auch für die württembergischen Murgtalgemeinden eine große Wohltat, würde aber freilich den württ. Murglatverkehr noch mehr als bisher murgtalabwärts leiten und dem badischen Lande zuführen.
Marbach, 18. Nov. Gemeinderat Dr. Stoll hat den bürgerlichen Kollegien 10 000 Mark zu Schul- und Bildungszwecken überreicht.
Hofherrnweiler, O.A. Aalen, 18. Novbr. (Gemeine Tat.) Bei Tagesanbruch sah man gestern das Bild des gekreuzigten Heilands am Mlssionskreuz auf dem Kirchenplatz mit einer roten Zipfelmütze und einer roten Kranzschleife verhängt. Die rote Mütze war über das Haupt gestülpt. Wie die „Jpf- und Jagstzeitung" berichtet, betete die über die gemeine Tat aufs schmerzlichste betroffene kalh. Gemeinde zu Beginn des Gottesdienstes mu ihrem Geistlichen, der in bewegten Worten gegen die Schändung Verwahrung einlegte, einen Sühnerofenkranz. Alle Kirchenbesucher waren tiefbelrüvl, vielen, auch Männern, standen die Tränen in den Augen.
Zuffenhausen, 17. Nov. Der „Alltäglichen Runofchau" wird aus ihrem Leserkreise folgender Kuhhandel berichtet: In der unteren Stadt bot ein Handelsmann eine schwarze Kuh an. Auch ein Gipfer war dabei, als um die Kuh gehandelt wurde. Um den Händler zu uzen, sagte er, er könne auch hebräifch, und welschle einiges drauf los. Der Handelsmann sagte dann: „Gut, dann kaufen Sie mir ab die Kuh hebräisch! Sie kostet fausches schmudmolumschuck" (580 Der des Hebräischen kundige Gipfer meinte, das sei zuviel, er biete gimmelfchuck (3 -^k.) weniger. Der Händler aber sagte kurz: „Gut, s' follste haben." Denn der weife Gipfer halte gesehlt mit seinem Hebräifch. Er Halle sagen wollen gimmelmerfchuck (300 ^) weniger! Als er seinen Irrtum merkte, sprang er davon. Der Handelsmann aber sprang ihm nicht nach, sondern beabsichtigt in gutem Deutsch vor Gericht die Sache zum Austrag zu bringen. Und die Moral von der Gefchicht: O Gipser sprich hebräisch nicht!
Die Sicherheit bei der Württemb. Sparkaffe (Laudesfparkaffe) im Kriege.
Es ist wahrzunehmen, daß in letzter Zeit manche Sparer darüber beunruhigt wurden, wie die Verhältnisse bezüglich ihrer Einlageguthaben sich gestalten könnten, falls je das Deutsche Reich im weiteren Verlauf der gegenwärtigen Wirren am Balkan wider Erwarten ln einen Krieg verwickelt werden sollte. Zur Aufklärung sei mitgeteilt, daß für den Falk eines Kriegs für die Einleger nicht der geringste Grund zu Befürchtungen besteht. An den Sparguthabenkann nichts verloren werden, weil die Sparkasse alle Gelder in ganz sicherer Weise in erstklassigen Hypotheken, Wertpapieren und Gemeindedartehen angelegt hat und zudem ein Ver- mögensüberfchuß (Refervesonds) von 10'/, Millionen Mark vorhanden ist. Den Rückforderungen derSparerwirdauch während eines Kriegs jederzeit enlsprochen werden können, denn
es ist in umfassendster Weise dafür gesorgt, daß bares Geld nach Bedarf, auch in dem denkbar größten Umfang, beschafft werden kann. Zu diesem Zweck ist nahezu 'ft des gesamten Vermögens in jederzeit leicht flüssig zu machenden Werten angelegt. Zur möglichst sicheren Verwahrung der vorhandenen Werte und Urkunden sind die besten Einrichtungen getroffen. Dieanscheinend schon aufgetauchte Ansicht, es könnte beim Ausbruch eines Krieges der Staat oder das Reich die Spargelder an sich ziehen, ist natürlich völlig grundlos und es erscheint geradezu unglaublich. wie solche unsinnige Befürchtungen überhaupt entstehen können. Aus all dem mögen die Sparer entnehmen, daß die Sicherheit ihrer Einlageguthaben nichts zu wünschen übrig läßt; ihre Er sparniffe werden vielmehr auch im Falle eines Kriegs bei der Landessparkasse (ebenso wie bei den Oberamtssparkassen) weit sicherer sein, als im eigenen Besitz. Hoffen wir aber, daß eine baldige friedliche Beilegung der gegenwärtigen politischen Verwicklungen auch die ängstlichen Gemüter aller Sorgen enthebt.
