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PR 155.

Neuenbürg, Montag den 28. September 1914.

72. Jahrgang.

Der Krieg.

Berlin, 25. Sept. (WTB.) Der Kaiser hat dem Kommandanten des Unterseeboots II 9, Kapitänleutnant Otto Weddingen, das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse, den übrigen Offizieren und Mannschaften das Eiserne Kreuz zweiter Klasse ver­liehen.

Berlin, 25. Sept. Der jüngste Inhaber des Eisernen Kreuzes dürfte nach derNorddeutschen All­gemeinen Zeitung" Günther Paulus sein, der noch nicht 16 Jahre alt ist. Der junge Krieger hat be­reits 2 Schlachten und 3 größere Gefechte mitgemacht, bei deren einem er sich durch Tapferkeit besonders auszeichnete. Paulus liegt zur Zeit im Wiesbadener Lazarett.

Köln. 25. Sept. Ueber die schwere Artillerie beim Feldheere schreibt dieKöln. Volkszlg.": Der jetzige Krieg hat mit den 42 Zentimeter-Mörsern ein Geschütz in den Vordergrund treten lassen, dessen Vorhandensein nicht nur der breiten Oeffentlichkeit, sondern sogar den Angehörigen des deutschen Heeres, sofern sie nicht unmittelbar mit seiner Erprobung und Beschaffung betraut waren, eine völlige Ueber- raschung bereitete. Hiebei muß den zurzeit ver­breiteten Jrrtümern entgegengetreten werden, daß dieser Mörser erst zu Beginn des Feldzuges von Krupp beschafft sei und von Kruppschen Ingenieuren bedient würde. Dem ist nicht so. Es handelt sich um ein schon in der Armee eingeführtes Geschütz der Fußartillerie, das auch von dieser bedient wird. Wer je ein so vollendetes Erzeugnis der Technik wie unfern 42 Zentimeter-Mörser gesehen hat, wird ohne weiteres verstehen, daß es jahrelanger Vor­arbeit und eingehender Versuche der Artillerie­prüfungskommission in Verbindung mit der Firma Krupp bedurfte, um ein Geschütz zu schaffen, das in der Stunde der Gefahr so gewaltige Leistungen zeigen konnte. Verdienst unserer Fußartillerie aber ist es. das schwere Gerät dank ihrer hochenlwickelten Ausbildung und trotz der durch die Geheimhaltung im Frieden beschränkten Uebung bei schwierigen Geländeverhältnissen so sachgemäß in Stellung zu bringen, zu bedienen und zu verwenden, wie der Erfolg gezeigt hat. Aber nicht nur dieses schwerste Kaliber bei Festungsangriffen zu bedienen, ist unsere Fußartillerie berufen, in der Hauptsache findet sie Verwendung als schwere Artillerie bei dem Feld­heere. Nach den Berichten von Freund und Feind soll die Wirkung der 15 Zentimeter-Granate furcht­bar sein; mit einem Schuß wurden z. B. über 100 Mann getötet. Die Leichen sind durch den gewaltigen Druck so umher geschleudert, daß einzelne in ent­fernteren Bäumen hingen. Durch die Wirkung der Stichflammen waren die Leichen zum Teil völlig verkohlt.

Berlin, 25. Sept. Ein Privat-Telegramm be­richtet aus Mailand: Alle in Bordeaux erscheinenden Natter brachten übereinstimmend die Meldung, daß Präsident Poinearo, Ministerpräsident Viviani und der aus Paris zurückgekehrte Minister Briand sich am 20. Sept. nach London begeben haben, um mit den leitenden englischen Politikern Rücksprache SU pflegen.

Stettin. 25. Sept. (WTB ) Ueber einen Neutralitätsbruch Englands gegenüber Holland er­fahren dieStettiner Neuesten Nachrichten" von durchaus zuverlässiger Seite: Der DampferBattavier" und der DampferKatvijk", der erste der Firma Müller, der zweite der Firma Erhardt u. Dekhers, beide in Rotterdam, gehörend, die mit schwedischen Eisenerzen von Narvik in Norwegen nach Rotterdam unterwegs waren, sind von englischen Kreuzern in der Nordsee gekapert und beide nach Middlesborough geschleppt worden. In Middlesborough befinden sich die größten Hochöfen Englands.

