Zuhörerschaft den markanten Darlegungen, die wie ein großes Wandelbild an uns vorüberzogen, tiefsten Eindruck hinterlasfend. Für musikalische Genüsse sorgten in erster Linie der Liederkranz, dann durch den Vortrag von vierhändigen Klavierstücken, Violin- solis usw. Dr. Glitsch, A. Bechtle. R. Müller und Frl. Else Müller. Mit dem allgemeinen Gesang von „Deutschland über alles" und „Nun danket alle Gott" schloßen die beiden Teile des Festvortrags.
§ Neusatz. 18. Okt. Die Jahrhundertfeier der Völkerschlacht bei Leipzig wurde auch hier festlich begangen. Die Schuljugend und der Militärverein marschierten bei flatternden Fahnen und Trommelklang bei Einbruch der Dunkelheit auf die östlich des Orts gelegene Anhöhe bei der Pfütze. Hier wurde ein hellaufloderndes Freudenfeuer, das weit in die Rhein- und Pfinzgaue hinausleuchtele, abgebrannt. Die patriotischen Gesänge, die Ansprache des Schulamtsverwesers Kaupp und das Abbrennen eines Feuerwerks mit verschiedenen Zündkörpern und Raketen erweckten bei den zahlreich anwesenden Zuschauern erhebende Gefühle, die in einem begeistert aufgenommenen dreifachen Hurra auf die deutsche Einheit, auf die nationale Freiheit, auf die Treue zu Kaiser und Reich zum Ausdruck kamen.
ß. Ober- und Unterniebelsbach, 18. Okt. Auch hier wurde der 100jährige Gedenktag der Befreiung Deutschlands würdig begangen. Abends um 6 Uhr marschierte die gesamte Schuljugend und ein großer Teil der Einwohnerschaft in feierlichem Zuge auf den Frohnberg, auf welchem das Höhenfeuer, zu welchem die beiden Gemeinden sowohl wie die Bürgerschaft reichlich Material bei- gesteuert hatten, abgebrannt wurde. Patriotische Gesänge, Vortragen von passenden Gedichten seitens einiger Schüler wechselten miteinander ah. Hauptlehrer Gwinner hielt eine des Gedenktages entsprechende Ansprache, die in ein Hoch auf das deutsche Vaterland ausklang. Sämtliche Kinder wurden mit Brezeln beschenkt. Erhebend war es, von diesem schönen Aussichtspunkte all die vielen Freudenfeuer in der Nähe und Ferne emporlodern zu sehen! Voll Begeisterung ging jedermann nach Hause. Die patriotisch gesinnten Männer sammelten sich im Gasthaus zum Adler, wo Hr. Hauptlehrer Gwinner noch einen Vortrag hielt über: Deutschland vor 100 Jahren. Eine Schulfeier am Samstag reihte sich noch an.
8 Unterlengenhardt, 18. Okt. Zur 100- jährigen Feier der Völkerschlacht bei Leipzig wurde am 17. Oktober hier, nachdem in der Ferne abends die Feuer aufflammten, der durch Gaben von hiesigen Bürgern gespendete Holzhaufen auf der Höhe angezündet, welches in weithin sichtbarer Lohe aufflammte. Von den Insassen des Kurhauses wurden hiebei patriotische Lieder gesungen. Nachher fand eine Illumination des Kurhauses Burghalde und Feuerwerk mit hoch in die Luft aufsteigenden Raketen und bengalischer Beleuchtung statt, wobei wieder patriotische Lieder gesungen wurden.
Urkraft der Kieke.
Roman von Karl Engelhardt.
111 (Nachdruck verboten.)
Die beiden Männer hatten Platz genommen. Und Throndhjem begann zu erzählen. Schlicht und einfach, ohne Rückhalt und Beschönigung. Die ganze Tragik seines Schicksals. Und dann kam er auf den Verkehr mit Lichtens und auf Maja.