Aus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
Alten steig, 18. Nov. Heute mittag starb im Krankenhaus in Nagold unser städt. Oberförster Pfister hier.
Pforzheim, 19. Nov. (Viktoriatheater.) Wir möchten darauf aufmerksam machen, daß der Wochenspielplan geändert werden mußte. Mittwoch wird die mit außergewöhnlichem Beifall aufgenommene Operette „Eva" gegeben; der Donnerstag bringt eine Wiederholung der Posse „Autoliebchen". Freitag geht, wie angekündigt, das tragikomische Märchen „Turandot" in der Schillerschen Bearbeitung in Szene.
Pforzheim, 15. Novbr. Dem „Bad. Beob." wird von hier geschrieben, daß hier die Wahr- sagerei in einer Weise blühe und geradezu erstaunlich sei. So hat gegenwärtig eine Frau in der K.- und eine in der L. Straße einen großen Zulauf. Die Frauen legen denen, die nicht alle werden (fast lauter junge, unerfahrene Mädchen) für 50 die Karlen. Am Freitag und Samstag, wenn der Zahltag ist, machen die vermeintlichen Wahrsagefrauen das beste Geschäft, da sie oft geradezu überlaufen werden, so daß an diesen Tagen kaum anzukommen ist.
Pfoftzheim, 19. Nov. Den Sonntag nachmittag, der die Menschen aus der Stadt ins Freie lockte, hat ein bis jetzt Unbekannter dazu benutzt, in die Wohnung eines städtischen Gasgeldergebers in der östlichen Karl-Friedrichstraße einzubrechen und u. a. Wertsachen, eine alte Geldtasche mit 7000 ^ zu stehlen.
Dietlingen, 18. Novbr. Heute nacht hat es wieder einmal hier gebrannt. Gegen 12 Uhr nachts brach in der Scheuerder Zimmermeister Schlittens- Hardt Wtw. hier Feuer aus. das sich rasch dem Wohnhaus der Frau Schlittenhardt milteilte und die Häuser und Scbeunen von Wilb. Beuchle und
Gin deutsches Mädchen.
Roman von Karl Meisner.
6! (Nachdruck verboten.)
Die Künstlerin hatte in sprachlosem Entzücken das blinkende Gold angestarrt. Jetzt steckte ihre zitternde, kleine, weiße Hand das Geld in ein winziges Börschen. Die schlanken Finger schlossen sich krampfhaft um den erworbenen Schatz.
„Ach, mein Herr, ich vergaß vorhin in der Freude, dem großmütigen Käufer meinen innigsten Dank zu sagen. Wer ist denn der gütige Herr, dem ich diese unerwartet reiche Hilfe in großer Not verdanke?"
„Ich bedaure sehr, mein Fräulein, Ihnen den Namen nicht sagen zu können, wenigstens jetzt noch nicht, da ich mir erst die Erlaubnis dazu erbitten muß. Aber Ihren Namen, liebes Fräulein, möchte ich gern wissen nebst Ihrer Adresse, damit ich weiß, wohin ich mich zu wenden habe, falls ich noch weitere Aufträge für Sie erhalten sollte. Bitte, schreiben Sie mir beides auf dies Papier."