Berlin, 26. Sept. Die Kronprinzessin hat sich heute nach Ostpreußen zur Besichtigung von Lazaretten begeben.

Berlin. 27. Sept. (WTB.) Zu der neuesten Meldung vom Kriegsschauplatz aus dem Großen Hauptquartier schreibt derBerliner Lokalanzeiger": Die hartnäckigen, fast verzweifelten Versuche der Franzosen, unseren rechten Flügel noch in letzter Stunde zu werfen, scheiterten trotz weiter Umgehung in der Richtung auf Bapaume an dem Widerstand schwächerer Truppen. Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß es der französischen Führung ernster mit diesem Vorstoß war als den französischen Truppen, die vielleicht das Nutzlose ihrer ständigen Angriffe einsahen. Im Zentrum sind unsererseits Fortschritte zu verzeichnen. Die wichtigste Meldung ist jedoch die, daß die südlich des genommenen Sperrforts angegriffenen Forts ihr Feuer einstellten. Damit ist die für uns so wünschenswerte Lücke in dem Sperrsortgürtel gegeben, und wir befinden uns bereits in einem Artilleriekampf mit den westlich der Maas uns entgegengesandten Truppen.

London, 27. Sept. (WTB.) In einer Er­örterung der großen Verluste, die die Deutschen und Engländer an Offizieren gehabt hätten, schreibt die Times": Die Engländer verloren im Laufe eines Monats 1100 tote, verwundete oder vermißte Offiziere. Da 5 Infanteriedivisionen an den Kämpfen teilnahmen, von denen jede etwa 600 Offiziere hat. so verloren die Engländer fast zwei Fünftel aller Offiziere.

London, 25. Sept. (WTB.) DieTimes" melden aus dem Nordwesten Frankreichs vom 22. d. Mts.: Eine Abteilung Ulanen sprengte heute nach­mittag die Brücke bei Miraumond zwischen Amiens und Arras.

Stockholm, 26. Sept. Londoner Meldungen geben zu, daß die gefürchteten 42em-Geschütze vor Verdun in Stellung gebracht worden sind und daß sich der Belagerungskrieg merkbar enger um die Festung geschlossen hat.

Rotterdam. 27. Sept. Aus Kapstadt wird gemeldet: Lüderitzbucht wurde von südafrikanischen Truppen besetzt. Am 19. September trafen Trans­portschiffe vor dem Hafen ein. Ein Offizier mit mit weißer Flagge forderte die Uebergabe der Stadt, aber die weiße Flagge wehte schon vom Rathaus. Die deutsche Garnison war am 18. mit einem Eisen­bahnzug abgefahren. Die Deutschen ließen alles unbeschädigt zurück, außer der drahtlosen Station, welcke sie zerstörten.

Wien, 26. Sept. (WTB.) Alle deutschen Staatsangehörigen, die nach Ausbruch des Krieges aus Rußland, Frankreich und England mit Ein­willigung der dortigen Behörden in die Heimat zurückgekehrt sind, werden dringend gebeten, ihre Adresse an die Deutsche Bank, Sekretariat, Berlin

8 zu senden. Ferner wird gebeten, die Namen aller Deutschen, von denen feststeht, daß sie noch in jenen Ländern zurückgehalten werden, ebenfalls der Deutschen Bank mitzuteilen.

Frankfurt a. M., 26. Sept. Bei den Frank­furter Gerichten sind zahlreiche Klagen gegen fran­zösische und englische Firmen anhängig, deren Objekte mehr als 100 000 Mk. betragen. Unter den Be­klagten befindet sich auch der französische Vizekonsul in Bad Homburg, de Tersant, der 2100 Mk. Miete sowie Beleuchtungs- und Wüschekosten schuldig geblieben ist.

Berlin, 25. Sept. Einen Aufruf an die Karten­spieler erläßt dasBerliner Tageblatt", in dem es sich gern bereit erklärt, den Gewinn der Kartenspieler für die Kriegsfürsorge für die Fraueu und Kinder der Wehrmänner und für die Arbeitslosen entgegen­zunehmen.

