und Straßenwart wurde je eine Gehaltserhöhung von 100 Mk. bewilligt. — Der Militärverein hier erhält zu den Kosten für die Abhaltung eines Bezirkskriegertages einen Beitrag von ISO Mk. — Ferner wurde beschlossen mit Rücksicht auf die allgemeine Steigerung des Zinsfußes für Kapitalanlehen und darauf, daß die Gemeinde für ihre eigenen Schulden 4Vr Proz. Zins bezahlen muß, den Zinsfuß für die von der Gemeindepflege und Armenpflege hingeliehenen Darlehen mit Wirkung vom 1. November ds. Js. an auf 4'/, Proz. zu erhöhen. — Der Voranschlag für die Armenpflege schließt bei 1095 Mk. Einnahmen und 4139 Mk. Ausgaben mit einem Abmangel von 3044 Mk. ab, sodaß die Gemeindepflege der Armenpflege rund den Betrag von 3100 Mk. zuzuschießen hat. — Infolge der Erbauung eines 3. Geleises für die Staatsbahnlinie von hier nach Wildbad wird die Verlegung eines Teils der seitherigen Staatsstraße zwischen hier und Wildbad erforderlich, da die seitherigen schienengleichen Uebergänge bei den beiden Bahnwarthäusern beseitigt werden sollen. Das zu verlassende Stück der Staatsstraße bleibt als Feld- und Holzabfuhrweg bestehen und soll seine Fortsetzung zum hiesigen Ort in gerader Linie bis zum Dobler Uebergang erhalten. Die Eisenbahnverwaltung will zu diesem Zweck den seitherigen Feldweg unter den Taubenäckern zwischen Spießfeld und dem Wärtles- weg zu einem regelrechten fahrbaren Feldweg ausbauen, den Stich beim Dobler Fußweg beseitigen und die hiedurch notwendigen Güterauffahrten Herstellen lassen. Die Wege sollen dann in das Eigentum und die Unterhaltung der Gemeinde übergehen. Hiefür hat die Eisenbahnverwaltung der Gemeinde ein Abfindungskapital zu zahlen, welches die Erstere auf Grund der von der K. Straßenbauinspektion Eaiw angegebenen. Unterhaltungskosten für den Quadratmeter Straßenfläche und bei Annahme eines Zinsfußes von 4*/» Proz. auf rund 6600 Mk. berechnet. Dem Antrag der K. Bahnbausektion Pforzheim gemäß haben die Gemeindekollegien heute über diesen Gegenstand beraten und beschlossen, sich im Grunde mit der von der K. Bahnbausektion geplanten Wegführung einverstanden zu erklären; als Abfindungssumme für die Uebernahme dieser Straßenstrecken aber den Betrag von 10 000 Mk. zu fordern. Die Kollegien sind der Ansicht, daß der von der K. Bahnbausektion berechnete Unterhaltungsaufwand bei den stetig sich steigernden Kosten der Materialien und Löhne auf die Dauer nicht reichen wird, und daß der Zinsfuß von 4*/» Proz. zu hoch gegriffen sei. Die Annahme eines Zinsfußes von 3V- Proz. - erscheine angezeigt. Ferner wird gefordert, daß die K. Eisenbahnverwaltung für jetzt und später dem Forstamt Wildbad keinerlei Erlaubnis für einen Weg gibt, welcher in den von der Gemeinde zu übernehmenden Weg mündet, damit die Unterhaltungskosten dieses Weges nicht gesteigert werden.
§. Oberlengenhardt, 30. Juli. Eben um 1 Uhr mittags verspürten wir einen kräftigen Erdstoß, der Möbel rc. in Bewegung setzte.
Calw, 31. Juli. Durch das Erdbeben am
Doktor StMfried.
Humoristischer Roman von Dora Duncker.
35s (Nachdruck verboten.)