„Ich habe vom ersten Augenblick, da ich sie kennen lernte, empfunden, welche Schätze ihre Seele birgt und wie glücklich der sich preisen mußte, dem sich dieser ganze Reichtum zu eigen geben würde. Nirgends wurde es mir so wohl und so friedlich zumute, als wenn ich ihre Stimme hörte, und kein Weib habe ich höher achten und schätzen gelernt als sie. Sie sehen also, ich weiß, was Sie an ihrer Tochter besitzen. Und es ist fast eine Vermessenheit von mir, wenn ich Sie frage, ob Sie nach all dem, was Sie gehört haben, noch gewillt sein werden, mir Ihr köstliches Kleinod anzuvertrauen."
Er sah dem alten Herrn ins Gesicht. Als er aber bei den letzten Worten den ernsten Ausdruck unverändert sah, da durchzuckte ihn plötzlich der Gedanke: Wenn er sie dir verweigerte?
Und es mußte wohl die Scham, allenfalls abgewiesen zu werden, sein, die ihm alles Blut zum Herzen drängte.
Da streckte ihm Lichten die Hand hin.
„Herr Throndhjem, ich glaube. Sie zu kennen und habe unbegrenztes Vertrauen zu Ihrem inneren
*-j- Enzklösterle, 19. Okt. Auch in unserem Orte wurde der Gedächtnistag der großen Völkerschlacht in ehrwürdiger Weise gefeiert. Am Freitag machte unser Hr. Pfarrer und die HH. Lehrer mit der Schuljugend einen Ausflug ins Murgtal. Nach ihrer Rückkehr (abends 6 Uhr) wurde beim Einbrechen der Dunkelheit auf einer Anhöhe (bei der Eiche) ein großer Haufen Reisig in Brand gesetzt und bald loderte eine mächtige Feuersäule empor, welche inmitten der von unserem Hrn. Pfarrer veranstalteten bengalischen Beleuchtung mit Feuerwerk einen imposanten Anblick darbot. Allen Umstehenden wurde in einer Ansprache unseres Hrn. Pfarrers die Bedeutung des Tages vor Augen geführt. Am Samstag morgen war Böllerschießen und am Sonntag marschierte der hiesige Kriegeroerein unter starker Beteiligung mit der Fahne zur Kirche. Nach dem Gottesdienst war Frühschoppen im „Waldhorn", wo unser Hr. Pfarrer in einer längeren Ansprache der Zeit vor hundert Jahren gedachte. Unter Absingen patriotischer Lieder war die Zeit nur zu bald vorüber und die Kameraden mußten sich trennen, um im Familienkreise das bereitgehaltene Festessen einzunehmen. Allen, welche zu der Feier beigetragen haben, hauptsächlich aber unserem Hrn. Pfarrer Bader und den HH. Lehrern, sei auch auf diesem Wege herzlicher Dank gesagt.
** Feldrennach. Auch hier wurde die Gedenkfeier an die Völkerschlacht bei Leipzig in würdiger Weise begangen. Am 16. ds. Mts. fand abends von 8 Uhr an im gedrängt gefüllten Adlersaal ein Schüler- und Elternabend statt, bei welchem Deklamationen, patriotische Ansprachen und die vier Bühnenspiele: Das Heldenmädchen von Lüneburg. Deutsche Frauen und Mädchen vom Befreiungskriege, Der Trommeljunge von Dennewitz und Die Völkerschlacht bei Leipzig zum Vortrag kamen. Die Stimmung der Festversammlung war die denkbar beste, da alles tadellos klappte und vor allem die Vortragenden Kinder ihr bestes gaben. Hr. Schultheiß Rapp dankte in herzlichen Worten im Namen der Festoersammlung für die schönen Aufführungen und auf seine Aufforderung in den Ruf, unser liebes, teures Vaterland solle blühen und gedeihen, stimmte alles begeistert ein. Der Familie des Oberlehrers Ulrich, speziell ihm selbst, gebührt für ihre aufopfernde Tätigkeit während der Herbftvakanz bester Dank. Am 17. wurde der denkwürdige Tag abends von 6—7 Uhr mit Glockengeläute eingeleitet und um 6 Uhr auf dem Hinteren Bahnholz ein Höben- feuer abgebrannt.