Christi ania, 25. Sept. (WTB. Nichtamtlich.) Ueber die Heldentat des deutschen Unterseebootes

II 9" schreibt ein bekannter norwegischer Admiral imMorgenbladed": Die englische Taktik der Blockade der Nord- und Ostsee ist zum Tode verurteilt, da durch die gesamte englische Be­wachungskette von über 200 Seemeilen von der eigenen Basis entfernt bis zum Kanal, jenem von England seit Jahrhunderten beherrschten Seegebiet, sich ein deutsches Unterseeboot mit 20 Mann Besatzung schleichen konte. Daß die vernichteten Panzerkreuzer älter sind, ist gleichgültig. Wie es gestern diesem in den Grund gebohrten Kreuzergeschwader erging, kann es morgen der ganzen englischen Hochseeflotte ergehen. Die Nordsee und die Ostsee sind nicht länger der Besitz englischer blockierender Panzerkreuzer. Eine neue Zeit, eine neue Methode beginnt, bedeu­tungsvoll für die kleineren Seeftaaten, da sie imstande sind, eine beträchtliche Zahl dieser nicht teueren und furchtbaren Seewaffe anzuschaffen.

Die Deutschen stellen sich taub." Unter der UeberschriftDie Deutschen stellen sich taub" meldet derFigaro" vom 13. d. M. aus Hamburg (über Kopenhagen):Die deutsche Regierung hat einen Ausruf erlassen, um einen Vorschuß von einer Milliarde Mark auf die vom Reichstag bewilligten fünf Milliarden Kriegskcedite zu erhalten. Aber die Bevölkerung reagiert nur sehr widerwillig auf die zahlreichen und wiederholten Aufrufe der Regierung. Nur das Haus Krupp hat eine große Summe ge­zeichnet." Diese entzückende Meldung des fein­hörigenFigaro" hat etwas Richtiges: das deutsche Volk war allerdings insofern taub, als es sich etwas verhört hat. Es hat statt der gewünschten einen Milliarde gleich deren vier und auch noch ein bissel mehr gezeichnet I

London, 24. Sept. (WTB.) Wie dieTimes" melden, sind am 22. d. Mts. 400 deutsche Ge­fangene nach Irland befördert worden.

Wien, 26. Sept. (WTB.) In derReichs­post" erzählt der Oberingenieur der staatlichen Kraft­werke an der Rhone, Kristen, aus Mähren, Jau- ros habe ihm schon zu Anfang dieses Jahres in Paris gesagt, Frankreich habe sich mit einer Macht zu Lande und einer Macht zur See verbündet, um in naher Zeit Deutschlands Ende herbeizuführen, doch glaube er, daß Frankreich bei einem solchen Kriege zusammenbrechen werde. Frankreich habe nämlich auf dem Papiere weit mehr Soldaten, als im Felde. Ueberdies hätten seine Finanzen infolge fortwährender Inanspruchnahme durch Rußland sehr gelitten. Da man ferner vor dreiviertel Jahren noch gar nicht daran dachte, daß Rußland schon für den Krieg bereit sei, so werde man durch den Mangel an Anzügen und Ge­wehren gar nicht imstande sein, die Armee voll­ständig auszurüften. Kristen erzählt dann weiter: Am 18. Juli bemerkte ich auf einer Dienstreise, daß in den Vogesen größere Truppenmassen zusammen­gezogen wurden, angeblich für größere Manöver. Schon am 21. Juli wurde plötzlich der Kriegszustand erklärt. Am 27. Juli erhielt er den Ausweisungs­befehl, wurde dann aber verhaftet, nach Toul ge­bracht und mußte vom 2. August ab dort Schanzen graben. Der Prokurist einer deutschen Wollfabrik wurde erschossen, weil er sich weigerte, 80000 Flc. seiner Firma herauszugeben. Am 18. August wur­den zahlreiche schwerverwundete deutsche Kriegs­gefangene eingebracht, die von der Bevölkerung in der schmachvollsten Weise behandelt wurden. Die Siegesnachrichten der Regierung begegneten jedoch auch dort allgemeinem Mißtrauen. Es herrschte eine allgemeine Mißstimmung. Das Volk hofft kaum auf einen glücklichen Ausgang des Krieges und verlangt nach einer neuen Regierung.

London, 26. Sept. Manchester Guardian sagt: Die deutsche Stellung an der Aisne ist so stark, daß, wenn keine strategischen Ueberraschungen eintreffen, jeder Angriff zu einem Rückschlag führen muß und Erfolg nur haben kann, wenn der Gegner