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177.

Neuenbürg, Freitag den 6. November 1914.

72. Jahrgang.

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Der Krieg.

Ein volles Vierteljahr steht das deutsche Volk nun schon im Kriege. Wir alle wissen, worum es geht und was der Krieg für die Gesamtheit wie für jeden Einzelnen bedeutet. Längst sind wir über die Zeit zweifelnder Erwägungen hinüber. Ueberall, wo die deutsche Zunge klingt, erglüht jedes Herz in einer nie gekannten Begeisterung und Entschlossenheit. Nie hat der Ruf eines Fürsten sein Volk in solcher todesmutigen und zum letzten Opfer fähigen Bereit» schüft gefunden, wie der Ruf des Kaisers an die Deutsche Nation und der Ruf unseres Königs an seine treuen tapferen Schwaben.

Wenn wir Rückschau Hallen auf die Ergebnisse dieses Vierteljahrs, so gedenken wir des weisen Satzes, den der Philosoph der Befreiungskriege, Fichte, vor hundert Jahren in seiner zwölften Rede an die Deutsche Nation gesprochen hat:Wir müssen zuvörderst über die großen Ereignisse unserer Tage, ihre Beziehung auf uns und das, was wir von ihnen zu erwarten haben, mit eigener Bewegung unserer Gedanken Nachdenken und uns eine klare und feste Ansicht von allen diesen Gegenständen sowie ein entschiedenes und unwandelbares Ja und Nein über die hierher fallenden Fragen verschaffen: Jeder, der den mindesten Anspruch auf Bildung hat, soll das." Und es ist in der Tat so, daß nur eine Ueberzeugung, die hinter all den jetzt gebrachten Opfern steht, die Herzensfreudigkeit erklärt und die sittliche Größe zugleich enthüllt, aus der heraus Deutschlands titanische Anstrengungen zu erklären find. Und diese Ueberzeugung richtet sich auf den einen unwandelbaren Gedanken, daß unser Deutsch­tum erhallen und gestärkt werden muß. Mit einer in der Geschichte des Volkes kaum je erlebten Einig­keit sind wir alle von diesem Gedanken beseelt, jeder nach seiner ihm eigentümlichen Begabung und nach seinen Kräften. Ziel und Ende dieses fürchterlichen Krieges muß sein, allem, was Deutsch ist, die Führung in Mitteleuropa und die Unabhängig­keit in der ganzen Welt zu sichern.

Daran arbeiten wir zu Hause ebenso wie unsere Brüder, Väter und Söhne im Felde. Es versteht sich von selbst, daß die schwäbischen Soldaten in vorderster Linie ihre Aufgabe erfüllen und dem alten Ruhm unseres Volksstammes Ehre machen, der schon vor vielen Jahrhunderten den schwäbischen Herzögen in den Kämpfen der großen deutschen Kaiser das stolze Vorrecht eintrug, die Reichssturm­fahne dem Heere voranzutragen. Und darum hat auch unser König jedem von uns aus dem innersten Herzen gesprochen, als er in diesen Tagen bei seiner abermaligen Abreise auf den Kriegsschauplatz seinen Truppen das Zeugnis ausstellte, daß sie im bishe­rigen Verlaufe des Krieges das von König und Volk in sie gesetzte Vertrauen glänzend gerechtfertigt und auch die schwersten Aufgben mit unerschütterlicher Tapferkeit und einer Ausdauer sondergleichen gelöst haben. Wir alle stimmen in den Dank ein, den ferner unser König bewegten Herzens, aber auch mit Stolz, seinen Truppen aussprach. Nie haben wir inniger mit unserem Landesvater gefühlt als in dem Augenblick, wo er im Namen von Heer und Volk auch der im Kampf für die gerechte Sache helden­mütig gefallenen Kameraden gedachte.