Nagold, 18. Okt. Auf der höchsten Erhebung der Umgebung, dem Kühlenberg (626 m) oberhalb Emmingen, wurde ein Höhenfeuer abgebrannt. Man sah in der nahen und weiten Umgebung, besonders dem Schwarzwald mit Freudenstadt und der Hornisgrinde, auch der Schwäbischen Alb zu, ca. 40 Feuer. Der Anblick und Ausblick war großartig und erhebend.
Pforzheim, 18, Oktober. Zur Vorfeier des 100jährigen Gedenktages spielte auf dem Markte die Feuerwehrkapelle. Daß das Dankgebet auf dem
Konzertprogramm nicht fehlen durfte, war wohl selbstverständlich. Die Menschenmasse, die sich zu den musikalischen Vorträgen eingestellt hatte, war ganz beträchtlich. Unterdessen läuteten von 6 Uhr an alle Kirchenglocken der Stadt und von den nahegelegenen Höhen ertönten wuchtige Böllerschüsse. Das schönste an der Feier waren wohl die Höhenfeuer. die gegen 7 Uhr vom Wallberg, vom Wartberg, von dem Rod und vom Buckenberg aufflammten. Gerade das zuletzt erwähnte Feuer glich einer Flammensäule und nahm sich besonders von der Auerbrücke ganz wundervoll aus. Auch das auf dem Rod ließ sich imposant an, während die zwei anderen Feuer, wohl infolge des eintretenden Nebels, weniger deutlich zu sehen waren.
LOL. Neuenbürg, 20- Okt. Im Beisein des Landtagsabgeordneten Co mm ereil und zahlreicher Gemeindevertreter hat der Referent der Zweiten Kammer für das Eisenbahnprojekt Neuenbürg- Marxzell, vr. v. Kiene, hier das Gelände besichtigt und eine Aussprache veranstaltet, aus der hervorging, daß die wirtschaftlichen Interessen eine Ausführung des Planes rechtfertigen und daß die Geländeschwierigkelten nicht bedeutend seien. Die Bahn sei aber so zu führen, daß auch die Interessen des oberen Enztals gewahrt würden.
Neuenbürg, 15. Okt. Die neue Landwehrbezirkseinteilung für Württemberg. Die vom 1. Oktober ab gültige Landwehrbezirkseinteilung des 13. (württ.) Armeekorps sieht statt der bisherigen 17 Landwehrbezirke deren 18 vor, indem Stuttgart in 2 Bezirke eingeteilt worden ist. Für einige weitere Landwehrbezirke sind hinsichtlich der zugewiesenen Verwaltungsbezirke Verschiebungen erfolgt. Die Einteilung gestaltet sich jetzt u. a. wie folgt: Zur 51. Jnfanteriebrigade gehören die Landwrhrbezirke Calw mit den Oberamlsbezirken Herrenberg, Calw, Neuenbürg und Nagold; Horb mit den Oberämtern Horb, Freudenftadt, Sulz und Oberndorf.