Zwei Tage später, an einem regnerischen Morgen, ging Gustav« nach Untersberg hinüber. Sie hatte absichtlich eine so frühe Stunde gewählt, um ihren Bruder nicht zu treffen. Robby hatte bis ein Uhr mittags Fabrikdienst. Auch dem jüngeren Fredenskirch wollte sie nicht begegnen; selbst wenn er schon aus Böhmen zurückgekehrt sein sollte, pflegte er um diese Zeit auf seinem Bureau zu arbeiten. Was sie heute zu sagen hatte, machte sie am besten mit dem Rektor ab.
Mit weniger elastischen Schritten als sonst ging Gustava durch den regenfeuchten Wald. An den Tannenspitzen glitzerten die Tropfen wie Milliarden reiner, klarer Tränen. „Kindertränen" dachte Gustava, „es wird nicht lange währen bis sie trocknen, dafür ist die liebe Mutter Sonne da — wer es auch so gut hätte auf der Welt!"
Mit einem energischen Ruck riß sie sich zusammen und schritt schneller aus. Es gab wirklich gar keinen Grund, die Dinge so trübe anzusehen, wie sie sich's letzthin in einsamen Stunden ungewohnt hatte. Robbys halber durfte sie außer jeder Sorge sein. Er war rin prächtiger Bursche, auf den man sich verlassen konnte, und in den besten Händen. Davon hatte sie sich in den zwei letzten Wochen genugsam überzeugt. Und sie selbst? Sie mußte eben durch. Es ging ein bißchen langsam freilich, aber einmal würde
Druck und Berlag der
Sonntag mittag erhielt an der Lehrerswohnung beim neuen Schulhaus in Stammheim eine ca. 50 em starke massive Mauer einen Riß von 4—5 cm. Auch das Kellergewölbe bekam einen sehr starken Riß. An der Mauerecke wurden die Rohrschellen der Dachrinne herausgerissen und die Rinne auseinander gezogen. Die Möbel der Wohnungen machten ganz bedenkliche Schwankungen.
Pforzheim, 31. Juli. Während des eisig kalten Gewitterregens am Schluß des gestrigen Sonntages zeigte sich nach 8 Uhr eine eigenartige Naturerscheinung. Etwa 10 Minuten vor ihrem Untergange zeigte sich plötzlich während des Regens die Sonne zunächst als gelblichroter Fleck von unbestimmter Form, der bald rötlicher wurde und die Gestalt einer kurzen Feuergarbe annahm. Diese rundete sich alsbald und es leuchtete mit gedämpftem, blutigrotem Scheine wie eine Mitternachtsonne der Sonnenball durch schwarze Wolken und strömenden Regen. Der auffallende Gegensatz der Erscheinungen weckte die Erinnerung an die überaus großartige Morgenröte am Morgen nach dem Erdbeben vom 16. November 1911. (Pf. A.)
Lichtenstein-Spiele Dietlingen. Da die Lichtenstein-Spiele in letzter Zeit ausverkauft waren und viele, die nicht beizeiten eine Eintrittskarte gekauft hatten, wieder umkehren mußten, hat die Spielleitung beschlossen, in nächster Zeit einige Spiele in den Spielplan einzuschieben, zumal auch viele Vereinsmeldungen für die nächsten Spielsonntage schon vorliegen. Es soll Samstag den 36. Juli ds. Js. eine außerordentliche Nachmittagsvorstellung geben, zu der die Schüler aller Lehranstalten auf allen Plätzen sehr bedeutende Preisermäßigung erhalten, Außerdem soll auf vielseitigen Wunsch am 3. August ds. Js. eine Abendvorstellung mit Feuerwerk und Beleuchtung veranstaltet werden. Es ist nicht nötig, auf den Reiz und großartigen Eindruck einer Abendvorstellung noch hinzuweisen. Die Abendvorstellung am 9. Juli hat den Beweis schon erbracht. Es soll aber erwähnt sein, daß die Zugverbindungen besser als am 9. Juli geregelt sein werden. Das Nähere wolle man aus den Anzeigen ersehen.