Das deutsche Volk lebt in einer von allen Seiten abgeschlossenen Festung, die sich freilich zur Ueber- raschung unserer Gegner ihren Nahrungsmittelbedarf bei entschlossenem Willen aller selbst erzeugen kann. Und wir sind in diesen Tagen mehr als je eine große Familie, in der kein Mitglied Hunger zu leiden oder Hunger zu befürchten braucht, wenn nur jeder soviel Selbstzucht besitzt, die kleine Einschränkung zu üben, daß er nicht fortgesetzt die Speise verlangt, von der unser Vorrat etwas geringer ist als an anderen Nahrungsmitteln. Der Bundesrat hat eine

Reihe bedeutsamer Beschlüsse gefaßt mit der Absicht, ^ die Ernährung des Volkes zu möglichst billigen ! Preisen auch während eines langen Krieges sicher ' zu stellen. Er hat Höchstpreise festgesetzt, nicht in dem Sinne, daß damit eine Teuerung, wie sie am Anfang des Krieges drohte, zum dauernden Zu­stand werde, sondern im Gegenteil um mittlere und stetige Preise zu schaffen. Wir wollen nicht bloß mit den verfügbaren Vorräten zur Not bis zur nächsten Ernte reichen, sondern darüber hinaus in ^ das nächste Jahr mit denselben Vorräten hinein- j gehen, die wir vor Anfang dieses Erntejahres be- i saßen. Zunächst hat der Bundesrat nur die Preise j für Roggen, Gerste, Weizen und Kleie festgesetzt, i Mit den Kartoffeln zögert er noch. Wir wissen ! nicht warum, doch hoffen wir, daß dieses überaus j wichtige Nahrungsmittel von selbst zu einer normalen Preishöhe zurückkehrt.

Emden, 3. Nov. (GKG.) Aus dem Großen Hauptquartier ist am Dienstag nachmittag folgendes Telegramm des Kaisers eingetroffen: Oberbürger­meister, Emden. Ich beglückwünsche die Stadt Emden zu ihrem Patenkind im Indischen Ozean, dessen kühne Kreuzerftückchen ein jedes deutsche Herz mit Stolz und Freude erfüllen. Wilhelm I. R.

Berlin. 4. Nov. (WTB.) Dem Kommandanten von S. M. kleinem KreuzerEmden" ist das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse, allen anderen Beamten und Deckoffizierrn. sowie Z0 Unteroffizieren und Mann­schaften der Besatzung das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen worden.

London, 5. Nov. Der in Neapel eingetroffene italienische DampferRoma" begegnete, wie dem Berl. Tagbl. berichtet wird, bei Aden einem eng­lischen Geschwader, das auf dieEmden" Jagd machen soll. DieEmden" hat eben wieder zwei Dampfer versenkt, nachdem sie ihnen Lebensmittel und Kohlen entnommen hatte.

DieTimes" schreiben: Die Schlacht an der belgischen Grenze wird zu den größten Schlachten der Weltgeschichte gerechnet werden müssen. Von der Frage, ob es den Deutschen gelingt oder nicht gelingt, in den Besitz von Calais zu kommen, wird der weitere Gang dieses Krieges unstreitig abhängen. Die britischen Truppen haben in der langen Geschichte Großbritanniens niemals in einem furchtbareren Kampf gestanden. Das Blutbad in den Kämpfen der letzten Tage, die von Tag zu Tag heftiger ge­worden sind, ist beispiellos groß gewesen und hat sogar die Verluste in den größten Schlachten des russisch-japanischen Krieges überstiegen. Die Deutschen haben ganze Bataillone geopfert, aber auch die Verluste der Verbündeten sind sehr groß. Der verzweifelte Kampf dauert immer noch weiter, und zwar zu Lande und zu Wasser, in der Lust und unter dem Meere. Einen solchen Kampf hat die Welt noch nie zuvor gesehen.

Straßburg, 5. Nov. General von Deimling ist bei einem Ritt in die Schützenkette durch einen Granatsplitter am Oberschenkel leicht verwundet worden. Die Verwundung ist, wie man hört, nicht von Belang und General von Deimling bleibt bei seinen Truppen.

Berlin, 5. Nov. DerLokalanzeiger" schreibt: Ein aus Holland nach Berlin zurückgekehrter Herr berichtet, daß nach zuverlässigen Meldungen der Oberkommandierende der englischen Armee in Frank­reich, Feldmarschall Sir John French, vor einiger Zeit bei einem Automobilunfall schwer verunglückt sei und z. Zt. noch in der persönlichen Ausübung des Oberk ommandos verhindert ist. ^ ß» Amsterdam, 4. Nov. Nach Meldungen aus Petersburg sagte der Zar in einer Antwort auf ein Telegramm der vereinigten Kaufleute von Moskau, worin der Wunsch ausgesprochen wurde, daß keine Friedensverhandlungen möglich sein sollten, bevor nicht die Russen das Herz von Deutschland erreicht

hätten, er sei vollkommen eins mit der Ansicht der Moskauer Kaufleute. Alle Befürchtungen eines Friedensschlusses vor der völligen Vernichtung der beiden Gegner seien grundlos.

