaupt der Se- nussi aus dem Landesinnern 1000 Beduinen nach Dschar-Abub, wo sich bereits andere Truppen be­fanden, um von dort in Aegypten einzubrechen.

Budapest, 17. Nov. (WTB.) DerPester Lloyd" meldet: Seit Sonnabend dauert die Be> schießung von Belgrad an. Die Eisenbahnbrücke wird ausgebessert. Einige Monitors unterstützen unser Artilleriefeuer. Das Ergebnis ist befriedigend. Unsere Truppen haben an mehreren Stellen die Save überschritten und marschieren gegen Belgrad.

Berlin, 17. Nov. (WTB.) Der Amsterdamer Telegraas" erwähnt voll Bewunderung für die deutsche Organisation, daß auch an die Regentage gedacht werde und die Unterstände für die Truppen mit Leinwand überdeckt worden sind.

Berlin, 17. Nov. (WTB.) Der zweite Vor­sitzende der Deutschen Friedensgesellschast, Stadt­pfarrer Umfried, Stuttgart, hat durch einen Apell an die besseren Teile des englischen Volkes den Versmh gemacht, das Los der deutschen Gefangenen in England zu mildern.

Berlin, 17. Nov. (WTB.) DieVoss. Ztg." hat durch Umfrage festgestellt, daß die Kohlen­versorgung Berlins im Krieg bisher glatt verlaufen ist.

DerKöln. Ztg." schreibt ein Beobachter der holländischen Presse:Wohl reihen die Zeitungen an die Telegramme der Reuter- und der Havas- Agentur auch Wolff-Telegramme und solche der Björnsonschen Korrespondenz Norden; wohl findet sich da und dort ein Artikel, in welchem in freund­lichem Sinne dem Publikum das eine oder andere aus Deutschland erklärt und gedeutet wird oder zum mindesten logische Folgerungen in ruhiger, sachlicher Form aus dem viel verbreitetengegen" und dem weniger besprochenenfür Deutschland" gezogen werden. Im großen und ganzen aber kann man getrost sagen, daß Deutschland im Gegensatz zu anderen Staaten von der holländischen Presse vor­zugsweise mitbesonderem" Maße gemessen wird. Das gilt namentlich im Hinblick auf England: Ueber keine englische Gewaltmaßregel gegen den Handel Hollands, über keinen der tatsäch­lich vorgekommenen Uebergriffe der Engländer beim Aufhalten und Durchsuchen holländischer Handels­schiffe ist ein Wort der Entrüstung in der holländ­ischen Presse bekannt geworden. Was in den holländischen Zeitungen wohl gestanden hätte, wenn Deutschland nach englischem Muster vorgegangen wäre! Und weiter: Mit Wohlbehagen wird alles breitgetreten und besprochen, was sich irgendwie zu Angriffen auf deutsches Wesen eignet. Was ist nicht alles über die Strafgerichte in Belgien und den deutschen Barbarismus geschrieben worden! Im Hollandexpreß vom 28. Oktober 1914 ist über die Heimkehr der belgischen Flüchtlinge folgendes zu lesen:Die Sieger versprechen viel. Könnt ihr es den Belgiern verdenken, daß sie gegen diese Ver­sprechungen mißtrauisch sind? Was ist Gutes von einer Nation wie der deutschen zu erwarten, die zu schwach, um ihre eigenen Grenzen zu verteidigen, unvorhergesehen" eine zehnmal kleinereunvor­bereitete" Nation gegen Vertrag, Recht und Ge­rechtigkeit überfällt, unterdrückt, knebelt und mordet, das germanischeSelbstlos und treu" in das bar­barischeTreulos und selbst" verwandelnd, auf eine Weise, wie dies in der Geschichte der Kulturvölker ohne Beispiel ist." Amsterdamer Blätter ergehen

sich in gehässigen Artikeln; eines spricht sogar von Deutschland als vom Erbfeinde."

