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Ausgegeben: Neuenbürg, den 2V. August 1914, mittags 12 Uhr.

Zusatz zum Landsturm-Aufruf

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Bezirkskommandos Calw.

Außer den ausgerusenen ausgebildeten Landsturm-Leuten haben sich am:

7. Landsturmtag (22. August), vormittags 9 Uhr beim Bezirkskommau-o Calw zu melden:

Sämtliche noch nicht eingezogenen Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve,. Landwehr l. und II. Aufgebots (auch diejenigen Gedienten, die schon einberufen und dienstunfähig oder als überzählig entlassen wurden) aus den Oberämtern Calw, Nagold, Herrenberg und Neuenbürg.

Calw, den 19. August 1914.

XSnigt. BLAirkskommanSo.

Der Krieg.

Berlin, 19. Aug. Gerüchte von einer feind­seligen Haltung Japans gegen Deutschland waren in Berlin schon seit einigen Tagen verbreitet. Daß jetzt das amtliche Telegraphenbureau das Gerücht weitergibt, liefert einen unleugbaren Beweis dafür, welche Bedeutung man ihm beimißt. Nach den von Wien aus vor einigen Wochen verbreiteten Nachrichten über angebliche gegen Rußland gerichtete Abmach­ungen mit Oesterreich-Ungarn wird diese Wendung der Dinge die große Oeffentlichkeit überraschen. In eingeweihten Kreisen war man offenbar darauf gefaßt. DiePost" spricht die Erwartung aus, daß nun China sich auf Seiten Deutschlands stellen werde, denn tatsächlich sei China noch Besitzer des Hafens, von dem wir ihn seinerzeit auf 99 Jahre gepachtet haben. Wenn Japan also versuche, den Hafen mit Waffengewalt zu nehmen, so gerate es von selbst in Krieg mit China. Schließe aber China in Vor­aussicht dieser Möglichkeit sich rechtzeitig an Deutsch­land an, dann dürfte es den Japanern nicht so leicht werden, diesen deutschen Stützpunkt zu nehmen. In Verbindung mit der Nachricht von der drohenden Haltung Japans gewinnen noch Meldungen an Interesse, wonach die an den Hochschulen Marburg, München und Halle studierenden Japaner abgereist sind.

Berlin, 19. August. Aus Berlin wird der «Franks. Zeitg." gemeldet: Der Hinweis in der letzten belgischen Antwort auf dieinternationalen Verpflichtungen" ist rin starker Beweis dafür, daß zwischen Belgien und den Westftaaten Abmachungen über einen gemeinsamen Krieg gegen Deutschland getroffen worden waren. Bei dem späteren Friedens­schluß wird man dessen eingedenk bleiben.

Berlin, 19. Aug. Wie der Bukarefter Be­richterstatter derVoss. Ztg." erfährt, hat Rußland M letzten Augenblick ein offizielles Anerbieten an Rumänien gerichtet, in welchem ihm, falls es sich vom Dreibund lossagt, Siebenbürgen als Preis Mkannt wird. In Bukarest ist dieses Anerbieten mit skeptischer Kühle entgegengenommen worden, und mm meint, Rußland möge zunächst einmal versuchen. Polen seinem eigenen Lande zu erhallen, ehe es andere Länder verschenkt.

Wien, 18. Aug. Das Fremdenblatt schreibt: Große Heiterkeit erregt hier die Tatsache, daß das französische Kriegsministerium einen Bericht an die Pariser Blätter sandte, in dem es heißt, der Zar habe das Königreich Polen wieder hergestellt und der österreichisch-ungarischen Armee sei es trotz der größten Anstrengungen nicht gelungen, die rus- ftsche Stadt Tarnopol in ihre Hände zu bekommen. Das französische Kriegsministerium weiß offenbar ">cht, daß Tarnopol eine galizische Stadt ist, und daß Oesterreich-Ungarn es nicht notwendig hat, die «ladt Tarnopol, die seit den Teilungen Polens zu dem festgefügten Bestand der österreichischen Mo­narchie gehört, erst zu erobern.

! Wien, 19. Aug. Ueber den neuen Balkanbund j schreibt dieReichspost": Ein neuer Balkanbund ist wirklich im Entstehen begriffen, aber nicht als Werk- , zeug Rußlands, sondern zu: Verteidigung gegen Rußland, zur Wahrung der Interessen der öst­lichen Balkanstaaten und zur Sicherung Konstanti­nopels und der Meerenge. Die Aktion ist schon weit er gediehen, als die heute vorliegenden Nach­richten erwarten lassen.

Budapest, 18. Aug. An der Spitze des Amts- l blattes erscheint heute ein allerhöchster Befehl, in ! dem angeordnet wird, daß die ungarischen Honveds ! und der Landsturm während der ganzen Dauer der Mobilisierung im Bedarfsfall auch außerhalb der Landesgrenze verwendet werden können.

