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Amtsblatt wr Sen Oberamtsbezirk Neuenbürg.
Neuenbürg, FreiLüg dm 18. September 1914.
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Fernsprecher Nr. 4.
Zeichnet die Kriegsanleihen! Z
Der Krieg.
Laß du den Krieg ausrasen, wie er angefangen Du hast ihn nicht leichtsinnig selbst entflammt. Für seinen König muß das Volk sich opfern Das ist das Schicksal und Gesetz der Welt. Nichtswürdig ist die Nation, die nicht Ihr alles freudig setzt an ihre Ehre.
Unser Dichter Schiller ist es, der diese flammenden Worte in seiner „Jungfrau von Orleans" ausruft mit jener Prophetengabe, die nur dem Genius eigen ist und die heutige Lage Deutschlands haarscharf kennzeichnet. In der Tat ist an einen Frieden noch nicht zu denken, er wäre uns politisch nicht einmal erwünscht, so sehr auch vom rein menschlichen Standpunkt aus jeder sich nach ihm sehnen mag. Wir müssen diesen Krieg ausrasen lassen, wenn wir wieder auf lange Zeit hinaus den Frieden erhalten wollen. Und so müssen wir auch die Mittel zur Durchführung des fürchterlichsten Kampfes bereit stellen, den die Weltgeschichte jemals sah. An Soldaten ist bei uns wahrlich kein Mangel. Voll Siegesmut sind Hunderttausende hinausgezogen auf das Feld der Ehre und zeigen in Schlachten von unerhörter Größe und Blutigkeit den unbeugsamen Willen, das Reich gegen alle die Feinde ringsum zu behaupten und es einem neuen Geschichtsabschnitt voll Größe und Herrlichkeit entgegenzuführen. Aber zum Kriegführen gehört auch Geld und wieder Geld und noch einmal Geld, wie das Wort eines alten Generals und Staatsmanns lautet. Deshalb ist die Emission der großen deutschen Kriegsanleihe notwendig geworden. Fünf Milliarden Mark werden zur Zeichnung ausgeschrieben l Es ist eine ungeheure Summe, größer noch als die französische Kriegsentschädigung von 1871, die nur fünf Milliarden Franken betrug oder vier Milliarden Mark. Mancher denkt, soviel Geld sei in Deutschland gar nicht aufzutreiben, aber das ist ein Irrtum. Unser Nationalvermögen berechnet sich auf über 300 Milliarden und außerdem ist die Finanzverwaltung des Reiches in der glücklichen Lage, einen überaus günstigen Zeitpunkt für die Flüssigmachung ihres Kredit- bedürfnisfes wählen zu können. Unsere Reichsbank hat sich vorzüglich bewährt. Sie braucht, obgleich sie sowohl für den Staat wie für Handel und Gewerbe in geradezu übermenschlichem Umfang in Anspruch genommen wurde, nicht wie die Bank von Frankreich ihren Status geheimzuhalten, sondern kann mit Stolz darauf Hinweisen, daß auch jetzt, nachdem sie schon 7 Wochen den Kriegsstürmen zu trotzen hatte, noch weitere Milliardrnkreditansprüche befriedigen kann. Also es hat nicht einmal große Eile mit dem Appell der Reichsfinanzverwaltung an das Volk. Um so mehr aber kann ihm jetzt, wo er ergangen ist, rückhaltlos Folge geleistet werden. Cs ist eine vaterländische Pflicht der zuhause Gebliebenen, soweit ihre Verhältnisse es irgendwie gestatten, sich an dieser Anleihe zu beteiligen und zu beweisen, daß sie ebenso wie die im Feld stehenden Brüder bereit sind, nicht bloß mit Worten, sondern auch mit Taten sich an dem Riesenkampfe zu beteiligen. Darum zeichne jeder, der es irgendwie ermöglichen kann, damit wir dieser ganzen Welt von Feinden, daß das Deutsche Reich finanziell ebenso stark dasteht wie militärisch, und auf daß die Hoffnungen unserer Gegner, mit dem Geldbeutel zu erreichen, was sie mit den Kanonen nicht fertig bringen, zu schänden werden! Auch auf diesem Gebiete gibt es Siege und Niederlagen. Wir aber werden siegen, weil wir siegen müssen. Darum noch- wals auf zum Siege daheim wie zum Siege auf dem Felde der Ehre.