Gardinen zu waschen. Nachdem die Gardinen gut ausgestäubt sind, werden sie vierfach zusammengefaltet, in ein Schaff gelegt und Regenoder Flußwasser darauf gegossen. Nach 24 Stunden werden sie in dem Wasser tüchtig geschwenkt und ausgedrückt, ja nicht gedreht und gewunden, denn das dient zum Verderben der Gardinen. Nun seift man sie, zusammengelegt, leicht ein und setzt sie mit kaltem Wasser auf die Herdplatte, läßt sie langsam heiß werden und drückt sie in dem Seifenschaum tüchtig, seift sie nochmals gut ein, nachdem die äußere Seite nach innen gedreht wurde, und stellt sie abermals mit kaltem Wasser auf. Jetzt läßt man sie eine Viertelstunde kochen; sie sind nun blendend weiß. Ausgedrückt, gespült und gebläut werden sie aufgehangen. Nachdem sie trocken sind, bessert man etwaige kleine Fehler aus. Nun erst zieht man die Gardinen durch ein Stärkebad, läßt sie wieder trocken werden, sprengt sie ein und plättet sie.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conrad» in Neuenbürg.
Menschen. Ich weiß, meine Tochter liebt Sie. Und wenn auch Sie ihr gut sind — und sonst wären Sie ja wohl beute nicht gekommen — dann habe ich gar nicht das Recht, dem im Wege zu sein, was Sie beide als Ihr Glück betrachten."
„Herr Professor-!" rief Throndhjem bewegt.
„Nicht Professor! Mein lieber Erich-dein
Vater und ich waren einst Freunde. Ich war's auch seinem Sohn. Und es freut mich von ganzem Herzen, daß ich ihm nun noch mehr, daß ich ihm jetzt auch Vater sein darf — — an seiner Statt. Nochmals -sei mir willkommen-mein Sohn!"
„Ich danke Ihnen!"
Lichten drohte mit dem Finger. „Dir-!"
„Ich danke dir!"
Sie schüttelten sich die Hände und schlossen sie zu festem Drucke. Ihre Augen hingen aneinander. Die des alten Herrn freundlich und zärtlich lächelnd, die des andern ernst und fest.-
Maja und Throndhjem waren verlobt. Die Nachricht rief in der Stadt keine Überraschung hervor. Man war seit langem darauf vorbereitet gewesen.
Majas Glück kannte keine Grenzen. Und auch Erich wurde durch die neue Zärtlichkeit und Liebe, deren er längst entwöhnt war, weicher gestimmt. Doch wich der Druck nicht von ihm, der auf ihm lastete seit dem Tode seiner ersten Frau. Und es konnte Vorkommen, daß er mitten in heiterer Unterhaltung plötzlich verstummte und daß Schatten über seine Stirn zogen, wie wenn Wolken vor die Sonne treten.
Maja war zu sehr an seinen Ernst gewöhnt, als
daß sie ihn besonders beargwöhnt hätte. Erich war ja so lieb und gut zu ihr. Und sie war mit so wenigem zufrieden!
Vierzehn Tage vor Weihnachten kam Throndhjem, wie sehr häufig, zum Mittagessen. Ta traf er außer Maja und ihren Eltern noch einen schlanken, jungen Mann mit starkem, braunem Schnurrbart im Wohnzimmer.
Maja flog ihm sofort entgegen und hing sich an seinen Arni.
„Erich-Erich, steh nur, wer gekommen ist!"
Und sie führte ihn zu dem jungen Manne, der ihnen entgegenkam. Nun fiel Throndhjem die Ähnlichkeit auf.
„Ah-sicher dein Bruder?"
„Jawohl," erwiderte dieser, „meine Hand, lieber Schwager. Ich hoffe, wir werden gute Freunde werden."
„Ich zweifle nicht daran."
Man setzte sich und die Unterhaltung glitt heiter hin und her. Walter und Erich hatten sich bereits angefreundet. Nach dem Essen blieb inan noch bei einer kleinen Bowle beisammen, die Maja zu Ehren des Bruders gebraut hatte. Sie kannte seine kleinen Schwächen.
Doktor Walter Lichten war Privatdozent für Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Berlin. Er hatte nun seine Vorlesungen geschloffen und war gekommen, seine Familie zu besuchen und Majas Bräutigam kennen zu lernen.
(Fortsetzung folgt.)