Köln, 18. Aug. Ein Passagier, der mit dem von den Engländern beschlagnahmten Dampfer Kronprinzessin Cäcilie" gereist ist, teilt derKöln. Ztg." mit: Dem Schiff wurde am 31. Juli von französischen Kriegsschiffen der Weg verlegt. Es fuhr in den damals noch neutralen englischen Hafen ! Falmouth ein. Am 2. August wollte der Dampfer ' seine Fahrt fortsetzen, jedoch wurde ihm von den > englischen Behörden die Ausfahrt verboten. Zwei Tage vor der amtlichen englischen Kriegserklärung an Deutschland. (Wir weisen darauf hin, daß der beschlagnahmte Dampfer nicht identisch ist mit den: bekannten Riesenschiff des Norddeutschen Lloyds. D. Red.) (S. Ztg.)

Krirgshumor. Bei der Einnahme von Lüttich hat ein belgischer Gefangener einen deutschen Soldaten gefragt:Wie kommt cs nur, daß Ihr diese Festung so schnell eingenommen habt?" Der Deutsche sagte: Ja, wir haben ein Sprüchlein, und das heißt:Ein' feste Burg ist unser Gott", und das hat uns geholfen. Da sagt der Belgier:Habt Ihr kein Sprüchlein für uns?" Der Deutsche sagte: O ja. da nehmt Ihr gleich den 2. Vers, der heißt: Mit unsrer Macht ist nichts getan."

Telegramm an den ,',Enztäler".

Den 19. August 1914, abends 6 Uhr.

Stuttgart, 19. Aug. Das Kgl. General- Kommando gibt bekannt, daß bei Andernach eine französische Brieftaube abgefangen wurde, die genaue Angaben über deutsche Truppentransporte beförderte. Württemberg, vielleicht auch Baden kommen sehr wahrscheinlich als Auflassungsort in Betracht. Es besteht die Möglichkeit, daß mehrere französische Brieftaubenstationen in genanntem Gebiete in Betrieb sind. Das Kgl. General-Kommando bezweckt die öffentliche Aufmerksamkeit hierauf zu lenken und bittet gleichzeitig jedermann, bezügliche Beobachtungen unverzüglich an das General-Kommando gelangen zu lassen.

Telegramme desWolff'schenBnros

den 19. August, 10.10 Uhr nachts.

Berlin. Die französische fünfte Ka­vallerie-Division wurde heute unter schwe­ren Verlusten bei Perwez nördlich Namnr von unserer Kavallerie znrückgeworfen.

Berlin. Bayrische und badische Trup­pen schlugen die bis Weiler, IS Kilometer nordwestlich von Schlettstadt vorge­drungene französische SS. Jusauterie- brigade, brachten ihr grotze Verluste bei und warfen sie über die Vogesen zurück.

Den 20. August 1914, morgens 7 si) Uhr.

Berlin. Der hiesige japanische Ge­schäftsträger hat im Auftrag seiner Re­gierung dem Auswärtige» Amt eine Note übermittelt, worin unter dem Beruf auf das englisch-japanische Bündnis die so­fortige Zurückziehung der Kriegsschiffe in den japanischen und chinesischen Gewässern, oder die Abrüstung ihrer Schisse, ferner bis zum IS. September die bedingungs­lose Uebergabe des ganzen Pachtgebietes von Kiautscho« an die japanische« Behör­den «ud die unbedingte Annahme dieser Forderung bis zum 23. ds. verlangt wird.

Rom, 3.1« Uhr früh. Der Pap st ist gestorben. ^

LelSt« Nachrichten n TelcMMnN-

Den 20. Aug., mittags 'si12 Uhr.

Köln. (G.K.G.) Die Kölner Zeitungen stellen fest, daß der Kommandant der Festung Lüttich. General Leman, gestern im Automobil als Ge­fangener in Köln eingetroffen ist.

Wien. (G.K.G.) DieNeichspost" meldet, daß die österreichischen Truppen bei Brogar, 23 Klm. westlich von Semlin, die Newa überschritten haben.

Hamburg. DasHamburger Fremdenblatt" schreibt: Der amerikanische Botschafter in Peters­burg hat Auftrag erhalten, gegen die völkerrechts­widrige Massenverschickung der Deutschen in Rußland nach sibirischen Gegenden schärfsten Protest zu erheben.

Hamburg. (G.K.G.) 700 belgische Kriegs-,< gefangene trafen auf dem Schießplatz Minden aufJ der Lüneburger Haide ein; sie waren durchweg in schlechter Verfassung.

Berlin. (G.K.G) Aus Wien wird dem Berliner Tageblatt" gemeldet: Oefterreichische Truppen haben einen neuen Erfolg in Ser­bien davongetragen. Sie nahmen Obrenovatsch bei Waljewo ein.

Berlin, 18. August. (G.KG.) Wie deutsche Flüchtlinge aus Paris derKölnischen Zeitung" Mitteilen und wie durch zuverlässige Augenzeugen bestätigt worden ist, haben die französischen Truppen bereits am 1. August abends den belgischen Grenz- ort Erquelines besitzt, während die Deutschen erst in der Nacht vom 2. auf 3. August die belgische Grenze überschritten haben. Es ist damit einwand­frei sestgestellt, daß die Verletzung der belgischen Neutralität zuerst von Frankreich begangen worden ist.

Rom. 19. August. (W.TB.) Der Krankbeits- bericht über das Befinden des Papstes von 3 Uhr nachmittags besagt, daß die Verschlimm.rung s während der Nackt daher rührt, daß die Verbreitung : der Bronchitis im linken unteren Lungeulappen t schnell fortschritt.

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztülers. Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.