Zürich, 17. Nov. DemRetsch" wird aus Tokio gemeldet, daß die Hofhaltung des Mikado, verschiedene Eifenbahnoerwaltungen und Ministerien, sowie größere Privatbetriebe die deutschen Waren boykottieren.

Kopenhagen, 16. Nov. Die Geographische Gesellschaft in Paris hat gestern einstimmig beschlossen, Sven Hedin, den berühmten Forscher, auszuschließen. Der Beschluß erfolgte wegen der deutschfreundlichen Auslassungen Hedins nach seinem Besuch beim deutschen Heere. Ferner beschloß die Gesellschaft, an das Ordenskapitel der Ehrenlegion das Gesuch zu richten, Hedin aus den Listen der Ehrenlegion zu streichen.

Wie für Metz sind jetzt auch für Straßburg erschwerende Reisebedingungen eingetreten. Reichs­deutsche bedürfen zur Reise nach Straßburg eines Passes oder Passierscheines der zuständigen Behörde ihres Wohnortes. Zu einem mehr als dreitägigen Aufenthalt ist schriftliche Erlaubnis des Militär­polizeimeisters erforderlich. Fahrkarten nach Straßburg sind nur an Reisende auszugeben, welche die vorgeschriebenen Ausweise besitzen.

Halle a. S., 16. Ncv. Die Aktienmaschinen- fabrik Kyffhäuserhütte erhielt von der Heeresver­waltung große Aufträge auf Lieferung tragbarer Oefen für Schützengräben.

Mannheim,15. Nov. Wie in den letzten Tagen bekannt gegeben wurde, wurde die Firma Sunlight Seifenfabrik, eine Tochtergesellschaft einer eng- lischen Fabrik, in eine deutsche Gesellschaft umge­wandelt. Die Geschäftsanteile, die bisher in eng- lischem Besitz waren, wurden an die Süddeutsche Diskontogesellschaft abgegeben. Aus Anlaß dieser Umwandlung versammelte sich die Beamten- und Arbeiterschaft der Gesellschaft und Generaldirektor Beck hielt eine Ansprache, die mit folgenden Worten schloß:Laßt uns also von jetzt ab das schwarz­weiß-rote Banner entfalten und unser Wissen und Erfahrung und unsere gemeinschaftliche Arbeitsleistung in den Dienst derNeuen Sunlicht-Gesellschaft von 1914" stellen. Durch ihr Blühen und Gedeihen tragen wir unser Scherflein dazu bei, die wirtschaft­liche Macht Deutschlands zu festigen." General­direktor Beck brachte dann ein dreifaches Hoch auf das deutsche Vaterland, unfern starken Kaiser und unfern treubesorgten Großherzog aus.

Mannheim. 18. Nov. (WTB.) Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl für den im Felde gefallenen Reichstagsabgeordneten Dr. Ludwig Frank im 11. badischen Reichstagswahlkreis wurde der sozialdemokratische Kandidat, Redakteur Oskar Geck, mit 11574 Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.

Köln a. Rh.. 17. Nov. (WTB.) DieKöln. Volkszeitung" meldet aus Rom: Papst Benedikt sprach sich dem Leiter einer Florentiner Zeitung gegenüber für unbedingtes Festhalten an der Neu­tralität Italiens aus. Er bitte Gott, daß er die gegenwärtigen schmerzlichen Tage abkürze.

Württemberg!

Ludwigsburg. 16. Nov. Der König traf gestern nachmittag hier ein und begrüßte das im Schloßhof ausgestellte Landsturmbataillon Ludwigs­burg. Der König schritt zunächst die Fronten sämtlicher Glieder ab, hielt sodann eine kurze An- spräche an die Truppe und begrüßte die Offiziere. Zum Schluß unterhielt sich Seine Majestät mit den anwesenden Verwundeten.

Forstamtmann Umrath von Friedrichshafen, Oberleutnant d. R. im Ulanen-Regt. 20, Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse, erhielt die goldene Medaille des württembergifchen Militärverdienst­ordens. (Der so Ausgezeichnete ist der Schwager des Hrn. C. Commerell in Höfen.)