Das Mädchen nahm den Federkiel, den ihr Walser, in Tinte getaucht, überreichte, und schrieb in zierlicher, klarer Schrift seine Adresse auf und seinen Namen: Martha Homann.
„Wann beehren Sie mich wieder, Fräulein Homann?"
„Sobald ich die nächsten Bilder ausgeführt habe, an die ich mit allem Eifer gehen werde."
„Sehr wohl! Ich wünsche Ihnen recht gutes Gelingen."
Damit reichte er Martha die Hand, die sie dankbar drückte. Dann griff sie nach ihrer leeren Mappe und verließ mit freundlichem Gruß das Geschäft des ehrenwerten Kunsthändlers Walser. ,
Dieser rieb sich nach dem Fortgehen des Mädchens vergnüglich schmunzelnd die Hände. „Man soll auch das Unscheinbare nicht übersehen," murmelte er. „Aus diesem Geschäft folgen noch andere, auch wenn die Skizzenmappe leer ist. Ich kenne meine Leute."
Dann packte er sorgsam die Bilder zusammen, legte sie zu den „Schmugglern" und rechnete dann für jedes der sechs Aquarelle dem Käufer vier Pfund an. Das machte für ihn einen schnell verdienten Reingewinn von sechs Pfund aus, wie er in seinem Geheimbuch, das in einem Seitenfach der Kasse lag, gewissenhaft vermerkte.
ll.
Martha Homann eilte beflügelten Schritts durch die Straßen, soweit das dichte Menschengewühl und die unaufhörliche Reihe von Fuhrwerken ein Eilen überhaupt zuließen. Nach gut einer Stunde erreichte sie endlich das Ziel ihrer Wanderung, ein von außen verwahrlost aussehendes Haus von der Sorte jener Art von Mietskasernen, in denen arme Leute, verlorene Existenzen, meist zu Hausen pflegen. Durch einen langen, dumpfen Flur eilte sie hindurch und stieg dann acht Treppen hoch, deren verwitterte, ausgetretene Stufen bei jedem der leichten Tritte des Mädchens knarrten. Vor der Tür, die in ein niedriges Dachzimmerchen führte, blieb sie stehen, holte einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete behutsam.
Jak. Bischofs ergriff, welche ebenfalls ein Raub der Flammen wurden. Zum Glück lagen die drei Anwesen etwas abseits der übrigen Häuser, so daß eine Weiierverbrellung des Feuers, das so rasch um sich griff, ausgeschlossen war. Man vermutet auch hier wieder Brandstiftung, zu welcher Ansicht man umso leichter neigt, als das etwa der achte Brand ist, der in den letzten 2 Jahren hier ausgebrochen ist.
Besondere Arbeiterwochenkarten. Nach den besonderen Arbeiterwochenkarten der Sorten I und 11 werden künftig auch Karten nach Sorte 111 ln grauer Farbe mit zwei rolen Diagonalstreifen für drei Benutzungstage zum Preis von ^/s—'ft des Preises der Kurten der Sorte 1 ausgegeben. Die Karlen der Sorte 111 dürfen nur ausgegeben werden, wenn drei der im Anschlag über die Ausgabe von Arbeiterwochenkarten genannten Festiage in eine Kalenderwoche fallen. Dies trifft zu in den Weihnachls- wochen, wo das Christfest aus Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag fällt. Im Verkehr nach Psorzyeim werden Karlen der Solle 111 nicht ausgegeben, da in Buden der Johannestag kein Feier- ta g ist. __
Oermrsetzres.