Die Lage ist auf dem westlichen. Kriegsschauplatz unverändert; sie gibt zu Besorgnissen durchaus keine Veranlassung. Wir müssen aber in Geduld und Zuversicht warten, bis der entscheidende Augenblick für unsere Truppen gekommen ist. Bedenkt man, wie riesig groß die Schlachtlinie ist, so wird man begreiflich finden, daß solche Kümpfe nicht in wenigen Tagen zu Ende geführt werden können; die Franzosen scheinen ihre gesamten Heeresmasfen der Nordarmee dort gesammelt zu haben; unterstützt von den Engländern und frischen Reserven versuchen sie, verzweifelten Widerstand zu leisten.
Berlin, 17. Sept. (WTB.) Zu dem neuen Schlachtbericht aus dem Westen sagt die „Deutsche Tageszeitung": Daß einzelne deutsche Gegenangriffe erfolgreich waren, läßt einen gewissen Fortschritt der Lage erkennen. Im übrigen können wir nur zu Vertrauen und Geduld mahnen. Wir wissen, daß ein solcher Riesenkampf, dessen Linie sich über rund 200 Kilometer erstreckt, nicht so schnell entschieden werden kann. — Ein englischer Major soll anfangs Juli erklärt haben: Ich bin überzeugt, daß nicht Deutschland, sondern Frankreich der Friedensstörer ist. Leider ist unsere Regierung Frankreich gegenüber Verpflichtungen eingegangen. Nach dem, was ich von der deutschen Armee gesehen habe, habe ich die Ueberzeugung — und die große Mehrheit meiner Kameraden teilt sie —, daß unsere Armee einem Unglück entgegengeht. Unsere Armee ist die denkbar schlechteste; die Kerle laufen wie Hasen.
Berlin, 16. Sept. (WTB. Amtlich) Für den erkrankten Generalobersten v. Hausen. General der Kavallerie v. Einem, Armeeführer. Für diesen General der Infanterie v. Claer, kommandierender General des 7. Armeekorps. General der Artillerie v. Schubert, bisher kommandierender General des 14. Reservekorps, zu anderweitiger Verwendung. Für ihn der Generalquartiermeister v. Stein zum kommandierenden General des 14. Reservekorps ernannt. — Unter den Veränderungen in den Ko- mandostellen durfte in erster Lmie dis Ersetzung des erkrankten Generalobersten v. Hausen, früheren sächsischen Kriegsministers, durch den General der Kavallerie v. Einem, genannt Rothmaler. interessieren. Der jetzige Armeeführer, der 61 Jahre alt ist. hat eine glänzende militärische Laufbahn hinter sich. Sie begann bei den 14er Ulanen in Hannover, bei denen er als Fähnrich den Krieg 1870/71 mitmachte und das Eiserne Kreuz erwarb. Bald danach kam der junge Offizier in den Generalstab. Nachdem er später Generalstabschef beim 7. Korps in Münster gewesen war, trat er in das preußische Kriegsminifterium ein. dessen Leitung er als Fünfzigjähriger im Jahre 1903 übernahm und bis August 1909 behielt.
Köln, 15. Sept. Die „Kölner Zeitung" meldet aus Mailand: Ein Pariser Mitarbeiter des „Corriere della Sera", der eine Fahrt durch das Schlachtfeld an der Marne unternahm, teilt seinem Blatte einige Eindrücke mit. Er bemerkt, die Schlachten an der Marne seien in einigen Teilen überaus heftig gewesen. Das Dorf La Fert6 ist zerstört. Einige andere kleine Dörfer liegen in Asche. Die französischen Bauern, welche nicht mehr fliehen konnten, erzählen, daß die französische Artillerie die Häuser zerstörte, um die deutschen Maschinengewehre zu vernichten, die von den Häusern und Glockentürmen aus den Franzosen große Verluste beibrachten. Der Widerstand der Deutschen sei gewaltig. Bei Sezanne dauerte die Schlacht 18 Stunden. Die Franzosen hatten auch hier unter den deutschen Maschinengewehren zu leiden. Das 63. französische Regiment wurde gänzlich vernichtet. In der Nähe von Sezanne war eine deutsche Batterie abgeschnitten; anstatt sich zu ergeben, brachte sie ihre Geschütze in Stellung und eröffnete ein mörderisches Feuer, das den ganzen Tag andauerte. Der heldenmütige, verzweifelte Widerstand hörte erst am Abend auf, als sämtliche
, Kanonen zum Schweigen gebracht und ihre Soldaten ^ tot oder verwundet waren.