Wie aus Wien gemeldet wird, ist es jetzt den österreichischen Truppen gelungen, in einer langen Linie in Serbien einzudringen und zumal auch über die Save und Drina hinaus Serbien zu besetzen. Die Not und das Elend in Serbien soll ganz unbeschreiblich sein. Auch zahlt kein Mensch in Serbien mehr Steuern und alle Kassen des Staates sind leer. Auch herrschen in Serbien Epidemien, und sogar England und Rußland treten dafür ein, daß sofort erfahrene Aerzte nach Serbien gesandt werden müßten, um die Ausbreitung furcht­barer Krankheiten zu verhindern. Eine furchtbare Nemesis ist also als Lohn für die serbische Ver­schwörungspolitik über das unglückliche Land Serbien hereingebrochen.

London, 4. Nov. LautDaily Telegraph" wird die Zahl der allein in London internierten Deutschen und Oesterreicher auf 5000 geschätzt.

Berlin. 4. Novbr. (WTB.) Ein aus einem englischen Konzentrationslager in Farmley befreiter Deutscher berichtet einem Chemnitzer Blatt, daß in­folge schlechter Behandlung in einer Woche 17 Zivil- gefangene gestorben seien.

London, 5. Nov. (WTB.) Amtlich wird mit­geteilt. daß England Cypern annektiert hat.

Konstantinopel, 5. Nov. Das türkische Prisengericht hat in Konstantinopel 36 französische, 6 russische und 1 belgischen Dampfer beschlagnahmt. Der englische Vizekonsul in Basra ist verhaftet worden.

Berlin, 4. Nov. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Athen: Die telegraphische Verbindung zwischen Odessa, Konstantinopel und Athen ist ab­gebrochen.

Rom, 4. Nov. Aus Konstantinopel gelangen beruhigende Meldungen über die Absichten der Türkei hierher. Der Angriff richte sich zunächst gegen Ruß­land. Wenn ein Feldzug in Aegypten notwendig wäre, würde sich die Pforte mit Italien verständigen und die Senussen durch eine Sondergesandtschaft veranlassen, ihren Widerstand gegen Italien in der Cyrenaika einzustellen.

Rom, 4. Nov. Die Zeitungen aller Richtungen und aus allen Teilen des Landes einschließlich des Corriere della Sera" stellen heute jedes Abkommen mit England wegen Aegyptens in Abrede und zeigen sich vollkommen beruhigt wegen der Möglichkeiten im nahen Orient.

Berlin, 5. Nov. Die Berliner Morgenblätter verbreiten die wichtige Nachricht aus Sofia, daß sämtlichen bulgarischen Kriegs- und Handelsschiffen von der Türkei freie Fahrt ins Schwarze Meer bewilligt wurde.

Wien, 5. Nov. Nach Meldungen aus Peking hat der Landesverteidigungsrat in Peking eine Reihe militärischer Maßnahmen verfügt. Es wurden 36 Divisionen aus dem Innern von China nach der Grenze gegen Rußland dirigiert.

London, 5. Nov. (WTB.) Wie das Reuter- sche Büro erfährt, besagt eine amtliche Meldung aus Tokio, man glaube, daß der österreichisch-ungarische KreuzerKaiserin Elisabeth" sich auf der Reede von Tsingtau selbst in die Lust gesprengt habe. Das Schwimmdock sei ebenfalls vernichtet. Die Be­schießung dauere fort.

Berlin, 4. Nov. (WTB.) In Antwerpen ist der öffentliche Dienst fast vollständig wieder hergestellt. Lebensmittel sind genug vorhanden und zum Teil billiger als vor dem Krieg.

Berlin, 4. Novbr. (WTB.) Der preußische HandelsminiÜer hat in der Ausführung der Verord­nung des Bundesrats über das AuSmahlen des Brotgetreides die Herstellung von Weizenauszugs­mehl bis zu 30 Prozent zugelassen.