ep. Häuser der Barmherzigkeit. Wer in den Tagen des Alters auf fremde Hilfe angewiesen ist, ist übel daran. Solchen alten armen, erwerbsunfähig gewordenen Volksgenoffen beiderlei Geschlechts ohne Unterschied der Konfession wollen die „Häuser der Barmherzigkeit" eine Zufluchtsstätte und Heimat bieten. Die erste dieser Heimstätten, eine Schöpfung der Königin Olga, wurde im Jahre 1865 in Wildberg mit 35 Pfleglingen eröffnet, eine zweite wurde im Jahre 1873 in Eßlingen errichtet und, nachdem sie zu klein geworden, 1904 auf das frei, gesund gelegene Hofgut Staigacker bei Backnang verlegt. Im Dezember 1913 beherbergten die beide» Anstalten 186 männliche und 109 weibliche Pfleglinge. 1.07 von ihnen erhalten Altersoder Unfallrente, aus der das Kostgeld ganz oder wenigstens zum Teil gedeckt werden kann. Für eine Anzahl bedürftiger Pfleglinge wird ein etwa nötiger
Zuschuß von den beteiligten Armenverbänden geleistet. Aber noch gibt es viele alleinstehende arme Leute, die von Alter und Schwachheit gebeugt, einer gesicherten Unterkunft dringend bedürfen, für welche aber die zur Bestreitung des Kostgeldes erforderlichen Mittel nicht aufzubringen sind. Soweit möglich, wird solchen Pfleglingen aus dem Karl-Olgafonds ein Beitrag gewährt. Infolge der Steigerung der Lebensmittelpreise usw. sind jedoch die Betriebskosten der Anstalt gewachsen; dazu kommt eine auf dem Haus lastende große Bauschuld. Deshalb wäre eine weitere Verstärkung des Fonds durch besondere Beisteuern oder Vermächtnisse sehr erwünscht. Vielleicht wollen da oder dort freundliche Gönner der hilflosen, oft in den traurigsten Verhältnissen lebenden alten Leutchen gedenken und es dem Karl-Olgafonds noch mehr als seither ermöglichen, ihnen einen friedlichen Lebensabend in einer der Heimstätten zu gewähren!
veniüschiesl
Insektenstiche. Auf Spaziergängen im Walde und auf Wegen zwischen Feldern setzt man sich in der jetzigen Jahreszeit, namentlich an schwülen Tagen und vor dem Ausbruch von Gewittern, sehr oft der Gefahr aus, von Insekten gestochen zu werden. Die Wirkungen der Insektenstiche werden kaum durch die geringfügige Verletzung hervorgerufen, das Gift vielmehr, das in die Wunde dringt, oder der Stachel, der stecken bleibt, verursachen den Schmerz. Im allgemeinen sind zwar Insektenstiche nur selten tödlich, aber immerhin geben sich ihre Folgen oftmals in mehr oder minder heftiger entzündeter Anschwellung des betreffenden Körperteiles und durch meist einige Tage hindurch andauerndes Schmerzgefühl kund. Gegen Insektenstiche, welche die Hände treffen können, schützt man sich am besten durch lederne Handschuhe. Von Stichen betroffene Hautstellen betupft man mit Salmiakgeist, den man deshalb auf Spaziergängen im Sommer stets bei sich führen sollte. Gegen die Entzündung macht man kühlende Umschläge. Diese sind zu erneuern, wenn das Tuch warm geworden ist und die Schmerze» an der betroffenen Stelle noch empfunden werden. Rührt der Stich von einer Biene oder dergleichen her, so muß der Stachel vorher mit den Fingern oder, wenn nötig, mit einer Pinzette herausgezogen werden. Die von allersher Übliche Verwendung von kühler Erde ist zu verwerfen, da leicht kleine Teilchen von Erde in die Wunde gelangen können und dadurch die Gefahr einer Blutvergistnng entsteht. Gegen Stiche im Munde wendet man Eisftückchen an, die man im Munde zerschmelzen läßt, in schwereren Fällen muß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Was „Quo vadis" eintrug. Der bekannte polnische Romanschriftsteller Hendrik Sienkiewiez hat für die Verfilmung seines Romans „Quo vadis" von einer amerikanischen Kinematographen- gesellschaft über eine Million Frank erhalten. Für das Aufführungsrecht dieses Films in Europa wurde dem Dichter abermals eine Million bezahlt, sodaß der glückliche Filmautor über zwei Millionen Mark einkassieren konnte.