' Berlin. 16. Sept. (GKG) Ueber Kopen- i Hagen wird berichtet: Der Pariser „Tempr" vom ; Montag abend meldet, daß die englische Hilfsarmee ^ bei den letzten Kämpfen 15000 Tote und Ver- i wundste verloren hat.
- Stockholm, 16. Sept. „Aftonbladed" meldet i aus Berlin, daß General v. Hindenburg von russischen ' Gefangenen die Nachricht bestätigt erhalten habe, daß ! die früher oft genannte Millionenarmee bei / Wilna überhaupt nicht existiert, da sämtliche i Truppen dort, sogar die Garde, beordert wurden, ^ sich an den Kämpfen an der Weichsel zu beteiligen. : Tatsächlich sollen auch die Ostseeprovinzen von , größeren Truppenmassen frei sein.
Berlin. 15. Sept. (WTB ) Das „Berliner / Tagbl." meldet aus Straßburg: Am 25. August im Metzer Krankenhaus gaben die Landwehrleuie ^ Chrrstofel. Gefreiter Heim und Bruno Lehmann zu Protokoll, daß am 23. August abends französische ^ Soldaten in ein deutsches Feldlazarett eindrangen
- und einen Stabsarzt niederstachen. Viele Ver- i mundete suchten mit Hilfe des Saniiätspersonals zu ^ entfliehen, wurden aber von den Franzosen verfolgt i und zusammen mit den Sanitätern niedergemacht. ' Das Lazarett ging in Flammen auf.
Berlin. 16. S?pt. (WTB.) Der General- , major Frhr. v. L., Kommandeur einer Kavallerie- i brigade, überreichte am 5. September vormittags . der Chemischen Untersuchungsftelle beim Sanitäts- / amt seines Armeekorps einen Rest von Kaffee, ! nach dessen Genuß er sofort unter Vergiftungserscheinungen erkrankte. Generalmajor v. L. halte > den Kaffee in einem französischen Dorf in der Nähe ! von Luneville erhalten. Die Untersuchung hat ^ zweifelsfrei ergeben, daß der Kaffee arsenike Säure, ! davon einen Teil in Pulverform am Fuß der Flasche.
! enthielt, und zwar in einer Menge, die genügte, um
- den Tod eines Menschen herbeizuführen. General- ^ major v. L. ist inzwischen wieder hrrgestellt.
Frankfurt a. M., 16. Sept. Die „Franks. Ztg." meldet aus Rom: Der bisherige komman- ; dierende Admiral des in den türkischen Gewässern s befindlichen englischen Geschwaders hak den Ober- ^ beseht über das Mittelmeergeschwader übernommen, j dessen bisheriger Kommandant abberufen wurde, wie ^ man annimmt, aus mangelnder Tatkraft, i Berlin, 16. Sept. (WTB.) Unfern Truppen ! ist folgender Befehl des Kommandanten der 1. fran- s zösischen Armee in die Hände gefallen (in Ueber- i setzung): Es ist dem Oberbefehlshaber der 1. Armee ! durch die Stadtbehörde von Rambervillers zur ; Kenntnis gebracht worden, daß sich Soldaten in s dieser Stadt zu Akten der Gewalttätigkeit und der z Plünderung haben Hinreißen lassen. Diese Hand- ; lungen sind um so bedauerlicher und verwerflicher,
! als sie auf französischem Boden begangen worden ! sind. Der kommandierende General des 21. Korps j wird sofort eine Untersuchung in dieser Angelegenheit ! einleiien, damit die Urheber dieses Verbrechens dem Kriegsgericht übergeben werden können, gez.: Dubeil.
; — Mit diesem Dokument wird die besonders bei
- unserer kronprinzlichen Armee gemeldete Wahrnehm- z ung, daß die französischen Truppen sogar im eigenen ! Lande plündern und rauben von amtlicher franzö- ! sischer Seite bestätigt.
! Berlin, 16. Sept. (WTB.) Die „Nordd.
; Mg. Ztg." schreibt im Hinblick auf die Thronrede, die die Königin der Niederlande vor den Generalstaaten verlesen hat, u. a.: Mit besonderem Nachdruck hat die Königin ihrem Volk die Pflichten der Neutralität dargestellt und wir wollen gern und mit Befriedigung feststellen, daß die Niederlande diesen Pflichten mit der größten Sorgsamkeit nachzukommen sich bemühen, trotz der von englischer, französischer und belgischer Seite unternommenen Versuche, sie