Zimmerheizung. In der Regel wird zu Beginn der kühleren Jahreszeit bei der Z>mmerheizung der Fehler gemacht, dag gleich zu stark gehetzt wird, so daß sich für die Gesundheit der Zlmmervrwohner allerlei 'Nachteile entstellen. Wer sein Zimmer Ml Herbste überheizt, wird bald merken, baß sem LLärmebedürsNls sich immer mehr steigert und er sich im heißen Zimmer stark verweichlicht. Neben den Temperaturverhällnissen spielt hiebei auch die Trockenheit der Lust herein. Denn sobald die Fenster regelmäßig geschloffen gehalten werden und der Ofen im Zimmer brennt, entsteht trockene Lust, wenn nicht, und zwar ganz regelmäßig, von Zen zu Zeit immer wieder fusche Lust von außen hereingelassen wird. Für gesunde Leute genügt rm Herbste eme Zimmeuemperalur von 14 bis höchstens 16 Grad R. oder 18 bis höchstens 20 Grad C. Selbstverständlich ist es, daß m Räumen, wo sich viele Menschen ansammeln oder wo Arbeiter sich starken Mustel- anstrengungen unterziehen müssen, die Temperatur noch niedriger zu Hallen ist. Sitzende Lebensweise ersorderl immer stärker erwärmte Zimmer. Auch die Wohnräume, in denen alle Leute oder Kranke sich ausyalten, erfordern besondere Sorgsall m der Herstellung der geeigneten Zimmerwärme.
Auflösung des Zahlenrätsels in Rr. 179:
Streicht man die Zahl 29 achtmal, die Zahl 49 zweimal, die Zahl 59 einmal, so beträgt die summe der übrig bleibenden Zahlen: L9L2.
Richtig gelöst von WuUcr Kubier, Richard Blaich, Max Ade und Berta Beutel in Neuenbürg, Willy Mast und Wilhelm Proß jr. >n Rotenbach, Wilhelm Burtte m Schwann, Marie Burlhardt in Dennach, S. Laubl in Obernhauien, Otto Gratzie in Herrenalb, Gustav Seyfried in Golmbach, Georg Oetschläger jr. m Schömberg unb Rosa Pfeiffer in Bernoacy.
„Bist Du es, Martha," fragte eine müde Stimme die von einer bleichen, abgehärmt aussehenden Frau herrührte, die in einem dürftigen, aber reinlichen Bett lag.
„Ja, liebe, liebe Mutter, ich bin es! Freue Dich, lieb Mütterchen, nun hat alle Not ein Ende, Gott hat uns geholfen und gute Menschen. Hier, sieh das viele Geld, das ich für die Bilder erhalten habe." Damit schüttete sie den blitzenden Inhalt ihrer kleinen Börse auf das Deckbett vor ihrer Mutter. Mühsam richtete diese sich auf und betrachtete mit gefalteten Händen das Häufchen Goldstücke. Eine Träne glänzte in ihrem Auge.
„Aber das ist's nicht allein," fuhr Martha fort, die vor dem Bett ihrer Mutter niedergekniet war und deren durchsichtige Hände liebkosend streichelte. „Ich habe auch für die Zukunft Erwerb. Der gute Herr, der die sechs Aquarelle kaufte, hat mir auch Auftrag gegeben, alle übrigen Skizzen Vaters noch auszuführen. O, an meinem Fleiße soll es nicht fehlen. Du wirst sehen, Mütterchen, in ganz kurzer Zeit haben wir unser Reisegeld beisammen, um nach Deutschland zurückzukehren. Verzage jetzt nicht rnehr, bald wirst Du Deine geliebte Heünat Wiedersehen, bald sind wir in München.
Die bleiche Frau schüttelte traurig den Kopf.
„Ja, so Gott will, wirst Du, mein Kind, München Wiedersehen, das glaube ich auch, aber ich — nein, daran zweifle ich. Meine Tage sind gezählt und meine Reise wird zu jener Heimat führen, von der es keine Trennung mehr gibt."
(Fortsetzun g folgt.)
Druck und Berlag der L. Meeh'sches Buchdruckeret des Luztäler> (Inhaber E. Lonradi) tu Neuenbürg.