ja das Herumtasten und Probieren aufliören. Am Ende würde sie etwas finden, was ihr Brot «ab, ohne ihr dabei ein zu tiefes Herabsteigen in der Verwertung ihrer Kunst zuzumuten.
Sie blickte nicht ohne Stolz auf eine große Rolle, die sie im Arm trug. Wenn das da seine Schuldigkeit tat —l Plötzlich blieb sie stehen, gerade am Ausgang des Waldes, dem Fredenskirchschen Hause gegenüber, dessen bunte Sommerpracht farbenfreudig sogar durch den grauen Nebelmorgen leuchtete. Ob es nicht doch geraten war, gleich an die richtige Adresse zu gehen, aufrichtig mit Oskar Fredenskirch zu sprechen? Sie hatte doch sonst niemals Umwege gemacht. Sie schüttelte den Kopf.
Ebenso schnell als er gekommen, war dieser halbe Entschluß auch schon wieder verflogen. Oskar Fredenskirch war so seltsam verschlossen, so wortkarg gegen sie. Sie hatte kein Recht, an seine persönliche Teilnahme zu appellieren.
Rein geschäftlich aber konnte die Sache ebenso gut, ja besser, durch einen Dritten gemacht werden. Damit war denn auch jede Möglichkeit ausgeschlossen, daß er aus purer Höflichkeit gegen die Dame „ja" sagte. Gustava stieg das Blut ins Gesicht. Das wäre das letzte gewesen, was sie gewollt hätte.
Der alte Herr saß in seinem mit Büchern bis an die Decke vollgepropften Arbeitszimmer. Die Bücherei hatte für die Büsten Homers, Aeschylos', Sophokles' und Euripides' und ein paar gute Stiche aus der griechischen Geschichte und Mythologie gerade noch Platz gelassen. Der Rektor saß an seinem
kleinen altmodischen Mahagonischreibtisch und hatte einen großen Stoß Bücher und Schreibpapier vor sich liegen, als ihm Fräulein Hill gemeldet wurde.
Rasch und behende sprang er auf und lief ihr bis zur Tür entgegen. Er hatte das kluge, vornehme, schöne Geschöpf warm in sein altes Herz geschlossen.
Sie legte die Rolle rasch beiseite und ergriff die dargebotene Hand.
„Aber ich störe Sie, Herr Rektor. Verzeihen Sie mir, ich wußte das nicht."
Er schüttelte den weißen Kopf.
„Das glauben Sie ja selber nicht, Fräulein Hill. Einen alten Mann stören, im Müßiggang höchstens."
Gustava sah sich lächelnd im Zimmer um. „Nach Müßiggang sieht es hier nicht gerade aus, Herr Rektor."
„Man tut, was man kann, mein liebes Fräulein, um nicht ganz zu verbauern. Da ist ja auch noch so manches hängen geblieben aus der Zeit der Arbeit, das sich nun wieder hervorwagt, nachdem man Feierabend gemacht hat. Sie, die Sie mitten im frohen Schaffen stehen, werden begreiflicherweise über den alten Toren lächeln."
Der Rektor hatte sich aus alter Gewohnheit — er kannte keinen anderen Platz in diesem seinem Allerheiligsten — an den Schreibtisch zurückgesetzt, nachdem er Gustava sich gegenüber einen Sitz geboten hatte.
(Fortsetzung folgt.)
L. Meeh'scheu Buchdruckerei de- EnztSlerS (Inhaber <8. Louradt i« Neuenbürg.)